Der Oelprinz. Karl May

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Der Oelprinz - Karl May


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lassen wollte, aus dem Sattel mußte; er wurde »abgestreift« und kam wieder auf die liebe Erde zu sitzen.

      »Alle neunundneunzigtausend Teufel!« schrie er wütend, indem er sich erhob und sein Knie befühlte. »Diese Bestie ist ein wahres Höllenvieh. Ich war natürlich auf das Abbocken gefaßt. Wie könnt Ihr ihm da befehlen, daß es mich abstreifen soll?«

      Diese Frage galt Sam, welcher antwortete:

      »Es ist ausgemacht worden, daß ich mit dem Maultiere sprechen, pfeifen oder auch singen kann, ganz wie es mir beliebt. Daran halte ich fest. Das Geld ist mein.«

      Er strich es ein. Buttler hinkte zum Wirte hin und sagte halblaut zu ihm:

      »Gib mir zwanzig Dollar! Meine Leute haben nichts mehr.«

      »Wollt Ihr wieder wetten?« fragte der Irländer.

      »Natürlich!«

      »Ihr werdet abermals verlieren!«

      »Jetzt ganz gewiß nicht wieder!«

      »Und wenn aber doch? Von wem bekomme ich dann mein Geld?«

      »Von mir, Halunke, von mir!«

      »Aber wann?«

      »Bis morgen früh.«

      »Morgen früh? Wenn er Euch alles abgenommen hat?«

      »Dummkopf! Das ist nur geborgt. Meine Leute würden wohl nicht so ruhig zusehen, wenn sie nicht wüßten, daß ich morgen früh wieder nicht nur zu meinen Verlusten bin, sondern noch viel mehr habe.«

      »Ah, die zweitausend Dollar dieses Schneiders?«

      »Yes.«

      »Nehmt Euch in acht, Sir! Dieser Kerl ist doch nicht ganz so dumm, wie wir gedacht haben.«

      »Pshaw! Alles Zufall!«

      »Mit dem Schießen, ja; aber das mit dem Maultiere wohl nicht.«

      »Auch das! Das Tier ist ein altes, ausrangiertes Zirkusvieh, welches er für einige Dollar erhalten hat. Es kann diese beiden Kunststücke; das ist alles, Zufall, nur Zufall. Also her mit dem Gelde! Ich muß einstweilen wenigstens die letzten zweimal zehn Dollar wieder haben.«

      Als ihm der Wirt das Geld aus dem Hause geholt hatte, rief er Sam Hawkens zu:

      »Wettet Ihr noch mal mit?«

      »Ja, doch nun zum letztenmal.«

      »Einverstanden; aber um zwanzig Dollar!«

      »Yes.«

      »Da ist das Geld. Dazu gebe ich die heiligste Versicherung, daß mich Euer Scheusal jetzt nicht herunterbringt, es kann machen, was es immer will.«

      Er stieg auf, nahm die Mary kurz in die Zügel und fest zwischen die Schenkel und horchte zu Sam hin, was dieser befehlen würde, ob abbocken oder abstreifen. Der Kleine aber gebot keins von beiden, sondern rief:

      »Wälze ihn ab, meine liebe Rolling-Mary!«

      Das Maultier warf sich augenblicklich nieder und rollte sich wie eine Walze auf dem Boden hin. Wenn Buttler sich nicht alle Glieder zerquetschen oder gar zerbrechen lassen wollte, mußte er die Zügel fahren lassen und die Füße aus den Steigbügeln nehmen. Kaum fühlte die Mary, daß sie ihn los war, so sprang sie auf, trabte zu ihrem Herrn hin, stieß ein triumphierendes Geschrei aus und rieb ihr Maul an seiner Schulter.

      Buttler erhob sich langsam vom Boden, befühlte und betastete sich oben und unten, hinten und vom und machte ein ganz unbeschreibliches Gesicht. Er war wütend über die mehrfache Blamage, welche er erlitten hatte, und wollte sich dies doch nicht merken lassen. Dazu schmerzten ihn alle seine Knochen und Muskeln, denn er hatte unter der Mary wie unter einer Drehrolle gelegen.

      »Beliebt es Euch vielleicht, noch einmal zu wetten?« rief ihm Sam Hawkens zu.

      »Geht zum Satan, sowohl mit Eurem Zufalle wie mit Eurer schändlichen Bestie!« antwortete der Gefragte, indem er sich niedersetzte.

