Buddhismus für Anfänger, Fortgeschrittene und Gottverlassene. Andreas D. Werner

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Buddhismus für Anfänger, Fortgeschrittene und Gottverlassene - Andreas D. Werner


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Lehren zu verstehen. Aber den Weg der Erleuchtung kann nur derjenige einem anderen vermitteln, der selbst diesen Weg bereits erfolgreich gegangen ist, der am Ziel angekommen ist. Die Abarbeitung einer detaillierten Anleitung, wie sie in vielen Büchern zum Buddhismus zu finden ist, kann zwar die Richtung aufzeigen, aber mehr auch nicht. Schon demjenigen, der Erleuchtung selbst erfahren hat, fällt der Versuch, das Phänomen und den Auslöser der Erleuchtung erklären zu wollen, unendlich schwer. Es gibt in unserer Sprache nicht die passenden Begriffe dafür und dieser Zustand ist auch nicht präzise definierbar, ist unscharf und nicht beständig, wie ich Ihnen später noch ausführlich aufzeigen werde.

      Nun haben Sie seitenweise erfahren, was Sie nicht weiterbringen wird, was Sie schon zu Beginn Ihres Weges nicht tun sollten und was Sie hier nicht zu lesen bekommen werden. Aus den Quizsendungen sind wir ja mit dem Ausschlussverfahren zum Finden der richtigen Antwort hinreichend vertraut, kann doch das Ausschlussverfahren am schnellsten helfen, sich von unnötigem Ballast, Verblendung und irrigen Annahmen zu trennen.

      Dieses Buch führt Sie also nicht zur buddhistischen Religion, nicht zum Hinduismus, nicht zur buddhistischen Philosophie und nicht zur buddhistischen Geschichte. Denn – alle eben genannten Themenbereiche helfen uns nicht, den Mind of Buddha, das Wesen des Buddhismus, zu verstehen.

      Aus meiner Zeit als Redakteur einer kleinen Zeitung ist mir ein Satz in Erinnerung geblieben, der bei der Abhandlung schwieriger Themen häufiger gesagt wurde: „Das habe ich nicht verstanden, kannst du es bitte nochmal erklären, aber mit deinen eigenen Worten.“ Mit eigenen Worten erklären – genau das mache ich hier.

      Um den tieferen Sinn des Buddhismus zu verstehen, können Sie Zen, Mahayana- oder Hinayana-Buddhismus studieren und unzählige Lehrbücher lesen – sollte dies alles Ihnen nicht weiterhelfen, hier in diesem Buch erkläre ich es Ihnen mit meinen eigenen Worten, gebe ich Ihnen eine Interpretation, die für uns Europäer leichter nachvollziehbar ist.

      Das Buch soll Ihnen aufzeigen, wie Sie auf die Sonnenseite des Lebens gelangen können, soll Ihnen helfen, zu jeder Zeit und in jeder erdenklichen Situation, unter allen Umständen, glücklich und zufrieden zu sein, und – wenn nur irgendwie möglich – ohne buddhistische Wahrheitssprüche, ohne dabei Räucherstäbchen abzubrennen, ohne bunte Fähnchen an die Türen zu heften, ohne die Verwendung fremdartiger oder missverständlicher Ausdrücke.

      Was ist Ihr Ziel?

      Zwei Fragen stehen nun schon auf Ihrem Schreibblock:

      1. Warum griffen Sie nach einem buddhistischen Buch?

      2. Was verursacht bei Ihnen Leid und Schmerz?

      Nun frage ich Sie: Was wollen Sie? Was ist Ihr Ziel?

      Schreiben Sie bitte auch diese Frage auf Ihr Blatt.

       3. Was wollen Sie? Was ist Ihr Ziel? Ihre Antwort:

      Werden Sie jetzt bitte nicht ungeduldig. Diese Vorgehensweise, Ihnen solche Fragen zu stellen, habe ich absichtlich gewählt. Die Fragen sollen dazu dienen – ähnlich einem roten Faden – jeden Leser an möglichst dem gleichen Punkt mitzunehmen, ihn gerade jetzt am Anfang an die Hand zu nehmen, damit jeder einzelne von Ihnen die Chance hat, sich den wesentlichen Gesichtspunkten des Buddhismus, dem Mind of Buddha, zu nähern; damit alle die Chance haben, die so schwierige Thematik zu verstehen.

      Beschäftigen wir uns doch einmal mit den Fragen und den denkbaren Antworten.

      1 Die Antwort auf meine erste Frage könnte lauten: Ich habe ein Problem, ich suche Hilfe.

      2 Die Antwort auf meine zweite Frage könnte die Aufzählung all Ihrer persönlichen Sorgen und Ängste, also Ihrer Probleme, sein.

      3 Und als Antwort auf die dritte Frage könnten Sie schon ungeduldig äußern: Nun, wenn ich schon ein Problem habe – also meine Sorgen und Ängste benennen kann – dann will ich das Problem auch lösen und abstellen! Damit wären Leid und Schmerz gebannt.

