Doc Savage - Das vergessene Imperium. Kenneth Robeson

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Doc Savage - Das vergessene Imperium - Kenneth Robeson


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Seine Hand glühte wie ein winziger Korb voller Knochen mit einer brennenden Kohle in der Mitte.

       Der karminrote Strahl goss ausreichend Licht auf die Züge des Mannes. Aber Johnnys Augen glitten kaum darüber. Er sah das Gewand an, das kaum als Bedeckung für die lange Gestalt des schlafenden Mannes ausreichte.

       »Ich werd' noch superamalgamiert!«, explodierte es aus Johnny.

       Er konnte nicht anders. Das Gewand hatte diesen Effekt bei ihm. Die Fluch – oder was im Rahmen des Vokabulars an Zungenbrechern bei dem Archäologen als Fluch durchging – entfuhr ihm, bevor er den Ausbruch hätte verhindern können.

       Die Gestalt in der goldenen und weißen Tunika schoss aus ihrem Schlaf auf, wie von einer Feder getrieben.

       Er sprang in der Dunkelheit hoch und packte die einzige Lichtquelle – den warmen Glanz von Johnnys nahezu fleischloser Hand.

       »Warte!«, platzte Johnny heraus, und die Überraschung gewann die Oberhand über seine Verteidigungsinstinkte.

       Aber es gab kein Warten. Der Mann in der Tunika schlug um sich. Johnny hatte beide Hände um seine Taschenlampe gelegt, also war sein Kinn ungeschützt.

       Ein kräftiger Schlag prallte von der Kinnspitze des knochigen Archäologen ab und warf ihn zurück. Da ließ er die Taschenlampe los – und das intensive weiße Licht fiel ihm in die Augen.

       Johnny blieb auf den Beinen, aber er musste fast drei Meter zurückstolpern, bevor er seine Daddy-Langbeine wieder entwirren konnte.

       Bis dahin rannte die seltsame Gestalt geduckt inmitten der Ruinen.

       »Warte!«, rief Johnny.

       Die Gestalt wand sich weiter rennend ihren Weg.

       Aus einem Einfall heraus rief ihn Johnny erneut an.

       »Siste, viator!« Bleib stehen, Reisender!

       Das hatte den gewünschten Effekt. Die Gestalt blieb abrupt stehen und stand wachsam in der Dunkelheit da.

       In Johnny erhob sich Aufregung, und er rief ihn erneut an.

       »Homo X es?« Bist du X-Man?

       »Metho Regulus sum! Quis es?« Ich bin Metho Regulus. Wer bist du?

       Bevor der hagere Archäologe antworten konnte, störte das Geräusch eines Automobils, das über tiefe Furche sprang und ratterte, die Nacht.

       Johnny wandte sich um – und die blitzenden Frontscheinwerfer eines Autos blendeten ihn heftig.

       Er warf einen knochigen Arm über die Augen und wich vor der allzu großen Helligkeit zurück. Ungelehrtenhafte Verwünschungen ausstoßend, blinzelte Johnny weiterhin, bis er wieder normal sehen konnte.

       Als die Flecken in seinen Augen nicht mehr so groß wie Planeten waren, durchsuchte er die Heide, wohin die Gestalt in der Tunika wohl geflohen war.

       Von dem Mann war keine Spur zu sehen. Johnny wollte ihm folgen, und er schaltete die Taschenlampe wieder ein. Er war schnell. Aber der andere hatte einen allzu großen Vorsprung.

       Entmutigt trottete Johnny zu dem Automobil zurück, das dort stehengeblieben war, wo die unbefestigte Straße auslief.

       Ein Mann kam heran. Einen Augenblick lang stieg Johnnys Hoffnung, denn die Silhouette das Mannes ähnelte sehr derjenigen des Flüchtigen, der die goldene und weiße Tunika getragen hatte.

       Dieser Neuankömmling trug jedoch keine Tunika. Sondern einen Kilt. Er stützte sich auf einen knorrigen Wanderstock aus Schwarzdorn, den ein Ire einen Shillelagh genannt hätte. Vielleicht war er ein Einheimischer, der nicht schlafen konnte und einen Lärm gehört hatte.

       »Und was tun Sie hier draußen zu dieser Stunde auf der Heide, mein guter Junge?«, fragte der Mann mit dem Kilt mit schwerem Akzent.

