Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Da werden seine Eltern traurig sein.«

      »Das denke ich weniger. Sie reden sogar schon wieder miteinander.«

      Yvonne mußte den ganzen Weg bis hinauf auf die Berghütte an die Worte des Pfarrers denken. Vielleicht wußte Anna etwas.

      *

      Als Yvonne auf der Berghütte ankam, war es dort sehr voll. Anna und Toni hatten alle Hände voll zu tun. Weil wirklich kein Schlafplatz mehr frei war, boten sie Yvonne an, im Wohnzimmer auf dem Sofa zu schlafen.

      Es wurde ein schöner Hüttenabend. Alois spielte wieder auf der Ziehharmonika. Toni ließ später die Zither erklingen. Ein Hüttengast hatte eine Gitarre dabei und ein anderer spielte vortrefflich die Maultrommel. Reihum wurden Lieder angestimmt. Auch Yvonne sollte singen. Da kamen ihr Erinnerungen an den glücklichen Abend mit Quintus. Mit Tränen in den Augen sang sie sein Lied. Danach zog sie sich gleich auf das Sofa zurück und weinte sich in den Schlaf.

      Am nächsten Morgen wurde sie von Kaffeeduft geweckt. Anna hatte ihr ein Frühstück gebracht.

      »Guten Morgen, Yvonne! Kannst hier essen. Die Stube ist voll. Es ist herrliches Wetter. In einer Stunde sind alle unterwegs in die Berge. Dann ist es ruhiger, und wir haben viel Zeit für dich.«

      »Danke, Anna! Du verwöhnst mich wie in einem Hotel mit Sternen. Dabei habe ich das gar nicht verdient. Wie ein kleines Kind bin ich gestern abend davongelaufen.«

      »Mach dir darüber keine Gedanken. Laß dir Zeit. Ich muß jetzt wieder raus. Ich komm später wieder. Wenn’s dir langweilig wird. Dort auf dem Schrank steht ein CD-Player. Tonis neuestes Spielzeug. Ich werde Toni bitten, daß er den Generator anwirft, dann hast du Strom und kannst Musik hören. In der Schranktür links gibt es auch CDs mit Musik. »Viel Spaß!«

      Anna blinzelte Yvonne zu und ging hinaus.

      Zuerst drehte sich Yvonne noch einmal auf die andere Seite. Doch sie fand keinen Schlaf mehr. Sie setzte sich auf und trank den Kaffee, der jetzt nur noch lauwarm war. Anna hatte aber unter einem Kaffeewärmer eine große Kanne Kaffee versteckt.

      Yvonne bestrich sich ein Kaiserbrötchen, das Anna frisch gebacken hatte, mit Butter von der Oberländer Alm und Marmelade aus dem Garten der Baumbergers.

      »Mmm! Dann befolge ich mal den Rat, mache Musik, wenn Toni schon mal extra den Dieselgenerator angeworfen hat«, murmelte Yvonne und biß noch einmal vom Brötchen ab.

      Sie öffnete die Schranktür. Was sie da sah, ließ sie sich fast am Brötchen verschlucken. Auf der obersten CD strahlte ihr Quintus lächelnd entgegen. Yvonne rieb sich die Augen, als wäre sie einem Trugbild verfallen. Dann nahm sie die CD in die Hand und las.

      »Musik der Berge – Musik des Herzens« komponiert und gesungen von Lukas Quand.

      Mit klopfendem Herzen legte Yvonne die CD ein. Sie preßte ihre Hände ganz fest an ihre Brust, so als wollte sie ihr Herz festhalten.

      Es erklangen die ersten Töne. Dann hörte sie die Stimme, die sie so lange vermißt hatte. Yvonne ging zurück zum Sofa, hing sich die Decke um und lauschte. Sie hörte die CD ein weiteres Mal und dann noch einmal und dann noch einmal… Es bestand kein Zweifel. Der Sänger war ihr Quintus Quandler.

      Endlich kam Anna. Sie sah, daß Yvonne die ihr zugedachte Entdeckung gemacht hatte.

      »Kannst die CD behalten, wenn du willst. Der Quintus hat uns fünf Stück gegeben.«

      »Warum hast du mir nichts gesagt?«

      »Ich dachte, du wüßtest es.«

      »Ich? Woher?« fragte Yvonne erstaunt.

