Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

Читать онлайн книгу.

Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


Скачать книгу
ich.“

      „Eine gute Idee“, stimmte Berringer zu. Er blickte auf. „Wo ist eigentlich Mark?“

      „Beim Amtsgericht.“

      „Wieso?“

      „Um Gerndorf zu finden.“

      Berringer sah Vanessa Karrenbrock mit großen Augen an und runzelte dann die Stirn.

      „Habe ich was mit den Ohren, oder bin ich gedanklich noch nicht in deiner Geschwindigkeitsklasse angekommen?“

      „Das macht das Alter, Robert. Mit achtzehn ist die Intelligenz am höchsten, danach nimmt sie kontinuierlich ab.“

      „Bei mir war das anders. Ich hab mit achtzehn 'ne Ehrenrunde auf dem Gymnasium gedreht, und ein Jahr später ging’s dann.“

      „Wie von allein?“

      „Na ja, nicht ganz. Aber fast.“

      Vanessa schnappte sich das Telefon. „Also Mark meinte, dass so einer wie Gerndorf seine Gewohnheiten vermutlich nicht so schnell ändern wird. Auf gut Deutsch: Der hat in den letzten Jahren nirgendwo Miete gezahlt, warum sollte er jetzt damit anfangen?“

      „Und bei diesem Fernholz ist er bereits lange genug nicht mehr gesehen worden, sodass man vielleicht annehmen kann, dass er bereits irgendwo anders wieder als Mietpreller auftritt und einen Prozess am Hals hat“, kombinierte Berringer.

      „Genau.“

      „Gute Idee“, sagte er zum zweiten Mal an diesem Morgen.

      „Außerdem habe ich in einem Internetforum für Mietnomaden-Geschädigte eine Suchanfrage gestartet. Mal sehen, ob sich darauf jemand meldet.“

      „Na, dann haben wir noch ein Eisen im Feuer. Ich habe mir überlegt, mich mal in diesem Modellsegelclub umzuhören. Severin und Gerndorf schienen beide diesem Hobby zu frönen.“

      „Und ansonsten können wir ja immer noch alle fünfhundert Birgit Meyers im Großraum Düsseldorf, Krefeld, Duisburg abklappern. So hieß die Ex-Freundin doch, oder?“

      „Ja.“ Berringer atmete tief durch. „Sind das wirklich fünfhundert?“

      „Grobe Schätzung. Also allein in meinem Bekanntenkreis heißen schon zwei so.“ Berringer fuhr zum gerichtsmedizinischen Institut. Dr. Wiebke Brönstrup war mit ihren Untersuchungen bezüglich des Todes von Peter Gerath noch nicht fertig, sodass ein endgültiger Bericht noch nicht vorlag. Aber es gab bereits erste Erkenntnisse. „Es lässt sich eine große Übereinstimmung zum Mord an Frank Severin feststellen“, erläuterte sie. „Der Täter war eher etwas kleiner, wahrscheinlich Linkshänder – und diesmal haben wir DNA von ihm: Es fanden sich Hautschuppen unter den Fingernägeln des Opfers. Außerdem haben wir die Faserspur von einem Kleidungsstück, das nicht zu der Kleidung gehört, die er trug.“

      „Das bedeutet, man könnte den Täter eindeutig identifizieren“, sagte Berringer hoffnungsvoll.

      „Vorausgesetzt, man hat ihn.“ Sie sah ihn offen an. Im ersten Moment wollte er diesem Blick ausweichen, aber dann fühlte er sich wie hypnotisiert. „Sehen wir uns in nächster Zeit noch mal, Robert?“

      „Gern.“

      „Ich finde es schön, dass wir uns wiedergetroffen haben. Aber es ist manchmal nicht so ganz einfach mit dir.“

      Berringer lächelte milde. „Mit dir auch nicht.“

      „Weißt du, dass du mit Bettina gleich eine Familie gegründet hast, das war nicht so leicht zu verarbeiten. Ich hab mich immer gefragt, was mit mir nicht gestimmt hat und warum du der anderen gleich gibst, was ich eigentlich von dir wollte.“ Schweigen. „Wahrscheinlich rede ich jetzt eine Menge Unsinn.“ Berringer widersprach nicht.

      „Mir ist was aufgefallen“, sagte er.

