Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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Segelstoffe präsentiert wurden. Der Stoff, aus dem die Zukunft ist, lautete der Firmenslogan.

      Berringer wurde von Vanessa Karrenbrock und Mark Lange begleitet. Gerath wirkte sehr hektisch. Er schwitzte, aber das lag vielleicht auch an der Temperatur, die trotz Aircondition in der Messehalle herrschte und der Tatsache, dass er eine Schutzweste unter dem Hemd trug.

      „Guten Tag, Herr Berringer. Schön, dass Sie hier sind. In Ihrer Gegenwart fühle ich mich doch noch etwas sicherer.“

      „Taugen Ihre Bodyguards nichts?“

      „Als ich auf die Terrasse ging, um frische Luft zu schnappen, haben die mich auch nicht schützen können.“ Er langte in seine Jackettinnentasche und zog einen Umschlag hervor, den er Berringer reichte. „Sehen Sie mal rein!“ Berringer holte ein gefaltetes DIN-A4-Blatt hervor. Darauf waren in ausgeschnittenen Buchstaben die Worte STRAFE MUSS SEIN!!! zu lesen.

      Drei Ausrufungszeichen.

      „Das war heute Morgen im Briefkasten. Diese Mafiatypen wollen mich umlegen!“

      „Das hätten Sie gleich der Polizei geben und vor allen Dingen nicht anfassen sollen!“

      „Es besteht doch ohnehin keine Chance, denjenigen zu identifizieren, der das verfasst hat.“

      „Da muss ich Ihnen widersprechen.“

      „Wie auch immer. Ich hatte vor der BOOT einfach keinen Nerv, großes Aufsehen deswegen zu machen. Für mich ist das Allerwichtigste, dass die Messe gut über die Bühne geht. Davon hängt so viel ab. Sie glauben ja gar nicht, was hier alles für Geschäfte angebahnt werden. Wenn ich das mal in Beziehung zu meinen Umsatzzahlen setze, dann ...“

      „Ich würde eigentlich gern mit Ihnen noch mal über Matthias Gerndorf sprechen.“ Sein Gesicht veränderte sich. Es erstarrte zu einer Maske. Der Mund wurde zu einem dünnen Strich.

      „Chef, kommen Sie mal bitte!“, rief seine Sekretärin.

      „Sie glauben es vielleicht nicht, aber auch ich muss für mein Geld arbeiten“, sagte Gerath.

      Er drehte sich um und ging zu seiner Sekretärin, die ihm einem Mann im dunkelgrauen dreiteiligen Anzug vorstellte, der seine Aktenmappe dicht an den Körper gepresst hielt.

      In den folgenden Tagen drängten sich die Besucher der BOOT in den Messehallen, um sich Yachten, Jollen und Zubehör anzusehen oder wichtige Geschäfte abzuschließen.

      Berringer und seine beiden Angestellten lösten sich schichtweise ab. Außerdem hatte Peter Gerath noch Schutz durch die Bodyguards von SAFE & SECURE, die von der Messeleitung sogar eine Sondergenehmigung bekommen hatte, ihre Waffen zu tragen.

      Berringer hatte seine Waffe gar nicht erst mitgenommen. Er besaß zwar eine SIG

      Sauer P 228, zu der er natürlich einen Waffenschein vorweisen konnte, aber in der Praxis führte er die sechzehnschüssige Pistole so gut wie nie mit sich, geschweige denn, dass er sie benutzte. Und auf der BOOT schloss sich jeder Waffeneinsatz eigentlich von vornherein aus. Das galt auch für die anwesenden Polizeikräfte, die Ein- und Ausgänge sicherten. Es war völlig undenkbar, innerhalb einer so dichten Menschenmasse eine Schusswaffe einzusetzen. Die Gefährdung Unbeteiligter war schlicht und ergreifend viel zu hoch und stand in keinem Verhältnis zum möglichen Nutzen.

      Während einer der BOOT-Schichten, die Berringer persönlich übernehmen musste, glaubte er plötzlich in der Menge ein Gesicht wiederzuerkennen.

      Der unscheinbare Golffahrer, von dem er inzwischen wusste, dass er Matthias Gerndorf hieß, hielt sich an einem Stand in unmittelbarer Nachbarschaft auf und blickte immer wieder zu dem von Avlar Tex hinüber.

      Diese Gelegenheit wollte sich Berringer nicht entgehen lassen. Er ging mit schnellen Schritten auf Gerndorf zu, rempelte rücksichtslos ein paar Leute aus dem Weg und war schließlich bis auf ein Dutzend Schritte an den Mann herangekommen.

