Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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versteht mich nicht falsch! Es ist nicht so, daß ich Dankbarkeit erwarte. Nein, wirklich nicht. Er hat mich nur verletzt und dafür erwarte ich eine Entschuldigung. Er wird ja jetzt genug Selbstbewußtsein haben, daß er das fertigbringt. Wenn er mich nicht sehen will, dann kann er ja schreiben. So, das war das, was ich dazu zu sagen habe.«

      »Du liebst ihn immer noch,

      Yvonne!« bemerkte Anna. »So kann nur ein verletztes Herz leiden und handeln.«

      »Denke, was du willst! Mit dem Pfarrer Zandler werde ich auch noch ein Wörtchen reden. Den habe ich gestern getroffen. Kein Wort hat er gesagt. Kein einziges Wort!«

      »Unser guter Herr Pfarrer wird sich hüten, etwas zu sagen, was Quintus mißverstehen kann. Seit Quintus die Orgel spielt, ist die Kirche jeden Sonntag so voll, daß Leute stehen müssen. Letzten Sonntag kam sogar der Bischof!«

      »So! Der feine Herr Musikproduzent hätte mich auch anrufen können. Meint ihr nicht auch?«

      »Vielleicht hat es ihm der Quintus verboten?«

      »Scheint mir, daß neuerdings alle nach Quintus’ Pfeife tanzen. Nun gut, jeder wie ihm beliebt. Ich nicht! Ich nicht! So das war es! Ich ziehe mich jetzt an und gehe wandern.«

      Yvonne legte die CD wieder in den Schrank. Dann sammelte sie die Zeitungsausschnitte und drückte Anna den Schuhkarton in die Hand.

      »Nein, so geht das nicht! Ich leide wie ein Stück Vieh – und der Herr macht derweilen Karriere.«

      Anna und Toni sahen sich um. Toni ging aus dem Zimmer. Anna trat zu Yvonne und nahm sie in den Arm.

      »Er wird sich schon bei dir melden!«

      »Ich weiß nicht, ob ich das noch will. Wenn er zu Tassilo gegangen ist, und bei ihm die Studioaufnahmen gemacht hat, wenn er wieder die Orgel in der Kirche spielt, wenn er wieder in den Musikvereinen ist… Warum kam er dann nicht zu mir? Warum hat er nicht mit mir geredet? Aber ich weiß die Antwort. Er liebt mich nicht. Das ist der endgültige Beweis!«

      »Yvonne, Yvonne! Du ziehst da völlig falsche Schlüsse! Quintus liebt dich! Er weiß, wie sehr er dich verletzt hat. Es fällt ihm schwer, den ersten Schritt zu tun. Er hat dir durch seine Musik eine Botschaft geschickt.«

      Yvonne antwortete nicht. Sie kramte in ihrem Rucksack.

      »Vielleicht war das ja auch alles etwas viel für dich! Mache eine schöne Wanderung. Finde Ruhe in den Bergen. Ich hoffe und wünsche dir, daß du in den Bergen die Antworten findest, die du suchst! Eines habt ihr gemeinsam! Die Liebe zu den Bergen verbindet euch! Wenn die Musik euch nicht wieder zusammenführen kann, dann sind es vielleicht die Berge.«

      Anna klopfte Yvonne sachte auf die Schulter und ging hinaus.

      In Yvonne tobte ein Kampf zwischen Freude über Quintus’ Erfolg und Zorn und ihrer Verletztheit. Sie zog sich an, packte wortlos in der Hüttenküche den Proviant in ihren Wanderrucksack, den Anna ihr gerichtet hatte, und ging fort.

      Toni, Anna und der alte Alois sahen ihr nach. Alois schüttelte den Kopf.

      »Das sind beide zwei ganz schöne Dickschädel. Doch sie passen gut zusammen. Die werden sich schon noch zusammenraufen.«

      »Zu wünschen wär’s!« sagte Anna leise.

      »Wo geht die Yvonne denn hin?«

      »Ich denke, die geht rauf zum ›Paradiesgarten‹. Ich denke, die wird vielleicht sogar oben biwakieren. Zelt und Schlafsack hat sie ja mitgenommen. Wenn’s keinen Wettersturz gibt, ist sie auch mit Proviant gut versorgt. Die Yvonne hat schon öfter oben biwakiert«, sagte Toni.

      Alois stieß ein paarmal seinen Gehstock auf den Boden und grinste.

