Im Thale des Todes. Karl May

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Im Thale des Todes - Karl May


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Wollen morden gut Master Günther, der hab geben so gut Trinkgeld an Zeus.«

      »Du hast träumen!«

      »O, Zeus nicht träumen; Zeus hören. Zeus wohl auch noch mehr hören. Zeus nicht bleiben bei Herrschaft, die sein Mörder. Zeus wieder horchen.«

      Im Hofe wurde Pferdegetrappel vernehmbar. Es waren zwei Reiter gekommen. Diese Beiden waren – Leflor aus Wilkinsfield und Bill Newton, der einstige Derwisch. Als Walker-Robin sie erblickte, stieß er einen Ruf der Ueberraschung aus.

      »Ihr, Master Leflor?« sagte er vom Söller hinab. »Schnell herauf, und willkommen! Ich werde Euch gleich Eure Zimmer anweisen lassen.«

      »Das laßt nur bleiben. Wir reiten gleich wieder fort.«

      »Unsinn!«

      »O doch! Ich komme gleich hinauf.«

      Die Pferde waren außerordentlich abgetrieben, und auch den beiden Reitern sah man die Anstrengung an. Sie ließen den Thieren Wasser und Futter geben und kamen die Stiege herauf, welche zum Söller führte. Walker bot Leflor die Hand und wollte sprechen. Dieser aber warnte leise:

      »Pst! Still! Gehen wir in ein Zimmer, wo uns Niemand hören kann!«

      »Ihr thut ja recht geheimnißvoll!«

      »Habe auch Ursache dazu.«

      »O, die Angelegenheit, wegen welcher ich Euch den weiten Weg machen ließ, ist zwar wichtig und heimlich, hat aber nicht solche Eile, wie Ihr zeigt.«

      »Es giebt noch andere Angelegenheiten. Also, bitte, ein Zimmer, Master Walker!«

      »So kommt.«

      Er führte sie in seine Stube. Miranda ging auch mit. Die beiden Angekommenen sanken vor Müdigkeit auf die Sitze. Leflor fragte:

      »Ist Euch in den letzten Tagen etwas Unangenehmes widerfahren?«

      »Nein.«

      »Dann waren sie also noch nicht da, und wir kommen zur rechten Zeit, Euch zu warnen.«

      »Warum? Das klingt ja bedenklich.«

      »Ist es auch in hohem Grade. Wir kommen directen Weges vom Silbersee.«

      »So, so! Seid Ihr also da droben mit Bill zusammengetroffen, Sir?«

      »Ja. Er war dort gefangen, und es glückte mir, ihn herauszuangeln.«

      »Gefangen? Verdammt! Das ist doch nicht möglich! Wie ist es denn gekommen, Bill?«

      Der einstige Derwisch zuckte die Achseln und sagte:

      »Daran war dieser verfluchte rothe Burkers schuld. Der Streich ist nämlich vollständig mißglückt.«

      »Seid Ihr des Teufels?«

      »Die Kerls sind alle gefangen. Jetzt wird wohl Keiner mehr leben. Die Maricopa's haben Alle umgebracht.«

      »Das sind doch unsere Verbündete!«

      »Jetzt nicht mehr. Sie haben mit den Apachen Frieden geschlossen.«

      »Diese Nachricht ist freilich verteufelt schlecht.«

      »Es kommt noch schlechter. Ihr sollt nämlich überrumpelt werden.«

      »Von wem?«

      »Von Wilkins.«

      »Welchen Wilkins meint Ihr?«

      »Nun, aus Wilkinsfield.«

      »Alle Donner und Wetter! Ist dieser Mensch etwa wieder aufgetaucht?«

      »Ja freilich. Wir selbst sind ihm dazu behilflich gewesen.«

      »Wo denn?«

      »Am Silbersee. Er ist ja der Vater der berühmten Taube des Urwaldes.«

      »Höre ich denn recht? Da schlage doch der Teufel hinein! Und er will mich überrumpeln?«

      »Ja, mit Apachen, mit Sam Barth – – –«

      »Dem Dicken?«

      »Ja, und Jim und Tim – – –«

      »Denen ich damals entkommen bin?«

      Er war aufgesprungen und ging in der Stube auf und ab. Sein Gesicht war leichenblaß geworden.

