Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Du mußt endlich einen Schlußstrich ziehen! Was war, des kannst net ändern. Aber du bist auf dem besten Weg, dir deine Zukunft kaputtzumachen. Die Yvonne ist a liebes Madl. Willst du sie denn ganz verlieren?«

      »Die hab’ ich wohl schon verloren.«

      »Dann kämpf um sie. Hol sie dir zurück.«

      »Als wenn des so einfach wär.«

      »Ach weißt, Quintus! Du bist wirklich ein Rindviech! Mach was du willst. I hab’ dir alles gesagt, was i dir dazu sagen kann. Basta!«

      Toni schaute auf die Uhr.

      »I muß jetzt wieder zur Berghütte. I will mei Anna net so viel allein lassen. Die Arbeit ist für zwei schon viel. Sie allein zu bewältigen, is fast unmöglich. Also i geh jetzt. Kannst mitkommen oder noch hier sitzen bleiben. – Mmm, wär wohl besser, du bleibst sitzen und denkst mal gründlich nach. Dann wirfst du deinen Stolz hinten in die Schlucht. Dort kann das Wasser des Gebirgsbachs ihn fortspülen. Grüß dich Gott, Quintus!«

      Toni schaute Quintus noch kurz in die Augen, dann ging er mit schnellen und kräftigen Schritten den Weg zurück.

      *

      Es waren einige Tage vergangen.

      Quintus hatte am späten Sonntagabend die Berghütte verlassen. Montags war er wieder zur Arbeit gegangen. Toni hatte von seiner Mutter erfahren, daß er morgens zur Arbeit ging, aber erst spät in der Nacht heimkam auf den Quandler Hof. Mit seinen Eltern sprach er kein Wort. Seine Mutter war sehr unglücklich. Sein Vater meinte, daß sich das schon irgendwann wieder geben würde. Der Quintus sei schon als Kind sehr stolz gewesen.

      Mündlich hatte sich Quintus bei Pfarrer Zandler nicht entschuldigt. Er hatte ihm einige Zeilen geschrieben und einen Scheck beigelegt. Den Brief hatte der Pfarrer auf dem Altar gefunden.

      Anna hatte versucht, mit Yvonne zu sprechen, aber sie ging nicht ans Telefon. Immer war der Anrufbeantworter eingeschaltet. Anna, der Yvonne sehr sympathisch war, machte sich Sorgen.

      »Ich fahre morgen in die Stadt, Toni! Ich werde ein paar Einkäufe tätigen und will auch Yvonne besuchen.«

      »Das ist eine gute Idee! Geh doch auch mal beim Hauptamt der Bergwacht vorbei und besuche den Quintus. Sag ihm schöne Grüße von mir. Sag ihm, er soll doch mal wieder raufkommen. Ich würde mich freuen.«

      Am Empfang der Bergwacht saß eine junge Dame.

      »Grüß Gott! Mein Name ist Anna Baumberger. Mein Mann, der Toni und ich sind mit dem Quintus Quandler befreundet. Ist er da? Könnten Sie ihm bitte sagen, daß ich ihn gern sprechen würde.«

      »Der Quintus ist nicht da! Der Quintus hat sich Urlaub genommen.«

      »Wann kommt er denn wieder?« fragte Anna überrascht.

      »Das weiß ich nicht.«

      Anna verabschiedete sich und fuhr zu Yvonne.

      *

      Yvonne hatte gerade eine Patientin in Behandlung. Anna mußte warten.

      Die beiden Frauen umarmten sich und begrüßten sich herzlich.

      »Liebe Yvonne, ich habe mir Sorgen gemacht. Warum hast du dich nicht mal bei mir gemeldet?«

      Sie gingen in die kleine Wohnung, die über Yvonnes Praxis unter dem Dach lag.

      »Ach, Anna, ich wollte und mußte erst einmal allein mit allem fertig werden. Es tat sehr weh. So eine Trennung ist eine schwierige Sache. Der Kopf sagt, daß es vorbei ist, aber das Herz leidet. Da habe ich mich in meine Arbeit verkrochen. Zum Glück habe ich viel zu tun. Den ganzen Nachmittag habe ich Patienten. Dann mache ich noch Hausbesuche. Im Krankenhaus helfe ich auch an zwei Vormittagen aus. Eine ehemalige Kollegin mußte aus medizinischen Gründen früher in Mutterschutz.«

      »Nimmst du dir da nicht ein bißchen viel vor, Yvonne?«

      »Nein! Je mehr Arbeit ich habe, desto besser für mich. Das lenkt mich ab. Abends, wenn ich gegen zehn Uhr von den letzten Hausbesuchen komme, bin ich so müde, daß ich nur noch ins Bett falle. Ich habe dann keine Zeit und Kraft mehr, über den Verlust meiner Liebe nachzudenken. Hast Glück gehabt, daß du mich angetroffen hast, Anna. Welch ein Zufall, daß ich heute keine weiteren Patienten habe.«

      Yvonne seufzte tief.

