Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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allein waren. Er hat nur ein kleines Bier getrunken.«

      »Wie der das schafft mit dem großen Hof und den vier Kindern?« sinnierte Schwarzer.

      »Des fragen sich alle und sind voller Bewunderung. Hilfskräfte für den Stall und die Landwirtschaft hat er wohl, gelegentlich jedenfalls.«

      »I weiß, i weiß, Franz. Mensch, der muß doch irgendwo zu packen sein. Des is doch net normal, daß ein verwitweter Mann allein des alles macht.«

      »Schwer tut er sich schon mit den Kindern. Des is ja nix Neues. Besonders die Kleinen vermissen die Mutter doch arg. Den Haushalt macht die Hildelore. Des Madl is erst zwölf. Die hat jetzt als Älteste die Mutterstelle übernommen. Leicht ist des net für des Madl. Des is ja noch selbst ein Kind.«

      Sie nickten sich zu.

      »Dann scheint der Kilian seiner verstorbenen Frau noch immer die Treue zu halten. Wie lange is des jetzt schon her?«

      »Bald drei Jahre! Der Pfarrer Zandler war auch beim Stammtisch. Der hat mit ihm geredet. Der Pfarrer meint, er soll wieder heiraten. Jung is er ja noch, der Kilian. Ganz so arm is er auch net. Da müßt sich doch eine Frau finden lassen, meint der Pfarrer.«

      »Was sagt der Kilian dazu?« platzte Ruppert Schwarzer heraus.

      »Der will davon nix wissen. Allerdings hat der Pfarrer ihm zugeredet, daß er sich jemanden sucht, der sich um den Haushalt und die Kinder kümmert. Zandler schlug vor, daß Dössegger im Kirchenblättchen eine Anzeige aufgeben könnt. Doch davon wollt der Dössegger auch nix wissen.«

      »Ich hab’s! Des ist die Lösung! So könnt’s gehen!«

      Ruppert Schwarzer schlug mit der flachen Hand auf den Glastisch in der Sitzecke. Er schlug so fest zu, daß Franz für einen Augenblick Angst hatte, die gläserne Platte würde bersten.

      »Des is es, Franz! Jetzt habe ich den Dreh!«

      Franz Huber hatte ein eher einfältiges Gemüt. Er konnte die plötzliche Begeisterung von Schwarzer nicht verstehen.

      »Wie meinst des denn, Ruppert?«

      »Des brauch i dir net zu erklären. Is besser, wenn du nix davon weißt. Wann kommt die nächste Ausgabe vom Kirchenblatt heraus?«

      »Die wird am Mittwoch verteilt, denke i!«

      »Mmm! Fein! I bin zufrieden mit dir, Franz! Des hast gut gemacht. I dank dir! Jetzt kannst wieder an deine Arbeit gehen.«

      Franz Huber zuckte mit den Schultern und ging hinaus.

      Als er draußen war, genehmigte sich Ruppert Schwarzer schon einmal einen großen Whisky auf den bevorstehenden Erfolg in Waldkogel.

      Dann telefonierte er. Kurze Zeit später brachte ihm seine Sekretärin einige Faxe.

      *

      Die Sekretärin von Ruppert Schwarzer klopfte an die Bürotür und trat danach ein.

      »Herr Schwarzer, Frau Glarner ist jetzt da, zum Personalgespräch.«

      »Soll reinkommen!«

      Die junge Frau trat ein und schaute sich kurz um. Sie war zum ersten Mal im ›Schicksalsbunker‹, wie die Angestellten heimlich das Büro des Chefs nannten.

      Ruppert Schwarzer musterte die junge Frau von Kopf bis Fuß. Dann stand er hinter dem Schreibtisch auf und ging mit aufgesetztem Lächeln auf Barbara Glarner zu. Er reichte ihr die Hand.

      »Grüß Gott, Herr Schwarzer!«

      »Setz dich, Madl! Was willst? Kaffee, Tee, Saft?«

      Jetzt war die junge Frau noch mehr verunsichert. Es hatte sie ohnehin völlig überrascht, als man ihr wenige Minuten vorher gesagt hatte, sie solle ganz nach oben zum Chef. Meistens hatte eine solche Aufforderung nichts Gutes zu bedeuten. Aber sie war nur eine unbedeutende Praktikantin. Warum mußte sie zum Chef? Sicherlich, sie hoffte auf eine Festanstellung. Aber dafür gab es einen Personalabteilungsleiter. Warum wollte Ruppert Schwarzer sie sehen? Warum machte er sich persönlich die Mühe?

