Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


Скачать книгу
Da ich mir dachte, daß du damit vielleicht nicht einverstanden bist, habe ich Folgendes gemacht. Ich habe dir das Geld vorgestreckt. Der, nun, sagen wir mal Investor, hat darauf bestanden, daß er mich mit einer Bürgschaft absichert.«

      Sie waren beim Stall angekommen. Im Kuhstall standen zwei braune Milchkühe. Im Schweinestall lag eine dicke Muttersau auf der Seite und ein Haufen kleiner Ferkel drängelte sich um ihre Zitzen. Im Ziegenstall standen drei schwarzweiße Ziegen und ein Ziegenbock. Die kleine Schafherde war schon auf der Weide; es gab Hühner und Gänse, Ställe mit Kaninchen.

      »Das haben wir alles vorfinanziert. Du kannst mir und ihm jeden Monat einen Betrag geben. Die Höhe kannst du bestimmen. Wenn du viele Gäste hast, dann wird es mehr sein. Es wird aber auch Monate geben, da geht es nicht so gut. Es wurde auch noch Geld einkalkuliert für die Erbschaftssteuer.«

      Petra schaute ihn mit großen Augen an.

      »Erst einmal Danke, Onkel Ludwig! Du bekommst das Geld wieder. Bestimmt! Ich werde hart arbeiten und mir keine Pause gönnen.«

      »Ach, Petra! Du bist wirklich herzig! Aber um mein Geld mache ich mir keine Sorgen.«

      »Das klingt, als wenn du dir über etwas anderes Sorgen machen würdest.«

      »Sorgen, das ist vielleicht zuviel gesagt. Ich mache mir eben so meine Gedanken über dich. Aber das wird sich alles regeln. Ich habe dir schon in meiner Kanzlei gesagt, daß diese Testamentsvollstreckung etwas Besonderes ist, auch für mich. Ich hoffe, daß ich alles richtig gemacht habe. Dein Vater wollte dich glücklich machen.«

      »Sag mir bitte, ist der Investor Christoph? Es kann nur er sein.«

      »Ja, ist es! Ich wußte ja nicht, wie lange du da oben auf der Berghütte festgehalten wirst, durch das Wetter. Deshalb habe ich ihn in der Zwischenzeit beauftragt, sich etwas um den Hof zu kümmern. Allein konnte er nicht alles machen. Da hat ihm Bürgermeiser Fellbacher diese Thea vermittelt.«

      »Das war vielleicht eine rabiate Person! So besitzergreifend! Na ja, der habe ich es ja gezeigt. Wo ist Christoph jetzt?«

      »Er ist in die Stadt gefahren. Er wollte etwas besorgen, was er hier in Waldkogel nicht bekommt. Du bist doch mit allem einverstanden, so wie ich es gemacht habe? Das war auch nur möglich, weil mich Zacharias Vogelmeier als Treuhänder eingesetzt hatte.«

      »Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich werde damit zurechtkommen. Ich hatte auf der Berghütte viel Zeit zum Nachdenken. Wie lange kannst du noch bleiben?«

      »Ich muß heute noch zurück. Laß uns hineingehen. Du mußt den Erbschein noch unterschreiben. Ich regle dann alles für dich!«

      »Danke, Onkel Ludwig! Vielen Dank!«

      Doktor Ludwig Leuthold legte Petra am Küchentisch die Erbdokumente vor. Petra wollte sie hier an diesem Tisch unterschreiben, hier, wo sie auch die Briefe ihres Papas gelesen hatte.

      Sie brachte den Notar zum Auto.

      »Dann auf Wiedersehen! Ich hoffe, du kommst bald wieder.«

      »Sicherlich!«

      Er schaute Petra in die Augen.

      »Darf ich dich etwas fragen, etwas sehr Privates?«

      »Bitte.«

      »Christoph Unterlercher liebt dich. Liebst du ihn auch?«

      Petra hielt sich mit beiden Händen am Auto fest. Ihr Herz klopfte.

      Das Blut schoß ihr in die Wangen.

      »Ja, Christoph hat mir gleich vom ersten Augenblick an gefallen. Wenn es die Liebe auf den ersten Blick gibt, dann war das Liebe auf den ersten Blick.«

      »Liebe auf den ersten Blick, meine gute Petra, die gibt es. Zwei Augenpaare begegnen sich, und tief im Herzen wissen beide, daß sie zusammengehören. Das ist ein Urgesetz der Liebe und der Natur. Wie sollten sonst die richtigen Herzen zueinanderfinden? Sie müssen sich doch erkennen.«

      »Anna hat mir erzählt, wie sie sich in Toni verliebt hatte. Sie war auch ganz durcheinander. Mir ging es auch so.«

      »Das klingt, als wüßtest du, was du willst?«

      »Ja, ich kann mir ein Leben mit Christoph auf dem Vogelmeier Hof vorstellen. Hoffentlich gibt er mir eine zweite Chance. Ich bin einfach davongelaufen.«

      Doktor Ludwig Leuthold streichelte Petras Hand.

