Stolz und Vorurteil & Emma. Jane Austen

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Stolz und Vorurteil & Emma - Jane Austen


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verlieren; und nehmen Sie meine Versicherung entgegen, dass kein ungerechter Vorwurf dieser-halb über meine Lippen kommen soll, nachdem wir verheiratet sind.«

      Eine Unterbrechung war nun einfach dringend notwendig.

      »Sie sind zu vorschnell«, rief Elisabeth verzweifelt. »Sie vergessen, dass ich noch kein Wort zu alledem gesagt habe. Lassen Sie es mich unverzüglich nachholen: nehmen Sie meinen herzlichsten Dank entgegen für die Ehre, die Sie mir soeben erwiesen haben. Denn als eine solche betrachte ich Ihren Antrag, wenn ich ihn auch nicht annehmen kann.«

      »Es ist mir nichts Neues«, sagte Mr. Collins mit einer abwehrenden Handbewegung, »dass es bei jungen Damen Sitte ist, den Mann zunächst abzuweisen, den sie innerlich doch zu erwählen bereit sind, wenn er zum erstenmal mit seinem Antrag vor sie hintritt; ich weiß auch, dass selbst das zweite und dritte Mal zuweilen eine abschlägige Antwort erteilt zu werden pflegt. Ihre Antwort entmutigt mich deshalb keineswegs, und ich hoffe nach wie vor, Sie binnen kurzem zum Altar geleiten zu dürfen.«

      »Aber ich bitte Sie«, rief Elisabeth, »eine solche Hoffnung ist doch sehr merkwürdig nach dem, was ich Ihnen soeben sagte. Ich versichere Ihnen, ich bin nicht eine von diesen jungen Damen — wenn es solche tatsächlich geben sollte —, die ihr Glück aufs Spiel setzen in der Erwartung, ein zweites Mal gefragt zu werden. Meine Ablehnung war im vollsten Ernst gesprochen. Sie könnten mich nicht glücklich machen, und ich bin überzeugt, dass ich die letzte Frau in der Welt wäre, mit der Sie glücklich werden könnten. Und wenn Ihre Freundin Lady Catherine mich kennte, würde sie mich bestimmt in jeder Beziehung höchst unpassend für eine solche Stellung finden!«

      »Wenn das allerdings der Fall wäre —«, meinte Mr. Collins ernsthaft. »Aber ich kann mir gar nicht denken, dass Lady Catherine an Ihnen nicht Gefallen fände. Seien Sie versichert, dass ich bei meinem nächsten Zusammentreffen mit ihr in der lobendsten Weise von Ihrer Bescheidenheit, Sparsamkeit und allen anderen Eigenschaften sprechen werde, die Sie so liebenswert machen.«

      »Wirklich, Mr. Collins, alle Ihre Lobesworte werden umsonst sein. Erlauben Sie mir, das selbst zu beurteilen, und haben Sie die Freundlichkeit, meinen Worten zu glauben. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen alles Glück und großen Reichtum, und indem ich Ihnen meine Hand verweigere, tue ich, was in meiner Macht steht, um Ihnen dazu zu verhelfen. Sie haben mir den Antrag gemacht und damit Ihrem Zartgefühl in bezug auf meine Familie Genüge und alle Ehre getan; Sie können also das Erbe antreten, ohne Ihr Gewissen beunruhigen zu müssen. Und jetzt, glaube ich, braucht über diese Angelegenheit kein weiteres Wort mehr gewechselt zu werden!«

      Und damit erhob sie sich und hätte das Zimmer verlassen, wenn nicht Mr. Collins wieder begonnen hätte.

      »Wenn ich mir demnächst das Vergnügen bereite, mit Ihnen erneut über diese Angelegenheit zu sprechen, hoffe ich, eine andere Antwort zu erhalten. Es liegt mir fern, Ihnen im Augenblick Grausamkeit vorwerfen zu wollen, denn ich weiß, dass Sie nur nach den althergebrachten Gewohnheiten Ihres Geschlechtes handeln, wenn Sie mich beim ersten Antrag abweisen, und ich möchte fast vermeinen, aus Ihren Worten trotzdem entnehmen zu können, was der Ermunterung meiner Werbung dienlich sein kann, ohne Ihre Scheu zu verletzen.«

      »Sie sind unmöglich«, rief Elisabeth, die ihren Ärger kaum noch beherrschen konnte. »Wenn Ihnen meine Worte als Ermunterung erscheinen, dann weiß ich wirklich nicht, wie ich mein ›Nein‹ zum Ausdruck bringen soll!«

      »Meine liebe Cousine, Sie müssen es mir erlauben, Ihre Worte nur als Worte zu betrachten. Meine Gründe hierfür will ich Ihnen kurz erläutern: mir scheint, meine Hand ist nicht zu verachten, auch halte ich die Stellung, die ich bieten kann, für sehr erstrebenswert. Meine Position, meine Verbindung zu der Familie Lady Catherines und meine Verwandtschaft mit der Ihren, alles das spricht für mich. Und Sie sollten bedenken, dass trotz der Vielfalt Ihrer liebenswerten Eigenschaften es durchaus nicht so gewiss ist, ob Sie je wieder einen ähnlichen Antrag erhalten werden. Ihre Mitgift ist unglücklicherweise so gering, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach von Ihrer Schönheit und Liebenswürdigkeit in den Augen eines anderen Freiers nicht aufgewogen wird. Aus all dem schließe ich, dass Ihre Ablehnung meiner Hand nicht ernst gemeint sein kann und dass Sie nur meine Liebe zu vertiefen suchen, indem Sie mich hinhalten, wie das so üblich ist bei schönen Frauen!«

