Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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dem Innendienst in der Hauptverwaltung will er sich nicht abfinden. Da sind eben hauptsächlich ältere Kollegen, die altersbedingt den aktiven Dienst aufgegeben haben. Der Quintus will nicht zum alten Eisen gehören.«

      Yvonne schaute Martin nachdenklich an.

      »Ich glaube, ich habe deinen Freund schon mal gesehen. Es muß an einem meiner letzten Tage in der Klinik gewesen sein. Der Stationsarzt hatte ihm Bewegungstherapie verordnet, damit er im Bett nicht ganz abschlafft. Doch er hat mich aus dem Zimmer geworfen. Den Namen hatte ich vergessen. Seine Unfallgeschichte machte damals die Runde im Krankenhaus. Er starrte mich an, als wollte er mich auffressen – und geschimpft hat er. Quintus heißt er und lebt in Waldkogel? Da sieht man mal wieder, wie klein die Welt ist.«

      »Quintus Quandler«, wiederholte Martin. »Er ist eine starke Persönlichkeit.«

      »Wenn du willst, dann besuche ich ihn einmal.«

      »Des willst du machen, Yvonne?«

      »Warum nicht? Ich habe in meiner Praxis noch Termine frei und lieber einen schwierigen Patienten als gar keinen Patienten.«

      »Mei, Yvonne! Des ist ja a ganz famose Idee!« Alois war begeistert.

      »Wenn du willst, kannst du ihn gern besuchen, Yvonne. Ein Rezept für Bewegungstherapie habe ich ihm schon gegeben. Mehr als rauswerfen kann er dich ja nicht.« Martin schrieb Yvonne die Adresse auf.

      »Lebt er da alleine?«

      »Nein, er wohnt zusammen mit seinen Eltern auf dem Hof. Seine jüngere Schwester ist in die Stadt gezogen. Sie arbeitet dort.«

      »Danke, Martin! Dann werde ich mal mein Glück versuchen.«

      »Ja, Glück, des wirst du brauchen, Yvonne! Vielleicht kommst du ja mit ihm klar. Ich habe ihm gesagt, er soll sich einen anderen Doktor suchen. Es ist eben nicht gut, wenn man Freunde behandelt.«

      »Ich verstehe gut, was du meinst. Ich will morgen früh runter nach Waldkogel und dann zurückfahren. Mein Auto steht bei Tonis Eltern. Dann fahr ich gleich mal bei dem Quandler-Hof vorbei.«

      »Kannst mich die Tage ja mal anrufen, Yvonne. Es würde mich schon interessieren, wie es gelaufen ist.«

      Damit war das Gespräch darüber beendet. Sie unterhielten sich noch ausführlich über Bergtouren und das Wetter. Martin gefiel Yvonne gut. Sie war eine junge, fröhliche, selbständige Frau, die genau wußte, was sie wollte.

      *

      Yvonne Achleitner fuhr mit ihrem kleinen Jeep direkt auf den Hof. Sie hatte das Verdeck zusammengerollt. Hinten auf der Rückbank lag ihr Gepäck. Sie stieg aus.

      Yvonne trug einen sportlichen kurzen Rock und ein weißes T-Shirt, das ihre sonnengebräunte Haut wunderbar zur Geltung brachte. Ihre schlanken Beine steckten ohne Socken in weißen Sportschuhen. Sie nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie in ihr kurzes rotblondes Haar.

      »Grüß Gott!«

      Der Quandlerbauer kam vom Stall über den Hof.

      »Was sucht so ein fesches Madl bei uns? Hast dich verfahren?«

      »Guten Tag, äh, Grüß Gott! Mein Name ist Yvonne Achleitner!« Sie streckte dem Bauern ihre Hand hin.

      Dieser wischte sich die seine erst noch einmal an seiner Arbeitshose ab, bevor er sie mit Handschlag begrüßte.

      »Bist der Quandlerbauer?«

      »Mei, sicher der bin i!« Er schaute sie verwundert an.

      »Dann bin ich hier richtig. Ich bin eine gute Bekannte von Martin, dem Dr. Martin Engler.«

      Das war zwar etwas dick aufgetragen. Aber der Zweck heiligt die Mittel, dachte Yvonne.

      »Ist der Quintus da?«

      »Zum Quintus willst du? So, so!«

      Der Bauer wandte sich in Richtung Haustür.

