Stolz und Vorurteil & Emma. Jane Austen

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Stolz und Vorurteil & Emma - Jane Austen


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sein, dass wir es verstehen und nicht übel aufnehmen werden.«

      »Ihre besorgte Aufmerksamkeit berührt mich wirklich äußerst angenehm. Ich verspreche Ihnen, Sie werden sehr bald schon einen Brief von mir erhalten, in dem ich Ihnen meinen Dank für diese Worte und für alles andere Gute, das ich in Ihrem Hause erfahren durfte, zum Ausdruck bringen werde. Und meinen schönen Cousinen will ich jetzt, obwohl meine baldige Wiederkehr dies wohl überflüssig erscheinen lässt, meine tiefgefühlten Wünsche für ihr Wohlergehen aussprechen, meine Cousine Elisabeth nicht ausgenommen.«

      Mrs. Bennet hoffte bei sich, Mr. Collins so verstehen zu dürfen, dass er sein Augenmerk nun einem von den jüngeren Mädchen zuwenden wolle; Mary würde sie wohl dazu bringen können, ihn zu nehmen. Aber am nächsten Morgen schwand jede Hoffnung dieser Art dahin. Charlotte kam schon früh zu Besuch und erstattete Elisabeth unter vier Augen Bericht über die Ereignisse des vergangenen Tages.

      In Elisabeth war schon ein paarmal während der letzten Tage der Gedanke aufgetaucht, ob wohl Mr. Collins sich jetzt einbildete, in ihre Freundin verliebt zu sein; aber dass Charlotte ihn gar noch ermunterte, erschien ihr gänzlich unwahrscheinlich. Ihr Erstaunen war daher auch so groß, dass sie ausrief: »Mit Mr. Collins verlobt? Meine liebe Charlotte, das ist doch unmöglich!«

      Charlotte wurde einen Augenblick verlegen, aber da sie das ja schließlich erwartet hatte, fasste sie sich sogleich wieder und erwiderte:

      »Warum tust du so erstaunt, Lizzy? Hältst du es für so unwahrscheinlich, dass Mr. Collins imstande sein soll, die Neigung einer Frau zu gewinnen, nur weil er nicht so glücklich war, bei dir Erfolg zu haben?«

      Aber auch Elisabeth hatte sich wieder in der Gewalt und brachte es sogar mit einiger Anstrengung fertig, ihrer Freundin einigermaßen überzeugend zu versichern, dass die Aussicht auf ihre zukünftige Verwandtschaft sie sehr erfreue und dass sie ihr alles erdenkliche Glück wünsche.

      »Ich weiß wohl, was du denkst«, meinte Charlotte, »und warum du so erstaunt bist, nachdem Mr. Collins eben erst dich heiraten wollte. Aber wenn du dir etwas Zeit nimmst, alles genau zu überlegen, wirst du hoffentlich einsehen, dass ich richtig gehandelt habe. Ich bin nicht romantisch veranlagt, das weisst du. Ich will nichts anderes als mein eigenes Heim. Und was Mr. Collins’ Charakter, Stellung und Beziehungen anbetrifft, so bin ich überzeugt, dass die Möglichkeit, mit ihm glücklich zu werden, mindestens ebenso groß ist wie die, mit der die meisten Leute ihre Ehe beginnen.«

      Elisabeth antwortete leise: »Zweifellos!« und nach einer verlegenen Pause kehrten sie zu den anderen zurück. Charlotte blieb nicht mehr sehr lange, und Elisabeth fand dann Musse, über das Gehörte nachzudenken. Aber es dauerte lange, bis sie sich mit der Vorstellung von dieser seltsamen Ehe abfinden konnte. Dass Mr. Collins in drei Tagen zwei Anträge vorgebracht hatte, war nicht so verwunderlich, wie dass er einmal damit Erfolg hatte. Sie hatte schon immer gewusst, dass ihre und Charlottes Ansichten über die Ehe verschieden waren, aber sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihre Freundin, wenn es wirklich darauf ankam, alle ihre Gefühle einem nüchternen Vorteil geopfert haben würde. Charlotte die Frau von Mr. Collins ein beschämender, beleidigender Gedanke!

      Und zu dem Schmerz über die Freundin, die sie enttäuscht hatte und in ihrer Achtung gesunken war, fügte sich noch die traurige Überzeugung, dass die Freundin kaum auf sonderliches Glück rechnen dürfe bei der Wahl, die sie selbst für sich getroffen hatte.

      Dreiundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Elisabeth saß noch in Gedanken über das Gehörte und überlegte, ob sie den anderen etwas davon erzählen dürfe, als Sir William selbst erschien, um auf Wunsch seiner Tochter die Verlobung bekanntzugeben. Zu seinem Erstaunen begegnete er bei seinen Zuhörern weniger der erwarteten Überraschung als unverhohlenem Zweifel. Mrs. Bennet beteuerte mit weit mehr Hartnäckigkeit als Höflichkeit immer wieder, er müsse sich da doch gründlich geirrt haben, und Lydia, die von Natur taktlos und vorlaut war, rief laut: »Du lieber Gott, Sir William, wie können Sie uns so ein Märchen erzählen? Wissen Sie denn nicht, dass Mr. Collins Lizzy heiraten will?«

      Eine derartige Aufnahme hätte selbst die Geduld eines Höflings aus der alten Zeit auf eine harte Probe gestellt, aber Sir Williams Weltgewandtheit ließ ihn den Proteststurm überstehen; er hörte sich mit größter Zuvorkommenheit all die Taktlosigkeiten an und bat die Damen nur, ihm doch erlauben zu wollen, seiner Sache vollkommen gewiss zu sein.

