Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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sein, dass die Zeit auch über Frank Severin selbst hinwegging, dachte Berringer.

      Der Detektiv schüttelte den beiden Geraths die Hände und wandte sich zur Tür, als ihn die Stimme des Hausherrn noch einmal aufhielt.

      „Ach, Sie hatten mich doch mehrfach wegen Matthias Gerndorf angesprochen“, sagte Peter Gerath, der wohl aus irgendeinem Grund das Gefühl hatte, noch etwas erklären zu müssen.

      „Ja.“ Berringer drehte sich zu ihm herum. „Ich fand es verwunderlich, dass er vor Ihrem Haus rumlungerte und sich während der BOOT auch in der Nähe Ihres Stands herumgedrückt hat.“

      „Der Mann klebt wie eine Klette an mir. Es ist nicht das erste Mal, dass er zur BOOT

      kam und in der Nähe des Avlar-Tex-Standes herumstromerte. Er hat seine Firma in den Sand gesetzt, und jetzt starrt er voller Neid und Hass auf die erfolgreicheren Konkurrenten von damals. Ein armer, bedauernswerter Mensch, der es einfach nicht geschafft hat, mit einem geschäftlichen Rückschlag fertig zu werden und sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, wie sich das für einen richtigen Unternehmer gehört. Stattdessen hängt er in den Seilen unseres Sozialstaates.“

      „Er hatte eine Ausgabe von Jagd und Hund auf dem Beifahrersitz“, erklärte Berringer. „Das bedeutet für mich, dass er sich zumindest für die Jagd interessiert, vielleicht selbst aktiver Jäger ist ...“

      Gerath legte den Kopf schief. „Das kann er sich jetzt wohl kaum noch leisten.“

      „... oder Jäger war. “

      Ein Lächeln huschte über Geraths Gesicht. „Sie können es nicht lassen, oder?“

      „Muss wohl eine Berufskrankheit sein.“

      Vanessa Karrenbrock und Mark Lange waren begeistert gewesen, zum Heimspiel der Pinguine zu gehen.

      Auf dem Eis ging es gemächlich zu, aber der Stimmung im Krefelder Königpalast, in dem nicht nur Eishockey gespielt, sondern auch Stars wie Roger Whittaker die angemessene Bühne gegeben wurde, tat das keinen Abbruch. Von den Rängen schallten die Fan-Gesänge. Schals und Fahnen wurden geschwenkt.

      Peter Gerath saß zwischen Vereinsoberen und Sponsoren. Einer seiner Bodyguards hielt sich dabei immer in seiner Nähe. Sein Sohn Andreas war ebenfalls anwesend, doch sein Blick wirkte gelangweilt, und er konnte ein Gähnen hin und wieder nur mit Mühe unterdrücken. Für Eishockey schien er sich nicht im Mindesten zu interessieren, aber wenn er tatsächlich in die Führungsriege der Firma zurückkehren wollte, musste er diese Kröte wohl schlucken.

      Er hatte schon Schlimmeres geschluckt, dachte Berringer. Dies würde ihn wenigstens nicht umbringen.

      Er und die beiden Mitarbeiter seiner Detektei waren etwas abseits platziert worden.

      Diesmal hatten sie eben nur Statistenrollen. Doch immer wieder ließ er den Blick über das Publikum schweifen.

      Suchst du nach Gerndorf?, dachte er. Hör auf damit, und genieß das Spiel. Du machst dich nur lächerlich!

      Das erste Drittel war vorbei. Es stand unentschieden, und der Trainer der Haie redete mit großer Gestik auf seine Spieler ein. Berringer drehte sich zu Peter Gerath um und ...

      Gerath war verschwunden, und der Bodyguard ebenfalls!

      Auch nachdem das Spiel wieder angepfiffen wurde, kehrte Gerath nicht zurück. Die Minuten rannen dahin. Gegen Ende des zweiten Drittels war auf einmal auch der Platz von Sohn Andreas nicht mehr besetzt.

      Berringer machte seine beiden Mitarbeiter darauf aufmerksam. „Der tut als Sponsor auch nur so gerade seine Pflicht“, kommentierte Mark Lange das Verhalten des Unternehmers.

      Berringers Antwort ging im Jubel der Krefelder Fans unter. Endlich waren die Pinguine in Führung gegangen. Umso erstaunlicher, als dass sie nach einem groben Verteidiger-Foul seit zwei Minuten in Unterzahl spielten.

