Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband. Kirby Jonas
Читать онлайн книгу.wieder nieder und tastete die Ränder der Eindrücke ab. „Vielleicht zwei Stunden“, sagte er schließlich.
„Dann los!“ Bronson trieb sein Pferd mit den Sporen an und schlug ihm die Faust gegen den Hals. Schrill wieherte das Tier, stob vorwärts und schleuderte den feinen Staub in die Luft.
Als sie nach einer halben Stunde den Hügel erreichten, ritt John wieder mit dem Rancher an der Spitze. Sie zügelten auf der Hügelkuppe die Pferde und sahen vor sich ein kleines Tal, in dem verkrüppelte Cottonwoods und Sagebüsche standen. Langes Büffelgras bedeckte weite Flächen des Tales. Aber das sahen sie alles nicht. Sie blickten nur auf das Feuer vor einer Gruppe von Cottonwoods. Um das Feuer saßen vier Männer. Dahinter an den Bäumen standen vier gesattelte Pferde.
„Da haben wir euch ja.“ Bronson spuckte in den Sand und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Dann zog er das Gewehr aus dem Sattelschuh und repetierte es mit einer schlenkernden Handbewegung.
„Die Kommandos gebe ich!“, sagte John scharf. „Haben Sie gehört, Bronson?“
Der Rancher grinste ihn an und nickte. Dann schnalzte er mit der Zunge und ritt langsam die Hügelflanke hinunter.
John ritt neben ihm, zog die Winchester aus dem Scabbard und legte sie quer über die Knie.
Die vier Männer am Feuer standen auf, als der Reitertrupp sich auf hundert Yards genähert hatte und immer noch auf sie zuhielt.
John sah nun, dass es die vier Männer waren, die er aus der Stadt geschickt hatte.
Alle Cowboys zogen nun die Gewehre und luden durch. Im Sonnenlicht blitzten die Beschläge der Waffen.
„Die wollen was von uns, Kervin!“, rief ein mittelgroßer braunhaariger Bursche und lief zu den Pferden.
„Weg da!“, brüllte Bronson, hob das Gewehr an und feuerte.
Die Kugel schlug über den Pferden in den Baum und warf Rinde auf die Tiere.
Da riss der Mann die Zügel vom Ast los, warf sich auf den Rücken des Pferdes und trieb es an.
„Roger, mach keinen Quatsch!“, schrie der, den sie Kervin nannten. „Roger, halt an!“
Bronson lachte, schlug das wieder durchgeladene Gewehr an und feuerte abermals.
Der Reiter flog auf den Hals seines Pferdes, und während das Knallen noch durch das Tal wehte, rutschte er zur Seite, stürzte ab, rollte über den Boden und blieb mit dem Gesicht nach unten liegen.
John starrte den Rancher wütend an, aber der grinste nur und sagte: „Wer zu fliehen versucht, ist vogelfrei, Marshal. Den kann man auch von hinten abknallen!“
„Los, die Hände hoch, ihr Banditen!“, rief der Vormann.
Die drei Männer am Feuer hoben die Hände.
Das ledige Pferd sprengte durch das Tal, war aber nach Osten abgeschwenkt und wurde bereits langsamer.
John ritt an den Männern vorbei und auf die reglose Gestalt im Sand zu. Als sein Schatten auf den Mann fiel, erkannte John an den verkrampften Händen, dass Bronson gut gezielt hatte.
Er stieg ab, wälzte den Toten mit dem Fuß herum und sah ein verzerrtes, schmutziges Gesicht mit starren Augen. John Slade bückte sich und drückte dem Toten die Augen zu.
Ein Cowboy galoppierte vorbei und folgte dem Pferd, das auf der Ostseite des Tales verschwunden war.
John stieg in den Sattel und ritt langsam zurück.
Bronson saß noch immer auf seinem Pferd. Die anderen waren abgestiegen und näherten sich den drei Männern mit den erhobenen Händen.
„Was wollt ihr denn von uns?“, fragte Kervin. „War es euch nicht genug, dass wir eure Stadt verlassen haben?“
„Die können sich vielleicht anstellen“, schimpfte Joe, der Texaner. „Sag bloß, ihr hättet keine Ahnung, was wir von euch wollen.“
„Woher sollen wir die haben?“, fragte Kervin, der gegen ein Pferd prallte und nicht mehr weiter zurück konnte.