      »Ich mache durchaus keinen Anspruch auf diese Art Schönheit, die es sich angelegen sein lässt, einen vortrefflichen Mann wie Sie hinzuhalten und zu quälen. Viel lieber wäre mir das Zugeständnis, dass Sie meinen Worten Glauben schenken. Ich kann Ihnen nicht genug danken, aber ich kann ihren Antrag nicht annehmen. Meine Gefühle verbieten es mir in jeder Hinsicht! Kann ich noch deutlicher sprechen? Betrachten Sie mich nicht als eine schöne Frau, die Sie peinigen will, sondern als ein vernünftiges Wesen, das in vollem Ernst zu Ihnen spricht!«

      »Sie sind unentwegt reizend!« rief er mit einem ungeschickten Versuch, den Verliebten zu spielen, »und ich weiß, dass meine Bitte mit der ausdrücklichen Unterstützung Ihrer beiden Eltern angehört und erfüllt werden wird!«

      An eine solche verzweifelte Selbsttäuschung mochte Elisabeth kein weiteres Wort verschwenden, und sie verließ den Raum, ohne zu antworten. Sie nahm sich vor, ihren Vater um Schutz zu bitten, falls Mr. Collins auch weiterhin ihre Ablehnung als schmeichelhafte Ermunterung zu betrachten gewillt war: ein Nein von der Seite musste selbst diesen beharrlichen Freier überzeugen, zumal es ihm schwerfallen würde, die Ablehnung auch dann noch als Koketterie einer schönen Frau aufzufassen.

      Zwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Mr. Collins wurde nicht lange mit seinen beglückten Träumen über die so erfolgreich verlaufene Freite allein gelassen: kaum sah Mrs. Bennet, die sich im Flur zu schaffen gemacht hatte, ihre Tochter die Treppe nach oben gehen, als sie auch schon in das Frühstückszimmer eilte und Mr. Collins und sich selbst in überaus herzlicher Weise zu der Aussicht beglückwünschte, nun bald die verwandtschaftlichen Bande noch fester knüpfen zu können. Mr. Collins erwiderte die freundlichen Worte mit gleicher Wärme und ging dann dazu über, Einzelheiten seiner Unterredung mit Elisabeth wiederzugeben; er könne nicht umhin, schloss er, das Ergebnis in jeder Hinsicht für günstig anzusehen, da er ja wohl nicht fehlgehe, wenn er die hartnäckige Ablehnung, die er von seiner Cousine erfahren habe, einer natürlichen Schamhaftigkeit und einem edlen Zartgefühl zuschreibe.

      Dieser Bericht gab indessen Mrs. Bennet zu denken. Sie hätte von Herzen gern seine Überzeugung geteilt, Elisabeth habe ihn mit ihrer Ablehnung seines wiederholten Antrages nur ermuntern wollen, doch sie wagte nicht daran zu glauben und gab ihrem Zweifel offen Ausdruck.

      »Aber verlassen Sie sich darauf, Mr. Collins«, fügte sie hinzu, »ich werde Lizzy den Kopf schon zurechtrücken. Ich will sofort mit ihr sprechen. Sie ist so eigensinnig und töricht, dass sie oft ihren eigenen Vorteil verkennt. Aber ich werde ihr das schon klarmachen!«

      »Madame, verzeihen Sie, dass ich Sie unterbreche«, warf Mr. Collins ein, »aber wenn sie wirklich ein so eigensinniges und törichtes Mädchen ist, dann weiß ich nicht, ob sie für einen Mann in meiner Position, der begreiflicherweise vor allem auf eine harmonische Ehe Wert legt, die geeignete Frau sein würde. Sollte Elisabeth daher tatsächlich weiter auf ihrer Weigerung bestehen, wäre es vielleicht ratsamer, sie nicht zu zwingen; denn wenn diese Fehler in ihrem Charakter schlummern, glaube ich kaum, dass das ein Glück für mich sein könnte.«

      »Sie haben mich völlig missverstanden, Mr. Collins«, sagte Mrs. Bennet tief erschrocken, »Lizzy ist nur in Fällen wie in diesem so eigensinnig. Sonst ist sie das freundlichste und zuvorkommendste Geschöpf von der Welt. Ich gehe jetzt zu Mr. Bennet, und dann wird bestimmt bald alles zu unser aller Zufriedenheit in Ordnung gebracht sein.«

      Sie ließ ihm keine Zeit, etwas zu erwidern, sondern eilte, so schnell sie konnte, zu ihrem Mann in die Bibliothek und rief, kaum eingetreten:

      »Ach, lieber Bennet, du wirst dringend gebraucht! Wir sind alle halb von Sinnen vor Aufregung! Komm bitte sofort und sprich ein Machtwort, dass deine Tochter deinen Vetter nicht ausschlägt! Sie schwört,


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