G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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um!«

      »Natürlich, Junge!«

      Angus sieht sich um, aber auf der Straße ist niemand.

      »Soll ich zuerst reiten?«

      »Ja, Angus, aber warte drüben auf mich.«

      Angus Haley reitet an, er hält drüben und winkt. In der Linken hat er jetzt den Revolver, und Rual kommt.

      Und da taucht jemand rechts aus einem Haus auf, bleibt stehen und sieht auf die Straße, blickt genau zu Rual hin. Es ist ein Ranger, die Uniformknöpfe blinken.

      In der nächsten Sekunde sagt der Mann schon scharf:

      »He – he, das ist doch… halt, anhalten!«

      Rual wird noch kleiner, sein Pferd springt an.

      Und da zieht der Ranger seinen Revolver.

      Der Schuß kracht, als das Pferd in die Gasse rast und Angus sein Pferd herumreißt.

      »Weg«, sagt Rual laut. »Weg hier, Angus!«

      Er prescht jetzt voraus. Die Hufe trommeln durch das kurze Stück Gasse. Beide jagen über die Straße, sehen den Bachlauf vor sich.

      »Kennst du dich aus, Rual?«

      »Nein, nicht genau, führe du, aber schnell, die kommen nach, die kommen uns bis in die Hölle nach!«

      »Uns wird man nie finden, Junge, ich kenne das Gebiet wie meine Hosentaschen.«

      Die Pferde preschen jetzt im vollen Galopp durch die Büsche. Angus sieht sich um. Der kleine Rual liegt fast auf seinem Pferd und kommt nach. Sein Pferd ist gut, der Gaul nimmt das Tempo an und hält mit.

      Bald darauf ist er neben Angus, und der kleine Rual fragt:

      »Wohin, weißt du einen sicheren Platz, an dem sie uns nicht finden?«

      »Die Eselsabhänge sind dreißig Meilen von hier«, erwidert Angus. »Ich kenne dort jeden Stein, weiß manches Versteck. Wir lassen sie erst suchen, was?«

      »Ja, zwei Tage, vielleicht drei oder vier, wenn wir Wasser haben.«

      »Wir werden Wasser haben. Weiter!«

      Rual schweigt, sie jagen durch das Land, in dem Angus groß geworden ist, kommen an einen Bach, und halten sich am Wasserstreifen. Wasser spritzt unter den Hufen der Pferde hoch, aber dann kommt Geröll.

      »Sie werden uns bei Nacht nur langsam folgen können«, sagt Angus nach gut einer Stunde Schweigen. »Erst die Helligkeit des Tages zeigt ihnen eine Fährte. Und die werden sie nur bis zum Alamito Bach verfolgen können, den erreichen sie sicher erst am Morgengrauen. Von dort aus weiß ich Wege, die sie nicht mehr entdecken, auf denen es keine Spuren geben wird. Wieder durch das Wasser, Rual, da sieht man kaum Spuren.«

      Er nimmt sein Pferd herum, aber Rual gibt keine Antwort.

      »He, halte dich in der Mitte, Rual, in der Mitte reiten, da ist es tief genug.«

      Er sieht sich um, reißt dann sein Pferd jäh herum, greift zu, aber nicht schnell genug.

      Der »Lächler« Rual rutscht vom Sattel herab und fällt zu Boden.

      Von oben blickt Angus auf sein ausgeblichenes Hemd herab und zuckt heftig zusammen.

      »Rual«, sagt er dann. »Rual!«

      Er ist mit einem Satz aus dem Sattel und beugt sich über ihn. Rual blickt ihn an und lächelt.

      »Rual, warum hast du nicht gesagt, daß er dich getroffen hat, warum denn nicht, du Narr?«

      »Ich – ich wollte erst ein Stück weg sein. Mir ist einen Augenblick schwarz vor Augen geworden, entschuldige, daß ich herabgefallen bin, Angus. Verbinde mich gut, wir müssen weiter, wir können hier nicht bleiben.«

      »Du kannst nicht mehr, Mann.«

      »Ich kann, wenn ich will. Steckt die Kugel?«

      »Ja, sie steckt, warte, ich verbinde dich. Gut zweieinhalb Stunden mußt du durchhalten können. Schaffst du das, Junge?«

      »Ich muß! Sonst bindest du mich fest. Nimm keine Rücksicht, wenn ich ohnmächtig werde. Haben wir ein gutes Versteck, dann kann ich mich dort erholen. Mach schnell, Zeit ist kostbar!«

      Angus verbindet ihn und denkt an eine zähe Katze. Es ist ein Wunder, daß Rual bis hierher durchgehalten hat. Aber noch liegen mehr als achtzehn Meilen vor ihnen.

