Das Lebenselixier. Эдвард Бульвер-Литтон

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Das Lebenselixier - Эдвард Бульвер-Литтон


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Reichtum erworben worden war, auf sich nehmen zu wollen. So war wohl ein Erbe für das Eine vorhanden, lange hatte er jedoch nach einem Nachfolger für das Andere gesucht und sich nun in den Kopf gesetzt, denselben in mir gefunden zu haben. So musste ich ihm zum Abschied versprechen, eine regelmäßige Korrespondenz mit ihm zu unterhalten und es dauerte nicht lange, bis er mir in einem Brief mitteilte, welchen Plan er zu meinen Gunsten geschmiedet hatte. Er würde alt, so schrieb er, die Arbeit in seiner Praxis überstieg seine Kräfte und er benötige einen Partner. Er bringe es nicht über sich, die Gesundheit seiner Patienten, die ihm wie Kinder ans Herz gewachsen seien, feil zu bieten: um so mehr, als Geld für ihn keine Bedeutung habe - der Menschheit, der er gedient und dem Ruf, den er erworben habe aber kein Nachteil aus der Wahl seines Nachfolgers erwachsen solle. Kurz, er schlug vor, ich solle sofort nach L... kommen, sein Partner werden und nach Ablauf von zwei Jahren seine Praxis ganz übernehmen, da er vorhabe, sich im Anschluss an diese Frist in den Ruhestand zu begeben.

      Eine derartige Chance bietet sich einem jungen Mann, der gerade im Begriff war, sich in einem derart überbesetzten Beruf zu etablieren, nur selten; und als jemand, den weniger die Verlockungen des Geldes, als vielmehr die Aussicht auf Ruhm und Auszeichnungen anzogen, galt mir der Ruf des Arztes, der mir so großzügig die unschätzbaren Vorteile seiner langen Erfahrung bot und mich mit solcher Herzlichkeit in seine Praxis einführen wollte, als Beweis dafür, dass eine Praxis in der Hauptstadt nicht unbedingt notwendig sei, um zu nationalem Ansehen zu gelangen.

      Ich begab mich also nach L.... und noch vor Ablauf der zwei Jahre meiner Teilhaberschaft rechtfertigte mein Erfolg die Wahl meines wohlwollenden Freundes und überstieg meine eigenen Erwartungen bei weitem. Ich hatte das Glück, gleich zu Beginn meiner Tätigkeit einige bemerkenswerte Heilerfolge zu erzielen und es bedeutet viel für die Karriere eines Arztes, wenn er durch einen glücklichen Wink des Schicksals das Vertrauen erringen kann, welches Patienten meist erst der langjährigen Erfahrung entgegen bringen. Zu der Leichtigkeit, in der mein Weg geebnet wurde, trugen wahrscheinlich auch einige Umstände bei, die mit meinen medizinischen Fähigkeiten nichts zu tun hatten. Meine Herkunft und mein Vermögen schützten mich vor dem Verdacht, ein medizinischer Abenteurer zu sein. Ich gehörte einer alten Familie an (einem Zweig des ehemals mächtigen Grenzclans der Fenwicks), die seit vielen Generationen ein schönes Gut in der Nähe von Windermere besaß. Als einzigem Sohn war diese Besitzung mit Eintritt meiner Volljährigkeit auf mich übergegangen und war von mir verkauft worden, um die Schulden meines Vaters, der als Antiquar und Sammler einen kostspieligen Geschmack besessen hatte, tilgen zu können. Der verbleibende Erlös sicherte mir, abgesehen vom Ertrag meiner Praxis, eine bescheidene Unabhängigkeit; und da ich gesetzlich nicht verpflichtet gewesen wäre, für die Verbindlichkeiten meines Vaters einzustehen, gewann ich durch mein Verhalten den Ruf der Uneigennützigkeit und Rechtschaffenheit, der die öffentliche Meinung in England stets für durch Fleiß oder Talent erworbene Erfolge geneigt stimmt. Vielleicht wurden mir auch berufliche Fähigkeiten, die ich besitzen mag, bereitwillig zugestanden, da ich mit großem Erfolg Studien in den an die Medizin angrenzenden Wissenschaften durchgeführt hatte. Kurz gesagt, ich befand mich in der glücklichen Lage, in der Gesellschaft eine Stellung einnehmen zu können, die meinem Ruf als Arzt behilflich war und die Stimmen der Neider, die für gewöhnlich den Erfolg verbittern oder sogar zu verhindern wissen, zum Verstummen brachte.

      Dr. Faber setzte sich nach Ablauf der vereinbarten zwei Jahre zur Ruhe. Er ging ins Ausland und da er noch immer über eine rüstige Gesundheit und einen wachen, wissbegierigen Geist verfügte, unternahm er viele Reisen, während derer wir anfangs einen regelmäßigen Briefwechsel unterhielten, der jedoch im Laufe der Zeit versiegte und schließlich ganz zum Erliegen kam.

