G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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ein Herumtreiber und Scharfschütze ist. In Wirklichkeit hängt Angus mehr an dir, als du glauben kannst. Er hängt an dieser Ranch, er hängt an euch allen, an jedem Stock, jedem Stein und jedem Ziegel hier. Dies ist sein Platz, an den er möchte, aber er ist genauso stur wie du und redet sich ein, daß er nie herkommen wird, niemals. Einer von euch beiden muß eines Tages aufstecken, entweder du oder er. Und ich sage dir, du wirst es sein, denn du hast vielleicht noch zwanzig Jahre Zeit dir einzureden, daß er angekrochen kommen muß. Er aber wird noch sechzig Jahre Zeit haben. Und darum gehst du zuerst. Schämst du dich nicht einen Augenblick, ihm seine Heimat genommen zu haben, nicht einen Augenblick? Das ist alles, damit werde ich fertig!«

      Der Captain zieht sich auf sein Pferd und reißt es wütend herum. Dann reitet er an, seine Männer hinter ihm her.

      Markus John Haley aber steht still und starrt auf die Staubwolke, die hinter den Reitern her treibt.

      Mark, sein Sohn, geht los. Er geht ganz langsam auf den Vorbau und sieht seine Mutter an. Einen Augenblick schwankt er, er fühlt etwas, was er die ganze Zeit noch nicht gewußt hat und wovor er sein ganzes Leben lang zurückgeschreckt ist. Das Gesicht seiner Mutter ist blaß, aber sie hat sicher in zehntausend Tagen mit diesem Mann Markus John Haley gelernt, Beherrschung zu üben.

      Auf einmal geht Mark Haley schneller. Er lächelt ihr zu und geht an ihr vorbei. Einen Augenblick streift er ihre Hand und drückt sie kurz.

      Er hat das viele Jahre nicht mehr getan und seine Gefühle für seine Mutter immer unterdrückt. In diesem Augenblick weiß er, daß es für ihn nur einen Weg geben wird. Er hofft nur, daß es noch nicht ganz zu spät ist.

      Auf dem Hof steht der alte Markus John Haley immer noch so steif und breitbeinig.

      Aus dem Bunkhaus sieht einer der Männer heraus und zieht den Kopf zurück.

      Der Alte hat etwas, wahrscheinlich wird er gleich platzen.

      Fünf Minuten vergehen, dann knallt etwas im Flur.

      Mark kommt heraus und hat sich entschieden. Er geht genau bis an die Vorbaukante und steckt zwei Finger in den Mund.

      Dann pfeift er, und der Alte zuckt heftig zusammen. Er muß wohl sehr weit fort mit den Gedanken gewesen sein.

      Aus dem Bunkhaus kommt Mike Hogan und sieht den Sattel, das Gewehr und den Packen auf dem Vorbau liegen.

      »Mein Pferd und die Stute«, sagt Mark Haley knapp und fest. »In zwei Minuten bist du damit fertig, ich hole mir nur noch Proviant!«

      Seine Mutter ist inzwischen ins Haus gegangen.

      Der Alte dreht sich um.

      »Was soll das?« fragt er.

      »Ich reite!«

      »So?«

      Dann schweigt er und nagt an seinen Lippen.

      »Du bildest dir doch wohl nicht ein, daß du ihn herbringen kannst, wie?«

      »Ich weiß nicht, aber ich muß ihn suchen, mehr weiß ich nicht.«

      »Der kommt nicht!«

      »Und woher willst du das wissen, Vater?«

      Der Alte kaut wieder auf seiner Unterlippe.

      »Weil«, sagt er dann knarrend. »Weil ich an seiner Stelle auch nicht kommen würde, verstanden? Seine dreimal verdammte Sturheit.«

      Mark Haley schweigt und hilft Mike den Sattel auflegen. Der Alte aber nagt immer noch an seiner Unterlippe.

      »Brauchst du Geld?«

      »Ich habe noch etwas.«

      »Rede nicht, du brauchst Geld.«

      Dann geht er los, er geht wahrhaft. Und Mike fallen fast die Augen aus dem Kopf. Der Alte geht Geld holen, der geizige, sparsame, mit dem Cent rechnende Boß, alle Wetter!

