Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Grund und die Kinder auch. Warum, Hochwürden? Warum bestraft uns der Herrgott so? I hab’ nix Böses gemacht, mei Frau auch net und die Kinder, die sind erst recht unschuldig. Warum, Hochwürden? Warum?«

      Kilian Dössegger war eigentlich schon immer ein ruhiger und eher stiller Mensch gewesen. Er hatte nie viel gesprochen. Daß das alles so aus ihm herausgebrochen war, zeigte dem Geistlichen, wie tief erschüttert der Bauer war.

      »Ja, Dösseggerbauer, was soll i dir da antworten? Ich weiß net, was sich unser Herrgott da gedacht hat. Kilian, i weiß es wirklich net. Es gibt Fragen, da hab’ auch i keine Antwort drauf. Da klingt es in meinen eigenen Ohren wie Hohn, wenn i dir sag, daß du einfach Vertrauen haben sollst.«

      Der Bauer winkte ab.

      »Des hilft mir jetzt auch net weiter. Was soll i machen, Hochwürden?«

      »Wissen die Kinder was davon?«

      »Die Hildelore hat den Brief angenommen. Sie hat ihn weggelegt, die Kleinen sollten nix merken. Des Madl ahnt wohl was, sagt aber nix, fragt nix. Die Hildelore wird ihrer Mutter immer ähnlicher. Die hat auch nicht viel gesprochen, wenn’s mal Ärger gab. Das Madl tut mir leid. Des hat gar keine Kindheit. Mit neun Jahren mußte sie schon die Mutterrolle übernehmen. Des macht sie auch gut. Sie is reifer als jedes andere Madl hier in Waldkogel. Aber is des gerecht, Hochwürden? Daß dem Madl seine Kindheit genommen wird? Doch was soll i machen? Und jetzt des!«

      Kilian zeigte auf den Brief. Der Pfarrer überlegte.

      »Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Erstens, es ist einfach eine normale Überprüfung, weil die Kinder ja Halbwaisen sind. Zweitens, irgend jemand will dir Böses. Aber des kann i mir net vorstellen.«

      Die Stimme des Pfarrers bekam jetzt einen zornigen Klang.

      »Sollte es sich herausstellen, daß jemand hier aus Waldkogl beim Jugendamt in der Stadt schlecht über dich geredet hat, dann werde ich böse. Dann wird es für den am besten sein, wenn er Waldkogel so schnell wie möglich verläßt. Der wird keine ruhige Minute mehr hier haben, das verspreche ich dir, Kilian. So ein hinterlistiger Verräter, der

      hat nix bei uns in Waldkogel zu suchen.«

      »Helfen tut mir des net, jetzt net.«

      Pfarrer Zandler nahm das Schreiben wieder zur Hand.

      »Also, so wie ich das sehe, wollen die nur wissen, wie die Kinder leben, wer für sie sorgt, wenn du auf den Wiesen und Feldern bist. Darum geht es in dem Fragebogen. Ich helfe dir, den auszufüllen. Dann schickst du ihn zurück. Danach wird man ja sehen.«

      Pfarrer Zandler seufzte.

      »So etwas überrascht mich auch sehr. Aber das beste wird sein, wenn du dich um eine Haushaltshilfe kümmerst, die dann auch für die Kinder sorgt.«

      »Und wo soll i die so schnell herbekommen? Die Kinder müssen sie mögen. Außerdem, warum soll i meine Kinder einer fremden Person anvertrauen?«

      »Dössegger, das bringt jetzt alles nix. Du mußt handeln und zwar schnell. Auch wenn du nur jemanden für ein paar Wochen nimmst, bis das ganze Theater vorbei ist. Mit den Kindern, da müssen wir uns allerdings was überlegen. I denk, es is net gut, wenn sie es wissen. Sag nix, solang es net nötig is. Hörst du, Bauer! Wenn’s denn so kommt, daß die Kinder es erfahren müssen, dann komme i zu dir auf den Hof. Wir sprechen dann gemeinsam mit ihnen. Laß mir das Schreiben mal da, Kilian. Ich werde mir Gedanken machen, was wir bei den einzelnen Fragen für Antworten hinschreiben. Ich will mich auch einmal erkundigen, ob das rechtens ist.«

      »Danke!«

      Kilian Dössegger saß stumm da und drehte seinen Hut mit dem Gamsbart in den Händen.

