G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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ich hole Wasser!«

      Angus steht auf, hastet zu den Felsblöcken, zwischen denen die Wasserflaschen liegen und macht den Verschluß der einen im Zurückgehen auf.

      »Rual, da hast du Wasser, komm, trink!«

      Er hebt ihn leicht an und sieht dann starr auf ihn herab.

      »Rual! Rual!«

      Rual lächelt. Und die Nachmittagssonne scheint auf sein Gesicht, in dem nichts als Ruhe ist.

      »Rual!« sagt Angus und läßt ihn zurücksinken. »Rual!«

      Rual lebt nicht mehr.

      Er soll ein Messer und das Geld zu der Laguna de Tarabillas bringen.

      Meinem Bruder, denkt Angus, als er die ersten Steine für ein Grab holt, meinem Bruder hatte ich meine Uhr geschickt. Rual hat nur das Messer und sein Geld.

      Es ist weit bis zur Laguna de Tarabillas, mehrere Tagesritte liegen vor ihm.

      Er denkt an sein Versprechen, das er Rual gegeben hat. Man hält solche Versprechen, auch wenn andere Dinge wichtiger sind, zum Beispiel dieser Syd Lanson, der irgendwo in der Gegend von Coyame zu finden sein muß.

      Ich werde reiten, zuerst zu der Laguna, denkt Angus, dann zurück und Coyame. Coyame liegt nicht weit vom Weg entfernt, fast an der Straße. Dann werde ich Lanson suchen und finden, wo immer er sich auch versteckt hält, ich werde ihn aufspüren. Dann schaffe ich ihn nach Alpine zu Turgill. Und dann, ja, nun, dann werde ich vielleicht mit Kirby einige Worte reden. Ich kenne die Gegend wirklich, wie? Natürlich wird Kirby wissen, daß ich mit Rual geritten bin, daß ich ihn an der Nase herumgeführt habe und er mich nie finden kann, weil ich die Gegend besser kenne.

      Was er jetzt wohl macht, der gute Kirby?

      Ob er mich noch sucht?

      Er blickt zurück, als wenn er Kirby sehen kann. Kirby Norman wird aufgegeben haben.

      Und Kirby Norman hat tatsächlich aufgegeben.

      *

      Es ist fast genau um dieselbe Zeit an diesem späten Nachmittag, als Kirby Norman mit staubbedecktem Gesicht, hinter sich drei seiner Männer, auf den Hof der Ranch der Haleys kommt und vor dem Vorbau absteigt.

      In diesem Augenblick sieht er eine Frau aus der Tür treten.

      Es ist eine kleine, zierliche Frau mit dunklen Augen und fast weißen Haaren. Sie sieht ihn an. Und Kirby Norman wünscht sich weit fort, als der Blick ihn trifft.

      »Captain«, sagt sie sehr leise und dünn. »Haben Sie etwas…«

      »Nein«, sagt er schnell, um sie zu beruhigen. »Ich habe nichts gefunden, Madam. Ich hätte nicht geschossen. Es ist, als wenn er vom Boden verschluckt ist. Ich weiß nicht mal, ob er diesen Rual noch bei sich hat. Der Mann muß getroffen worden sein, aber ich weiß auch nicht, wo. Madam, ich bin hergekommen, um… Ah, da kommt er ja schon!«

      Er blickt den beiden Männern entgegen, die von den ausgedehnten Corrals der Ranch herankommen.

      Der große Mann rechts mit dem grauen, streng gebürsteten Haar zuckt leicht erstaunt mit den Augenbrauen. Dann kommt er schnurgerade auf den Captain zu und sieht ihn durchbohrend an.

      Er ist ungebeugt, ein Mann, der vielleicht sterben wird, ehe er einmal daran denkt, sich zur Ruhe zu setzen.

      Markus John Haley trägt die hohen Stiefel eines Armeeoffiziers. Er hat vor vielen Jahren in der Kavallerie gedient und ist heute noch in der ganzen Haltung Kavallerist.

      Mark, sein Junge, geht jetzt einen halben Schritt hinter ihm. In Marks Gesicht liegt Verschlossenheit und Ruhe, aber niemand ist sicherer als Norman, daß diese Ruhe gekünstelt ist.

      »Was ist?« fragt der alte Graukopf und bleibt breitbeinig vor Norman stehen. Er fordert ihn nicht einmal auf, unter das Vorbaudach in den Schatten zu treten. »Captain, was willst du?«

      »Ich habe ihn nicht gesehen«, erwidert Norman und hat nun selbst Mühe, sich bei der Kälte, die aus den Augen des Alten förmlich auf ihn zukommt, zu beherrschen. »Ich wollte nur sagen, daß ich nichts gefunden habe, keine Spur, gar nichts. Er ist wie vom Erdboden verschluckt, Haley.«

      In diesem Augenblick glaubt er tatsächlich, daß in den Augen des Alten ganz hinten ein beinahe spöttisches und grimmig vergnügtes Funkeln aufkommt, das aber sofort wie weggeblasen ist.

