Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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      „Ich hab es vielleicht auch ungeschickt erklärt.“

      „Ja. Aber ich denke, ich hab’s trotzdem verstanden.“

      „Gut.“

      Björn Dietrich ließ Berringer mit an den Tatort, auch wenn Arno Kleppke deutlich seine Missbilligung zum Ausdruck brachte.

      Wiebke Brönstrup untersuchte den Toten. Das Ergebnis war eindeutig. „Er hat einen Schlag gegen die Kehle bekommen, der vermutlich auch die Todesursache war“, sagte sie. „Genaueres wie üblich nach weitergehenden Untersuchungen.“

      „Wir würden gern auch mal 'nen anderen Text von Ihnen hören, Frau Dr. Brönstrup“, murrte Björn Dietrich, dessen Laune wohl wegen des geplatzten Rendezvous extrem mies war.

      Es wurden ein paar Zeugen befragt, darunter auch die Frau, die für die Pflege der Toiletten zuständig war. „Ich habe niemanden bemerkt“, stellte sie gegenüber Björn Dietrich klar. Berringer stand in der Nähe und hörte jedes Wort. „Wissen Sie, ich bin auch für die Damentoilette dort drüben zuständig, und da war gerade ein Malheur passiert.“

      „Ich dachte, zum Eishockey kämen kaum Frauen“, meinte Kommissar Dietrich.

      „Es sind natürlich mehr Männer, das ist klar. Aber es sind immerhin genug Frauen, um die Damentoiletten aufzuschließen, und ab und zu Klopapier nachlegen muss man auch. Diesmal war es aber so, dass jemand sämtliche Toiletten mit Papier voll gestopft hatte. Das war vielleicht eine Schweinerei. Ansonsten bin ich die meiste Zeit natürlich bei den Herren.“

      „Natürlich.“

      „Das glaube ich kaum. Sie wissen ja nicht, was für Ferkel es gibt. Es gab natürlich eine Riesenverstopfung. Die ganze Suppe ist wieder hochgekommen. Bäh!“ Sie verzog angewidert das Gesicht.

      Berringer schätzte sie auf Anfang fünfzig. Sie trug einen weißen Kittel und Gummihandschuhe.

      „Schon gut, in diesem Punkt können wir – denke ich – auf eine ausführliche Schilderung verzichten“, sagte Dietrich. „Aber ich brauche Ihre Aussage noch mal schriftlich.“

      „Ich soll das alles aufschreiben?“ Die Toilettenfrau starrte ihn an, als hätte er etwas Unanständiges von ihr verlangt.

      „Nein, nicht Sie“, beschwichtigte Dietrich. „Ein Beamter wird Ihre Aussage zu Protokoll nehmen. Können Sie morgen ins Präsidium kommen?“

      „Wenn ich Nein sage, hätte das wohl nicht viel Sinn, oder?“

      „Es ist ein Mensch ermordet worden“, gab Dietrich zu bedenken. „Da sollte jeder mithelfen, dass der Schuldige gefasst wird.“

      Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern, sagte aber: „Ja, natürlich.“ Dietrich schrieb sich noch ihren Name und ihre Adresse auf.

      Während die Spurensicherer noch den Tatort untersuchten, ging Berringer mit Andreas Gerath in eine Kneipe in der Nähe des Königpalastes. Andreas Gerath war niedergeschlagen, erschüttert und fertig. Außerdem machte er sich schwere Vorwürfe, weil er offenbar der Meinung war, den Tod seines Vaters durch seine Spielsucht verschuldet zu haben. In diesem Zustand wollte Berringer ihn nicht einfach nach Hause fahren lassen.

      Vanessa Karrenbrock und Mark Lange waren nach Hause gefahren, nachdem Berringer sie ermahnt hatte, am nächsten Morgen pünktlich im Büro zu sein.

      „Hauptsache, du bist es auch“, erwiderte Vanessa auf ihre etwas schnippische Art.

