Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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ihm ant­wor­te­te, hat­te er schon die Har­fe des al­ten Zau­be­rers er­grif­fen, die Bei­ne ge­kreuzt und blick­te ge­las­sen und wei­se um sich: – mit den Nüs­tern aber zog er lang­sam und fra­gend die Luft ein, wie Ei­ner, der in neu­en Län­dern neue frem­de Luft kos­tet. Da­rauf hob er mit ei­ner Art Ge­brüll zu sin­gen an.

      2

       Die Wüs­te wächst: weh Dem, der Wüs­ten birgt!

       – Ha! Fei­er­lich!

       In der That fei­er­lich!

       Ein wür­di­ger An­fang!

       Afri­ka­nisch fei­er­lich!

       Ei­nes Lö­wen wür­dig,

       Oder ei­nes mo­ra­li­schen Brüll­af­fen –

       – aber Nichts für euch,

       Ihr al­ler­liebs­ten Freun­din­nen,

       Zu de­ren Füs­sen mir

       Zum ers­ten Male,

       Ei­nem Eu­ro­pä­er, un­ter Pal­men

       Zu sit­zen ver­gönnt ist. Sela.

       Wun­der­bar wahr­lich!

       Da sit­ze ich nun,

       Der Wüs­te nahe und be­reits

       So fern wie­der der Wüs­te,

       Auch in Nichts noch ver­wüs­tet:

       Näm­lich hin­ab­ge­schluckt

       Von die­ser kleins­ten Oa­sis – :

       – sie sperr­te ge­ra­de gäh­nend

       Ihr lieb­li­ches Maul auf.

       Das wohl­rie­chends­te al­ler Mäul­chen:

       Da fiel ich hin­ein,

       Hin­ab, hin­durch – un­ter euch,

       Ihr al­ler­liebs­ten Freun­din­nen! Sela.

       Heil, Heil je­nem Wall­fi­sche,

       Wenn er also es sei­nem Gas­te

       Wohl sein liess! – ihr ver­steht

       Mei­ne ge­lehr­te An­spie­lung?

       Heil sei­nem Bau­che,

       Wenn er also

       Ein so lieb­li­cher Oa­sis-Bauch war

       Gleich die­sem: was ich aber in Zwei­fel zie­he,

       – da­für kom­me ich aus Eu­ro­pa,

       Das zwei­fel­süch­ti­ger ist als alle

       Ält­li­chen Ehe­weib­chen.

       Möge Gott es bes­sern!

       Amen!

       Da sit­ze ich nun,

       In die­ser kleins­ten Oa­sis,

       Ei­ner Dat­tel gleich,

       Braun, durch­süsst, gold­schwü­rig, lüs­tern

       Nach ei­nem run­den Mäd­chen­mun­de,

       Mehr noch aber nach mäd­chen­haf­ten

       Eis­kal­ten schnee­weis­sen schnei­di­gen

       Beiss­zäh­nen: nach de­nen näm­lich

       Lechzt das Herz al­len heis­sen Dat­teln. Sela.

