Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      »Nein, aber ihr schöne Augen gemacht und damit Hoffnung erweckt. Hoffnung, die sich letzten Endes aber nicht erfüllt hat. Ich glaub’ schon, daß das Madel dich gern hat. Ob’s die Richtige gewesen wär’, das kann ich natürlich net entscheiden. Aber vielleicht bemühst du dich einmal ein wenig und siehst zu, daß du die Frau fürs Leben findest.«

      »Das, lieber Sebastian, will ich gerne tun«, antwortete Max mit einem treuen Augenaufschlag. »Ich fürcht’ nur, es wird eine ziemlich lange Suche werden…«

      Pfarrer Trenker hob die Hände und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Bei diesem Burschen war wirklich Hopfen und Malz verloren…

      … jedenfalls, was die Madeln anging!

      *

      Gleich nach dem Abendessen machte der Geistliche sich noch einmal auf den Weg zur Jenner-Alm. Er wollte nicht mehr bis zum nächsten Tag warten, um Christel Hornhauser die gute Nachricht zu überbringen.

      Das Madel war gerade mit ihrer allabendlichen Arbeit fertig geworden. Dreißig Kühe und etliche Ziegen mußten gemolken werden, und die Abendmilch, zusammen mit der Morgenmilch in der kleinen Käserei in die Kessel gegeben werden, damit daraus Käse wurde.

      Maria Hornhauser war schon damit beschäftigt, im Käselager für Ordnung zu sorgen. Die richtige Käsepflege war ausschlaggebend für die Qualität.

      »Ich wollte es dir gleich sagen«, wandte Pfarrer Trenker sich an das Madel. »Ich war heut’ in der Stadt und hab’ mit Lore Inzinger gesprochen. Sie hat zugegeben, geschwindelt zu haben.«

      Christel schaute zuerst ungläubig, dann schluckte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen.

      »Dann…, dann hab’ ich dem Tobias ja Unrecht getan«, sagte sie mit leiser Stimme.

      »Und ich auch.«

      Maria Hornhauser, die alles mit angehört hatte, war bestürzt.

      »Ich werd’ mich bei Herrn Hofer entschuldigen müssen«, sagte sie.

      Pfarrer Trenker winkte ab.

      »Das hat keine Eile, Maria. Ich denke, der Tobias wird für deine Reaktion Verständnis haben. Schließlich mußtest du davon ausgehen, daß Lore dir die Wahrheit gesagt hat.«

      Er wandte sich an Christel.

      »Und du, Madel? Willst du net zu ihm gehen und mit ihm reden. Du hast ihn doch noch immer lieb, oder?«

      Das Madel schwankte zwischen Lachen und Weinen.

      »Ja, ja, natürlich hab’ ich ihn lieb.«

      »Also, wenn’s magst, ich nehme dich gern’ mit hinunter«, bot Sebastian an.

      Sie schaute ihre Mutter an. Die nickte nur.

      »Ich bin gleich soweit«, rief Christel, als sie schon auf dem Weg ins Haus war.

      Wenig späßter saß sie mit klopfendem Herzen neben dem Geistlichen, und je näher sie dem Leitnerhof kamen, um so banger wurde ihr ums Herz.

      Was war, wenn Tobias sie zurückwies? Er mußte doch gekränkt sein, nach allem, was man ihm angetan hatte. Aber – es war ja nicht ihre Schuld gewesen!

      »Meinst’, ich soll erst mal mit ihm reden?« fragte Sebastian.

      Christel nickte dankbar. Sie waren auf den Hof gefahren. Der Pfarrer stellte den Wagen vor der Scheune ab. Draußen war niemand zu sehen. Vermutlich saßen sie alle drinnen beim Nachtmahl.

      Christel blieb sitzen, als Sebastian das Bauernhaus betrat. Die Minuten vergingen quälend langsam. Schließlich hielt es sie nicht mehr länger in dem Auto und sie stieg aus. Es wurde schon dunkel, als sie ruhelos über den Hof wanderte. Der Abendwind rauschte in den mächtigen Eichen, und langsam schob sich der Mond hinter einem Wolkenband hervor.

      Plötzlich war ihr, als hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Sie sah zum Haus hinüber, aber dort drüben war niemand. Sie mußte sich wohl getäuscht haben. Doch dann hörte sie die Stimme noch einmal, und ein langer Schatten kam auf sie zu.