      „Wenn ich es nicht sein sollte, dann ruf mich bitte an und sorg dafür, dass ich wach werde!“

      „Buchhalterin, Detektivin – und jetzt auch noch Kindermädchen. Davon stand nie etwas im Anforderungsprofil für die Stelle.“

      „Such morgen als Erstes außerdem alles heraus, was wir über Gerndorf haben.“

      „Die Beschreibung des Typen, den dieser Wachmann als Letztes aus dem Klo herauskommen sah, passte aber nun wirklich nicht auf Gerndorf!“

      „Such es trotzdem raus. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Gerndorf-Geschichte irgendwie wichtig dabei ist.“

      „Wie du meinst.“

      „Was ist mit dieser Gerndorf-Geschichte?“, fragte Andreas Gerath später, als sie in der Kneipe saßen und Berringer bereits unangenehm dadurch aufgefallen war, dass er kein Alt und noch nicht einmal irgendein anderes Bier, sondern einfach nur Mineralwasser trank. Andreas Gerath hatte als Erstes einen Korn gekippt, um – wie er sagte – seine Nerven zu beruhigen, und hatte ein Alt vor sich stehen. „Sie haben den Namen schon gestern erwähnt, als Sie sich mit meinem Vater über diesen Mann unterhalten wollten.“

      Berringer nickte verdrossen. „Dieser Matthias Gerndorf schien für Ihren Vater ein rotes Tuch gewesen zu sein. Ich hab tatsächlich mehrfach versucht herauszukriegen, was der Kerl mit ihm zu schaffen hatte, aber seine Antworten erschienen mir sehr ausweichend.“

      „Seltsam.“

      „Wissen Sie was über den Mann?“

      Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Ich meine, mein Vater bezeichnete ihn ja als einen wenig erfolgreichen geschäftlichen Konkurrenten. Und soweit ich mich erinnere, gab es, als ich noch ein Kind war, am Glockenspitz eine Firma namens Gerndorf, die wohl so in etwa das Gleiche herstellte, womit Avlar Tex später sehr erfolgreich wurde.“

      „Aber die Firma ist pleitegegangen.“

      „Ja.“

      „Wissen Sie noch etwas über die näheren Umstände?“

      „Das war nie Thema bei uns. Warum auch?“

      „Gut, dann zu etwas anderem: Frank Severin. Er genoss eine besondere Stellung bei Ihrem Vater, was mit ein paar Patenten zusammenhing.“

      „Ja, das ist richtig.“ Gerath trank an seinem Alt, leerte das Glas zur Hälfte und sprach dann weiter: „Um die Wahrheit zu sagen, ohne diese Patente gäbe es Avlar Tex in seiner jetzigen Form heute gar nicht. Aber ich weiß nicht, weshalb Sie mir all diese Fragen stellen. Es geht doch wohl darum, dass Commanecis Leute offenbar noch mal zugeschlagen haben. Das so etwas möglich ist, obwohl der Anführer hinter Gittern sitzt - unglaublich!“

      „Ich war von Anfang an der Ansicht, dass die Angriffe gegen Ihren Vater und auf seine Pferde auch einen anderen Hintergrund haben könnten.“

      „So?“ Andreas Gerath schaute ihn erstaunt an.

      „Ist Ihnen mal der Gedanke gekommen, dass die Leute, denen Sie Geld schuldeten, einfach nur die Gunst der Stunde genutzt haben, indem Sie Ihnen gegenüber nur einfach behauptet haben, für die Schüsse auf die Pferde verantwortlich zu sein?“ Andreas schien verblüfft. „Nein.“ Er schüttelte verwirrt den Kopf. „Aber ich dachte, es wäre erwiesen, dass das Rollkommando auf der BOOT von dieser Bande angeworben wurde.“

      Berringer nickte. „Ja, aber auch nur das. Damit wollten die Typen den Druck auf Ihren Vater erhöhen. Aber das heißt nicht, dass sie zwangsläufig hinter den Schüssen auf Ihren Vater und dem Pferdemassaker auf dem Rahmeier-Hof stecken, richtig?“

      „Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Herr Berringer.“

      „Von Anfang an sind mir ein paar Dinge merkwürdig vorgekommen. Aber auf jeden Fall haben Sie es gut: Der Mann, dem Sie 500.000 Euro schulden, sitzt hinter Gittern.

      Und ich bezweifle, dass es sich dabei um Schulden handelt, die man regulär eintreiben könnte. Außerdem hatten Sie sich mit Ihrem Vater offensichtlich ausgesprochen und wieder versöhnt.“

      „Sagen wir so: Wir befanden uns seit kurzem im Zustand friedlicher Koexistenz. Er wollte mir mit den Schulden aus der Patsche helfen, und außerdem dachte er darüber nach, mir Severins Job bei Avlar Sport zu geben.“

      „Das wäre für Sie doch ein ganz schöner Aufstieg gewesen.“


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