       Den ge­nann­ten Süd­früch­ten

       Ähn­lich, all­zu­ähn­lich

       Lie­ge ich hier, von klei­nen

       Flü­gel­kä­fern

       Um­tän­zelt und um­spielt,

       Ins­glei­chen von noch klei­ne­ren

       Thö­rich­teren bos­haf­te­ren

       Wün­schen und Ein­fäl­len,

       Um­la­gert von euch,

       Ihr stum­men, ihr ah­nungs­vol­len

       Mäd­chen-Kat­zen,

       Dudu und Su­lei­ka,

       – ums­phinx­t, dass ich in Ein Wort Viel Ge­füh­le stop­fe: (Ver­ge­be mir Gott Die­se Sprach-Sün­de!) – sit­ze hier, die bes­te Luft schnüf­felnd, Pa­ra­die­ses-Luft wahr­lich, Lich­te leich­te Luft, gold­ge­streif­te, So gute Luft nur je Vom Mon­de her­ab­fiel – Sei es aus Zu­fall, Oder ge­sch­ah es aus Über­mu­the? Wie die al­ten Dich­ter er­zäh­len. Ich Zweif­ler aber zie­he es In Zwei­fel, da­für aber kom­me ich Aus Eu­ro­pa, Das zwei­fel­süch­ti­ger ist als alle Ält­li­chen Ehe­weib­chen. Möge Gott es bes­sern! Amen! Die­se schöns­te Luft trin­kend, Mit Nüs­tern ge­schwellt gleich Be­chern, Ohne Zu­kunft, ohne Erin­ne­run­gen, So sit­ze ich hier, ihr Al­ler­liebs­ten Freun­din­nen, Und sehe der Pal­me zu, Wie sie, ei­ner Tän­ze­rin gleich, Sich biegt und schmiegt und in der Hüf­te wiegt, – man thut es mit, sieht man lan­ge zu! Ei­ner Tän­ze­rin gleich, die, wie mir schei­nen will, Zu lan­ge schon, ge­fähr­lich lan­ge Im­mer, im­mer nur auf Ei­nem Bei­ne stand? – da ver­gass sie darob, wie mir schei­nen will, Das and­re Bein? Ver­ge­bens we­nigs­tens Such­te ich das ver­miss­te Zwil­lings-Klein­od – näm­lich das and­re Bein – In der hei­li­gen Nähe Ihres al­ler­liebs­ten, all­er­zier­lichs­ten Fä­cher- und Flat­ter- und Flit­ter­röck­chens. ja, wenn ihr mir, ihr schö­nen Freun­din­nen, Ganz glau­ben wollt: Sie hat es ver­lo­ren! Es ist da­hin! Auf ewig da­hin! Das and­re Bein! Oh scha­de um die­ses lieb­li­che and­re Bein! Wo – mag es wohl wei­len und ver­las­sen trau­ern? Das ein­sa­me Bein? In Furcht viel­leicht vor ei­nem Grim­men gel­ben blond­ge­lock­ten Lö­wen-Unt­hie­re? Oder gar schon Ab­ge­nagt, ab­ge­knab­bert – Er­bärm­lich, wehe! wehe! ab­ge­knab­bert! Sela. Oh weint mir nicht, Wei­che Her­zen! Weint mir nicht, ihr Dat­tel-Her­zen! Milch-Bu­sen! Ihr Süss­holz-Herz- Beu­tel­chen! Wei­ne nicht mehr, Blei­che Dudu! Sei ein Mann, Su­lei­ka! Muth! Muth! – Oder soll­te viel­leicht Et­was Stär­ken­des, Herz-Stär­ken­des, Hier am Plat­ze sein? Ein ge­salb­ter Spruch? Ein fei­er­li­cher Zu­spruch? – Ha! Her­auf, Wür­de! Tu­gend-Wür­de! Eu­ro­pä­er-Wür­de! Bla­se, bla­se wie­der, Bla­se­balg der Tu­gend! Ha! Noch Ein Mal brül­len, Mora­lisch brül­len! Als mo­ra­li­scher Löwe Vor den Töch­tern der Wüs­te brül­len! – Denn Tu­gend-Ge­heul, Ihr al­ler­liebs­ten Mäd­chen, Ist mehr als Al­les Eu­ro­pä­er-In­brunst, Eu­ro­pä­er-Heiss­hun­ger! Und da ste­he ich schon, Als Eu­ro­pä­er, Ich kann nicht an­ders, Gott hel­fe mir! Amen! Die Wüs­te wächst: weh Dem, der Wüs­ten birg­t!

      Die Erweckung

      1

      Nach dem Lie­de des Wan­de­rers und Schat­tens wur­de die Höh­le mit Ei­nem Male voll Lär­mens und La­chens; und da die ver­sam­mel­ten Gäs­te alle zu­gleich re­de­ten, und auch der Esel, bei ei­ner sol­chen Er­muthi­gung, nicht mehr still blieb, über­kam Za­ra­thustra ein klei­ner Wi­der­wil­le und Spott ge­gen sei­nen Be­such: ob er sich gleich ih­rer Fröh­lich­keit er­freu­te. Denn sie dünk­te ihm ein Zei­chen der Ge­ne­sung. So schlüpf­te er hin­aus in’s Freie und sprach zu sei­nen Thie­ren.

      »Wo ist nun ihre Noth hin? sprach er, und schon ath­me­te er sel­ber von sei­nem klei­nen Über­drus­se auf, – bei mir ver­lern­ten sie, wie mich dünkt, das Noth­schrein!

      – wenn auch, lei­der, noch nicht das Schrein.« Und Za­ra­thustra hielt sich die Ohren zu, denn eben misch­te sich das I-A des Esels wun­der­lich


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