Winnetou 3. Karl May

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Winnetou 3 - Karl May


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Aber mein wird er, finden muß ich ihn! Die Pferde sind fort, und so können wir uns an die Fußspuren halten.«

      »Wird eine schwierige Aufgabe sein! Zwar sind die Spuren eines Weißen recht gut von der Fährte eines Roten zu unterscheiden, aber wer sagt Euch denn, daß er nicht klug genug ist, auch einwärts zu gehen, wie die Indianer? Und wird es auch immer ein Terrain geben, auf welchem die Fährte zu erkennen ist?«

      »Ihr habt recht, Charley; aber was soll ich sonst tun?«

      Ich griff in die Tasche und zog die zwei Beutel und die Papiere hervor, welche ich bei dem Pferde des Weißen gefunden hatte.

      »Vielleicht finden wir hier einen Anhalt über das, was wir vorzunehmen haben.«

      Ich öffnete die Beutel. Ganz in unserer Nähe brannte eines der Feuer; sein Schein fiel auf den Inhalt, den ich ganz deutlich zu erkennen vermochte. Ich stieß einen Ruf der Überraschung aus.

      »Steine, echte Steine, Diamanten! Sam, ich halte einen außerordentlichen Reichtum in den Händen!«

      Wo hatte sie dieser Bushheader her, und wie kamen sie mit ihm in die wilde Savanne? Auf eine rechtmäßige Weise konnte er sie nicht besitzen, das war sicher, und ich hatte unbedingt die Verpflichtung, den wahren Eigentümer ausfindig zu machen.

      »Diamanten? ‚ s death, ist‘s wahr? Zeigt her! Ich habe in meinem ganzen Leben zum Beispiel noch niemals das Glück gehabt, so ein teures Stückchen Erdreich zwischen meinen Fingern zu halten.«

      Ich gab sie ihm hin.

      »Es sind Brasilianer. Hier, schaut sie an!«

      »Hm, was die Menschen doch für sonderbare Geschöpfe sind! Es ist doch nur Stein, nicht einmal ein rechtes, gutes Metall, nicht wahr, Charley?«

      »Kohlenstoff, Sam, nichts als Kohlenstoff!«

      »Kohlenstoff oder Koks meinetwegen; ich gebe für den ganzen Kram hier mein altes Schießeisen nicht hin! Was werdet Ihr mit den Schlacken tun?«

      »Sie dem rechtmäßigen Eigentümer wiedergeben.«

      »Und wer ist das?«

      »Weiß es nicht, werde es aber wohl erfahren, denn ein so horribler Verlust wird nicht still ertragen, sondern in allen Zeitungen ausgeschrieben.«

      »Hihihihi, so müssen wir gleich morgen abonnieren; nicht, Charley?«

      »Ist vielleicht gar nicht nötig, am Ende finden wir in diesen Papieren irgend einen Aufschluß.«

      »Da seht doch zum Beispiel gleich einmal nach!«

      Ich tat es und fand zwei sehr gute Karten der Vereinigten Staaten und einen Brief, welchem das Kuvert fehlte. Er lautete:

      »Galveston den .....

      Lieber Vater!

      Ich brauche Dich; komme so schnell wie möglich, ganz gleich, ob Dir Dein Streich mit den Steinen gelungen ist oder nicht. Reich werden wir auf alle Fälle. Mitte August triffst Du mich in der Sierra Rianca, da, wo der Rio Pecos zwischen dem Skettel- und Head-Pik heraustritt. Das Weitere nur mündlich.

      Dein Patrik.«

      Das Datum war bei Galveston abgerissen; ich konnte also nicht bestimmen, wann der Brief geschrieben worden war. Ich las ihn Sam vor.

      »Behold,« meinte dieser, als ich fertig war; »das stimmt, denn sein Bube heißt zum Beispiel gar nicht anders als Patrik, und grad diese beiden fehlen mir noch zu meinen zehn, die ich haben muß. Aber sagt, wie heißen denn die beiden Berge?«

      »Der Skettel- und der Head-Pik.«

      »Kennt Ihr sie?«

      »Ein wenig. Ich war von Santa Fe aus in den Organosbergen, und da es in der Sierra Rianca und Sierra Guadelupe Bären geben sollte, so machte ich einen Abstecher dahin.«

      »Und kennt Ihr auch den Rio Pecos?«

      »Sehr gut.«

      »Dann seid Ihr der Mann, den ich brauche. Wir wollten nach Texas und Mexiko und können uns nebenbei einige Schritte weiter nach rechts halten. Übrigens wollte ich nur dorthin, weil ich zum Beispiel dachte, meine Leute dort zu finden; da sie uns aber so schön sagen, wo sie zu finden sind, so wäre ich ja ein Narr, wenn ich sie nicht einmal den alten Sans-ear mit seiner Tony sehen ließe. Geht Ihr mit, wenn wir morgen früh keine Spur von diesem Fred Morgan finden?«