      »Tobias…!«

      Ihre Stimme versagte, als er so plötzlich vor ihr stand. Ja, das war er, ihr Tobias, der Mann, den sie von ganzem Herzen lieb hatte. Er trat aus dem Dunkel in das Licht des Mondes und breitete die Arme aus. Christel stand stocksteif, wagte kaum zu atmen.

      »Willst’ net zu mir kommen?« fragte Tobias leise.

      Mit einem Jubelschrei flog sie in seine Arme. Tobias wirbelte sie herum, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, und schließlich fanden sich ihre Lippen.

      »Kannst du mir denn verzeihen?« fragte Christel. »Ich war ja so dumm, zu glauben…«

      »Nichts sagen«, schnitt er ihr das Wort ab. »Es gibt nix zu verzeihen. Ich liebe dich, und das alleine zählt. Gleich morgen werd’ ich zu euch hinauf kommen und um deine Hand anhalten. Und ich hoffe, daß deine Mutter keine Einwände mehr gegen mich hat.«

      Christel schüttelte den Kopf.

      »Bestimmt net«, sagte sie. »Ganz bestimmt net.«

      Doch dann erschrak sie.

      »Vielleicht…«

      Tobias sah sie forschend an.

      »Was ist? Glaubst, deine Mutter könnt’ doch noch etwas gegen mich haben?«

      »Nein, nein, das net. Aber wenn wir heiraten, dann hat sie ja niemanden mehr, der sie auf der Alm unterstützt. Daran hab’ ich noch gar net gedacht.«

      »Aber ich«, beruhigte Tobias sie.

      »Du?«

      »Ja. Weißt’, als Pfarrer Trenker mir seine Hilfe anbot, da hab’ ich gewußt, daß noch alles gut werden würd’, und da hab’ ich mit Vinzenz und der Monika gesprochen. Sie hatten Verständnis für mein Anliegen. Ich werd’ zu euch auf die Alm ziehen und ein richtiger Senn werden.«

      Christel war erstaunt.

      »Du…, du hast wirklich an alles gedacht«, lachte sie.

      »Na, dann ist ja alles in bester Ordnung«, hörten sie die Stimme von Pfarrer Trenker, der hinzugetreten war.

      »Wir können Ihnen gar net sagen, wie dankbar wir Ihnen sind, Herr Pfarrer«, sagten beide.

      Sebastian nickte.

      »Ich freue mich mit euch.«

      »Dann werden wir schon bald zu Ihnen kommen«, meinte Tobias, bevor Pfarrer Trenker das Madel zurück auf die Alm brachte. »Um alles für die Trauung zu besprechen.«

      *

      Ein paar Wochen später wurde Dr. Wiesinger an die Episode mit dem Brandhuber-Loisl erinnert. Es war nämlich wieder Vollmond, und Toni mußte feststellen, daß er mal wieder keinen Schlaf fand. Er saß in seinem Wohnzimmer und las, im Schein der Stehlampe, in einer Pharmazeitschrift. Plötzlich ertappte der Arzt sich dabei, daß er lauschend am offenen Fenster stand und hinausschaute. Ohne es wirklich wahrgenommen zu haben, mußte er aufgestanden sein.

      Hab’ ich jetzt wirklich gewartet, den Alten hier herumschleichen zu sehen? fragte er sich.

      Er schüttelte den Kopf.

      »Sieh’ bloß zu, daß du ins Bett kommst«, sagte er dann im Selbstgespräch. »Der Brandhuber verfolgt dich wirklich noch bis in den Schlaf.«

      Am nächsten Morgen gab es dann die nächste Überraschung für Toni Wiesinger. Als er den ersten Patienten hereinbat, öffnete sich die Tür und herein trat – Alois Brandhuber!

      Der junge Arzt schaute, als sehe er ein Gespenst vor sich stehen. Langsam humpelte der Wunderheiler herein und ließ sich ächzend auf den Stuhl fallen.

      »Also, wenn ich’s net mit eigenen Augen sehen tät’ – ich würd’s net glauben«, sagte Toni. »Was bringt dich dazu, in meine Praxis zu kommen? Helfen dir deine eigenen Wundermittel


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