      Ich konnte den größten Teil der Praxis, die mein Vorgänger in dreißig Jahren harter Arbeit aufgebaut hatte, auf mich übertragen. Mein Hauptrivale war ein gewisser Dr. Lloyd, ein gütiger, heißblütiger Mann – nicht ohne ein gewisses Genie ausgestattet, so weit von Genie gesprochen werden kann, wenn es an Urteilsvermögen fehlt; nicht ohne wissenschaftliche Kenntnisse, denen es jedoch an der notwendigen Gründlichkeit mangelte – einer jener begabten, aber oberflächlichen Männer, welche nicht fähig sind, sich dem gewählten Beruf mit dem vollen Einsatz ihres Verstandes zu widmen. Männer dieser Art verfallen für gewöhnlich einer mechanischen Routine, da sich ihre Gedanken während der Ausübung ihrer angeblichen Berufung verlockenderen Beschäftigungen zuwenden. Aus diesem Grunde sind sie im Rahmen ihrer Tätigkeit selten kühn oder erfinderisch – obwohl sie diese Eigenschaften außerhalb ihres Beruf bisweilen sogar im Übermaß zeigen. Zeigt sich jedoch im Rahmen dessen eine grundlegende Neuerung, so pflegen sie dieselbe mit einer an Starrsinn grenzenden Zähigkeit und Leidenschaft, die den ruhigen Philosophen unbekannt ist, die sich jeden Tag mit Neuigkeiten beschäftigen, diese mit der Nüchternheit geübter Augen prüfen, bei Seite legen, teilweise verändern oder sich ganz aneignen, je nachdem ob das vergleichende Experiment die Mutmaßung bestätigt oder als nicht stichhaltig zurückweisen muss.

      Dr. Lloyd hatte sich als ausgebildeter Naturwissenschaftler einen Ruf erworben, lange bevor ihm der eines akzeptablen Arztes zuteil geworden war. Trotz aller Entbehrungen seiner Jugend hatte er es Schritt um Schritt zustande gebracht, eine zoologische Sammlung, nicht lebender, sondern zum Glück des Betrachters ausgestopfter und einbalsamierter Lebewesen zusammen zu tragen. Aus dem, was ich berichtet habe, kann zu Recht geschlossen werden, dass Dr. Lloyd´s frühe Karriere als Mediziner nicht gerade brillant zu nennen war; in späteren Jahren hatte er sich jedoch in den Status einer Autorität, den die Zeit einem allgemein respektierten Menschen zugesteht, den man allgemein schätzt und den zu beneiden sich niemand veranlasst sieht, eher hinein gealtert als gearbeitet.

      In L... gab es zwei deutlich getrennte gesellschaftliche Kreise – den der reichen Kaufleute und Händler und den einiger weniger privilegierter Familien, die einen fernab vom geschäftigen Treiben des Handels gelegenen Teil der Stadt bewohnten, den man Abbey Hill nannte. Diese stolzen Areopagiten übten über die Frauen und Töchter der niederen Klasse, der mit Ausnahme des Abbey Hills alle Bürger ihren Wohlstand verdankten, den selben geheimnisvollen Einfluss aus, den man unter ähnlichen Verhältnissen in allen großen und kleinen Städten Englands beobachten kann.

      Abbey Hill war nicht übermäßig reich; aber durch eine Konzentration seiner Ressourcen mächtig genug, in allen Arten der Gönnerschaft maßgebend zu sein. Abbey Hill hatte seine eigene Modistin, seine eigene Textilhandlung, seinen eigenen Konditor, Metzger, Bäcker und Teehändler. Die Schirmherrschaft des Abbey Hill war der eines Königshauses vergleichbar – an sich wenig lukrativ, vielmehr ein feierliches Zeugnis des allgemeinen Verdienstes. Die Läden, die Abbey Hill zu ihrem Kundenkreis zählen durften, gehörten sicher nicht zu den günstigsten, wahrscheinlich nicht einmal zu den besten, waren jedoch unbestreitbar eindrucksvoll. Die Eigentümer waren auf anständige Weise prunkvoll, die Angestellten auf hochmütige Art höflich. Es schien ganz so, als ob es sich um Staatsbedienstete handelte, die verächtlich auf diejenigen herab blickten, denen sie dienen sollten. Die Damenwelt der Low Town, (die am Fuße des Hills liegende Stadt war nach dem Vorbild einer weit zurückliegenden Feudalzeit entworfen worden), betraten diese Läden mit einer ehrfurchtsvollen Scheu und verließen sie wieder mit einer gewissen Art Stolz. Sie hatten eine Erfahrung gemacht, die der Hill anerkannte; sie hatten gekauft, was sich der Hill leisten konnte. Es bedeutet viel im Leben sich bewusst zu sein, das Rechte getan zu haben, was immer diese Überzeugung uns auch kosten mag.

      Abbey Hill pflegte unter anderem auch seinen eigenen Arzt zu konsultieren. Aber diese Gewohnheit war in den späteren Jahren der Praxis meines Vorgängers etwas außer Brauch geraten. Seine Überlegenheit über alle anderen Ärzte der Stadt stand derart unbestritten fest, dass der Berg, welcher gelegentlich auch den physischen Gebrechen der einfachen Sterblichen unterworfen war - obwohl Dr. Faber den städtischen Krankenhäusern und Kliniken vorstand und auch seiner Herkunft nach ausdrücklich zuständiger Arzt der Unterstadt war - die Frage der Ehre nicht so weit betrieb, in der Sache ein Opfer an Menschenleben zu riskieren. Da die untere Stadt einen der berühmtesten Ärzte Englands besaß, entschloss sich der Abbey Hill großmütig, ihn nicht durch einen Rivalen in Bedrängnis zu bringen. Abbey Hill ließ sich gnädig von ihm den Puls fühlen.

      Als mein Vorgänger in den Ruhestand ging, hatte ich in überheblicher Weise vorausgesetzt, der Hill werde fortfahren, sich seines normalen Rechts an einem eigenen Arzt zu erinnern und mir dieselbe großmütige


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