      Wenn er das schafft, dann ist er am Ende, denkt Angus bitter. Kirby hat ihn getroffen, aber dies ist kein gesunder Mann, dieser Mann ist bereits todkrank. Was wird das?

      Er wird sterben, denkt Angus. Er wird sterben.

      *

      »Schmerzensreiche Mutter, bitte für mich in der Stunde meines Todes.«

      Angus fährt herum und sieht Rual an. Er lächelt ganz friedlich an diesem vierten Tag. Seine Lippen bewegen sich, und seine Augen sind geschlossen.

      »Angus«, sagt er dann und lächelt wieder. »Angus, komm zu dir, komm…«

      »Ja«, sagt Angus heiser und weiß, daß er nicht mehr helfen kann, daß es keine Hilfe mehr gibt. »Was willst du, was soll ich tun, Rual?«

      »Du hast nie gefragt, warum ich im Gefängnis gewesen bin, du warst nie neugierig.«

      »Du hast gesagt, ich soll nicht fragen, wie?«

      »Habe ich gesagt, ja. Angus, wir waren früher sechs Mann. Ich bin mit zwei anderen erwischt worden. Sie haben uns eingesperrt. Dann bin ich mit ihnen geflohen, vor etwa anderthalb Wochen. Sie sind tot.«

      »Wer, die anderen beiden? Kirby hat so etwas gesagt, also ist es wahr?«

      »Ja – sie haben sich gegenseitig erschossen.«

      »Warum denn, warum?«

      »Sie – sie sind verrückt geworden, verrückt. Es strengt mich an, das Sprechen. Komm näher, hör gut zu. Ich habe kein Gewehr, nur den Revolver und ein Messer. Es – es ist das Messer meines Bruders, ein Geschenk von ihm, es ist mir teuer, verstehst du?«

      Er spricht immer leiser. Es ist seltsam, denkt Angus, er hat seit drei Tagen Fieber, aber nun ist er schon seit Stunden bei klarem Bewußtsein, aber er spricht so leise.

      »Du – du gehst zu meinem Bruder, du gehst hin. Versprich es, hörst du?«

      »Ja, ich werde hingehen, aber mit dir.«

      »Lügen – steht dir nicht, Angus. Hör zu, gib ihm das Messer und sage ihm, ich habe immer – an ihn gedacht. Und sage allen, daß ich bereut habe, lange schon bereut, hörst du? Bring ihm mein Messer. Er soll es in Ehren aufheben als Vermächtnis und Andenken an mich. Ich heiße Rual Rubiosa, du reitest zu der Laguna de Tarabillas, versprich es.«

      »Ja«, sagt Angus und sieht auf die flatternden Lider des lächelnden Mannes hinab. »Ich verspreche es. Ich reite hin.«

      »Nicht erst deinen Mann suchen, versprich es.«

      »Auch das, ich suche ihn nicht, ich reite zuerst hin. Ist das richtig so?«

      »Gut, sehr gut. An der Ostseite der Laguna liegt unsere Hazienda. Du gehst hin und sagst ihm alles. Grüß sie alle von mir und sage ihnen – ich habe bedauert – bedauert! Das Messer, gib es ihm, ich habe sonst nichts, nur das Geld. Gib es ihm, hörst du?«

      »Ja, Rual, er wird es erhalten. Und sonst soll ich nichts ausrichten?«

      »Nichts, nur, daß ich bedauert habe – bedauert!«

      Er schließt die Augen und liegt ganz still. Angus kauert neben ihm und kann die Cleveland Breaks sehen, zerklüftete Berge, in denen sich nichts rührt, wie sich hier überall nichts regt.

      Es ist still hier oben, nicht einmal ein Lufthauch weht. Die Täler sind voller bläulicher Schatten und Dunst.

      Auf einmal, es mögen zehn Minuten vergangen


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