Stolz und Vorurteil & Emma. Jane Austen

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Stolz und Vorurteil & Emma - Jane Austen


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Caroline wären«, sagte Jane, »dann würde mich deine Erklärung sehr beruhigen können. Aber ich weiß, dass du von einer falschen Voraussetzung ausgehst. Caroline ist völlig unfähig, einen Menschen absichtlich zu hintergehen; ich kann nur hoffen, dass sie sich selbst in diesem Fall getäuscht hat.«

      »Gut so! Du hättest keine bessere Erklärung haben können, da du ja nicht auf mich hören willst. Glaub’ du nur, dass sie sich getäuscht hat. Damit hast du getan, was du tun konntest und brauchst dich nicht mehr zu sorgen!«

      »Aber, liebe Lizzy, wie sollte ich glücklich werden können, wenn ich — falls es überhaupt dazu kommt — einen Mann heiraten würde, dessen Freunde und Schwestern ihm alle eine andere wünschen?«

      »Das musst du selbst entscheiden«, sagte Elisabeth, »und wenn du nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kommen solltest, dass die Enttäuschung seiner Schwestern schwerer wiegt als dein eigenes Glück als seine Frau, dann rate ich dir, ihn um Himmels willen laufen zu lassen!«

      »Aber wenn er diesen Winter nicht wieder zurückkommt, werde ich vielleicht gar nicht die Möglichkeit haben, eine Wahl zu treffen. In sechs Monaten kann doch vieles dazwischenkommen!«

      Doch Elisabeth wollte nichts davon hören, dass Mr. Bingley nicht zurückkehren werde. Der Gedanke sei nur Carolines eigennützigen Wünschen entsprungen; und ob sie nun offen oder hintenherum mit ihrem Bruder gesprochen habe, sie, Elisabeth, nehme nicht für einen Augenblick an, dass ein so unabhängiger Mensch wie Mr. Bingley sich danach richten würde.

      Sie versuchte auf alle erdenkliche Weise, Jane zu ihrem Standpunkt zu bekehren, und durfte bald zu ihrer Freude feststellen, dass ihre Bemühungen nicht vergeblich gewesen waren. Jane neigte von Natur nicht dazu, den Kopf hängen zu lassen, und allmählich schöpfte sie neue Hoffnung, die nur noch selten von Zweifeln überschattet wurde, ob Mr. Bingley wohl wirklich nach Netherfield zurückkehren werde, um ihre Träume und Herzenswünsche zu erfüllen.

      Sie beschlossen, ihrer Mutter nur mitzuteilen, die Netherfields seien nach London gereist; sie solle sich nicht unnötig wegen Bingleys Verhalten beunruhigen. Aber auch das versetzte sie schon in große Erregung, und sie war außer sich, dass die netten Damen gerade zu dem Zeitpunkt fortgereist seien, wo man sich doch so nahegekommen war. Als sie sich jedoch genügend ausgejammert hatte, tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass ja Bingley bald wieder zurückkehren und mit ihnen speisen werde, und ihre ganze Besorgnis löste sich in der Erklärung auf, sie habe ihn zwar nur zu einem einfachen Essen im Familienkreise geladen, aber sie werde dafür sorgen, dass es trotzdem zwei warme Gänge gebe.

      Zweiundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Die Bennets waren bei Sir William Lucas zu Gast, und während des Nachmittags übernahm Charlotte wieder freundlicherweise die Aufgabe, sich Mr. Collins zu widmen. Elisabeth dankte ihr herzlich dafür, sobald sie ihre Freundin allein sprechen konnte.

      »Es lenkt ihn ab und hält ihn bei glänzender Laune«, sagte sie, »ich weiß nicht, wie ich dir danken soll!«

      Charlotte versicherte ihr, dass es ihr eine Genugtuung sei, ihr damit einen Gefallen zu tun, und dass das kleine Zeitopfer sich damit reichlich bezahlt mache. Das war wirklich sehr freundlich gedacht und gesagt, aber Elisabeth ahnte noch nicht, wohin Charlottes Liebenswürdigkeit zielte: sie beabsichtigte nämlich nicht mehr und nicht weniger, als ihre Freundin für immer von Mr. Collins’ Aufmerksamkeiten zu befreien, indem sie sie auf sich selbst lenkte. Das war Miss Lucas’ Plan; und nach allen Anzeichen zu schließen, gelang ihr seine Durchführung so gut, dass sie an einem endgültigen Erfolg nicht gezweifelt hätte, wäre nicht Mr. Collins’ Urlaub so bald schon zu Ende gewesen.

      Aber da tat sie seinem leidenschaftlichen und zielbewussten Charakter unrecht; denn der trieb ihn am nächsten Morgen dazu, Longbourn in aller Heimlichkeit zu verlassen, um nach Lucas Lodge zu eilen und sich Charlotte zu Füßen zu werfen.

      Einen besseren Empfang hätte er sich wirklich nicht wünschen können. Charlotte sah ihn von ihrem Fenster aus kommen und beeilte sich, ihm wie zufällig in der Allee zu begegnen. Nie hätte sie auch nur zu träumen gewagt, dass ihrer dort ein solcher Schwall von Liebe und Beredsamkeit wartete.

