Das Lebenselixier. Эдвард Бульвер-Литтон

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Das Lebenselixier - Эдвард Бульвер-Литтон


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das gewissenhafte Verantwortungsbewusstsein, welches mit dem medizinischen Beruf einher gehen sollte, ließ mich zwar des Lebens nicht so recht froh werden, konnte jedoch meine seltene körperliche Gesundheit in keiner Weise schwächen. Ich durchmaß die Menge mit festem Schritt und dem stolz erhobenen Haupt eines der geharnischten Ritter des Altertums, der sich in seinem Gehäuse aus Eisen einem ganzen Haufen gewachsen fühlte.

      Aus diesem Grunde trug der Sinn einer robusten Individualität, ebenso stark in disziplinierter Vernunft wie in animalischer Kraft und daran gewöhnt, anderen zu helfen, dazu bei, meinen Willen gebieterisch und meine Meinung arrogant zu gestalten. Diese Mängel waren mir meinem Beruf keineswegs abträglich; im Gegenteil, da sie von einem ruhigen Wesen und der Art Würde, die eine Art Amtstracht der Selbstachtung ist, begleitet wurden, dienten sie dazu, mir Respekt zu verschaffen und Vertrauen herzustellen.

      Kapitel II

      Ich war ungefähr sechs Jahre in L... tätig, als ich plötzlich in eine Kontroverse mit Dr. Lloyd verwickelt wurde. Gerade als die ärztlichen Erfolge dieses unglücklichen Mannes auf ihrem Zenit standen, beging er die Dummheit, sich nicht nur als begeisterten Anhänger des Mesmerismus als Heilmaßnahme zu proklamieren, sondern auch als eifrigen Gläubiger der Realität somnambulen Hellsehens als eines unschätzbaren Geschenks bestimmter privilegierter Organisationen zu erklären. Diesen Doktrinen setzte ich eifrigen Widerspruch entgegen – vielleicht mit um so größerer Heftigkeit, da Dr. Lloyd aus ihnen einen Beweis für die Existenz der Seele sowie der Unabhängigkeit des Geistes vom Körper ableitete und darauf ein Gebilde physiologischer Phantasien aufbaute, welches, wäre es nachzuweisen gewesen, jedes System der Metaphysik, das sich die anerkannte Philosophie bisher herabgelassen hatte zu diskutieren, ersetzt hätte.

      Ungefähr zwei Jahre, bevor er eigentlich eher ein Schüler von Puysegur als von Mesmer wurde (Mesmer setzte wenig Vertrauen in die Gabe des Hellsehens, deren erster kühner Verfechter in der Neuzeit, wie ich glaube, Puysegur war), hatte Dr. Lloyd seine sehr viel jüngere, zärtlich geliebte Gattin verloren. Dieser Verlust, der ihn Hoffnung auf eine Welt jenseits des Grabes suchen ließ, war vielleicht die Ursache, ihn für das Phänomen, in dem er Beweise für eine rein geistige Existenz zu finden hoffte, empfänglicher zu machen. Wäre es lediglich darum gegangen, mich mit den Ansichten eines anderen Physiologen auseinander zu setzen, hätte ich mich, wie es wissenschaftlichen Kontrahenten auf der Suche nach der Wahrheit ziemt, auf einen fairen Schlagabtausch beschränkt und ich müsste mich nicht für meine ehrliche Überzeugung und Argumentation entschuldigen; aber als er mich - als viel jüngeren Mann, der das Phänomen, das er verleugne, überhaupt nicht verstehe - mit gutmütiger Herablassung zu einer seiner Séancen einlud, um seine Heilungen zu bestätigen, wurde meine Eigenliebe verletzt und es schien mir notwendig zu erklären, dass die Veranstaltung eine zu große Gewalttat gegenüber dem gesunden Menschenverstand darstelle, um überhaupt eine Untersuchung zu rechtfertigen. Aus diesem Grund schrieb ich ein Pamphlet zu dem Thema, in dem ich alle Waffen einsetzte, welche die Ironie von der Verachtung borgen kann. Dr. Lloyd antwortete; und da er kein geübter Schreiber war, schadete ihm seine Erwiderung vielleicht mehr als mein Angriff. In der Zwischenzeit hatte ich Erkundigungen über den moralischen Charakter seiner bevorzugten Hellseherinnen eingezogen. Ich glaubte genug in Erfahrung gebracht zu haben, um sie als abgefeimte Betrügerinnen, ihn selbst als ihr übertölpeltes Opfer bezeichnen zu dürfen.

      Die Low Town trat, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf meine Seite über. Der Hill schien anfangs geneigt zu sein, sich um seinen gekränkten Arzt scharen und den Streit zu einem Parteienstreit machen zu wollen, in dem er schwerlich den Kürzeren gezogen haben würde, als sich plötzlich dieselbe hochstehende Dame, die Dr. Lloyd die Gunst seiner hohen Stellung verschafft hatte, gegen ihn wandte und ihre Huld in Ungnade wandelte.