      »Na und?« fragt der Alte dann auch schon barsch. »Was geht uns das an, Captain? Das Gesetz jagt einen Ausbrecher, haben wir damit etwas zu tun?«

      Jetzt, denkt Norman und kocht vor Zorn, jetzt bekommt er sein Teil. Und wenn er sich beleidigt fühlt und mich beim Gouverneur anschwärzt, er bekommt es!

      »Ich denke«, sagt er scharf, »das geht dich was an, Haley. Er ist dein Junge, meine ich. Ich weiß nicht, ob er diesem Rual Hilfe geleistet hat, es interessiert mich auch nicht, denn Rual wird sich mit Sicherheit von ihm trennen. Ich will dir nur sagen, Mann, ich bin für dich das Gesetz. Und für das Gesetz bist und bleibst du sein Vater, verstanden? Selbst, wenn dir das nicht paßt und du ihn weggejagt hast, du bist sein Vater! So, jetzt weißt du meine Meinung, aber du mußt noch etwas wissen. Dieser Rual wird ihn umbringen, wenn es ihm nicht gelingt, deinen Sohn zu verlassen, oder er sich einbildet, daß er ihn aus ganz anderen Gründen begleitet. Verstehst du, was ich damit meine? Er bringt ihn um, er ist der Mann, der das macht, wenn er sich etwas einbildet. Ist es dir vielleicht egal, wenn dieser Bandit ihn umbringt?«

      Der Alte vor ihm beißt die Zähne so hart zusammen, daß seine Wangenmuskeln spielen. Die Frau in der Tür steht erstarrt still und hält sich am Türrahmen fest. Mark Haley aber wird kreidebleich.

      »Ich habe keinen Sohn mehr, Captain, wenn du dir das merken willst«, sagt der Alte dann auch schon grimmig. »Er kann gehen und flüchten, wohin und mit wem er will, es interessiert mich nicht mehr. Du hast dir einen Weg umsonst gemacht!«

      Einen Moment schweigt Norman, aber die Ader auf seiner Stirn schwillt gefährlich an.

      »Gut«, sagt er dann finster. »Ich höre dich reden. Und immer, wenn ich Angus reden gehört habe, dann ist es mir gewesen, als wenn du geredet hast, Mann. Ihr beide gleicht euch in der ganzen Art wie ein Ei dem anderen. Ja, sieh mich nur so an, du weißt das genausogut wie ich. Und ich glaube, weil du gewußt hast, daß dir Angus auf dieser Ranch viel mehr Widerstand entgegengebracht haben würde, darum hast du ihn mit Gewalt brechen wollen. Du hast dich geirrt, du hast zu spät erkannt, daß er wie du ist, und er lieber Steine und Sand fressen würde, als jemals vor dir zu knien. Im Grunde deines Herzens bist du sicher, daß es niemals einen besseren Mann für diese Ranch geben würde, aber – du erwartest, daß er angekrochen kommt, du alter dickschädliger Narr. So hat noch nie jemand mit dir geredet, wie? Du kannst hingehen und mich beim Gouverneur anschwärzen, das kannst du, aber ich sage dir endlich einmal die Wahrheit!«

      »Mensch – Mensch, ich bringe dich um!«

      »Das paßt zu dir, genau zu dir. Sei beruhigt, Angus würde das nie sagen, der hat die Gabe, sich die Meinung eines anderen wenigstens ruhig anzuhören, aber du, keine Meinung außer deiner, wie? Ich bin mit Angus geritten. Und ich sage dir, ich bin absolut sicher, daß er nicht auf Wagner geschossen hat. Ich bin überzeugt, dieser Lanson hat gefeuert, obwohl die Leute sagen, daß er weggelaufen sein soll. Wer sagt denn, daß er sich nicht umgedreht hat, he? Paß gut auf, ich habe Angus angeboten, in die Rangertruppe einzutreten, ich würde nie einen Mann nehmen, der das nicht verdient.«

      »Der Lümmel – in die Ranger…«

      Der Alte sperrt den Mund auf und vergißt ihn zu schließen.

      »Ja«, sagt Norman zornig. »Ich werde ihn aufnehmen und mit ihm diesen dreimal verflixten Banditen der Grenze das Handwerk legen. Er wird sie finden, ich bin ganz sicher. Und dann kannst du dir vielleicht anhören, wie sie zu seinen Ehren eine Parade machen. So, jetzt weißt du es, du… Ach, mit dir reden, das ist ja, als wenn man mit einem Stein reden soll. Ich will dir nur noch eine ganze Kleinigkeit sagen: Du hast Angus völlig ungerecht weggejagt. Du hast gehört,


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