      Dann war aber auch schon alles zwischen ihnen zu ihrer beider Zufriedenheit besprochen und geregelt, so dass er noch vor der Haustür den Tag wissen wollte, der ihn zum glücklichsten aller Menschen machen sollte.

      Sir William und Lady Lucas wurden unverzüglich um ihre Einwilligung gefragt, die ebenso unverzüglich mit größter Herzlichkeit gewährt wurde. Mr. Collins’ gegenwärtige Stellung machte ihn zu einer durchaus beachtlichen Partie für ihre Tochter, der sie nur wenig Vermögen mitzugeben hatten; und in vielleicht nicht zu ferner Zukunft würde er ja überdies richtig wohlhabend sein. Lady Lucas begann mit einer Sorgfalt, die sie bisher nur wenigen Dingen erwiesen hatte, Betrachtungen und Berechnungen über Mr. Bennets Alter anzustellen; und Sir William gab mit allem Nachdruck zu verstehen, Mr. Collins müsse, sobald er Besitzer von Longbourn sei, sich unbedingt mit seiner Frau bei Hofe vorstellen lassen. Die ganze Familie war, kurz gesagt, überglücklich. Die jüngeren Schwestern begannen sich der Hoffnung hinzugeben, schon ein, zwei Jahre früher auf Gesellschaften gehen zu dürfen; und die Brüder sahen sich von der großen Sorge befreit, Charlotte als alte Jungfer ins Grab sinken zu sehen. Charlotte selbst war ziemlich gefasst; sie hatte erreicht, was sie erreichen wollte, und ließ sich jetzt Zeit, ihren Erfolg abzuschätzen. Alles in allem glaubte sie, Grund zur Zufriedenheit zu haben. Gewiss, Mr. Collins war weder klug, noch sehr angenehm; seine Gegenwart fiel einem auf die Nerven, und seine Liebe bestand nur in seiner Einbildung, aber — er würde ihr Gatte sein.

      Ohne dass sie jemals viel von Männern oder der Institution der Ehe gehalten hätte, war die Heirat doch immer ihr Ziel gewesen; es war die einzig ehrbare Möglichkeit, sich zu versorgen, die ein Mädchen aus gutem, aber nicht eben reichem Hause besaß; und mochte auch das Glück, das sich daran knüpfte, höchst zweifelhafter Natur sein, so stellte es doch die annehmbarste Sicherung gegen künftige Not dar. Das hatte sie jetzt erreicht, und mit ihren siebenundzwanzig Jahren und ihrem nicht sehr reizvollen Gesicht durfte sie sich ihres Glückes durchaus bewusst sein. Sorge machte ihr nur, wie Elisabeth die Neuigkeit aufnehmen würde; denn deren Freundschaft schätzte sie höher als die irgendeines anderen Menschen. Elisabeth würde sich nicht allein wundern, sondern sie vielleicht sogar der Berechnung zeihen; und wenn das auch ihren Entschluss nicht zu ändern vermochte, eine Missbilligung von dieser Seite würde ihr schwer aufs Herz fallen. Sie fand es daher besser, ihre Freundin selbst zu unterrichten, und schärfte Mr. Collins bei seinem Abschied ein, der Familie Bennet gegenüber nichts verlauten zu lassen. Natürlich versprach er es feierlichst, aber das Halten fiel ihm sehr schwer; denn wegen seines langen Ausbleibens plagte die Neugierde seine Cousinen, und sie stellten so verfängliche Fragen, dass es wirklich einiger Geistesgegenwart bedurfte, um ihnen auszuweichen, zumal er ja selbst darauf brannte, aller Welt seine erfolgreiche Brautfahrt zu verkünden.

      Da er am folgenden Morgen schon in aller Frühe abreisen wollte, verabschiedete er sich, als die Damen sich zur Nachtruhe zurückzogen. Mrs. Bennet lud ihn mit großer Höflichkeit und Herzlichkeit ein, Longbourn so bald wieder zu besuchen, als sein Beruf und seine sonstigen Verpflichtungen es nur zuließen.

      »Meine verehrte gnädige Frau«, erwiderte er, »ich bin Ihnen für diese Einladung außerordentlich verbunden, um so mehr, als ich im stillen darauf zu hoffen wagte; seien Sie versichert, dass ich ihr nachkommen werde, sobald es nur irgend geht.«

      Mr. Bennet, der von einer baldigen Wiederholung des verwandtschaftlichen Besuches durchaus nicht erbaut war, beeilte sich zu bemerken: »Laufen Sie nicht Gefahr, sich Lady Catherines Unwillen zuzuziehen? Vernachlässigen Sie lieber Ihre Verwandten, als dass Sie Ihrer Gönnerin Grund zur Missbilligung geben!«

      »Lieber Vetter«, entgegnete Mr. Collins, »ich danke Ihnen herzlich für diese freundliche Mahnung; verlassen Sie sich indes darauf, dass ich keinen Schritt unternehmen werde, ohne die Zustimmung Lady Catherines eingeholt zu haben.«

      »Sie können


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