Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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schon recht«, nickte der Pfarrer ihm zu.

      Max hob die Hand zum Gruß und gab Gas. Unterwegs fiel ihm ein, daß er dem Bruder gar nichts von dem Fax erzählt hatte, das er in der Brusttasche mit sich herumtrug.

      Naja, er würd’s dann halt am Abend, im Löwen, erzählen. Die anderen werden bestimmt genauso erstaunt sein, wenn sie die Neuigkeit hörten, wie er selbst.

      *

      Christian Ruland ging den schmalen Waldweg entlang, der nach Xavers Worten direkt zu der Hütte führen mußte, in der Kathrin Breithammer lebte. Der junge Förster war neugierig, was das wohl für eine Frau war, die sich hier im Wald verkroch.

      Nero lief schnüffelnd zwischen den Büschen voraus.

      Allmählich wurde der Weg breiter und führte schließlich auf eine Lichtung, an dessen Rand er die Hütte sehen konnte. Daneben waren zwei Felder angelegt. Nicht groß, gerade so eben, daß man sie alleine beackern konnte. Auf der anderen Seite schien ein Gartenstück zu sein. Alles in allem machte das Anwesen einen gepflegten Eindruck.

      Doch von Kathrin Breithammer war nichts zu sehen.

      Christian überlegte, ob er noch näher herangehen durfte. Immerhin befand er sich dann auf privatem Grund.

      »Hallo, ist jemand zu Hause«, rief er, bevor er es wagte, bis zur Tür vorzugehen.

      Es dauerte eine Weile, bis die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde. Das Gesicht einer jungen Frau wurde sichtbar.

      »Wer sind S’, und was wollen S’?« fragte sie mit mißtrauischer Stimme.

      »Grüß’ Gott, mein Name ist Christian Ruland«, stellte er sich vor. »Ich bin der neue Revierförster.«

      »Und? Was wollen S’ hier?« kam es zurück. »Das ist ein Privatgrundstück. Hier haben S’ nix verloren!«

      Christian machte eine verlegene Handbewegung.

      »Ich wollt’ halt nur Grüß Gott sagen, und mich Ihnen vorstellen.«

      Kathrin öffnete die Tür ganz und trat heraus. Dem jungen Förster stockte unwillkürlich der Atem. Alles hatte er erwartet – nur nicht solch eine Schönheit.

      »So, vorstellen wollten S’ sich«, sagte die junge Frau in dem gemusterten Kleid. »Das haben S’ ja getan. Jetzt können S’ wieder gehen.«

      Er setzte ein charmantes Lächeln auf.

      »Warum sind S’ so unfreundlich, Fräulein Breithammer?« fragte er. »Ich hab’ Ihnen doch nix getan. Ich wollt’ nur höflich sein.«

      Sie warf ihm einen geringschätzigen Blick zu.

      »Dieser Rock da, den Sie tragen, Herr Förster, der ist Grund genug, unhöflich zu sein«, antwortete sie scharf. »So einer wie Sie, der hat meinen Vater ins Gefängnis gebracht. Sollte ich Sie und Ihresgleichen dafür lieben? Also, verschwinden S’ und lassen S’ mir meine Ruhe.«

      Damit drehte sie sich um und ging in die Hütte zurück.

      Christian blieb einen Moment unschlüssig stehen, dann pfiff er nach seinem Hund und ging davon.

      Drinnen stand Kathrin am Fenster und schaute ihm hinterher. Aus dem Schatten des hinteren Teils löse sich eine Gestalt und trat zu ihr. Der Mann legte seinen Arm um die junge Frau. Er war groß, kräftig und hatte breite Schultern.

      »Ist er weg?« fragte er.

      Die junge Frau nickte und drehte sich zu dem Mann um, der seinerseits dem jungen Förster mit brennenden Augen hinterherblickte. Was dabei in Kathrin vorging, ahnte er nicht…

      *

      In der einsamen Waldhütte duftete es betörend nach Essen. Auf dem Herd, der mit Holzscheiten beheizt wurde, simmerte ein Topf mit Suppe vor sich hin, im Rohr schmorte ein Kaninchen, und Rotkraut und Kartoffeln waren beinahe gar.