      In der Küche steht die Frau und hört ihn gehen. Den Schritt kennt sie seit dreißig Jahren und sie kann am Schritt erkennen, was in dem Mann vorgeht. Jetzt rennt er beinahe.

      Sie steht still und preßt beide Hände auf das Herz.

      Mein Gott, denkt sie, ein Wunder. Und auf einmal stürzen ihr die Tränen aus den Augen, sie kann nichts gegen diese Tränen tun und hält sich am Küchentisch fest.

      Die Schritte kommen wieder, die Sporen singen grell. Er geht durch den Flur und kommt nach draußen, er blinzelt heftig und sieht doch glatt an Mark vorbei,

      Die Hand ist ausgestreckt. Mark starrt auf die Scheine und vergißt buchstäblich zu atmen.

      »Da, nimm!«

      »Aber, so viel…«

      »Nimm, habe ich gesagt!«

      Mark nimmt das Geld und steckt es ein, aber der Alte ist noch nicht fertig.

      »Mike!«

      »Ja, Boß?«

      »Reite zur Weide, nimm zwei Pferde mit und hole Sancho! Die letzte Spur geht auf die Eselsabhänge zu, Sancho ist mit dem Lümmel dort oft gewesen, verstanden? Er wird dich einholen, Mark, reite langsam, verstanden?«

      »Ja«, sagt Mark mit einem Kloß im Hals. »Ich – ich werde ihn schon finden.«

      »Bah, wenn der nicht will, daß man ihn findet, dann findet man ihn nicht. Sancho wird ihn finden, wette ich. Noch was?«

      »Und – was soll ich ihm sagen?«

      Markus John Haley schweigt, als seine Frau aus dem Hause kommt und ein großes Paket zu dem Packen legt. Von der Seite sieht er sie an, wendet den Kopf und verzieht das Gesicht. Er kann es nicht leiden, wenn Frauen weinen, nun ja.

      »Was soll ich ihm sagen?« fragt Mark, als er den Packen festgeschnallt hat.

      »Sag ihm, – eh – sag ihm, er soll – auch, er soll gar nichts. Wenn er nicht weiß, was er zu tun hat, dann soll er sich zum Teufel scheren!«

      Er sagt es bissig und barsch. Dann wendet er sich um, marschiert stampfend und sporenklirrend auf die Tür zu, geht aber nicht hinein.

      Mark sitzt schon auf, sieht sich um und erkennt die Kopfbewegung des Alten.

      »Dann adieu, ich komme schon wieder!«

      »Paß auf«, sagt der Alte da brummend. »Paß auf, sage ich dir. Wehe, wenn du nicht die Augen aufmachst, verstanden? Verschwinde schon, worauf wartest du denn noch?«

      Er wird es nie zugeben, denkt Mark, niemals. Da rennt Mike, der wird Sancho Bescheid sagen. Und ich wette, Sancho reitet wie ein Teufel, um mich einzuholen. Wenn einer die Spur findet, dann ist es Sancho.

      Wo finden sie ihn, denkt Mark Haley.

      Wohin kann er sein?

      Wenn etwas Wahres an Normans Worten über Rual, den »Lächler« ist, dann finden wir vielleicht einen Toten.

      Und bei diesem Gedanken zieht sich sein Magen zusammen.

      Nur das nicht.

      Nur nicht!

      Und wenn doch?

      Die Pferde laufen los.

      Ein Mann hat sich entschieden.

      *

      Die Ketten der Sierra del Merino liegen vor Angus, er ist jetzt in den Vorbergen und sieht sich um.

      Da ist niemand, der ihn verfolgt. In ihm ist die Erinnerung an Rual und dessen Fieberphantasien, daß sie kommen und ihn töten wollen.

      Angus hat ihm dann den ungeladenen Revolver gegeben. Und seltsam, mit dem kühlen Griff des Revolvers in der Hand, hat sich Rual dann beruhigt. Jedoch hat er immer wieder davon angefangen, daß sie ihn umbringen wollen.

      Und vielleicht paßt er darum scharf auf. Er macht das schon seit Tagen. Aber bisher ist ihm niemand gefolgt. Er hat nicht eine Spur erkennen können.

      Angus


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