Stolz und Vorurteil & Emma. Jane Austen

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Stolz und Vorurteil & Emma - Jane Austen


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an Charlottes ruhigem, klugem Wesen Gefallen finden, Charlottes Ausgeglichenheit an seiner Ehrbarkeit. Vergiss überdies nicht, dass sie eines von vielen Kindern ist, dass Mr. Collins, was die Vermögensfrage betrifft, keine schlechte Partie ist; und versuche wenigstens zu glauben, dass sie vielleicht doch so etwas wie Zuneigung und Achtung für ihn verspürt.«

      »Um dir einen Gefallen zu tun, Jane, könnte ich beinahe alles glauben. Aber in diesem Falle hätte keiner von meinem Glauben etwas; denn wenn ich überzeugt wäre, dass Charlotte etwas für ihn fühlt, dann würde ich nur noch schlechter von ihrer Menschenkenntnis denken, als ich es jetzt von ihrem Herzen tue. Liebe Jane, Mr. Collins ist ein eingebildeter, aufgeblasener, engstirniger, höchst dummer Patron, und du weisst es so gut wie ich. Du müsstest ebenso wie ich der Ansicht sein, dass die Frau, die ihn heiratet, nicht ganz bei Trost sein kann. Du brauchst sie nicht zu verteidigen, wenn es auch unsere Freundin Charlotte ist. Du sollst nicht wegen eines einzelnen Menschen die Bedeutung von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit bestreiten und nicht versuchen, dich oder mich zu überzeugen, dass Eigennutz Weisheit und Torheit eine Sicherheit für das Glücklichwerden ist.«

      »Ich finde, du urteilst zu hart über beide«, erwiderte Jane, »und ich hoffe, du wirst dich umstimmen lassen, wenn du siehst, wie glücklich sie zusammen werden. Aber lassen wir das. Du sprachst von zwei Fällen: ich weiß, welchen anderen du meinst, aber ich bitte dich, Lizzy, tu mir nicht den Schmerz an zu glauben, dass er Schuld an allem trage, und sage nicht, er sei ebenfalls in deiner Achtung gesunken. Wir dürfen nicht voreilig den Schluss ziehen, er habe uns absichtlich kränken wollen. Man kann nicht von einem lebenslustigen jungen Menschen verlangen, er solle sich jeden Schritt vorher überlegen und stets darauf bedacht sein, keines Menschen Gefühle zu verletzen. Außerdem verleitet die Eitelkeit uns Frauen oft dazu, uns einzubilden, dass Bewunderung mehr bedeute, als sie es wirklich tut.«

      »Ja, und die Männer haben nichts dagegen einzuwenden!«

      »Wenn sie es tatsächlich darauf anlegen, dann ist das natürlich nicht zu entschuldigen. Aber ich kann nicht glauben, dass es so viel Falschheit in der Welt gibt, wie manche Leute anzunehmen scheinen!«

      »Ich wollte gewiss nicht sagen, dass Mr. Bingley wissentlich unaufrichtig gehandelt hat«, sagte Elisabeth. »Aber es bedarf ja gar nicht einer bösen Absicht, um jemanden unglücklich zu machen; Gedankenlosigkeit, Rücksichtslosigkeit oder auch mangelnde Willensstärke, das genügt dazu schon.«

      »Und du hältst eine von diesen Ursachen für gegeben?«

      »Ja, die mangelnde Willensstärke. Aber wenn ich fortfahre, dann könnte ich mit meiner Ansicht über Menschen, die du gern hast, dir wehe tun.«

      »Du hältst also an deiner Auffassung fest, dass seine Schwestern ihn zu beeinflussen suchen?«

      »Ja, sie und sein Freund!«

      »Das glaube ich einfach nicht. Warum sollten sie ihn so beeinflussen wollen? Sie können ja nur sein Glück wünschen, und wenn er mich gern hat, wird keine andere Frau dazwischenkommen können.«

      »Was du sagst, stimmt nur zum Teil; sie können noch sehr viel anderes wünschen als nur sein Glück, die Vergrößerung seines Vermögens und seines Ansehens zum Beispiel. Vielleicht wünschen sie, er solle ein Mädchen heiraten, das ihm alle Vorteile von Reichtum, einflussreichen Beziehungen und gesellschaftlicher Stellung zu bieten vermag.«

      »Zweifellos würden sie es gern sehen, dass er Miss Darcy heiratet«, antwortete Jane, »aber sie können bessere Gründe dafür haben, als du annimmst. Sie ist ihnen schon viel länger bekannt als ich; kein Wunder, wenn sie sie lieber haben. Aber was auch ihr Wunsch sein mag, es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass sie sich dem Wunsche ihres Bruders widersetzt haben sollen. Welche Schwester würde sich dazu berufen fühlen, wenn nicht sehr starke Gründe dafür sprechen? Wenn sie glaubten, dass er mich mag, dann würden sie nicht versuchen, uns auseinanderzubringen; und wenn sie es versuchten, würde es ihnen nicht gelingen. Aber dadurch, dass du eine solche Zuneigung von seiner Seite als gewiss annimmst, wird die Handlungsweise aller unnatürlich und schlecht, und mich machst du sehr traurig. Lass mir die Beruhigung, dass ich mich geirrt habe, ich schäme mich deswegen nicht; mindestens bedrückt mich der Gedanke nicht so sehr, wie es mich bedrücken würde, wenn ich schlecht von ihm und seinen Schwestern denken müsste. Lass mir diese freundliche Erklärung seines Verhaltens, solange deine unfreundliche nicht erwiesen ist!«

      Elisabeth konnte nicht anders, als einer so eindringlich vorgebrachten Bitte nachzugeben; und von da an fiel der Name Bingley nur mehr selten zwischen den beiden Schwestern.