      »Wenn du ihm davongelaufen kannst, dann kannst du ihm auch nachlaufen.«

      »Meinst du?«

      »Ja! Christoph ist ein ganz wunderbarer Mensch. Du kannst ihm vertrauen, dich ihm anvertrauen. Ich wünsche dir alles Glück der Erde.«

      »Alles Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.«

      »Oh, Petra! Das habe ich vergessen. Heute abend werden noch zwei Haflinger gebracht. Der Pferdezüchter bringt sie selbst vorbei. Christoph hat sie ausgesucht.«

      »Er ist wirklich rührend. Was hat er noch nicht gemacht?«

      »Nun, es gibt noch keinen Hund auf dem Hof. Er wußte nicht, welche Rasse dir gefällt. Er hat dir aber ein Hundebuch gekauft. Das Nachschlagewerk habe ich in dein Schlafzimmer gelegt.«

      »Weißt du welche Hunderasse Christoph gefällt?«

      »Weiß ich!« Er blinzelte ihr zu und flüsterte den Namen der Hunderasse.

      »Danke!«

      Dann fuhr Doktor Ludwig Leuthold ab. Petra winkte ihm nach.

      Danach ging sie ins Haus. Sie duschte und zog sich ein bodenlanges nachtblaues Dirndl an mit hellblauer, hochgeschlossener Bluse und hellblauer Schürze. Sie flochte ihr Haar zu Zöpfen und steckte es auf, wie es die jungen unverheirateten Frauen in Waldkogel früher getragen hatten. Die Frisur stand ihr gut.

      Dann setzte sie sich an den Empfang und wartete auf ihre Pensionsgäste, die alle nacheinander eintrafen.

      Es war noch nicht ganz dunkel draußen. Die Gäste waren alle auf ihren Zimmern oder schliefen schon müde von anstrengenden Wanderungen. Petra schaute noch einmal nach den Tieren. Sie schloß die Stalltüren und ließ die Klappe am Hühnerstall herunter. Das mußte so sein, damit das Federvieh nachts gegen Räuber geschützt war.

      Dann ging sie zur Koppel. Die beiden Haflinger Pferde kamen gleich zu ihr ans Gatter. Sie fütterte sie mit Äpfeln, redete mit ihnen und streichelte sie.

      Mittlerweile war es dunkel. Petra richtete den Blick hinauf zu den Sternen am Nachthimmel.

      »Vater, schau herab auf deinen Hof. Ich habe heute ganz offiziell mein Erbe angetreten. In den Ställen steht Vieh, nicht so viel Vieh, wie es damals auf dem Hof gegeben hat, als du nur wenig älter als ich gewesen bist. So viel Vieh will ich auch nicht. Mir gefallen die Tiere. Jetzt ist der Hof noch lebendiger. Wenn ich an den Stallungen vorbeigehe, höre ich die Tiere. Der Hof ist so lebendig geworden. Es duftet nach Dung und Leben. Alle Zimmer sind vermietet. Ich stehe hier bei der Koppel und erfreue mich an der Zuneigung der beiden Pferde. Das alles hat Christoph gemacht. Er hat es für mich getan. Er liebt mich. Ich liebe ihn auch. Ich wußte nicht, was ich machen sollte. Da bin ich hinauf in die Berge zu Toni und Anna in die Berghütte. Abgeschnitten durch ein Unwetter hatte ich tagelang Zeit, über alles nachzudenken. Zuerst war ich wütend, weil das Wetter mich auf der Berghütte festgehalten hatte. Doch als ich aufhörte, mich darüber zu ärgern, entdeckte ich die Schönheit des Regens. Als es tagelang gleichmäßig regnete, wurde ich immer ruhiger und gelassener. Ich nahm es hin, weil ich es nicht ändern kann. Anna meinte, ich sollte es als Chance sehen, die Zeit nutzen, um über mein Leben nachzudenken. Papa, ich dachte dabei noch einmal nach, was Christoph zu mir gesagt hatte und sah ein, daß seine Idee gut war. Nun ist alles schon so gekommen. Zusammen mit Onkel Ludwig hat er alles so geregelt. Es ist gut, daß es so gekommen ist. Es ist gut, daß er vollendete Tatsachen geschaffen hat. Er hat es gut gemeint und das Richtige getan. Alles ist jetzt so, wie er es sich vorgestellt hat.«

      Petra lachte.

      »Fast


Скачать книгу