      »Quintus, da ist Besuch für dich!« brüllte er laut, so daß es Quintus drinnen bestimmt hörte. Dann sagte er zu Yvonne:

      »Wenn du willst, kannst schon reingehen. Der Quintus ist in seinem Zimmer, hinten rechts.«

      »Danke, Bauer! Ich warte hier im Auto!«

      Yvonne Achleitner lehnte sich an ihren Wagen und schlug die Beine übereinander.

      ›Was ein fesches Madl! Ob des die Freundin vom Martin is?‹ So dachte der Bauer und ging wieder in den Stall.

      Es dauerte eine ganze Weile, dann kam Quintus aus dem Haus. Er trug eine lange Freizeithose und ein T-Shirt mit kurzeln Ärmeln. Yvonne sah sofort an seinem Gang, daß er sehr gut gehen konnte. Der Gehstock, auf den er sich stützte, war nur Beiwerk. Damit wollte er wohl Mitleid erregen.

      Die beiden schauten sich in die Augen. Keiner konnte erst einmal ein Wort sagen. Sie musterten sich und erschraken beide über die intensiven Blicke, als sie sich trafen. Yvonnes Herz fing schneller an zu klopfen. Verlegen nahm sie ihre Sonnenbrille aus dem Haar und spielte damit. Ihr entging nicht, daß Quintus sie weiterhin betrachtete. Er konnte seinen Blick nicht von ihr lassen. Sie gefiel ihm. Plötzlich war da ein Funke, der zwischen den beiden hin und her sprang. Yvonne war darauf genauso wenig vorbereitet gewesen wie Quintus.

      »Grüß Gott! Was willst?« fragte er knapp.

      »Ich bin Yvonne Achleitner, eine gute Bekannte von Martin. Er schickt mich zu dir. Er meint, ich könnte mich ein bißchen um dich kümmern. Jetzt, wo er das nicht mehr tut.«

      »So, meint er das? Bist auch Ärztin?«

      »Nein! Ich habe eine kleine Praxis für Krankengymnastik. Der Martin sagte, er hätte dir ein Rezept ausgestellt.«

      »So, hat er das gesagt?« Quintus’ Stimme bekam einen anderen Tonfall.

      Yvonne ließ sich nichts anmerken.

      »Meine Praxis liegt in der Stadt, ganz in der Nähe der Hauptverwaltung der Bergwacht. Martin und ich meinen, daß dies ganz praktisch für dich wäre. Dann hättest du keinen so langen Weg.«

      Quintus sagte eine Weile nichts. Er ging ein paar Schritte auf Yvonne zu und musterte sie immer noch von Kopf bis Fuß.

      »Ich muß nicht machen, was der Martin meint oder sagt. Der ist zwar ein guter Doktor, aber es gibt auch Dinge, davon hat er keine Ahnung.«

      Neugierig betrachtete er die Ausrüstung auf dem Rücksitz.

      »Bist auf dem Berg gewesen? Des is eine Super-Ausrüstung, die du da hast.«

      »Ich mache oft ausgedehnte Bergtouren. Dann schlage ich auch schon mal ein Biwak auf. Ich bevorzuge Touren mit höherem Schwierigkeitsgrad, da muß man sich entsprechend absichern. Alpines Bergsteigen betreibe ich nicht, denn ich gehe lieber alleine los. Im Berg muß man eine Seilschaft haben. Das mag ich nicht. Alleine ist es zu gefährlich. Wenn mir was passiert, dann ist es aus mit meinem Beruf. Deshalb wandere ich am liebsten. Aber wem erzähle ich das!«

      »Richtig! Bei mir ist alles aus!«

      Quintus ging um das Auto herum. Er überlegte.

      »I überleg’s mir. Kannst mir ja mal deine Adresse dalassen.«

      Yvonne holte aus dem Handschuhfach eine Visitenkarte und reichte sie ihm. Dabei berührten sich ihre Finger kurz. Dieser zarte Hautkontakt traf Yvonne wie ein Blitzschlag. Schnell drehte sie sich um. Er sollte nicht sehen, wie sie errötete.

      »Also, wenn du willst, dann kannst du kommen. Gleich am Montagmittag habe ich noch ein paar Termine frei.« Sie hatte sich wieder gefaßt und bemerkte so gleichgültig wie sie nur konnte: »Wenn ich dich so laufen sehe, dann muß ich schon sagen, daß die in der Reha gut gearbeitet haben. Eigentlich brauchst du keine Hilfe von mir. Du brauchst nur Bewegung. Die kannst du dir auch selbst verschaffen. Gehe wandern! Also, wenn du willst, dann kommst du! Wenn

      du nicht willst, dann läßt du es bleiben!«

      Yvonne stieg in ihr Auto und ließ


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