Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband. Kirby Jonas

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Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband - Kirby Jonas


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hastig.

      Der zweite Reiter kam näher. Hellblondes Haar flog im Nachtwind, und Ina sagte: „Das ist sie!“

      John erkannte Vera Bronson nun in dem Licht, das aus dem großen Fenster des Stores fiel. Dann war sie am Saloon und parierte ihr scheuendes Pferd.

      „Was, überfallen?“, fragte Bronson. „Das gibt es doch gar nicht!“

      „Ein paar Kerle!“, rief die junge Frau schrill. Sie war groß und schlank, trug Levishosen und eine helle Lederjacke. „Sie haben Matt erschossen, William!“

      „Wie viele Banditen?“, fragte der Rancher, an seine junge Frau gewandt.

      Diese blickte auf den schlanken Vormann, der vor ihr angekommen war, und es sah aus, als würde sie seine Hilfe erwarten.

      „Vier“, sagte Vormann Hollag. „Es waren vier, Boss!“

      „Vier?“

      „Ja, vier.“ Der Vormann nickte heftig. „Sie kamen in den Hof und haben Matt vor dem Haus einfach zusammengeschossen. Ich konnte deine Frau gerade noch in Sicherheit bringen.“

      „Sie hätten uns beide umgebracht, wenn Flint sich ihnen nicht in den Weg gestellt hätte“, sagte die Frau hastig. „Sie sind ins Haus eingedrungen und haben alles durchsucht, William. Auch deinen Schreibtisch.“

      „Meinen …“ Bronson brach ab.

      „Ja“, sagte die Frau kleinlaut. „Und dann waren sie wie die Teufel nach Süden fort.“

      Ein neuer Windstoß kam von den Bergen und jagte durch die Stadt. Staub flog in die Höhe und hüllte die Reiter ein.

      „Worauf warten Sie denn, Marshal?“, zischte der Rancher. „Ach was, ich brauche Sie ja gar nicht. Vorwärts, Leute!“ Bronson trieb sein Pferd mit den Sporen so scharf an, dass es schrill und gequält wieherte und mit einem Satz an dem Vormann vorbelflog.

      Die drei Cowboys auf ihren Pferden schrien und sprengten hinter ihrem Boss her. Der Vormann und die junge Frau mit den hellblonden Haaren folgten. Die drei anderen rannten auf den alten Stallmann zu und rissen ihm die Zügel aus der Hand.

      John Slade lief an der Hauswand entlang zum Stall.

      Die letzten Cowboys donnerten im Galopp mit dem Wind die Straße hinauf.

      *

      Er hatte die wilde Reiterschar erst kurz vor der Ranch wieder eingeholt. Der Wind blies hier draußen zwischen den flachen Hügeln heftiger als in der Stadt. Dichter Staub hing überall in der Luft. Auf dem Boden wanderte der Sand.

      Schemenhaft tauchten Lichtpunkte vor den Reitern auf. Dann war das Haupthaus mit seinen großen erleuchteten Fenstern zu erkennen. Auch im langen Bunkhaus brannte eine Lampe, die Tür stand offen und wurde vom Wind gegen die Wand geschlagen. Wie riesige Schatten standen die beiden Scheunen, der Schuppen und der Stall im Dunkel.

      John Slade ritt an den anderen vorbei, die ihre Pferde am Brunnen gezügelt hatten. Er blickte auf die breite Freitreppe, die von der Veranda vor dem Haupthaus herunter in den Hof führte. Die Haustür stand offen, und das Licht fiel auf den toten Cowboy mitten auf der Treppe.

      Bronson trieb sein Pferd wieder an, ritt bis zur Freitreppe, sprang dort aus dem Sattel und rannte die Treppe hinauf.

      John stieg ab und blickte auf den Toten, dessen Augen ihn leer und glasig anstarrten. Er war von mehreren Kugeln in der Brust und im Hals getroffen worden und hatte dunkelrote Flecke auf dem Hemd.

      John ging die Treppe hinauf, betrat das Haus, sah umgeworfene Stühle, einen ausgeräumten Schrank, zerschlagenes Geschirr auf dem Boden, Papier wüst durcheinander, herausgerissene Schubladen, ein umgeworfenes Tintenglas und ein Messer, das in die schöne Schreibtischplatte gerammt worden war.

