Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
Читать онлайн книгу.Dietrichs E-Mail-Adresse.“
„Wenn’s weiter nichts ist ...“
„Im Augenblick nicht.“
Danach fuhr Berringer zurück zur Detektei. Dort traf er Mark Lange und Vanessa Karrenbrock an.
„Wir waren inzwischen nicht untätig“, sagte Mark Lange. „Allerdings glaube ich, dass uns bei Commaneci und seinen Leuten nur noch die Polizei uns einen Schritt weiterbringen kann.“
„Die sind an der Sache dran“, sagte Berringer.
„Ich hab übrigens einen rumänischen Austauschstudenten wegen der Übersetzung einiger im Internet veröffentlichter Presseartikel angesprochen, in denen es um Commaneci geht“, berichtete Vanessa Karrenbrock.
„Und?“
„Er war bis vor einer Stunde noch hier. Das Ergebnis ist sehr interessant. Commaneci ist offenbar in Rumänien bereits zweimal wegen des Verdachts der Verabredung zum Mord angeklagt worden.“
„Da er noch auf freiem Fuß ist, kann dabei nicht viel herausgekommen sein“, meinte Berringer.
Vanessa Karrenbrock nickte. „Beide Fälle wurden rasch niedergeschlagen. Es wurde offen der Verdacht der Bestechung geäußert, aber das konnte nie nachgewiesen werden. Einmal starb der festgenommene Lohnkiller, der gegen Commaneci aussagen wollte, im Gefängnis und auf mysteriöse Weise.“
„Nun erzähl mir noch, dass die Morde, um die es bei den Gerichtsverhandlungen ging, mit einer Jagdwaffe ausgeführt wurden“, sagte Berringer.
„Genau so ist. Und das verwundert auch nicht, denn die sind dort unten sehr verbreitet.“
Berringer musste sich daraufhin erst einmal setzen.
Es war bereits dunkel. Peter Gerath hatte sich an diesem Abend früh zu Bett gelegt, aber er fand keinen Schlaf. So war er wieder aufgestanden und ging durch das riesige Wohnzimmer, barfuss und im Pyjama. Darüber trug er einen Morgenmantel. Draußen machte sich einer der Wachhunde kurz bemerkbar.
Was ist das für ein Leben - gefangen im eigenen Haus!, ging es ihm durch den Kopf.
Ein Schritt auf die Terrasse, und es wurde auf einem geschossen!
Die Geschehnisse auf der BOOT wühlten ihn noch ziemlich stark auf. Viele Kunden würden sich diskret von ihm zurückziehen, aus Angst, selbst zur Zielscheibe der Unbekannten zu werden. Vor Wut und Hilflosigkeit ballte er die Hände zu Fäusten.
Frank Severin hatte offenbar mit der Textil-Mafia kooperiert. Aber er – Peter Gerath -
war entschlossen, dieses Spiel nicht mitzumachen.
Es war nur zu hoffen, dass dieser ganze Saustall ausgemistet wurde, dachte er.
Berringer hatte einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, indem er einen der Schläger festgehalten hatte. Den Rest erledigte hoffentlich die Polizei.
Und was ist mit Gerndorf?, fragte eine Stimme in Geraths Hinterkopf, die er vergeblich versuchte, zum Schweigen zu bringen. Er konnte diesen Namen nicht mehr hören, aber vielleicht war es besser, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen, als ständig vor ihnen auf der Flucht zu sein.
Er schloss die Augen.
„Schluss!“, sagte er so laut, als wäre noch jemand im Raum, dem er das Wort verbieten wollte. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken.
Das Telefon klingelte. Gerath zögerte, ehe er zum Apparat ging und abnahm. Wer konnte das sein? Berringer? Dessen Auftrag war im Grunde erledigt, fand Gerath.
Herauszufinden, wer Frank Severin umgebracht hatte, das war Aufgabe der Polizei.
