Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


Скачать книгу
mehr so machen kannst, wie du es früher gemacht hast. Aber wenn’s dir noch a bissel besser geht, dann kannst Bergwanderungen machen. Des kann dir niemand nehmen.«

      Dr. Martin Engler wandte sich um und ging kopfschüttelnd hinaus.

      *

      Im Hof des alten Bauernhauses begegnete Martin Quintus’ Mutter.

      »I dank dir schön, Martin, daß du dem Quintus mal die Meinung gesagt hast. Du kannst dir des net vorstellen, was mit dem Bub los ist. Von Tag zu Tag wird des schlimmer mit dem. Der steigert sich da in was rein, was nimmer schön is. Mein Mann und i reden ihm zu, wie einem kranken Gaul, jeden Tag. Er könnt doch mit dem Bus ins Büro fahren. Die wären da ganz glücklich, so einen Experten wie den Quintus zu haben. Sein Chef war auch schon hier und hat ihn besucht. Der geht bald in Pension, und dann besteht gute Aussicht, daß Quintus sein Nachfolger wird. Doch dazu muß er endlich anfangen zu arbeiten. Aber er weigert sich. Sag, Martin, was sollen wir mit dem Bub noch machen?«

      »Nix kannst machen, Bäuerin! So ehrgeizig der Quintus früher gewesen ist, so schlimm is er jetzt ein Jammerlappen.«

      »Er ist halt für seinen Schreibtischposten net gemacht. Ein Schreibtischhengst, des wollt er nie sein. Er will sich in sein Schicksal net fügen.«

      »I weiß, Quandlerbäuerin! I weiß! Dabei geht es ihm richtig gut, wenn man es rein medizinisch betrachtet. Der Quintus hat mehr Glück gehabt als Verstand. Wenn er wollte, dann könnte er sogar bald wieder Auto fahren. Wanderungen kann er gut machen. Es wird anfangs schwer sein. Aber je mehr er sich bewegt, desto besser is es für ihn. Die Muskeln haben sich durch die Schonung arg zurückgebildet, net nur am kranken Bein.«

      »I weiß, i weiß! Was soll i nur machen? Als Mutter tut’s mir richtig weh, zu sehen, wie sich der Bub da in was reinsteigert. I versuch ihm ja zu helfen. Jeden Handgriff mach ich ihm, wirklich jeden.«

      Dr. Martin Engler schmunzelte.

      »Des is es, Quandlerbäuerin! Du machst nix mehr für ihn. Wenn er Hunger hat, dann soll er sich, wie alle anderen, an den Tisch setzen. Wenn er was haben will, dann soll er es sich holen. Dann soll dein Mann die Fensterläden aushängen.«

      »Des is a gute Idee, Martin.«

      »I sag dir gleich, daß des einige harte Tage geben kann mit ihm.«

      »Des macht nix. Mal sehen, wer sturer sein kann, er oder i?«

      In diesem Augenblick rief Quintus so laut nach seiner Mutter, daß es auf dem Hof zu hören war.

      »Es geht schon wieder los!«

      »Mußt hart bleiben, Quandlerbäuerin!« ermutigte sie der Doktor.

      »I hab’ keine Zeit, Quintus! Hol dir dei’ Sach selbst, Bub!« rief seine Mutter zurück.

      Von drinnen erklang ein Fluch.

      *

      Martin Engler war die Auseinandersetzung mit Quintus sehr nahe gegangen. Nach der Sprechstunde saß er noch in seiner Praxis und grübelte. Er mußte mit jemanden

      darüber reden. Es war Freitag und nichts sprach dagegen, daß er am

      Wochenende in die Berge ging.

      Dort würde er Ruhe finden und neue Kraft schöpfen. Zum Glück war Quintus eine Ausnahme unter seinen Patienten. Die meisten hielten sich brav an seine ärztlichen Anweisungen.

      Dr. Martin Engler schaltete den Anrufbeantworter ein. Auf dem Band waren die Adressen der Ärzte der Region gespeichert, die an diesem Wochenende Dienst hatten.

      Dann packte er seinen Rucksack zusammen und machte sich auf. Er fuhr mit seinem Auto bis zur Oberländer Alm und stieg dann zur Berghütte auf.

      Alois saß mit einer jungen Frau auf der Terrasse.

