Das Lebenselixier. Эдвард Бульвер-Литтон

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Das Lebenselixier - Эдвард Бульвер-Литтон


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die Dame des Hauses war eine Gruppe in allgemeiner Unterhaltung versammelt; sie saß wie gewöhnlich im Mittelpunkt und strickte – schnell, wenn sie sprach, langsam, wenn sie zuhörte.

      Ohne den Besuch zu erwähnen, den ich am Morgen gemacht hatte, lenkte ich das Gespräch auf die verschiedenen Adelssitze in der Nachbarschaft und warf dabei gleichzeitig die Frage ein, um was für einen Mann es sich bei Sir Philipp Derval handle, indem ich gleichzeitig mein Bedauern äußerte, dass er einen so schönen Platz verfallen lasse. Die Antworten, die ich erhielt, brachten mir nicht viel mehr, als ich ohnehin schon erfahren hatte. Mrs. Poyntz wusste von Sir Derval nur so viel, dass er schöne Besitzungen habe, deren Ertrag durch eine Erhöhung des Werts seiner Grundstücke in L..., welche in unmittelbar Nähe des Besitzes ihres Gatten lägen, beachtenswert gesteigert worden sei. Zwei oder drei langjährige Bewohner des Hill erinnerten sich noch an seine Jugendzeit, als er lebensfroh, hochsinnig, gastfreundlich und verschwenderisch gewesen sein musste. Einer bemerkte, dass die einzige Person, die während seiner späteren selbst gewählten Abgeschiedenheit Kontakt zu ihm gehabt habe, Dr. Lloyd gewesen sei; der Doktor habe damals doch keine Praxis gehabt und sei ihm bei gewissen chemischen Versuchen zur Hand gegangen.

      An dieser Stelle schaltete sich ein Herr ins Gespräch ein, der mir und überhaupt in L... fremd war; ein Gast eines Bewohners des Hill, welcher die Erlaubnis erbeten hatte, ihn seiner Königin als einen vielgereisten Mann und bedeutenden Altertumskenner vorstellen zu dürfen.

      Dieser Herr sagte also: „Sir Philipp Derval? Ich kenne ihn. Ich traf im Orient mit ihm zusammen. Wenn ich mich nicht irre, so war er damals ein großer Anhänger der Chemie – ein gescheiter, wenn auch seltsamer Philanthrop; hatte Medizin studiert oder übte sie wenigstens aus und soll wahre Wunderheilungen bewirkt haben. Ich wurde in Aleppo mit ihm bekannt gemacht. Er war in diese von englischen Reisenden wenig besuchten Stadt gekommen, um über die Ermordung zweier Männer Erkundigungen einzuziehen, von denen einer ein Freund, der andere ein Landsmann von ihm gewesen sein muss.“

      „Das ist interessant,“ bemerkte Mrs. Poyntz trocken. „Wir, die wir auf diesem unschuldigen Berg leben, sind ganz verliebt in Verbrechergeschichten und ein Mord ist das köstlichste Thema, das sie anregen könnten. Bitte erzählen Sie uns Einzelheiten.“

      „So ermutigt,“ entgegnete der Reisende gutmütig, „zögere ich nicht, das Wenige mitzuteilen, das ich weiß. In Aleppo hatte mehrere Jahre ein Mann gelebt, der von den Einheimischen sehr verehrt wurde. Er stand im Ruf außerordentlicher Weisheit, war aber nur schwer zugänglich und die lebhafte Einbildungskraft der Orientalen stattete seinen Charakter mit dem Reiz der Fabel aus; kurz, Harun von Aleppo galt bei dem Volk als Magier. Man erzählte sich abenteuerliche Geschichten von seiner Macht, von seinem übernatürlichen Alter und den von ihm angehäuften Schätzen. Abgesehen von diesen zweifelhaften Ansprüchen auf Huldigung schien aus Allem, was ich hörte, hervorzugehen, dass er unzweifelhaft ein sehr gelehrter und sehr wohltätiger Mann war, der sein Leben in einer beispiellosen Askese zubrachte. Er scheint Ähnlichkeit mit den arabischen Weisen des Mittelalters gehabt zu haben, denen die neue Wissenschaft so viel verdankt - ein mystischer Enthusiast, der sich gleichzeitig ernsthaften wissenschaftlichen Studien widmete. Ein reicher alleinstehender Engländer, der sich lange in einem anderen Teil des Morgenlandes aufgehalten und unter einer langwierigen Krankheit litt, unternahm die Reise nach Aleppo, um diesen Weisen zu befragen, welcher angeblich seltene Geheimnisse in der Arzneikunst – seine Landsleute nannten es „Zaubermittel“ – entdeckt hatte. Eines Morgens, kurz nach der Ankunft des Engländers, fand man Harun tot, offenbar erwürgt in seinem Bett, und der Engländer, der in einem anderen Teile der Stadt wohnte, war verschwunden; aber einige seiner Kleidungsstücke und eine Krücke, auf der er sich zu stützen pflegte, wurden ein paar Meilen von Aleppo in der Nähe der Landstraße gefunden. Es schien kein Zweifel daran zu bestehen, dass auch er ermordet worden war, aber seine Leiche war nicht auffindbar.