      »I hab’ Angst, die Kinder allein auf dem Hof zu lassen. Mei, ganz allein sind sie ja nie. I hab’ ja zwei Knechte. I mach des immer so, daß einer mit mir rausgeht und der andere auf dem Hof bleibt. Die Gundi bring i in den Kindergarten, die anderen gehen ja auch zur Schule. Aber jetzt sind Ferien.«

      »Jetzt mach dir mal keine solche Sorgen, Kilian. Es wird eine Lösung geben. Morgen is Sonntag. Und am Montag komme ich zu dir auf den Hof, am Nachmittag. Dann reden wir weiter.«

      Wenig getröstet verließ Kilian Dössegger den Pfarrer. Bevor er heimging, ging er noch in die Kirche und stiftete der Mutter Gottes eine große Kerze.

      Pfarrer Zandler ging in Gedanken versunken nach der Samstagabendmesse den Mittelgang seines Gotteshauses auf und ab. Er suchte nach einer Lösung.

      »Hochwürden, wollen S’ net kommen? I wart’ jetzt schon eine Stunde mit dem Essen«, rief seine Haushälterin durch das Gotteshaus.

      »Du kannst doch hier net so laut sein!«

      »Ach, außer Ihnen, dem Herrgott und den Heiligen hört mich ja niemand.«

      Da wußte der Pfarrer, was zu tun ist. Statt einer Antwort ergriff er die Hand seiner langjährigen alten Haushälterin und zog sie hinter sich her, bis in seine Studierstube.

      »Hier, lies!« Er hielt ihr den Brief unter die Nase.

      »Des is ja schrecklich! So einen zum Himmel schreienden Unsinn hab’ i selten gelesen! Der Kilian Dössegger soll seine Kinder vernachlässigen? Um des amtlich zu erklären, soll der diese Fragen beantworten. So ein Unsinn! Ja, sind die auf dem Amt noch bei Sinnen? Die muß doch der Teufel geritten haben, die Bagage, die elende. Ausgerechnet den Kilian verdächtigen sie. Des is der beste Vater, den man sich nur denken kann. Mei, Hochwürden! Da muß was geschehen! Sofort müssen Sie da was unternehmen. Was wollen Sie denn machen? Da muß man doch was machen können, oder?«

      Sie ereiferte sich sehr.

      »Es muß schnell gehen. Ich besorge dem Kilian eine junge Ordensschwester, die eine Zeitlang auf den Hof geht, bis die Sache ausgestanden ist. Auf Dauer geht das natürlich nicht. Da muß er sich ein Kindermädchen suchen. Ich hab’ schon mit dem Kloster telefoniert. Die Mutter Oberin will jemanden schicken. Aber das kann etwas dauern. Möglich wird das erst in ein bis zwei Wochen, sagt die Mutter Oberin.«

      Pfarrer Zandler gab sich nachdenklich.

      »Bis dorthin müssen wir eine Zwischenlösung finden. Also, ich käme schon einmal zwei Wochen allein aus. Zum Essen könnte ich ja auf den Dössegger Hof kommen oder ins Wirtshaus gehen.«

      »Ah! Sie meinen, daß i mich um die Kinder kümmern könnt, Herr Pfarrer? Also, wenn Sie meinen, daß des so gehen tut, dann will i mal gleich die Koffer packen.«

      Es war spät am Samstagabend, als der Pfarrer mit seiner Haushälterin auf dem Dössegger Hof hielt.

      »I leih dir meine Haushälterin aus, Kilian. Bis wir eine Lösung gefunden haben, is des das beste. Du kannst dich auf sie verlassen. Sie wird deine Kinder verteidigen, als wären es ihre eigenen, sollt’ was passieren.«

      »Ja, das werde i!« betonte die Haushälterin mit Nachdruck.

      Zuerst freute sich der junge Mann, dann kratzte er sich verlegen am Kopf.

      »Was soll i den Kindern sagen?«

      »Daß i dir ein bisserl helfen will. Da sind mal wieder die Vorhänge zu waschen und so weiter. Da mach dir mal keine Sorgen, Bauer!«

      Die Haushälterin nahm gleich Besitz von ihrem neuen Aufgabenfeld. Der Pfarrer und der Bauer trugen ihre Koffer hinauf in ein Zimmer unter dem Dach. Anschließend saßen sie noch zusammen in der Küche des Dössegger Hofes und redeten.

      Plötzlich fiel der Haushälterin etwas ein. Sie ließ sich vom Bauern das Kirchenblatt geben, das einmal in der Woche an alle Haushalte verteilt wurde. Sie blätterte.

      »Da steht’s! Da könntest doch mal hinschreiben, Bauer!«

      Sie trug laut vor:

      »Junge Frau, sechsundzwanzig Jahre, des hektischen Lebens in der Stadt überdrüssig, sucht neuen Wirkungskreis auf dem Land, als Praktikantin auf einem Bauernhof oder einer Alm. Liebe Kinder und Tiere. Zuschriften erbeten unter Chiffre.«

      Sie


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