      Aber dieser hatte Berringer im letzten Moment bemerkt. Er eilte davon, lief durch einen Pulk von Menschen, und Berringer versuchte ihm zu folgen. Wenig später blieb der Detektiv jedoch im dichten Gedränge stecken. Gerndorf war verschwunden.

      Wohin man auch blickte – überall Gesichter. Nur das von Gerndorf war nicht dabei.

      Er war in der Masse untergetaucht wie ein Fisch im Wasser.

      „He, seien Sie doch nicht so rücksichtslos!“, beschwerte sich jemand.

      „Entschuldigung.“

      „Sie sind mir auf den Fuß getreten, und zwar heftig.“

      „Ich sagte: Entschuldigung!“, erwiderte Berringer ziemlich gereizt und kehrte zum Avlar-Tex-Stand zurück.

      Gerath war nicht dort. Ein potentieller Geschäftspartner – der Geschäftsführer einer Bootsfirma – hatte ihn an Bord seiner im Rahmen der BOOT ausgestellten Yacht geladen, um einen großen Segeltuch-Deal abzuschließen. Gerath war schon vorher ganz aus dem Häuschen gewesen.

      „Was war denn da los?“, wandte sich einer der Wachmänner an Berringer.

      „Ehrlich gesagt, wüsste ich das auch gern“, murmelte der Detektiv.

      Der Publikumsandrang in der Messehalle war in den nächsten zwei Stunden so groß, dass sich die Besucher nur im Schritttempo fortbewegen konnten.

      Peter Gerath war noch nicht von seiner Vertragsunterzeichnung zurück, aber Berringer machte sich diesbezüglich wenig sorgen. Schließlich wurde er von einem der Sicherheitsleute der SAFE & SECURE begleitet.

      Auf einmal geschah es, plötzlich und völlig unerwartet: Mehrere Männer, die Gesichter mit Sturmhauben bedeckt, die nur die Augen freiließen, sprangen auf den Stand von Avlar Tex zu. Einer der Wachleute erhielt einen brutalen Faustschlag und taumelte zu Boden, und Berringer wurde neidergestoßen und konnte gerade noch einem Tritt ausweichen.

      Sofort begannen die Angreifer die Dekoration des AvlarTex-Standes niederzureißen.

      Tische wurden umgestoßen, ebenso die Ständer mit Faserproben und die aufgerichteten Modellsegel.

      Etwa ein Dutzend Angreifer waren an dieser blitzschnell durchgeführten Aktion beteiligt. Mehrere von ihnen warfen Farbbeutel, die beim Aufprall zerplatzen. Der Inhalt besudelte nicht nur die Vorführsegel und das Personal, sondern verbreiteten auch einen ekelhaften Geruch, der an faule Eier erinnerte.

      So schnell der Angriff erfolgt war, so rasch war er auch vorbei. Die Maskierten zogen sich zurück, stoben in verschiedene Richtungen davon und tauchten in der Menge unter. Sobald das geschehen war, nahmen sie vermutlich ihre Masken ab und waren in der Masse nicht mehr identifizierbar.

      Doch Berringer fixierte seine Aufmerksamkeit auf einen von ihnen und setzte nach.

      Inzwischen war Tumult ausgebrochen. Panik hatte sich breitgemacht, da kaum jemand wusste, was eigentlich los war. Jemand rief etwas von einem „Anschlag“, und natürlich dachten die Leute direkt an eine Terroraktion und Bombenleger. Es wurde gedrängelt und geschubst.

      Berringer bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Der Abstand zu dem Maskierten wurde immer geringer. Schließlich erreichte er ihn, packte ihn von hinten und riss ihn zu Boden. Rechts und links wichen die Leute zur Seite. Erschrockene Schreie gellten durch die Halle.

      Der Maskierte rappelte sich auf und kam wieder auf die Beine. Er stürzte sich auf Berringer. Sein Schlag ging jedoch ins Leere, da der Detektiv geschickt auswich.

      Berringer ergriff den Arm des Maskierten und hebelte ihn herum, sodass er ihn sicher unter Kontrolle hatte, ohne ihn zu verletzen.

      „Gelernt ist gelernt!“, keuchte Berringer. „Auch wenn es schon eine Weile her ist, dass ich das mal anwenden musste.“

      Die Umstehenden wichen so gut es ging zurück und sahen sich mit scheuem Interesse das Schauspiel an, das sich ihnen bot.

      „Wäre bitte jemand von Ihnen so freundlich, mit seinem Handy die Polizei


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