Zielobjekt Null . Джек Марс

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Zielobjekt Null  - Джек Марс


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für das College zu sammeln, und machte sich besonders auf einem Bewerbungsschreiben gut – vor allem, da Georgetown momentan ihre erste Wahl war. Reid hatte nicht nur darauf bestanden, Maya zum College zu fahren, sondern sie auch zu ihrem Klassenzimmer zu begleiten. In der Nacht zuvor, als Maria gezwungen gewesen war, ihr Date unerwartet zu beenden, war Reid zu seinen Mädchen nach Hause geeilt. Er war äußerst beunruhigt über die Nachricht gewesen, dass Rais geflohen war – seine Finger hatten am Lenkrad seines Autos gezittert – aber er hatte sich gezwungen, ruhigzubleiben und logisch zu denken. Die CIA war bereits auf Verfolgungsjagd und Interpol vermutlich auch. Er kannte die Vorgehensweise; jeder Flughafen würde überwacht und es würden Straßensperren auf allen Hauptverkehrsstraßen von Sion errichtet werden. Und Rais hatte keine Verbündeten mehr, an die er sich wenden konnte.

      Außerdem war der Attentäter in der Schweiz, mehr als sechstausend Kilometer entfernt, geflohen. Zwischen ihm und Kent Steele befanden sich ein halber Kontinent und ein riesiger Ozean.

      Und trotzdem wusste er, dass er sich deutlich besser fühlen würde, wenn er erfuhr, dass Rais wieder festgenommen worden war. Er vertraute auf Marias Fähigkeiten, aber er wünschte, er hätte die Weitsicht gehabt, sie zu bitten, ihn so gut sie konnte, auf dem Laufenden zu halten.

      Er und Maya erreichten den Eingang zur Healy Halle und Reid verharrte. „Okay, ich schätze, ich werde dich nach dem Unterricht sehen?“

      Sie sah ihn misstrauisch an. „Du wirst mich nicht hineinbringen?“

      „Heute nicht.“ Er hatte das Gefühl, zu wissen, weshalb Maya heute Morgen so ruhig gewesen war. Er hatte ihr in der Nacht zuvor ein wenig Unabhängigkeit gegeben, aber heute war alles wieder wie gewohnt. Er musste sich daran erinnern, dass sie kein kleines Mädchen mehr war. „Hör zu, ich weiß, dass ich dich in letzter Zeit ein wenig eingeengt habe …“

      „Ein wenig“, spottete Maya.

      „… und es tut mir leid. Du bist eine fähige, einfallsreiche und intelligente junge Frau. Und du möchtest nur etwas Unabhängigkeit. Ich bin mir dessen bewusst. Mein überfürsorglicher Charakter ist mein Problem, nicht deins. Es hat mit nichts zu tun, was du getan hast.“

      Maya versuchte, das Grinsen auf ihrem Gesicht zu verbergen. „Hast du gerade die ‚es liegt nicht an dir, es liegt an mir’ Phrase benutzt?“

      Er nickte. „Das habe ich, weil es die Wahrheit ist. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde und ich nicht da wäre.“

      „Aber du wirst nicht immer da sein“, sagte sie. „Egal wie sehr du es versuchst. Und ich muss in der Lage sein, Probleme selbst zu lösen.“

      „Du hast recht. Ich werde mein Bestes tun, um mich ein bisschen zurückzuhalten.“

      Sie hob eine Augenbraue. „Versprichst du es?“

      „Ich verspreche es.“

      „Okay.“ Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Wir sehen uns nach dem Unterricht.“ Sie machte sich auf den Weg zur Tür, hatte dann allerdings einen weiteren Gedanken. „Weißt du, vielleicht sollte ich lernen, wie man schießt, nur für den Fall …“

      Er deutete mit einem erhobenen Finger in ihre Richtung. „Treib es nicht zu weit.“

      Sie grinste und verschwand im Gang. Reid blieb für ein paar Minuten draußen stehen. Gott, seine Kinder wurden zu schnell erwachsen. In zwei kurzen Jahren würde Maya eine volljährige, erwachsene Frau sein. Bald würde es um Autos gehen und Studiengebühren und … und früher oder später wären da auch Jungs im Spiel. Zum Glück war das bisher noch nicht passiert.

      Er lenkte sich selbst damit ab, die Architektur auf dem Gelände zu bewundern, während er auf die Copley Halle zuging. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es ihn jemals langweilen würde, durch die Universität zu spazieren und sich an den Gebäudestrukturen des 18. und 19. Jahrhunderts zu erfreuen. Viele von ihnen waren im romanischen Stil gebaut worden, welcher im Mittelalter in Europa aufblühte. Es half sicherlich auch, dass Mitte März die Wende der Jahreszeiten in Virginia stattfand, zu der das Wetter wärmer wurde – bis zu zehn Grad Celsius und an den wärmeren Tagen sogar bis fünfzehn Grad.

