Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ja noch, dann werde ich ›Ja‹ sagen, Vater. Ich hoffe, daß du mir, daß du uns deinen Segen dazu gibst.«

      Petra lauschte in sich hinein. Sie lauschte in die Nacht hinein. Es war, als dränge ein sanftes Rauschen an ihr Ohr aus dem Wald, der zum Vogelmeier Hof gehörte.

      Sie verfütterte noch die beiden letzten Äpfel an die Pferde. Dann ging sie ins Haus.

      *

      Sie holte die Kassette mit den Briefen ihres Vaters hervor und setzte sich damit an den Küchentisch. Sie las sie noch einmal.

      Draußen fuhr ein Auto vor. Petra kannte das Geräusch. Ihr Herz klopfte. Sie stand auf und trat an den Küchenherd, so daß sie mit dem Rücken zur offenen Küchentür stand.

      Die Angeln der Haustür quietschten leise. Dann hörte sie seine Schritte im Flur.

      »Guten Abend, Petra! Ich freue mich, daß du wieder da bist. Ich hatte mir Sorgen gemacht.«

      Petra drehte sich um. Christoph stand in der Küchentür.

      »Guten Abend! Ich freue mich auch, dich zu sehen. Bitte, setz dich! Ich wollte mir gerade einen schönen Kräutertee machen. Trinkst du eine Tasse mit?«

      »Störe ich dich auch nicht?«

      »Nein! Im Gegenteil! Jetzt haben wir ein bißchen Zeit füreinander. Die Gäste schlafen alle. Die Tiere auch.«

      »Klingt, als würdest du dich freuen, mich zu sehen, Petra!«

      »Ich habe mich albern benommen. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, daß es einfach der falsche Zeitpunkt war.«

      »Und jetzt? Ist es jetzt der richtige Zeitpunkt?«

      Petra ging nicht auf seine Frage ein. Sie holte Tassen aus dem Schrank und Löffel. Sie stellte den Zucker auf den Tisch.

      »Honig ist besser!«

      Christoph holte das große Honigglas aus der Vorratskammer.

      »Du liest die Briefe deines Vaters noch einmal?«

      »Ja, ich habe sie noch einmal überflogen. Er schreibt darin viel über den Hof und seine Arbeit auf dem Hof. Das habe ich noch einmal nachgelesen.«

      Petra trat an den Tisch und schaute ihm in die Augen.

      »Ich habe den Erbschein unterzeichnet. Der Vogelmeier Hof gehört jetzt mir. Onkel Ludwig habe ich schon gedankt. Dir möchte ich auch danken, für deine Hilfe und Fürsorge. Es ist alles ganz wunderbar.«

      Christoph seufzte erleichtert.

      »Dann bist du mir nicht böse, daß ich mit dem alten Leuthold so ein Komplott geschmiedet habe?«

      »Nein, es ist alles in Ordnung!«

      Christoph strahlte.

      »Wenn ich noch etwas für dich tun kann, dann sage es mir, bitte.«

      Petra übergoß die Kräuterteeblätter in der Teekanne mit kochendem Wasser.

      »Hast du das Kreuz schon fertig und das Marterl?«

      »Ja«, er zögerte. »Du, Petra, ich muß dir da was sagen. Es ist Tradition, daß eine Woche nach der Beerdigung das Grab von den verwelkten Blumen gesäubert wird. Da du nicht dagewesen bist, habe ich das für dich übernommen. Da ich nicht wußte, welche Blumen du magst, habe ich das Grab vorläufig mit Tannengrün abgedeckt. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch zusammen mit Pfarrer Zandler das Kreuz aufgestellt. Außerdem habe ich ein ewiges Licht aufgestellt.«

      »Danke, Christoph!«

      Petra schenkte Tee ein. Sie nahmen sich beide Honig und rührten lange den Tee um.

      »Toni und Anna haben Leonhard Gasser gebeten, mich zu der Stelle zu bringen, wo mein Vater gefunden wurde. Dort in der Nähe will ich das Marterl aufstellen.«

      »Es ist fertig. Es muß nur noch beschriftet werden. Was soll darauf stehen?«

      »In Erinnerung an meinen lieben Papa von seinem einzigen Kind Petra, die nicht Vogelmeier heißen durfte.«

      Christoph schaute Petra an.

      »Das klingt bitter und wehmütig.«

      Petra zeigte auf die Briefe.