„Hier Gerath. Was gibt’s?“
„Andreas hier.“
Es folgte ein längeres gegenseitiges Schweigen. Wie lange hatte er mit Andreas nicht mehr gesprochen? Seitdem die Sache mit der Unterschlagung herausgekommen war, hatten sie keinerlei Kontakt mehr gehabt. Peter Gerath hatte seinerseits gar nicht den Versuch unternommen, auch wenn seine Frau ihn immer wieder dazu gedrängt hatte, Andreas aufzusuchen und sich trotz allem, was geschehen war, mit ihm zu verständigen. Aber Peter Gerath sah bis zu diesem Tag nicht ein, wozu eigentlich.
Warum sollte er, der doch der Betrogene in dieser Angelegenheit war, den ersten Schritt machen?
„Weil du der Vater bist, und Andreas ist dein Sohn!“ Noch immer hatte er Reginas Antwort auf diese Frage im Ohr und versuchte sie verzweifelt, aus seinem Kopf zu verbannen.
Die Verlegenheit war beiderseitig.
„Wie geht es dir, Andreas?“
Er antwortete nicht gleich. „Ich bin als Versicherungsberater tätig.“
„Das habe ich gehört. Aber das war keine Antwort auf meine Frage.“
„Vom Koks bin ich los, wenn du das meinst. Von ein paar anderen Dingen noch nicht.“
„Das heißt, du spielst noch.“
„Ja“, gab er zögernd zu. „Aber das bekomme ich auch noch in den Griff.“
„Warum rufst du an? Brauchst du Geld?“
Tief in seiner eigentlich sehr empfindsamen Seele hoffte Peter Geraths, dass Andreas Nein sagen und sich seine Vermutung nicht bestätigen würde. Er hoffte, dass Andreas einfach nur so anrief. Ohne einen Hintergedanken, ohne ein konkretes Ziel, abgesehen davon, wieder Kontakt zu seinem Vater aufzunehmen.
Aber das war nicht der Fall.
„Ja“, sagte Andreas. „Ich brauche Geld. Sehr viel Geld.“
„Wie viel?“
„500.000 Euro. Und die Leute, denen ich es schulde, fackeln nicht lange.“
„Wollen die dir was antun?“
„Nein, sie würden mich nicht töten. Schließlich bin ich die Kuh, die sie noch melken wollen.“
„Aber ...“ Die Gedanken begannen in Peter Gerath zu rasen.
„Sie wollen dich umbringen, Vater. Und sie haben mir gesagt, dass sie es auch schon beinahe erledigt hätten. Bislang hätten sie dich absichtlich nicht getötet.“
„Das ... das ist doch absurd!“, schrie Gerath.
„Nein, das ist sogar ziemlich clever, Vater“, widersprach sein Sohn. „Wenn sie dich töten, bekomme ich mindestens mein Pflichtteil – und das bedeutet, die Schweine bekommen ihr Geld!“
Peter Gerath war wie vor den Kopf gestoßen. „Das ist nicht wahr“, keuchte er.
„Wieso hast du mir nichts gesagt?“
„Ich hab nicht geglaubt, dass sie ernst machen.“
„Was sind das für Typen?“
„Der Anführer ist ein Deutsch-Rumäne. Er heißt Commaneci und ist hier in Düsseldorf eine bekannte Unterweltgröße.“ Eine Pause folgte. Gerath war unfähig, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen. „Ich muss jetzt Schluss machen“, sagte Andreas Gerath und unterbrach die Verbindung.
Peter Gerath überlegte. Dann suchte er die Nummer von Robert Berringer aus dem Telefonregister. Aber statt die Stimme des Detektivs bekam Peter Gerath nur einen monotonen Satz zu hören: „Der Teilnehmer ist momentan nicht zu erreichen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht auf der Mailbox.“ Robert Berringer zog sich so leise wie möglich an. Aber er war offenbar dennoch nicht leise genug. Wiebke Brönstrup räkelte sich in den Kissen, langte auf die andere Bettseite und begriff dann, was los war.
„Du willst gehen?“
„Ja.“
Sie gähnte. „Warum bleibst du nicht bis zum Frühstück?“
„Wir wollen es