      Berringer achtete nicht weiter auf den Spielverlauf. Er sah auf einmal den Bodyguard von SAFE & SECURE, der direkt auf ihn zusteuerte. „Herr Berringer, kommen Sie bitte mit! Man braucht Ihre Hilfe!“

      „Was ist geschehen?“

      „Nicht hier, Herr Berringer!“

      Berringer und seine Mitarbeiter folgten dem Personenschützer, dessen Gesicht blass geworden war wie die Wand. Es dauerte eine Weile, bis sie sich bis zum Herren-WC

      durchgedrängelt hatten. Eine Traube von Menschen hatte sich davor gebildet. Ordner und Polizisten hielten die Schaulustigen oder Leute, die einfach nur die Toilette benutzen wollten, auf Distanz.

      Andreas Gerath winkte Berringer herbei. Er hatte ein hochrotes Gesicht. „Da sind Sie ja, Herr Berringer.“

      Durch die geöffnete Tür konnte Berringer in den Waschraum sehen. Peter Gerath lag dort ausgestreckt und in eigenartiger Verrenkung am Boden. Berringer sah sein Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen. Ihr Blick war starr und tot.

      „Mein Vater war nur kurz auf Toilette“, berichtete Andreas atemlos. „Dort muss ihn jemand ...“ Er stockte, schluckte einen Kloß hinunter, der ihm die Kehle verstopfte.

      „Jemand muss ihn umgebracht haben.“ Er holte tief Luft, dann fügte er mit heiserer Stimme hinzu: „Die Kripo ist unterwegs, aber ich möchte, dass Sie in der Sache weiterermitteln. Der Polizei traue ich nicht mehr.“ Berringer wollte den Waschraum betreten, um sich den Tatort genauer anzusehen, aber ein Polizist hielt ihn zurück. „Hier kommt niemand rein!“, schnarrte er. „Hier ist ein Mord passiert, und sie verderben alle Spuren, wenn Sie da rumtrampeln!“

      „Schon gut, schon gut“, beschwichtigte Berringer den Mann, dessen groben Tonfall er gut nachvollziehen konnte. Wahrscheinlich war er in den letzten zehn Minuten so oft dumm angequatscht worden, dass ihm jede Lust auf Höflichkeiten vergangen war.

      Berringer wandte sich an den Mann von SAFE & SECURE. „Ich habe Sie schon des Öfteren in Geraths Begleitung oder in seinem Garten gesehen, kenne aber nicht Ihren Namen.“

      „Jürgen Rüger.“

      „Herr Gerath wollte auf die Toilette?“

      „Ja.“

      „Was ist dann passiert?“

      „Ich hab ihn bis zur Tür zu den Waschräumen begleitet, hier gewartet und dabei einen Schokoriegel gegessen. Aber Herr Gerath kam nicht zurück. Dann habe ich nachgesehen und den Toten gefunden.“ Rüger sah ziemlich mitgenommen aus. „Herr Gerath wollte nicht, dass ich den Toilettenbereich vorher untersuche“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Das wäre lächerlich, meinte er.“ Und schuldbewusst fügte er leiser hinzu: „Hätte ich es mal getan ...“

      „Ist jemand während der Zeit, in der Sie auf Herrn Gerath gewartet haben, in den Toilettenbereich hineingegangen oder herausgekommen?“

      „Ja, natürlich. Sicher sechs oder sieben Personen. Ein Kind war auch dabei.“

      „Wer war der Letzte? Schließlich konnte niemand an der Leiche vorbei, ohne sie zu bemerken, und dann hätte er normalerweise sofort Alarm geschlagen. Dass das kein Betrunkener ist, der da auf dem Boden seinen Rausch ausschläft, ist ja wohl unübersehbar.“

      Rüger legte die Stirn in Falten, schien angestrengt nachzudenken, dann hellte sich seine Miene auf einmal auf, und er antwortete: „Der Letzte, der aus vom WC kam, war ein junger Kerl mit Lockenkopf und diesen weiten, schlabberigen Kargohosen, die immer aussehen wie Säcke.“

      Björn Dietrich trug ungewohnterweise Jackett und Krawatte unter seinem etwas abgenutzten Parka. Das Jackett war ihm allerdings deutlich zu eng und ließ sich nicht mehr zuknöpfen.

      „Man hat mich von einem Rendezvous weggeklingelt“, maulte er, statt Berringer zu begrüßen. Er hatte mal wieder Arno Kleppke im Schlepp.

      Inzwischen war das letzte Drittel des Spiels zu Ende, und die Fans strömten aus dem Königpalast, die Krefelder in Feierlaune, die Kölner tief deprimiert.


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