      »Quintus hat doch ein großes Konzert gegeben. Die Kritiker haben sich in der Tagespresse vor Begeisterung überschlagen. Ich dachte, du hast es gelesen. Es war ein sensationeller Erfolg.«

      »Wann?«

      »Vor zwei Wochen! Hast du keine Zeitung?«

      »Doch, aber keine Zeit, sie ganz zu lesen.«

      Anna ging zur Kommode und zog eine Schublade auf. Sie übergab Yvonne einen kleinen Schuhkarton.

      »Hier sind alle Zeitungsausschnitte drin. Ich habe sie gesammelt. Wenn ich im Winter mal mehr Zeit habe, lege ich ein Album an.«

      Yvonne rieb sich die Stirn und

      fuhr sich verlegen mit beiden Händen durch ihr lockiges rotblondes Haar.

      »Anna, setz dich bitte! Ganz langsam! Ich muß das erst einmal verarbeiten. – Also: Quintus hat diese CD aufgenommen. Er hat ein Konzert gegeben und das war ein großer Erfolg.«

      »Mmm! Genau so war es! Schau dir die Titel der Zeitungsartikel an!«

      Anna nahm sie aus dem Schuhkarton und legte sie nebeneinander auf den Tisch. Sie las laut vor:

      »Ein neuer Star am Himmel der Volksmusik!

      Lukas Quand brachte die Berge in den Konzertsaal!

      Begeisterte Fans jubelten Lukas zu!

      Lukas Quand bekam stehenden Applaus!

      Konzerttour von Lukas Quand binnen Stunden ausgebucht!«

      Yvonne starrte auf die Zeitungsausschnitte.

      »Aber warum hat mir keiner etwas gesagt?«

      »Wir haben es auch erst aus der Zeitung erfahren. Er hat ein großes Geheimnis daraus gemacht.«

      »Warum?«

      »Das mußt du Quintus fragen!«

      Yvonne schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein, gab Zucker und frische Sahne dazu.

      Während sie langsam und nachdenklich den Kaffee umrührte, sagte sie leise:

      »Dann hat Quintus doch seinen Weg gefunden. Das ist schön. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen alles Gute. Dann war mein Opfer doch nicht umsonst.«

      Anna stemmte die Hände in die Seite und schaute Yvonne fast erbost an: »Was redest du da für einen Blödsinn?«

      »Nun ja, so ist es doch! Aber ich freue mich wirklich für ihn. Wenn du ihn mal wieder siehst, dann kannst du es ihm ja sagen.«

      Anna war mit zwei Schritten am Fenster und riß es auf.

      »Toni! Komm bitte sofort rein!«

      »Ja, i komm bald! Mach den Korb nur noch voll! Bin eh gleich fertig mit dem Holz.«

      »Toni, das kann warten! Komm rein!«

      »Was ist denn?«

      »Toni, sag du es ihr! Vielleicht glaubt sie es dir! Du hast ja mit Quintus gesprochen, als er die CDs vorbeigebracht hat.«

      Toni rieb sich das Kinn.

      »Also der Quintus, der hat das Ganze nur gemacht, weil er denkt, daß des doch eine gute Idee von dir war. Und bös ist er auch net mehr. Mei, er hat eben eine ganz gehörige Portion Lampenfieber gehabt, sagt er. Deshalb hat er auch auf einem Künstlernamen bestanden. Wie gefällt dir das, was der Quintus da gemacht hat?«

      »Wie kannst du das noch fragen, Toni! Schau dir die Yvonne doch an, wie sie da hockt«, warf Anna ein. »Er hätte dir gerne Konzertkarten geschickt und auch so eine CD, aber er hatte wohl ein bissel Angst. Er sagt, wir sollten dir eine geben.«

      »So, hat er das?«

      Yvonne konnte langsam wieder klarer denken. Sie stand vom Sofa auf und ging wie ein Tiger im Käfig im Wohnzimmer auf und ab.

      »Das nehme ich nicht an! Ich habe die Lieder gehört. Aber die CD nehme ich nicht an. Der soll sich bloß nicht einbilden, daß er mich damit umstimmen kann! Ich freue mich über seinen Erfolg. Aber wenn er mir eine CD geben will, dann soll der das gefälligst selbst tun, der neue große Stern der Volksmusik. Erst schreit er mich an, dann läßt er nichts mehr von sich hören! Dann erfahre ich durch euch, daß er Plattenaufnahmen gemacht hat. Damit nicht genug. Er hat ein Konzert gegeben und macht jetzt noch eine


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