       »Ich bin William Harper Littlejohn«, erwiderte Johnny ein wenig keuchend vor Aufregung. »Ich frage mich, ob Sie...«

       »Littlejohn?«, explodierte der andere. »Doch nicht etwa der Professor Littlejohn, der ein Verbündeter von Doc Savage ist?«

       »Genau der«, sagte Johnny aufgeregt.

       »Haben Sie nach diesem entflohenen Verrückten gesucht, den sie X-Man nennen?«

       »Zweifelsohne«, entgegnete Johnny und dachte, dass er den Schotten vielleicht dazu überreden könnte, ihm sein Auto zu leihen.

       Der Gedanke blieb lange genug in seinem aufgeregten Kopf, dass der schattenhafte Schotte heranstapfen und Johnny mit dem dicken Ende seines erhobenen Wanderstocks einen über den Schädel geben konnte. Johnny fiel zu Boden.

       »Verdammt sollen Sie sein, dass Sie Ihre Nase dort hineinstecken, wo sie nicht hingehört«, sagte der Schotte, und seine Stimme senkte sich zu einem schwachen Knurren. »Jetzt muss ich mich auch noch um dich kümmern.«

       Unter anderen Dingen hatte William Harper Littlejohn einen bemerkenswert harten Schädel. Er war nicht völlig bewusstlos. Sein Widerstand war jedoch schwach.

       Also versetzte der Schotte der Seite vom Kopf des sich windenden Archäologen einen angemessenen Schlag mit dem dicken Ende seines Wanderstocks, wobei er auf eine Stirnader zielte, die bedrohlich pochte.

       Johnnys lange Gestalt entspannte sich völlig, und der andere Mann beugte sich herab, hob den langgliedrigen Archäologen auf und warf ihn sich über die Schulter wie einen schlaffen Sack Salz.

       Den Wanderstock in der Hand, kehrte der Schotte zu seinem wartenden Wagen zurück.

       Als er in das Licht der eigenen Scheinwerfer trat, wurde sein Gesicht von dem elektrischen Glanz überspült. Es war ein breites Gesicht, breiter durch fransige Koteletten.

       Von einem Versteck aus hob eine weißgekleidete Gestalt neugierig den Kopf. Augen von der Farbe schwarzer Oliven erfassten ein grobes Profil, und grimmige Lippen teilten sich und stießen zischend ein einziges Wort aus: »Brutus!«

       Vielleicht hatte er den Namen des anderen ausgesprochen. In diesem Fall bemerkte es der Mann im Kilt nicht.

       Dieser legte Johnny Littlejohn auf den Rücksitz eines Tourenwagens, woraufhin der Mann im Kilt hinter dem Steuer Platz nahm und das Fahrzeug über die ungepflasterte Straße zurücksetzte.

       Als er die Stelle erreichte, wo er den Wagen wenden konnte, fuhr er ihn in einem Kreis. Dann raste das Auto mit zunehmender Geschwindigkeit davon.

       Aber nicht, bevor eine Gestalt, die sich tief duckte, um nicht gesehen zu werden, den Kofferraum erreicht und sich nach einem weiten Satz an den Ersatzreifen geklammert hätte.

       Die Nacht verschluckte den Tourenwagen und den Passagier, der sich daran klammerte und sich selbst X-Man nannte.

      Kapitel 3: »Novum Eboracum«

       Bei einem Menschen, dem William Harper Littlejohns Geschichte mit dem winzigen Kreis unbekannt war, der Doc Savages Bande von Abenteurern umfasste, wäre es vielleicht verzeihlich, wenn davon ausginge, dass der hagere Archäologe an einer zerbrechlichen Konstitution litte. Johnny war wunderbar knochig, und eben diese Eigenschaft veranlasste viele Verbrecher, ihn für einen Schwächling zu halten.

       Johnny war zweimal auf den Kopf geschlagen worden. Einmal reicht gewöhnlich aus, um einen gewöhnlichen Mann für den größten Teil eines Tages k.o. zu schlagen.

       Aber es war keine vierzig Minuten her, dass der schlaksige Geologe den Schlag erhalten hatte, der ihn flachgelegt hatte. Vierzig Minuten, und seine Augenlider flatterten bereits.

       Als sie sich öffneten, machte Johnny ruhig eine Bestandsaufnahme seiner Umgebung. Er lag auf dem Boden eines fahrenden Autos. Es lief, entschied Johnny, mit der Geschmeidigkeit eines Zwölfzylinder-Motors. Er machte sich im Geiste eine Notiz.

      


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