      Der Rancher kniete auf dem Boden und wühlte alles herumliegende Papier durch. Seine Flüche wurden immer grimmiger und seine Bewegungen zerfahrener, bis er aufstand, sich umwandte und John anstarrte. „Es ist weg!“

      „Reden Sie von Geld oder wovon sonst?“, fragte John Slade.

      „Natürlich von Geld!“, schrie Bronson. „Was zählt denn sonst noch auf der Welt?“

      „Wie viel war es denn?“

      „Viertausendfünfhundert Dollar!“

      John pfiff durch die Zähne.

      „Was gibt es denn da zu pfeifen, verdammt?“

      „Viertausendfünfhundert Dollar sind für die meisten Menschen ein Vermögen“, erwiderte John. „Warum haben Sie denn so viel Geld einfach zwischen Ihren Papieren herumliegen? Die Poststation in Bighorn Springs ist auch eine Bank der Wells Fargo. Und die Wells Fargo haftet für alles, was dort liegt.“

      „Ich hab mein Geld dort, wo es mir passt, verstanden?“, schrie der Rancher zornig. Er wandte sich um, kniete und durchwühlte wieder alles, was auf dem Boden herumlag. Er warf die ausgeleerten Schübe nacheinander gegen die Wand, riss ein Fenster auf und schrie: „Alles nach Spuren absuchen! Bewegt euch schon, faule Bande!“

      John ging um die umgestürzten Möbel herum. Bronson lebte hier nicht wie ein armer Mann. Von weither war das kostbare Inventar herangeschafft worden und hatte sicher ein Riesenvermögen gekostet.

      Draußen jagten Reiter schreiend über den Hof. Der Vormann gab Kommandos. Bronsons junge Frau kam herein und blieb stehen.

      John blickte sie an und dachte an das, was Ina Gillam von Julesburg erzählt hatte. Vera Bronson war eine stattliche Frau. Das weißblonde Haar reichte ihr bis auf die Schultern und war vom Wind zerzaust. Sie hatte ein schmales, schönes Gesicht, große Augen, eine schmale Nase und schön geschwungene Lippen. Ihre Schultern waren schmal, ihre Arme lang, ihre Hände feingliedrig und mit blitzenden Ringen geschmückt.

      Vera zog die Jacke aus und warf sie über die Kante des umgestoßenen Tischs.

      Draußen auf der Treppe waren harte Schritte zu hören. Der Vormann stürmte herein. „Sie suchen überall, Boss. Aber der Sand wandert so schnell, dass man seine eigene Spur nach Sekunden schon nicht mehr sieht!“

      Bronson richtete sich auf. „Du hast also keinen Schuss abgefeuert, was?“ Er ging auf seinen Vormann zu, das Kinn vorgeschoben und ein fiebriges Glimmen in den kalten Augen.

      „Wir waren doch froh, dass sie dachten, Matt wäre allein!“, rief die junge Frau.

      Bronson blickte sie nur einen Moment an, dann starrte er wieder auf seinen Vormann, der zurücktrat. „Du feiges Schwein!“ Er wollte sich auf den Mann werfen, aber die junge Frau sprang dazwischen, sodass er gegen sie prallte.

      „Sie hätten ihn abgeknallt wie Matt“, sagte sie schroff. „Oder denkst du, er hätte gegen vier Männer eine Chance gehabt? Sie hätten ihn einfach niedergeschossen. Und was wäre dann mit mir passiert?“

      Bronson fluchte, trat zurück und strich sich über die Stirn.

      „Sie hätten deine Frau vergewaltigt und dann vielleicht umgebracht“, sagte der Vormann. „Oder ist es vielleicht nicht so, Marshal?“

      „Oft genug ist es so“, gab John Slade zu. „Können Sie die Männer beschreiben?“

      „Die haben wir doch gar nicht so richtig gesehen“, sagte die junge Frau sofort. „Oder denken Sie, wir wären sonst unbemerkt hinten aus dem Haus und in den Schuppen gekommen?“

      „Natürlich nicht. Aber vom Schuppen aus, haben Sie da nichts gesehen? Die Wände haben doch sicher Ritzen!“

      Die junge Frau blickte den Vormann fragend an.

      „Was hätten wir denn da groß erkennen sollen?“, zischte Flint Hollag.

      John wandte sich um. „Einen besseren Tag hat sich niemand aussuchen können.“

      „Aussuchen?“ Bronson blickte über die Schulter. „Das waren die vier Halunken. Woher sind die eigentlich gekommen?“


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