      »Habe mit dem Satan keine Geschäfte, Mr. Buttler, werde also dahin gehen, wohin es mir gefällt.«

      »Nach Prescott doch?«

      »Yes.«

      »Schon heut?«

      »Nein. Werden heut hier in San Xavier del Bac bleiben.«

      »Habt ihr euch schon nach einem Obdache umgesehen?«

      »Nein. Ist nicht nötig; werden im Freien schlafen, «

      »Habt ihr zu essen?«

      »Noch nicht. Dachten hier was zu bekommen.«

      »Damit steht es schlimm. Es ist nichts mehr zu haben. Ihr könnt euch also nur dann satt essen, wenn ihr unsre Gäste sein wollt. Seid also klug, und nehmt meine Einladung an!«

      »Thue es hiermit, Sin Wann werdet ihr speisen?«

      »Wenn das Fleisch angekommen ist. Ich werde euch benachrichtigen.«

      Damit waren die Wetten beendet und war auch das Gespräch vorüber. Die beiden Gruppen hielten sich nun jede wieder für sich selbst.

      »Hast ein famoses Geschäft gemacht!« sagte Dick Stone zu Sam. »Wollte, ich wäre an deiner Stelle!«

      »Ist gar nicht nötig, denn wir teilen natürlich, wenn ich mich nicht irre. Halten uns wahrhaftig für Schneider, hihihihi! Und Buttler heißt der Kerl!«

      »Sind also die zwölf Finders. Schlechte Gesellschaft das, zum Abendessen!«

      »Hätte nicht notwendig gehabt, ihre Einladung anzunehmen; haben ja in unsren Satteltaschen noch Proviant für einen ganzen Tag, was ganz gut bis Tucson reicht; hege aber meine gute Absicht dabei. Will sie nämlich festnehmen.«

      »Ohne Kampf?«

      »Ohne.«

      »Aber wie?«

      »Das wird sich finden.«

      »Hätten wohl lieber fortreiten sollen von hier; ist ein sehr gefährliches Plaster für uns, das hiesige.«

      »Wieso?«

      »Werden dir den Gewinn natürlich wieder abnehmen wollen, und wenn nicht mit List, dann mit Gewalt. Wohl nur deshalb sind wir zum Essen geladen worden.«

      »Versteht sich am Rande des Teiches. Soll ihnen aber schwer werden. Fürchte mich nicht vor ihnen, besonders da ich gesehen habe, wie leicht sie sich nasführen lassen. Uns für Schneider zu halten, uns, das Kleeblatt!«

      »Haben sogar von diesem Kleeblatte gehört und uns einen Augenblick lang wirklich für dasselbe gehalten!«

      »So daß Buttler euch die Köpfe untersuchte. Hätte der Kerl auf dem meinigen eine Entdeckungsreise unternommen, so wäre es ihm nicht länger in den Sinn gekommen, ein Kleeblatt für drei Schneider zu halten, hihihihi! Besaß einst auch mein eigenes Haar mit samt der Haut, an welche es gewachsen war, habe es von Kindesbeinen an ehrlich und mit vollem Rechte getragen, und kein Advokat hat es gewagt, es mir streitig zu machen, bis so ein oder zwei Dutzend Pawnees um mich waren, und mir das Fell bei lebendigem Leibe vom Kopfe schnitten und rissen. Bin dann nach Tekama gegangen und habe mir eine neue Haut gekauft; nannten es Perrücke und kostete mich drei dicke Bündel Biberfelle, wenn ich mich nicht irre. Schadet aber nichts, denn das neue Fell ist zuweilen praktischer als das alte, besonders im Sommer; kann es abnehmen, wenn mich schwitzt und es waschen und kämmen, ohne mich auf den Kopf zu kratzen. Und wenn abermals ein Roter meinen Skalp verlangen sollte, so kann ich ihm denselben verehren, ohne daß es ihm vorher Mühe und mir Schmerzen macht.«

      »Und wie albern,« fiel Will Parker ein, »daß sie wirklich glaubten, wir wollten droben am Gila Biber, sogar graue Bären fangen!«

      »War gar nicht so albern, wie du denkst,« erklärte Sam. »Haben ja sehr deutlich gesehen, daß du ein Greenhorn bist, und einem solchen ist eben alles zuzutrauen, auch daß er auf einem Heuboden Seehunde und Walfische fangen will. Sprachen davon, daß sie Fleisch erwarten. Wo sie es herbekommen? Ob etwa von Tucson? Ist kaum zu glauben. Wahrscheinlich auch ein Gaunerstreich. Werden es sich stehlen wollen – — behold, da kommen sie gezogen; werden sie also nun wohl kennen lernen.«

      Er


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