      Diese denkbare Antwort wäre nachvollziehbar, erscheint richtig, aber diese Schlussfolgerung ist falsch, denn: Mit der Lösung Ihres Problems verschwinden nicht gleichzeitig Schmerz und Leid.

      Nehmen Sie sich etwas Zeit, darüber nachzudenken. Manche Menschen sind prädestiniert dafür, Probleme zu lösen – jeden Tag aufs Neue. Vielleicht glauben sie sich glücklich und zufrieden, wenn sie das Problem gelöst haben, aber zutiefst in ihrem Empfinden sind sie deshalb noch lange nicht glücklich. Und die Frage drängt sich auf, warum manche Menschen ständig Probleme haben, immer wieder.

      Ich möchte behaupten, fast alle Menschen denken ergebnisorientiert. Habe ich auf der einen Seite ein Problem, das Leid und Ungemach verursacht, dann brauche ich auf der anderen Seite eine Lösung des Problems. Ist das Problem gelöst, vergehen Leid und Ungemach – dann könnten sich Glücklich- und Zufriedensein wieder einstellen. Diese Gedankenkette: Problem kommt auf → Leid und Ungemach entstehen → ich löse das Problem → Leid und Ungemach vergehen → ich bin glücklich und zufrieden, geht in der Praxis nicht auf.

      Zwar bin ich dann vorübergehend glücklich und zufrieden darüber, das Problem gelöst zu haben, mein Leben wird deshalb aber nicht gleichbedeutend glücklich und zufrieden. Ganz offensichtlich liegen die Ursachen für Unglück, Leid und Schmerz noch vor der hier beschriebenen Kausalkette, noch weit vor dem Moment, wo wir glauben, ein Problem zu erkennen; und weit vor dem Zeitpunkt, wo sich ein Problem tatsächlich ausbildet.

      Daher möchte ich Sie bitten, als Antwort auf die dritte Frage unter Ihre eigene Antwort, oder anstelle der Ihren, folgende Antwort zu schreiben:

       Was wollen Sie? Was ist Ihr Ziel? Die Antwort: Ich will glücklich und zufrieden leben! Ich will nicht leiden!

      Ich will glücklich und zufrieden leben – ich will nicht leiden. Den Weg dahin können wir gemeinsam beschreiten. Aber – wir werden nicht an dem Ziel ankommen, das gemeinhin, und vermutlich auch von Ihnen, am Anfang Ihres Weges als Glücklich- und Zufriedensein definiert wird.

      Wer von Ihnen bei der von mir vorformulierten Antwort eine innere Aversion verspürt, weil sein Ziel ein ganz anderes ist, zum Beispiel: „reich und erfolgreich sein“ oder „berühmt und verehrt“, der möge sich fragen, warum er diese Ziele hat. Doch nicht, um unglücklich und unzufrieden zu sein, sondern doch eher, um infolgedessen auch glücklich und zufrieden zu sein. Das ist ein wichtiger Aspekt. Jeder Mensch hat ganz offensichtlich eine eigene Vorstellung, was für ihn persönlich wichtig im Leben ist und was eintreten muss, um glücklich und zufrieden sein zu können. Reich und erfolgreich, berühmt und verehrt, verheiratet sein und Kinder haben, gesund und schön sein, sind nur einige der denkbaren Antworten. Mancherorts sind Menschen schon glücklich und zufrieden, wenn sie etwas zu essen und zu trinken haben, etwas anzuziehen, ein Dach über dem Kopf oder Brennstoff, um sich in der kalten Jahreszeit zu wärmen. Unterschiedliche Menschen haben offensichtlich auch unterschiedliche Vorstellungen vom Glücklich- und Zufriedensein. Was ist der Grund, dass der eine für sein Glücklichsein einen Ferrari benötigt, und ein anderer nur eine warme Mahlzeit.

      Die Ursachen des Leids herauszufinden, wie man dem Leid entgegentritt und es zu besiegen vermag, und in Folge die Quelle, den Ursprung von Glücklichsein und Zufriedenheit ausfindig zu machen, das war das Ziel von Buddha. Die Erkenntnis, die er damals als Antwort erfuhr, war seine Erleuchtung – und die Antwort, die er fand, gilt noch heute uneingeschränkt. Diese allumfassende Antwort werden wir uns Stück für Stück erarbeiten, in der Hoffnung, dass wir nicht ganz so lange für die richtige Erkenntnis benötigen wie der historische Buddha. Aber es kann nicht schaden, wenn Sie selbst sich auch schon einmal ein paar Gedanken zu den Ursachen von Leid machen und darüber, worauf Glücklichsein und Zufriedenheit beruhen. Buddhismus ist eine Geistesangelegenheit, und wir können gar nicht früh genug damit beginnen, unseren Geist etwas zu fordern.

      Buddha und sein Ziel

      Der historische Buddha, Siddhãrtha Gautama lebte um 560 - 480 v. Chr. Er war der Sohn der Herrscherfamilie Shãkya, und wuchs in sehr behüteten und wohlhabenden


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