      »Ich möchte, daß du sie liest, Christoph. Du hast gesagt, daß du und ich – nun, daß aus dem Vogelmeier Hof der Unterlercher Hof werden könnte«, umschrieb Petra den Sachverhalt des Heiratsantrages, den Christoph ihr gemacht hatte. »Bitte lies die Briefe. Dann wirst du mich besser verstehen.«

      »Ich danke dir für dein Vertrauen.«

      Petra nickte ihm zu.

      »Wenn du willst und Zeit hast, kannst du auch das Relief auf dem Deckel noch bearbeiten. Ich hab’ nichts dagegen.«

      Christoph schenkte ihr ein Lächeln.

      Sie tranken einen Schluck Tee.

      »Wann will der Leo mit dir raufgehen zur Unglücksstelle?«

      »Er gibt mir Bescheid.« Scheu blickte sie ihn an. »Kannst du bitte mit mir kommen, Christoph.«

      Er griff nach ihrer Hand.

      »Aber sicher, Petra! Ich weiß, daß das ein schwerer Gang für dich ist. Vorher lassen wir das Marterl vom Pfarrer noch segnen. Ich kenne den Pfarrer Zandler gut. Wir werden wohl einen ganzen Tag unterwegs sein. Vielleicht kann sich die Haushälterin des Pfarrers um den Vogelmeier Hof kümmern, wenn wir beide fort sind. Das regele ich für dich.«

      »Jeder ist mir angenehm, so lange es nicht diese Thea Hoegger ist. Die habe ich rausgeworfen. Spielte sich hier auf, als wäre das ihr Hof!«

      Christoph lachte.

      »Ich weiß! Ich war noch kurz beim Fellbacher. Dort hatte sie sich beschwert. Doch geholfen hat es ihr nichts. Sie wurde nur ausgelacht. Die Thea ist ein seltsames Madl. Sie ist das einzige Kind und immer verwöhnt worden. Da ist sie halt so geworden wie sie ist. Kein Wunder, daß sie niemand zur Frau will, trotz all dem Geld, das ihr Vater hat.«

      »Weil wir gerade von Geld sprechen, Christoph. Wir sollten auch das mit den Auslagen regeln.«

      Er schaute sie streng an.

      »Das hat Zeit, Petra! Wenn ich das geregelt haben will, sage ich es dir.«

      »Gut, Christoph, ganz wie du willst.«

      Sie tranken ihren Tee aus, Petra stellte die Tassen in den alten Spülstein.

      »Ich gehe dann schlafen, Christoph. Wenn du willst, kannst du hier sitzen bleiben und die Briefe lesen. Du kannst sie auch mit auf dein Zimmer nehmen. Gute Nacht, Christoph! Danke für alles!«

      Petra blieb einen Augenblick stehen. Er stand nicht auf, um ihr einen Gutenachtkuß zu geben. Petra war darüber enttäuscht. Gleichzeitig mußte sie sich eingestehen, daß sie es ihm ja nicht gerade leicht gemacht hatte. Wie mußte er sich gefühlt haben, als sie nach seinem Antrag einfach weggelaufen war?

      Sie sahen sich lange in die Augen. Christoph nickte ihr zu. Petra ging hinauf in ihr Zimmer. Sie lag noch wach, bis sie Christoph hörte, wie er heraufkam und die Tür seines Zimmers gegenüber dem ihren ins Schloß fiel.

      *

      Die nächsten Tage verliefen harmonisch. Petra kümmerte sich um die Pensionsgäste, das Haus und den Garten. Christoph versorgte das Vieh und schnitzte oder malte. Er fuhr jeden Tag in die Stadt und brachte Kisten und Kästen mit, die er in der Scheune lagerte.

      Dann kam der Tag, an dem sie mit Leo ins Gebirge gingen. Des Pfarrers Haushälterin hatte für diesen Tag die Stallwache auf dem Vogelmeier Hof übernommen. Pfarrer Zandler kam mit ins Gebirge. Für Petra war es der erste richtige Aufstieg. Der Weg war viel steiler und hatte einen höheren Schwierigkeitsgrad als der Weg von der Oberländer Alm hinauf zur Berghütte. Die Männer nahmen Rücksicht auf Petra. Christoph trug das Marterl auf der Schulter und hielt es mit der einen Hand fest. An besonders gefährlichen Stellen reichte


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