      »Ach, Anna, mir klingt es oft in den Ohren. Du hast mich gewarnt. Ich habe mit dem Feuer gespielt und mir tüchtig die Finger verbrannt. Was soll’s? Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Und es heißt auch, Arbeiten ist die beste Medizin. Das habe ich Quintus auch gesagt. Doch jetzt laß uns von etwas anderem sprechen.«

      Anna ging auf Yvonnes Wunsch nicht ein.

      »Du hast gar nichts mehr von ihm gehört?«

      »Nein! Ich will auch nichts mehr von ihm hören. Seine Vorstellung von Liebe und meine Vorstellung davon, liegen wohl Meilen auseinander. Hätte er mich wirklich geliebt, dann wäre er nicht so wütend geworden. Wir hätten doch über alles vernünftig reden können.«

      »Da stimme ich dir zu!«

      »Außerdem habe ich seine Augen gesehen, während er auf der Bühne stand. Sie leuchteten! Er war glücklich! Warum gibt er es nicht zu?«

      »Er ist ein Mann!«

      Da mußte auch Yvonne lachen. Dann berichtete Anna von den Ereignissen in Waldkogel, dem blauen Auge des Pfarrers. Sie erzählte auch, daß sie Quintus im Büro hatte besuchen wollen. Doch dort habe sie erfahren, daß er Urlaub genommen habe.«

      »Weißt du, Yvonne, das ist merkwürdig. Daheim auf dem Hof ist er tagsüber jedenfalls nicht. Meine Schwiegermutter hat ja engen Kontakt zu Quintus’ Mutter. Quintus fährt jeden Tag in die Stadt, so als würde er zur Arbeit gehen. Wo mag er sich rumtreiben?«

      »Ist mir egal! Soll er hingehen, wo der Pfeffer wächst. Ich laufe ihm nicht nach. Das ist schon mal sicher.«

      Yvonne schenkte Kaffee ein.

      »Du liebst ihn immer noch,

      Yvonne. Gib es zu!«

      »Was soll ich dir darauf antworten, Anna? Mein Verstand verbietet mir ihn zu lieben. Aber mein Herz schreit nach ihm. Weißt du keinen Rat? Wie werde ich das Gefühl der Zuneigung los? Wie soll ich mit der Sehnsucht nach Quintus fertig werden? All das, was ich für ihn empfunden habe, läßt sich nicht so einfach von einem Tag auf den anderen auslöschen. Ich habe doch auch gespürt, daß er mich liebt. Gleich beim ersten Mal, als wir uns anschauten, da spürten wir, daß wir zusammengehören. Dann ging alles ganz schnell. Und jetzt liegt alles in Scherben.«

      »Ja, es tut weh, wenn etwas zerbricht, Yvonne. Aber ich will es dir so sagen: Stelle dir vor, daß du irgendeinen schönen Gegenstand hast, an dem du sehr hängst. Er zerbricht. Du nähst, kittest, klebst ihn wieder zusammen. Vielleicht liebst du ihn danach noch mehr?«

      »Bei Quintus und mir gibt es nichts mehr zu kitten. Es ist vorbei. Ich werde wohl noch eine Weile um die verlorene Liebe leiden, aber das Leben wird weitergehen.«

      Anna schüttelte den Kopf.

      »In gewisser Weise bist du genauso stur wie Quintus. Außerdem, warum stellst du ihn nicht zur Rede? Er hatte dir seine Liebe geschenkt. Jetzt hat er sie dir im Zorn entzogen? Ich als Frau würde dafür eine Erklärung verlangen. So käme er mir nicht davon. Wohlwollend kann man ihm zugute halten, daß du ihn überrumpelt hast. Aber muß er denn dir gleich eure Liebe vor die Füße werfen?«

      »Anna, ich habe nicht die Kraft und will ihn auch nicht zur Rede stellen. Ich laufe ihm nicht hinterher.«

      »Wenn er käme, würdest du dann mit ihm sprechen?«

      Yvonne dachte nach. Anna ließ ihr Zeit.

      »Es kommt wahrscheinlich überall mal etwas vor. Paare streiten sich, es gibt Mißverständnisse. Wahrscheinlich wäre es gut, wenn wir uns irgendwann einmal sachlich darüber aussprechen könnten. Aber jetzt ist es noch zu früh.


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