      »Natürlich! Ich muß ihn haben, denn bei ihm werde ich am sichersten erfahren, wem die Steine gehören.«

      »Dann steckt diese Sachen wieder ein und laßt uns sehen, was die Railroader machen!«

      Der Conductor hatte meinem Rate gemäß Wachen ausgestellt. Das Zugpersonal war nebst den Bahnarbeitern beschäftigt, den zerstörten Schienenweg wieder herzustellen, und die Passagiere standen teils dabei, um zuzuschauen, teils beschäftigten sie sich mit den Leichen der Gefallenen oder betrachteten uns Beide, deren Unterhaltung sie nicht zu stören gewagt hatten. Jetzt, da wir uns erhoben, traten einige zu uns heran, um uns ihren Dank für unsere Teilnahme abzustatten. Sie waren verständiger als der Zugführer und fragten uns, in welcher Weise sie uns ihre Erkenntlichkeit in Form eines Geschenkes erweisen könnten. Ich bat, mir Pulver, Blei, Tabak, Brot und Zündhölzer kaufen zu dürfen, wenn etwas von diesen Artikeln vorhanden sein sollte, und sofort griff jeder in seinen Vorrat, so daß wir mehr als reichlich mit dem Gewünschten versehen wurden. Eine Bezahlung, welche rundweg abgeschlagen wurde, konnte ich natürlich nicht aufdrängen.

      So verging die kurze Zeit, welche zur Reparatur vonnöten war; die Werkzeuge wurden wieder aufbewahrt, und der Conductor trat zu uns, indem er fragte:

      »Wollt Ihr mit einsteigen, Mesch‘schurs? ich nehme Euch gerne eine Strecke mit, so weit es Euch gefällt.«

      »Danke, Sir! Wir bleiben hier,« antwortete ich.

      »Ganz wie Ihr wollt. Ich habe natürlich über das heutige Ergebnis einen Bericht abzustatten und werde nicht verfehlen, Eurer ehrenvoll zu erwähnen; eine Belohnung wird dann jedenfalls nicht ausbleiben.«

      »Danke; wird uns nichts nützen, da wir nicht im Lande bleiben!«

      »Wem gehören die Trophäen, welche hier erbeutet werden?«

      »Nach dem Gesetze der Savanne gehört alles Eigentum des Besiegten dem Sieger.«

      »Wir haben gesiegt, folglich können wir den Indsmen abnehmen, was sie bei sich tragen. Greift zu, ihr Leute! Wir müssen doch jeder ein Andenken an den heutigen Kampf aufzuweisen haben!«

      Da trat Sam nahe zu ihm heran und sagte:

      »Wollt Ihr uns wohl den Indianer zeigen, den Ihr besiegt und getötet habt, Sir?«

      Der Mann sah ihn einigermaßen verblüfft an.

      »Wie meint Ihr das?«

      »Wenn Ihr einen getötet habt, so könnt Ihr seine Habseligkeiten zum Beispiel an Euch nehmen, sonst aber nicht.«

      »Sam, laßt Ihnen das Vergnügen,« wandte ich mich zu dem Gefährten, »wir brauchen ja nichts von alledem!«

      »Wenn Ihr meint, so mag es sein; aber die Skalpe rührt Ihr uns nicht an!«

      »Und den ermordeten Wärter nehmt Ihr mit, der da drüben liegt,« fügte ich hinzu; »das ist ja Eure Schuldigkeit!«

      Dieser Wunsch mußte mir natürlich erfüllt werden. Die toten Indianer wurden aufgesucht und ihrer Waffen und sonstigen Habseligkeiten beraubt; dann lud man die toten Weißen in einen Wagen – ein kurzer Abschied, und der Zug dampfte davon. Einige Zeit lang noch vernahmen wir das immer schwächer werdende Rollen; dann waren wir wieder allein in der weiten, stillen Savanne.

      »Was jetzt, Charley?« fragte Sam.

      »Schlafen.«

      »Denkt Ihr nicht, daß die Indsmen zurückkehren, nun, da die tapfern Leute fort sind?«

      »Ich vermute es nicht.«

      »Sollte mich aber zum Beispiel wundern, wenn Fred Morgan nicht wiederkäme, um wenigstens den Versuch zu machen, sein Pferd und mit ihm die Steine wiederzufinden!«

      »Möglich,


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