      Am Tisch, in der Eßecke, saß der breitschultrige Mann und beobachtete die junge Frau, die geschäftig zwischen Herd und Tisch hin und her lief, und seine Augen strahlten. Kathrin Breithammer legte Teller und Bestecke auf, stellte Gläser und Flaschen dazu. Zur Feier des Tages hatte sie den Tisch mit Wildblumen und Kerzen geschmückt.

      »Ach, Madel, wie lang’ hab’ ich auf diesen Augenblick gewartet«, seufzte Joseph Breithammer.

      Die Tochter erwiderte sein Lächeln. Sie legte ihrem Vater die Hand auf die Schulter.

      »Jetzt bist’ ja endlich daheim«, sagte sie leise. »Komm, trink’ einen Schluck auf deine Heimkehr.«

      Sie schenkte zwei Gläser Wein ein. Grüner Veltliner, der im Glanz des Kerzenlichts schimmerte.

      »Prost, Vater, darauf, daß du da bist und da bleibst.«

      Joseph prostete ihr zu und leerte das Glas auf einen Zug. Das erste Glas Wein nach so vielen Jahren. Seine Miene verfinsterte sich, als er an den Mann dachte, dem er es verdankte, daß er im Gefängnis gesessen hatte. Kathrin sah seinen Blick, und sie wußte, woran er dachte.

      »Laß gut sein, Vater«, sagte sie. »Es ist ja vorbei.«

      Der alte Mann sah sie sekundenlang schweigend an, dann legte er seine Hand auf ihre, die immer noch auf seiner Schulter ruhte.

      »Ich freu’ mich auf das Essen«, sagte er. »Das Zeugs im Gefängnis war ungenießbar.«

      »Es ist alles fertig«, antwortete Kathrin. »Du sollst sehen, es wird dir schmecken.«

      »Davon bin ich überzeugt«, lachte der Alte und rieb sich in Vorfreude die Hände.

      *

      »Pfüat euch, miteinand«, sagte Xaver Anreuther und klopfte auf die Tischplatte.

      An dem runden Tisch, der in der Gaststube des Hotels »Zum Goldenen Löwen« stand, saßen Pfarrer Trenker, der Bürgermeister von St. Johann, Markus Bruckner, sowie der Apotheker Hubert Mayr, und der Bäcker Joseph Terzing. Vielleicht würde im Laufe des Abends der eine oder andere hinzukommen, wie etwa Max Trenker.

      »Läßt’ dich auch einmal wieder sehen?« fragte der Apotheker den Förster.

      Es kam nicht sehr oft vor, daß Xaver Zeit und Gelegenheit hatte, an dem Stammtischabend teilzunehmen.

      »Freilich, ich muß euch ja meinen Nachfolger vorstellen«, antwortete Xaver und deutete auf seinen Begleiter. »Das, meine Herren, ist Christian Ruland, der neue Förster im Ainringer Wald.«

      Die Herren am Tisch begrüßten ihn freundlich und hießen ihn in ihrer Mitte willkommen.

      »Vielen Dank«, sagte Christian, als er sich gesetzt hatte. »Wie schon beim Xaver werden S’ auch auf meine Gesellschaft des öfteren verzichten müssen. Aber wenn es meine Zeit zuläßt, werde ich gerne das eine oder andere Glas mit Ihnen trinken.«

      Sepp Reisinger war hinzugekommen.

      »Wenn Sie’s erlauben, dann geht die erste Runde auf mich«, bot der junge Förster an. »Sozusagen als Einstand.«

      »Und von mir gibt’s später die Abschiedsrunde«, lachte Xaver und bestellte für sich ein Bier.

      Natürlich mußte Christian, nachdem die anderen sich vorgestellt hatten, von sich erzählen. Er tat dies gerne und ausführlich, und Sebastian meinte, aus seinen Worten herauszuhören, daß dieser junge Mann ein aufrechter Kerl war, der seinen Beruf liebte, und genauso, wie der Bergpfarrer, den Wald als eine Kirche betrachtete, in der Gottes Geschöpfe ihr Zuhause hatten.

      Inzwischen war Max Trenker hinzugekommen. Er trug immer noch seine Uniform und begrüßte den neuen Förster.

      »Hoffentlich haben S’ net so viel Scherereien mit Wilddieben und anderem Gesindel«, meinte der Polizeibeamte.

      Xaver winkte ab.

      »So, wie’s ausschaut, haben wir gestern nachmittag schon den Gruß eines solchen Lumpen erhalten«, sagte er und berichtete von dem ominösen Schuß im Wald.


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