      »Sie Alle kommen, Alle!« sagte Leflor. »Und noch Andere dazu. Da ist ein Jäger, den sie den Fürsten der Bleichgesichter nennen – – –«

      »Habe von ihm gehört. Kommt der auch mit?«

      »Freilich. Auch Roulin wird kommen.«

      »Seid Ihr verrückt?«

      »Nein. Er, der Weiße, welcher mit den Maricopa's zum Silbersee kam, um ein Mädchen abschlachten zu lassen, der Esel. Er ist an Allem schuld. Die Verfolger sind hinter ihm her, und es steht zu erwarten, daß er in seiner Dummheit sich hierher wenden wird.«

      »Er sollte einen vortrefflichen Empfang haben, wenn er käme!« grollte Walker. »Wer hätte das gedacht, Alles, Alles stand und ging so gut, und jetzt bricht es auf einmal mit Macht herein. Kann man denn nichts Ausführliches hören?«

      Leflor, dem der gesprächige Förster Rothe Alles erzählt hatte, machte den Berichterstatter und theilte ihm mit, was er wußte. Als er geendet hatte, ging Walker abermals nachdenklich im Zimmer auf und ab. Dann blieb er stehen und sagte:

      »Der Stoß läßt sich pariren.«

      »Möchte wissen, wie!«

      »In der Weise, daß ich dem Gegner einstweilen meine Höhle überlasse und in die seinige einbreche. Dadurch werde ich zum Angreifer. Und Ihr wißt, daß der Angreifer stets im Vortheile ist.«

      »Hm! Der Gedanke ist nicht übel. Also nach der Höhle des Gegners wollt Ihr? Nach dem Silbersee?«

      »Fällt mir gar nicht ein! Sagtet Ihr nicht, daß Almy Wilkins und jene Magda Hauser nach Mohawk-Station geschafft worden seien?«

      »Ja.«

      »Nun, so gehen wir dorthin.«

      »Donnerwetter!« rief Leflor wie electrisirt. »Ihr wollt die Mädels abfassen?«

      »Freilich.«

      »Herrlich! Was thut Ihr mit ihnen?«

      »Das weiß ich noch nicht; es wird sich später finden. Ich habe das Gefühl, als ob wir die Herren der Situation sein werden, wenn wir die Mädchens in unserer Gewalt haben.«

      »Das ist gewiß! Ich will Euch sagen, Master Walker, daß ich einst um Almy's Hand angehalten habe. Sie aber wies mich ab. Jetzt endlich hätte ich eine günstige Gelegenheit, mich zu rächen.«

      »Ihr wollt also mit?«

      »Auf alle Fälle!«

      »Ist mir lieb. Je mehr Kräfte bei einem solchen Unternehmen, desto eher und sicherer glückt es. Aber habt Ihr denn auch Zeit dazu?«

      »Bin ich so weit hergekommen, kann ich auch noch einige Meilen machen.«

      »Sehr gut. Nur befürchte ich, Ihr werdet von dieser Parthie doch noch absehen.«

      »Warum?«

      »Ich habe Euch kommen lassen, um Euch Etwas mitzutheilen, was Euch wohl nicht sehr gefallen wird.«

      »Wohl in Beziehung auf Wilkins und Wilkinsfield?«

      »Ja, freilich.«

      »Nun, wir werden ja sehen! Wer kommt?«

      Walker war an das Fenster getreten, welches nach dem Wege zu führte. Von dort her hatte man den Hufschritt eines Pferdes gehört. Er berichtete an Miranda:

      »Alfonzo, unser Bote kehrt zurück. Er wird uns sagen, ob Günther bei der Sennorita Quartier gefunden


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