      »Was gibt’s da zu grinsen, Alois? Du heckst doch net etwa was aus?«

      »Früher hätt’ i gewußt, was zu tun gewesen wär. Da war alles noch einfacher. Heut sind die Berge net mehr ganz so gefährlich. Jeder hat sein Handy und da können die Leut Hilfe herbeitelefonieren.«

      Anna und Toni schauten sich an. Anna stürzte ins Wohnzimmer und leerte Yvonnes großen Reiserucksack aus.

      »Da habe ich mich doch richtig erinnert. Die Yvonne hatte ihr Handy in Gedanken in den großen Rucksack geworfen. Da ist es!«

      Jetzt grinsten sich die drei an. Es bedurfte keiner Worte. Anna schaltete das Handy aus und legte es in den Rucksack zurück.

      *

      Der Tag neigte sich dem Abend zu. Es war Samstag.

      »Ich mache mir Gedanken um Yvonne. Sie ist noch nicht von der Wanderung zurückgekommen«, sagte Anna und grinste.

      »Ja, ja! Ich mach mir allmählich auch Sorgen«, stimmte der alte Alois ein. »Vielleicht solltest du einen Suchtrupp zusammenstellen, Toni?«

      Toni tat als überlege er.

      »Wenn die Yvonne net bis zum Morgengrauen zurück is, dann sollte man wirklich einen Suchtrupp zusammenstellen. Aber so wichtig is des Madl auch wieder net, daß man da gleich die ganze Bergwacht alarmieren sollte. I denk, daß da ein Mann reicht und ein richtig Aktiver muß des auch net sein. Was denkst du, Alois?«

      »Ja, wenn des ein tüchtiger, erfahrener junger Mann is, da müßte es ihm gelingen, die Yvonne zu retten.«

      »Alois, also, wenn die Yvonne zum Morgengrauen nicht da ist, dann denke ich, daß ich einen gewissen Burschen aus dem Bett hole. Bis zur Oberländern Alm braucht er net lang. Dann wird er losziehen hinauf zum Paradiesgarten. Am späten Vormittag wird er dann oben sein.«

      »Der wird es früher schaffen, Toni!« schmunzelte Alois und blinzelte Anna und Toni zu.

      *

      Die Morgendämmerung zog auf. Toni und Anna hatten sich den Wecker gestellt. Es war soweit.

      Das Telefon auf dem Quandler Hof bimmelte und bimmelte.

      »Es geht niemand dran!«

      »Laß es hinläuten, Toni! Wenn es lange genug klingelt, geht jemand dran. Das Telefon auf dem Quandler Hof steht im Flur. Sie werden es hören«, sagte Anna.

      Sie hielt sich den Mund zu, als Toni mit Quintus redete.

      »Entschuldige, Quintus, daß i dich wecken tue. Aber wir machen uns Sorgen um die Yvonne. Die is gestern rauf auf den Berg und bis jetzt net zurückgekommen. Vorher hat sie sich mächtig aufgeregt, wegen der CD, die du für sie dagelassen hast, bei uns. Die war ziemlich wütend, als sie los is. I hab’ mir denkt, daß du des wissen sollst, bevor i gezwungen bin, die Bergwacht zu verständigen. Schließlich seid ihr ja mal ein Paar gewesen. I hab’ mir denkt, daß du vielleicht weißt, wen ich verständigen muß, wenn’s denn nötig wär. Verstehst was i mein?«

      Toni lauschte in den Hörer. Dabei grinste er und blinzelte Anna zu, die neben ihm im Bett lag.

      »Ja, wenn du meinst, Quintus! Mir soll’s recht sein. Bis dann!«

      »Anna, der Quintus ist voll drauf angesprungen. Er is schon auf dem Weg! I denk, in weniger als zwei Stunde is der da. Er würd sich darum kümmern. Fein gemacht haben wir des!«

      Toni kuschelte sich wieder zu seiner Anna in die Federn.

      *

      Toni und Anna waren gerade wieder am Einschlafen, als sie ein immer näherkommendes Geräusch aufhorchen ließ.

      »Des ist der Hubschrauber der Bergwacht!«

      Toni war mit einem Satz aus dem Bett. Er schlüpfte in die Hosen, stieg ohne Strümpfe in die Schuhe, warf sich einen dicken Pullover um. Anna hastete in ihren warmen Trainingsanzug. Sie stürzten vor die Berghütte. Augenblicke später kamen Alois und einige der Hüttengäste dazu.

      Langsam senkte sich der Rettungshubschrauber und setzte in der Nähe der Berghütte auf. Quintus sprang heraus und lief auf die Berghütte zu.

      »Wo is die Yvonne hin?«

      »Rauf


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