      „So?“

      „Du nennst mich nicht mehr Berry.“

      Sie zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, das wäre so etwas wie ein Neuanfang.“

      „Wenn du das so siehst.“

      Vanessa meldete sich bei Berringer. Sie hatte die Adresse eines ehemaligen führenden Mitarbeiters der Gerndorf GmbH ermitteln können: Dr. Dr. Ingomar Ferenczy – ein Name, der am ganzen Niederrhein wahrscheinlich nur ein einziges Mal vorkam.

      „Ferenczy hat damals im Prozess als Zeuge ausgesagt“, berichtete Vanessa. „Er hat später an der Uni Düsseldorf gelehrt, wie ich im Internet herausfinden konnte. Jetzt ist er in Pension. Er wohnt im Krefelder Stadtteil Hüls. Warte, ich geb dir die Adresse durch. Ich habe übrigens schon mal dort angerufen, um deinen Besuch anzukündigen.

      Ich hoffe, das war dir recht“

      Ingomar Ferenczy bewohnte einen schmucken Bungalow mit Flachdach. Seine Frau führte Berringer ins Wohnzimmer.

      „Mein Mann kommt gleich. Er ist im Keller und bastelt an seinem Modellsegelboot.“

      „Scheint hier in der Gegend ein weit verbreitetes Hobby zu sein“, stellte Berringer fest.

      „Früher hat er sogar an Regatten teilgenommen. Aber heute tut er sich diesen Stress nicht mehr an und betreibt das nur noch zu seinem Vergnügen. Ein Sport für erwachsene Kindsköpfe, wenn Sie mich fragen.“

      Frau Ferenczy servierte Berringer einen Kaffee, der so dünn war, dass man das Blümchenmuster im Inneren der Tasse sehen konnte. Berringer war jedoch höflich und trank ihn trotzdem. Schließlich erschien Ingomar Ferenczy, ein stattlicher Mann von Mitte sechzig. Das Haar war schlohweiß, aber noch immer voll, der Bart grau durchwirkt, sein Händedruck war sehr kräftig.

      „Sie sind also ein richtiger Detektiv?“

      „Ja.“

      „Ihre Mitarbeiterin hat bereits angerufen. Eine patente Frau, wie mir scheint.“

      „Ich bin zufrieden mit ihr.“

      „Sie wollen etwas über die Gerndorf-Pleite erfahren, war das richtig?“

      „Ja. Und über die Hintergründe des Patentstreits, der offenbar damit zu tun hatte.“ Ferenczy machte eine wegwerfende Handbewegung. „Der Gerndorf war schon eine tragische Figur. Ich habe noch lange Kontakt zu ihm gehalten, aber irgendwann ist das dann abgerissen. Heute soll er ein ziemlich wunderlicher Kauz sein, der so ziemlich alle sozialen Bindungen hinter sich abgebrochen hat und in seiner eigenen Welt lebt. Aber das weiß ich nur vom Hörensagen. Aus irgendeinem Grund wollte er irgendwann nichts mehr mit mir zu tun haben.“ Er zuckte die breiten Schultern. „Mag der Teufel wissen warum, ich habe ihm nichts getan und ihm auch keine Patente geklaut.“

      „Wie Severin.“

      Ferenczys Gesicht wurde ernst. „Ja, wie Severin. Wir waren damals eine junge, aufstrebende Firma. Ich war der Älteste im Team, die anderen deutlich jünger. Das ist so zwanzig Jahre her. Es ging steil bergauf. Die ersten Produkte, die wir auf den Markt brachten, waren Renner. Für die damalige Zeit richtige Hightech-Fasern –

      heute natürlich Abfall. Der Fortschritt ist rasend geworden, kann ich Ihnen sagen.

      Gerade auf diesem Gebiet. Wenn Sie da nicht Schritt halten und ständig mit neuen Innovationen auf den Markt kommt, dann gehen Sie unter.“

      „Aber mit der Gerndorf GmbH ist noch etwas anderes schiefgelaufen, nicht wahr?“ Ferenczy nickte. „Severin war der kreative Kopf des Teams. Er hat die Neuerungen vorangetrieben wie kein anderer. Wir haben oft beim Modellsegeln am Elfrather See beieinander gestanden, unsere Boote gelenkt und dabei Ideen ausgetauscht. Sie verstehen, wie ich das meine: Man wirft sich gegenseitig die Bälle zu, und plötzlich ist was Großartiges geboren. So war das damals. Dann wurde Severin abgeworben.

      Wir hatten gerade ein Projekt beinahe bis zur Patentreife gebracht, aber dann brachte es Avlar Tex heraus, Severins neuer Brötchengeber. Das war natürlich sehr verdächtig, aber die Gerichte


Скачать книгу