      »Mei, schau, wer da kommt! Des is ja der Martin. Mei, Bub, des is a Freud! Seit der Hochzeit vom Toni und der Anna bist net raufgekommen auf die Berghütte.«

      »Grüß Gott, Alois! Gut tust du ausschauen!«

      »Mei, wenn du des als Doktor sagen tust, dann muß des ja stimmen. Ja, des is auch so. Die klare Bergluft, die tut mir gut. I helf dem Toni und der Anna auch so manches. Aber am liebsten sitz i hier auf der Terrasse und unterhalte mich mit einem feschen Madl. Des hält Geist und Körper jung.«

      Dr. Martin Engler warf einen Blick auf die junge Frau, die neben Alois saß. Sie war wirklich fesch.

      »Des is die Yvonne, Martin! Des ist unser junger Doktor hier in Waldkogel.« So stellte der alte Alois die beiden einander vor.

      »Komm, setz dich ein bissel her zu uns, Martin.«

      »Danke, Alois! Des mach i gern. Doch erst a bissel später. I will erst mal zum Toni. Der muß mir einen Schnaps geben.«

      »Hast Freud gehabt oder hast di geärgert? Was mußt denn runterspülen?«

      »Bist immer noch ein kluger Kopf, Alois. Dir macht niemand so schnell was vor. I erzähl’s dir später ausführlich. I hab’ einen Hausbesuch gemacht beim Quintus Quandler. Wir sind alte Freunde. Doch heut haben wir uns gefetzt. Seit der Quintus den Unfall hatte, is der net mehr normal. Da könnt i reinhauen. Na, als Doktor ist es mir verboten, aber die richtige Therapie wär’s schon für den sturen Bock, den sturen.«

      »Na, dann spül erst mal mit einem guten Obstler den Ärger runter. Dann komm aber wieder her.«

      »Bis gleich, Alois!«

      Martin ging in die Berghütte.

      Es dauerte nicht lange, dann kam er tatsächlich auf die Terrasse zurück. Er setzte sich auf den freien Platz neben Yvonne. Er ließ den Blick schweifen und seufzte glücklich:

      »Ach, Alois! Wenn man hier so sitzen kann und die Berge ansieht, da fühlt man sich gleich viel besser. Diese Weite, einfach wunderbar! Des ist wahrer Balsam für meine müde Seele.«

      Alois lachte laut.

      »Was ist dann des für ein Geschwätz, Martin? So jung wie du bist, kannst dir net erlauben, so was zu sagen. Klingt, als wärst ein alter Mann.«

      »Des ist leicht von dir dahergesagt. Der Quintus weigert sich einfach gesund zu werden. Körperlich geht es ihm gut. Aber er will nur im abgedunkelten Zimmer liegen und die Decke anstarren. Da komm i mir als Freund und auch als Arzt a bissel als Versager vor. I hab’s nimmer ausgehalten in meiner Praxis unten in Waldkogel. I hab’ mir gesagt, ich geh jetzt rauf zur Berghütte und lüfte meine Seele.«

      »Des is ein guter Vorsatz! Du sollst dir des mit dem Quintus net so zu Herzen nehmen. Des bringt dir nix und dem Quintus auch nix.«

      »I weiß ja, Alois, nur daß mir in diesem Fall der Abstand fehlt. Aber des, was der Quintus jetzt braucht, das gibt es net in der Apotheke, sonst hätte i ihm schon längst ein Rezept ausgestellt. Eine ganze Klinikpackung hätte ich ihm verordnet.«

      »Solche Fälle kenne ich auch! Ich habe deshalb auch einen kleinen Urlaub in den Bergen eingelegt.«

      »Bist du auch eine Medizinerin, Yvonne?« fragte Martin interessiert.

      »Nein, ich bin Krankengymnastikerin und habe seit einigen Wochen eine eigene kleine Praxis. Früher, als ich noch im Krankenhaus angestellt war, war es einfacher. Zwar erzählt jeder Patient seine Leidensgeschichte und will bedauert sein. Anteilnahme ist ja auch eine gute Medizin. Im Krankenhaus hatte ich Kollegen und Kolleginnen. Da gab es auch anderen Gesprächsstoff. Jetzt, seit ich meine eigene kleine Praxis habe, muß ich alleine mit all dem Leid und dem Kummer fertig werden. Da habe ich mir vorgenommen, einmal im Monat ein verlängertes Wochenende zu nehmen und alle vier Monate für eine ganze Woche in die Berge zu fahren. Zum Auftanken, wie du es jetzt auch tust. Ich will das ganz regelmäßig machen.«

      »Das ist ein vorbildlicher Vorsatz.«

      »Aber wenn du willst, dann kannst du mir gerne von deinem Patienten erzählen, Martin!«

      »Das ist schnell erzählt. Der Quintus hatte


Скачать книгу