      Sir Philipp Derval war ein treuer Schüler des Weisen von Aleppo gewesen, der ihn, wie ich aus Sir Philipps eigenem Munde weiß, nicht nur in seine ärztlichen Kenntnisse, sondern auch in verschiedene Naturwahrheiten eingeweiht hatte, durch deren Veröffentlichung sich Sir Philipp einen Ruf als philosophische Kapazität zu erwerben hoffte.“

      „Welcher Art mögen wohl diese Naturwahrheiten gewesen sein?“ fragte ich etwas sarkastisch.

      „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Sir Philipp machte mir keine Mitteilungen und ich wollte ihn auch nicht danach fragen, denn was man in Asien als Wahrheit verehrt, wird in Europa gewöhnlich als Phantasterei verachtet. Doch um auf meine Geschichte zurückzukommen: Sir Philipp war kurze Zeit vor dem Mord in Aleppo gewesen und hatte den Engländer in Haruns Behandlung zurückgelassen; auf die Nachricht von dem tragischen Ereignis hin kehrte er wieder nach der Stadt zurück und war, als ich zufällig nach Aleppo kam, eben eifrig damit beschäftigt, alle Beweise zu sammeln und Nachforschungen nach dem Verbleib unseres vermissten Landsmannes anzustellen. Ich half ihm dabei; aber wir erzielten keinen Erfolg – die Mörder blieben unentdeckt. Ich zweifelte nicht daran, dass es sich um die Tat gewöhnlicher Räuber gehandelt hatte. Sir Philipp aber hegte einen dunkleren Verdacht, aus dem er mir gegenüber keinen Hehl machte; aber obwohl ich ihn für haltlos hielt , muss ich um Entschuldigung bitten, wenn ich diesen Verdacht hier nicht wiederhole. Ob die Leiche des Engländers seit meiner Rückkehr aus dem Orient gefunden wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber es ist sehr wahrscheinlich; denn soviel ich erfahren konnte, haben seine Erben seinen Nachlass, welcher viel geringer war, als man erwartet hatte, bereits angetreten. Es hielt sich aber hartnäckig das Gerücht, er habe bedeutende Schätze vergraben und so absurd dies auch klingen mag, wäre ein solcher Schritt mit seinem Charakter nicht eben unvereinbar gewesen.“

      „In welchem Ruf stand er?“ bemerkte Mrs. Poyntz.

      „Er galt als ein finsterer, böser Mann und war der Schrecken der Diener, die ihn nach Aleppo begleitet hatten. Aber er kam aus einem sehr entlegenen, Europäern wenig bekannten Teil des Orients und hatte sich dort, so viel ich erfahren konnte, ein außerordentliches, durch abergläubische Furcht noch verstärktes Ansehen zu verschaffen gewusst. Man sagte ihm nach, er habe intensive Studien in den „okkulten Wissenschaften“, wie die Philosophen des Altertums sie nannten, betrieben, aber nicht, wie der Weise von Aleppo, zu wohltätigen, sondern zu bösen Zwecken. Er wurde beschuldigt, mit bösen Geistern verkehrt und sich an seinem barbarischen Hof (er spielte unter den Wilden die Rolle eines Königs) mit Zauberern und Schwarzkünstlern umgeben zu haben. Ich vermute, letzten Endes war er nichts Anderes, als was ich selbst auch bin, ein eifriger Altertumsforscher, der wusste, die Furcht, die er einflößte, schlau zu nutzen, um sich Autorität zu verschaffen und so ungehindert seine Forschungen in alten Gräbern und Tempeln betreiben zu können. Tatsächlich waren Ausgrabungen solcher Überreste in seiner Nachbarschaft seine große Leidenschaft; mit welchem Erfolge kann ich nicht sagen, da ich nie so tief in Landstriche eingedrungen bin, in welchen Räuber hausen und der Gifthauch der Malaria weht. Er trug morgenländische Kleidung und hatte immer Juwelen bei sich. Ich kam zu dem Schluss, dass er wohl auch um dieser Juwelen willen ermordet wurde, vielleicht sogar von einigen aus seiner eigenen Dienerschaft (und tatsächlich wurden zwei seiner Begleiter vermisst), die dann sofort seine Leiche verscharrten und ihr Geheimnis zu wahren wussten. Er war alt, sehr gebrechlich und hätte sich ohne Beistand niemals so weit von der Stadt entfernen können.“

      „Sie haben uns seinen Namen nicht genannt,“ sagte Mrs. Poyntz.

      „Er hieß Grayle.“

      „Grayle?“ entgegnete Mrs. Poyntz, indem sie ihr Strickzeug fallen ließ. „Louis Grayle?“

      „Ja, Louis Grayle. Sie können ihn nicht gekannt haben.“

      „Gekannt? Nein. Aber ich habe meinen Vater oft von ihm sprechen hören. Dies war also das tragische Ende des kräftigen, dunklen Wesens, für den ich als kleines Mädchen eine Art furchtsamen, bewundernden Interesses zu fühlen pflegte?“

      „Jetzt ist die Rolle des Erzählers an Ihnen,“ sagte der Reisende.

      Und wir alle rückten näher an unsere Gastgeberin, die einige Momente lang still die Stirne runzelte, dann aber ihre Arbeit in den Schoss legte.

      „Nun ja,“ sagte sie, uns mit hochmütigen, fast herausfordernden Blicken


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