„Denk mal scharf nach!“, Joe lachte wild, sprang vorwärts, hob das Gewehr und schlug es Kervin gegen den Hals.
Die Wucht des Schlages ließ den Getroffenen auf der Stelle zusammenbrechen.
Die beiden anderen starrten bleich auf die Cowboys und deren Gewehre. Sie hoben die Hände noch höher.
Joe wirbelte herum und wollte die Waffe wieder anheben, aber da fiel sein Blick auf John Slade, der die Winchester 66 auf ihn richtete. „Schlag nur zu, Joe“, sagte John gedehnt. „Aber das sage ich dir, den Knall hörst du nicht mehr.“
Joe schluckte, trat zurück und ließ das Gewehr sinken.
„Schnallt die Patronengurte ab, legt eure Messer auf den Boden und setzt euch auf diese Seite!“, befahl John und zeigte mit dem Gewehr vor das Feuer.
„Was wollt ihr denn von uns?“, knurrte einer der beiden anderen, ein untersetzter Mann von etwa dreißig Jahren.
„Wir nehmen an, dass ihr Mr. Bronsons Ranch überfallen habt“, sagte John.
„Viertausendfünfhundert Dollar habt ihr gestohlen, mein Haus verwüstet und einen Cowboy ermordet!“, schrie der Rancher.
Die beiden blickten sich entsetzt an. Dann sagte der eine, an John gewandt: „Ihr seid verrückt! Wir wissen doch gar nicht, wo Bronsons Ranch ist!“
„Das werden wir ja sehen!“, John winkte wieder mit dem Gewehr.
Die beiden gingen zögernd vorwärts und schnallten die Patronengurte ab. Der eine ließ seinen Gurt fallen, der andere zerrte den Revolver aus dem Holster.
John sprang ihn vom Sattel aus an, bevor einer der anderen reagieren konnte. Er schnappte den Kerl an der Schulter und donnerte ihm die Faust ans Kinn. Der Mann verlor die Waffe und brach auf der Stelle zusammen.
„Bindet sie“, befahl John, „damit ihr sie nicht zu töten braucht.“
„Wir sollten es gleich hier erledigen.“ Bronson blickte über die Bäume hinweg. „Stabiles Zeug, das trägt die Kerle schon!“
„Ihr sollt sie binden!“, wiederholte John scharf.
Zwei der Männer gingen daran, die beiden zu binden. Der andere kroch über den Boden, setzte sich und rieb seinen Hals. Bronson grinste ihn gnadenlos an.
Cass kniete mit einem Strick hinter Kervin, riss ihm die Hände auf den Rücken und wollte sie zusammenschnüren. Der Mann wehrte sich, riss sich los und sprang auf. Er wollte nach John schlagen, aber der blockte den Hieb ab und knallte dem Mann die Faust ins Gesicht. Röchelnd taumelte der Fremde zurück, trat ins Feuer und stürzte zu Boden. Er rollte aus den Flammen, wurde von Cass weiter zur Seite gezerrt und gefesselt.
Bronson blickte John Slade aus zusammengezogenen Augen an und sagte: „Sie sind schneller mit dem Revolver als alle anderen, die ich bis jetzt sah, Marshal. Und Sie scheinen außerdem Eisen in der Faust zu haben. Es wundert mich, dass ich früher nie von Ihnen gehört habe.“
„Zerbrechen Sie sich nur nicht den Kopf über mich“, erwiderte John. „Ich bin der Marshal von Bighorn Springs – weiter nichts.“
Bronson stieg ab und ließ den Zügel zu Boden fallen. Er schob sein Gewehr in den Sattelschuh, ging um das Feuer herum und durchsuchte die auf dem Boden liegenden Taschen der vier Fremden. Dann leerte er sie alle aus, sein Geld fand er jedoch nicht. Also ging er zu den Pferden und suchte nach weiteren Taschen, suchte unter den Sätteln, kam schließlich zurück und durchsuchte die Gefesselten.
Rot im Gesicht richtete er sich auf und sagte: „Bindet sie einzeln los und zieht sie aus. Irgendwo muss es sein!“
Zwei Cowboys zerrten den einen Mann in die Höhe, schnitten ihm die Fesseln durch und rissen ihm die schäbige Kleidung herunter. Das Hemd des Mannes ging dabei in Fetzen. Sie zogen ihn total aus und durchsuchten