      Mrs. Bennet dagegen fuhr fort, sich über sein Wegbleiben zu wundern und zu beklagen, und wenn auch kaum ein Tag verging, an dem Elisabeth ihr nicht geduldig seine mutmaßlichen Gründe zu erklären versuchte, bestand doch wenig Hoffnung, dass ihr die Angelegenheit jemals weniger Kopfzerbrechen verursachen würde. Ihre Tochter bemühte sich, sie von dem zu überzeugen, was sie selber nicht wahrhaben wollte, dass nämlich seine Aufmerksamkeit Jane gegenüber nie etwas anderes als eine flüchtige Zuneigung gewesen sei, die natürlich aufhören musste, sobald er sie nicht mehr vor Augen hatte. Das leuchtete zwar Mrs. Bennet jedesmal von neuem ein, musste aber nichtsdestoweniger täglich mindestens einmal wiederholt werden. Mrs. Bennets ganzer Trost war immer noch der, dass Mr. Bingley ja spätestens im Sommer wieder zurückkehren müsse.

      Mr. Bennet hatte seine eigene Meinung.

      »Deine Schwester hat also Pech in der Liebe gehabt, Lizzy, wie ich höre. Ich beglückwünsche sie dazu. Außer der Ehe gibt es ja für ein Mädchen nichts Schöneres, als hin und wieder ein wenig unglücklich verliebt zu sein. Das gibt ihr etwas zu denken auf und verschafft ihr außerdem eine gewisse Sonderstellung unter ihren Freundinnen. Wann bist du an der Reihe, Lizzy? Sehr lange wirst du doch Jane den Vorsprung nicht gönnen. Gelegenheiten genug hast du jetzt; in Meryton gibt es genügend Offiziere, um sämtliche jungen Mädchen hierzulande zu enttäuschen. Ich rate dir zu Wickham; er ist ein netter Kerl, und ich sollte meinen, dass der Korb, den er dir geben wird, dich vollauf befriedigen müsste!«

      »Vielen Dank, lieber Vater, aber ein weniger netter Mann würde es auch tun. Wir können nicht alle Janes Glück haben.«

      »Stimmt«, erwiderte Mr. Bennet, »und außerdem haben wir ja die beruhigende Gewissheit, dass deine liebe Mutter der Sache die beste Seite abgewinnen wird, ganz gleich, welche Umstände mitgespielt haben mögen.«

      Der Umgang mit Mr. Wickham trug nicht unwesentlich dazu bei, die gedrückte Stimmung wieder zu vertreiben, die sich Longbourns seit den letzten Geschehnissen bemächtigt hatte. Er war ein häufiger Gast, und zu seinen vielen anderen Vorzügen gesellte sich bald auch der seiner großen Offenherzigkeit. Die ganze Geschichte, die Elisabeth als erste gehört hatte, sein Verhältnis zu Darcy und was er ihm Böses zu verdanken hatte, alles wurde freimütig besprochen. Und jedermann war froh, dass er Darcy bereits nicht hatte leiden mögen, als man von diesen Dingen noch nichts wusste.

      Jane war die einzige, die zu der Annahme neigte, es könne auch hier mildernde Umstände geben, die aus irgendeinem Grunde nicht zutagegetreten wären; ihr sanftes, nachsichtiges Wesen scheute sich davor, jemanden ohne sichere Beweise zu verdammen. Sie glaubte auch in diesem Fall an irgendwelche leidigen Missverständnisse, aber alle anderen waren der festen Überzeugung, dass Darcy an Schlechtigkeit nicht seinesgleichen habe.

      Fünfundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Nach einer Woche voller Liebesschwüre und Pläne für eine goldene Zukunft rief die Pflicht Mr. Collins am Sonnabend aus der geduldigen Gesellschaft seiner Charlotte ab. Der Schmerz der Trennung wurde, wenigstens was ihn anbelangte, dadurch gemildert, dass er in der Folge die nötigen Vorbereitungen für den Empfang seiner Braut treffen konnte; denn er hatte allen Grund zu hoffen, dass bald nach seinem nächsten Besuch der Hochzeitstag festgelegt werden würde. Er verabschiedete sich von seinen Verwandten auf Longbourn mit der gleichen Feierlichkeit wie das erste Mal und stellte seinem Vetter erneut einen Dankesbrief in Aussicht.

      Der nächste Montag brachte Mrs. Bennet


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