      Unsicher setzte sich Barbara auf die Ledercouch in der Besprechungsecke.

      »Schaust aus, als hättest Angst vor mir«, bemerkte Schwarzer.

      »Ein wenig verwundert bin ich schon«, antwortete Barbara.

      Im Augenblick war es mit ihrer Selbstsicherheit nicht weit her, obwohl sie sonst nicht so leicht zu verunsichern war.

      Ruppert Schwarzer ließ einen kleinen Imbiß bringen. Das verunsicherte die junge Frau noch mehr. Was wollte er? Warum betrachtete

      er sie immer wieder so sonderbar?

      »Auch wenn ich noch nicht mit dir gesprochen habe, so weiß ich ganz gut Bescheid.«

      Es war eine Eigenheit von Ruppert Schwarzer, daß er jeden duzte, von dem er annahm, er stehe gesellschaftlich nicht auf seiner Stufe oder darüber.

      »Du bist fast sechsundzwanzig Jahre. Hast ein gutes Examen gemacht und bist ausgesprochen ehrgeizig.«

      Er grinste sie an.

      »Übermäßiger Ehrgeiz und Biß, das gefällt mir gut. Bei Frauen ist das eher seltener, aber es kommt vor. Jedenfalls denke ich mir, daß du es weit bringen kannst.«

      Was will er? Warum so viel Lob? Ein Gedanke jagte den anderen im Kopf der jungen Praktikantin. Schwarzer lächelte sie an. Das Lächeln war aber ein falsches Lächeln.

      »Ich habe nicht gesagt, daß du es weit bringen wirst. Du kannst es weit bringen, wenn du willst. Das Talent hast du dazu. Willst du?«

      Was konnte Barbara da anderes tun als nicken?

      »Gut! Das habe ich von dir auch nicht anders erwartet. Schlau scheinst du ja auch zu sein nach allem, was man mir über dich berichtet hat. Modern gesagt, du hast Teamgeist. Aber nur soweit, daß du das Team benutzt, um es für dich arbeiten zu lassen. Das ist auch genau meine Devise. Nur so bringt man es zu etwas. Dazu muß man die Fähigkeit haben, andere zu manipulieren. Das hast du, sagte man mir. Hübsch bist du auch! Du bringst also alle Qualitäten mit, die du für die Aufgabe brauchst.«

      Barbaras Augen weiteten sich.

      »Nun schau nicht so, Madl! Ah, ich weiß!«

      Er stand auf und nahm von seinem Schreibtisch eine Mappe. Er gab sie Barbara.

      »Das wird dir gefallen!«

      Barbara Glarner öffnete den Aktendeckel. Darunter lag ein Arbeitsvertrag. Sie überflog ihn und wurde tiefrot im Gesicht.

      »Laß dir Zeit und lies ihn genau!«

      Ruppert Schwarzer griff in die Innentasche seines Jacketts. Er legte ihr aufgeschraubt seinen eigenen Füllfederhalter hin. Das war etwas ganz Besonderes. Gleichzeitig war damit natürlich unausgesprochen die Erwartung verbunden, daß Barbara unterschreiben sollte, sofort unterschreiben sollte!

      »Persönliche Assistentin der Geschäftsleitung?«

      Ruppert Schwarzer lachte schallend, als er ihr ungläubiges Gesicht sah.

      »Ja! Das heißt, du arbeitest nur mit mir zusammen und bist nur mir unterstellt. Niemand sonst hat dir etwas zu sagen. Das bedeutet natürlich auch, daß du mit niemandem darüber sprichst, was wir beide tun und was du in meinem Auftrag tust. Ist das klar?«

      Er schaute sie herausfordernd an.

      »Selbstverständlich, Herr Schwarzer!« Sie griff sich an den Hals und räusperte sich. »Ich weiß, daß das eine große Chance ist. Und ich werde alles tun, um das in mich gesetzte Vertrauen zu erfüllen«, sagte Barbara artig. Sie hatte sich wieder gefangen. »Sie können sich völlig auf mich verlassen. Das ist genau die Position, die ich angestrebt habe – in einigen Jahren. Daß Sie mir jetzt schon diese Möglichkeit geben, weiß ich zu würdigen, Herr Schwarzer. Sie können auf mich zählen.«

      Ruppert Schwarzer deutete mit dem Zeigefinger auf die Akte und den Füllhalter.

      Barbara


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