      „Dr. Lloyd ist eine liebenswerte Natur,“ so die Königin des Hills „irrt aber in Bezug auf dieses Thema völlig. Überdrehte Dichter mögen einer exaltierten Eigenschaft ihren höheren Wert verdanken, aber bei einem Mediziner wird die Angelegenheit gefährlich. Zudem hat er dem Festhalten an allem Althergebrachten die Gunst des Hills zu verdanken; da er überspannte revolutionäre Theorien einführen will, verstößt er gegen die Prinzipien des Hill und übt Verrat an den Grundsätzen, die seine sozialen Fundamente ausmachen. Dr. Fenwick ist als Streiter für diese Prinzipien eingetreten und der Hill ist verpflichtet, ihn dabei zu unterstützen. Damit ist die Angelegenheit geregelt.“

      Und sie war geregelt.

      Von dem Augenblick an, in dem Mrs. Colonel Poyntz ihren Tagesbefehl erlassen hatte, war Dr. Lloyd vernichtet. Seine Praxis war ebenso zu Grunde gerichtet wie sein Ruf. Die Kränkung und der Ärger bewirkten einen Schlaganfall, der meinen Gegner ausschaltete und unserem Streit ein Ende bereitete. Ein obskurer Dr. Jones, der Dr. Lloyds Schüler und Protégé gewesen war, bot sich selbst als Kandidat für die Zungen und Pulse des Hills an. Der Hill gab ihm jedoch wenig Anlass zur Ermutigung. Er suspendierte aufs Neue sein Wahlrecht und rief mich einfach - ohne eine erneute Bewerbung von meiner Seite zu verlangen - so oft seine Gesundheit eines anderen Rates außer dem des von Haus zu Haus eilenden Apothekers bedurfte. Erneut wurde ich zum Dinner und noch öfter zum Tee eingeladen. Und abermals gab mir Miss Brabazon mit einem Seitenblick zu erkennen, dass es nicht ihre Schuld sei, wenn ich noch immer unverheiratet sei.

      Ich hatte die Auseinandersetzung fast schon vergessen, der ich einen derartig auffälligen Triumph verdankte, als ich in einer Winternacht aus dem Schlaf geweckt wurde. Dr. Lloyd war einige Stunden vorher von einem zweiten Schlaganfall betroffen worden und hatte, als er wieder zu sich kam, das ungestüme Verlangen ausgedrückt, den Rivalen, durch den er so schweren Schaden erlitten hatte, zu konsultieren.

      Eine Februarnacht, scharf und bitter kalt; am Boden eisengrauer Frost, am Himmel ein melancholischer, gespenstischer Mond. Ich musste Abbey Hill über eine finstere, steile zwischen hohen Mauern hindurch führende Gasse erklimmen. Ich betrat durch ein stattliches Tor, welches weit offen stand, den Garten, der das alte Abbots´ House umgab. Am Ende einer kurzen Zufahrt trat das dunkle und düster wirkende Gebäude aus laublosen Baumskeletten hervor; das Mondlicht ruhte hell und kalt auf den vorspringenden Giebeln und hohen Schornsteinen. Eine alte Bedienstete empfing mich an der Haustüre und führte mich, ohne ein Wort zu sprechen, durch eine lange niedrige Halle und eine trübselige Eichentreppe hinauf zu einem großen Treppenabsatz, auf dem sie einen Moment lang lauschend stehen blieb. Halle, Treppenhaus und Absatz waren angefüllt mit toten Exemplaren wilder Tiere, deren Sammlung der ganze Stolz des Naturforschers gewesen war. Nahe an dem Ort, an dem ich stand, gähnte der geöffnete Rachen einer Anaconda - der untere Teil ihres Körpers wurde, da er auf dem darunter liegenden Stockwerk ruhte, durch die Windungen der massiven Treppe verborgen. An den von einer matten Täfelung bedeckten Wänden, standen Glaskästen mit grotesken unheimlichen Mumien, welche durch das durch die Fenster scheinende Mondlicht und die Kerze in der Hand der alten Frau nur unzureichend beleuchtet wurden. Diese wandte sich mir jetzt zu, winkte mir, ihr zu folgen und führte mich durch eine finstere Passage, von deren Seiten aus mich Reihen riesiger Vögel – Ibis, Geier und der riesige Condor – mit von falschem Lebenslicht erhellten, hungrigen Augen anglotzten.

      Ich betrat das Krankenzimmer und bereits mein erster Blick sagte mir, dass hier meine Kunst machtlos geworden war.

      Die Kinder des schwerkranken Witwers standen rings um das Bett versammelt, das Älteste offenbar etwa vierzehn, das Jüngste vier Jahre alt; ein kleines Mädchen – das einzige weibliche Kind – hing am Hals ihres Vater, drückte sein Gesicht an seine Brust und sein Schluchzen war das einzige laute Geräusch, das im Raum hörbar war .

      Als ich über die Schwelle trat, hob Dr. Lloyd den Kopf, den er über das weinende Kind gebeugt hatte und empfing mich mit einem Blick seltsamer Fröhlichkeit, den ich mir nicht erklären konnte. Als ich langsam und leise an seine Seite trat, drückte er seine Lippen auf die langen blonden Flechten, die wirr auf seine Brust niederfielen und bedeutete der Krankenschwester, die neben dem Kopfende des Bettes stand, das Kind fort zu nehmen. Dann bat er die Schwester und die Kinder mit einer Stimme, die klarer war, als ich sie von einem Mann erwartet hätte, dessen Stirn das unverkennbare Siegel des Todes trug, den Raum zu verlassen. Seiner Bitte wurde traurig Folge geleistet; nur das kleine Mädchen, in die Arme der Krankenpflegerin gebettet, fuhr fort zu schluchzen, als wolle ihm das


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