      Elisabeth hielt es jetzt an der Zeit, ihn aus seiner peinlichen Lage zu befreien und bestätigte seine Worte, indem sie von dem letzten Gespräch zwischen ihr und Charlotte berichtete. Sie bemühte sich auch, den schlechten Eindruck zu verwischen, den Sir William von seinem Empfang haben musste; sie beglückwünschte ihn aufrichtig und sprach ihre Überzeugung aus, dass der ausgezeichnete Charakter Mr. Collins’ gewiss Charlottes Glück gewährleiste.

      Glücklicherweise war Mrs. Bennet von der Neuigkeit so erschlagen, dass sie verhältnismäßig wenig zu sagen fand, solange Sir William noch da war; aber kaum hatte er sich verabschiedet, gab sie ihren Gefühlen freien Lauf: erstens weigere sie sich, auch nur ein Wort von der ganzen Geschichte zu glauben; zweitens könne ihr niemand einreden, Mr. Collins sei etwa nicht nach allen Regeln der Kunst eingefangen worden; drittens wisse sie, dass die beiden nicht glücklich miteinander werden würden; viertens sehe sie voraus, dass die Verlobung auseinandergehen werde. Zwei Dinge vor allem wurden jedoch mit unleugbarer Deutlichkeit klar: dass Elisabeth Schuld an allem habe und dass sie, Mrs. Bennet, geradezu schändlich von aller Welt behandelt worden sei. Diese beiden Themen wurden nun ausschließlich und ergiebig im Laufe des Tages noch weiter behandelt. Nichts konnte sie besänftigen, nichts sie trösten. Ein Tag genügte ihrem Ärger gar nicht, sich auszutoben: eine ganze Woche lang konnte sie Elisabeth nicht sehen, ohne zu schelten; ein Monat musste verstreichen, bevor sie zu Sir William und Lady Lucas sprechen konnte, ohne bissig zu werden; und was Charlotte betraf — da mussten noch viele Monate vergehen, ehe sie auch nur daran denken konnte, ihr zu verzeihen.

      Mr. Bennet stand der Angelegenheit sehr viel gelassener gegenüber. Wenn er sich überhaupt Gedanken darüber machte, so nur höchst angenehme, wie er behauptete. Es sei ihm eine große Genugtuung, festzustellen, dass Charlotte Lucas, die er bislang immer für einigermaßen vernünftig gehalten habe, ebenso töricht sei wie seine Frau und noch dümmer als seine eigenen Töchter!

      Jane gestand ein, etwas Erstaunen bei der Nachricht empfunden zu haben, aber sie sprach weniger über ihre Überraschung als über ihren Wunsch, die beiden glücklich zu sehen — und Elisabeth konnte sie nicht zu der Ansicht bekehren, dass das doch ganz ausgeschlossen sei. Kitty und Lydia waren weit davon entfernt, Charlotte zu beneiden: Mr. Collins war ja bloß ein Geistlicher! Als Neuigkeit für Meryton hatte die Sache wohl einen Wert, aber sonst war sie höchst belanglos.

      Lady Lucas genoss selbstverständlich von Herzen den Triumph, ihrer Nachbarin nun eine demnächst gut verheiratete Tochter entgegenhalten zu können, und sie machte jetzt häufiger als früher Besuche auf Longbourn, um zu erzählen, wie glücklich sie sei, obgleich Mrs. Bennets sauertöpfische Miene und unfreundliche Bemerkungen eigentlich jedes Glück hätten davontreiben müssen.

      Zwischen Elisabeth und Charlotte entstand seit der Verlobung eine Entfremdung, die eine Aussprache verhinderte; Elisabeth war überzeugt, dass die alte Vertraulichkeit zwischen ihnen nie wieder aufkommen könne. In ihrer Enttäuschung über die Freundin wandte sie sich jetzt mehr und mehr der Schwester zu, an deren Ehrlichkeit und Feingefühl sie nie zu zweifeln brauchte und um deren Herzensangelegenheit sie sich von Tag zu Tag mehr Sorge machte, da Bingley jetzt schon eine Woche fort war, ohne etwas von sich hören zu lassen.

      Jane hatte Caroline umgehend auf ihren Brief geantwortet und zählte jetzt die Tage, bis sie wieder Nachricht von ihr erhielte.

      Das versprochene Schreiben von Mr. Collins an Mr. Bennet kam am Dienstag nach seiner Abreise und enthielt einen Überschwang an Dankesbezeugungen, wie sie kaum nach einem zwölfmonatigen Aufenthalt in der Familie berechtigt gewesen wären, geschweige denn nach zwölf Tagen. Nachdem er sein


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