      In seiner Rolle als Aushilfslehrer übernahm er üblicherweise kleinere Klassen mit fünfundzwanzig bis dreißig Schülern und in erster Linie Geschichtsleistungskurse. Er spezialisierte sich auf Unterrichtsstunden zum Thema Kriegsführung und half oft für Professor Hildebrandt aus, der fest angestellt war, allerdings regelmäßig für ein Buch auf Reisen ging, das er gerade schrieb.

      Oder vielleicht ist er insgeheim in der CIA, scherzte Reid.

      „Guten Morgen“, sagte er laut, als er das Klassenzimmer betrat. Die meisten Studenten waren schon dort, als er ankam, also eilte er nach vorne, stellte seine Umhängetasche auf den Schreibtisch und zog seinen Mantel aus. „Ich bin ein paar Minuten zu spät, also lassen Sie uns gleich anfangen.“ Es fühlte sich gut an, wieder im Klassenzimmer zu stehen. Dies war sein Element – zumindest eines von ihnen. „Ich bin mir sicher, dass mir einer von Ihnen sagen kann, was, den Todesopfern zufolge, das verheerendste Ereignis in der europäischen Geschichte war?“

      „Der Zweite Weltkrieg“, rief jemand sofort.

      „Sicherlich eines der Schlimmsten weltweit“, antwortete Reid, „aber Russland ging es den Zahlen nach zu urteilen deutlich schlechter als Europa. Was haben Sie noch?“

      „Die mongolische Eroberung“, sagte ein brünettes Mädchen mit einem Pferdeschwanz.

      „Eine weitere gute Vermutung, aber Sie denken nur an bewaffnete Konflikte. Woran ich denke, ist weniger anthropogen; mehr biologisch.“

      „Die schwarze Pest“, murmelte ein blonder Junge in der ersten Reihe.

      „Ja, das ist richtig Mr. …?“

      „Wright“, antwortete der Junge.

      Reid grinste. „Mr. Wright? Ich wette, Sie nutzen das als Anmachspruch.“

      Der Junge lächelte verlegen und schüttelte den Kopf.

      „Ja, Mr. Wright hat recht – die schwarze Pest. Die Pandemie der Beulenpest begann in Zentralasien, breitete sich dann die Seidenstraße hinunter aus und wurde von Ratten auf Handelsschiffen nach Europa gebracht, wo sie im vierzehnten Jahrhundert schätzungsweise fünfundsiebzig bis zweihundert Millionen Menschen umbrachte.“ Er ging für einen Moment auf und ab, um seine Aussage hervorzuheben.

      „Das ist ein großer Verlust, nicht wahr? Wie kann es sein, dass diese Zahlen so weit auseinanderliegen?“

      Das brünette Mädchen in der dritten Reihe meldete sich. „Weil sie vor siebenhundert Jahren kein Volkszählungsbüro hatten?“

      Reid und ein paar weitere Studenten kicherten. „Nun, sicher, das stimmt. Aber es liegt auch daran, dass sich die Plage so schnell ausbreitete. Ich meine, wir sprechen hier über ein Drittel der europäischen Bevölkerung, die über den Zeitraum von zwei Jahren vernichtet wurde. Um das in die richtige Perspektive zu bringen, wäre es also so, als würden die komplette Ostküste und Kalifornien ausgelöscht.“ Er lehnte sich gegen den Schreibtisch und verschränkte seine Arme. „Jetzt weiß ich, was Sie denken. ‚Professor Lawson, sind Sie nicht der Typ, der hier reinkommt und über Krieg redet?’ Ja, und darauf komme ich jetzt hinaus. Jemand hat die mongolische Eroberung erwähnt. Dschingis Khan hatte für kurze Zeit das größte zusammenhängende Imperium der Geschichte und seine Truppen marschierten, während der Jahre, in welchen die Pest in Asien um sich griff, in Osteuropa ein. Khan ist einer der Ersten, der nutzte, was wir heute als biologische Kriegsführung bezeichnen; wenn sich eine Stadt ihm nicht ergeben wollte, dann katapultierte seine Armee seuchenbefallene Leichen über ihre Mauern und dann … mussten sie nur noch eine Weile abwarten.“

      Mr. Wright, der blonde Junge in der ersten Reihe, runzelte angeekelt seine Nase. „Das kann nicht wahr sein.“

      „Es ist wahr, das versichere ich Ihnen. Die Belagerung von Kafa, dem heutigen Krim, 1346. Schauen Sie, wir würden gerne glauben, dass biologische Kriegsführung ein neues Konzept ist, aber dem ist nicht so. Bevor wir Panzer oder Drohnen oder Raketen oder sogar moderne Waffen hatten, haben wir


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