Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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ein Druckmittel gegen den alten Gerath zu haben. Offenbar will Commaneci auf diese Weise erreichen, dass seine Geschäfte über Avlar Sport auch nach dem Tod des Geschäftsführers reibungslos weiterlaufen.“

      „Ihr glaubt, dass diese Bande auch für die Schüsse auf Gerath beziehungsweise den Tod seiner Pferde verantwortlich ist?“

      „Wir gehen davon aus“, bestätigte Dietrich. „Du klingst irgendwie so skeptisch.“

      „Ich weiß nicht. Was ist mit dem Mord an Frank Severin? Commaneci und seine Leute müssten doch bescheuert sein, wenn sie ihren treuen Vasallen aus dem Weg räumen.“

      „Er war wohl in letzter Zeit nicht mehr so treu, wie er hätte sein sollen. Aber wir sind mit unseren Ermittlungen ja schließlich auch noch nicht am Ende.“

      „Klar.“

      „Du musst übrigens auch noch zu uns kommen. Schließlich bist du ein wichtiger Zeuge – vor allem hinsichtlich der Ereignisse auf der BOOT.“

      „Hat sicher noch ein bisschen Zeit, oder?“

      „Ein bisschen schon. Aber denk dran.“

      „Ich werde es nicht vergessen.“

      „Wenn du die Aussage schon mal vorformulieren würdest, wäre das nicht schlecht und würde uns einiges an Arbeit ersparen. Du weißt ja, wie so ein Zeugenprotokoll auszusehen hat.“

      „Sicher.“

      „Gerath ist übrigens in groben Zügen bereits informiert.“

      „Dann wird er sich ja freuen.“

      Etwa eine Dreiviertelstunde später traf Berringer bei der Villa der Geraths ein. Einer Villa, in der mittlerweile niemand mehr außer dem Unternehmer selbst lebte. Die Familie war in alle Winde verstreut, und Peter Gerath war dafür - zumindest nach Berringers Ansicht - der Hauptverantwortliche.

      Die Wachmänner von SAFE & SECURE, die im Garten patrouillierten, wirkten wesentlich lockerer als sonst.

      Gerath empfing Berringer in der Eingangshalle. „Ich hatte eine Nachricht von Ihnen auf der Mailbox“, sagte Berringer. „Es geht um Ihren Sohn.“

      „Ja. Aber das war gestern. Inzwischen ist diese Angelegenheit zu meiner vollsten Zufriedenheit geregelt. Die Schurken sitzen hinter Gittern, und jetzt kommt es nur noch darauf an, dass die Justiz sie nicht gleich wieder laufen lässt.“

      „Das wird sie schon nicht“, gab sich Berringer zuversichtlich.

      In diesem Moment kam ein junger Mann die Freitreppe herab. Er sah Till Gerath ähnlich, dem unverwüstlichen Künstler, der außer der Kunst des Bildermalens noch die Kunst beherrschte, Unmengen von Alkohol zu trinken, ohne dabei zittrig zu wirken oder die Bewegungen nicht mehr kontrollieren zu können. Das, was ihn –

      abgesehen von seinen Klamotten – von seinem jüngeren Bruder unterschied, war vor allem der Umstand, dass Andreas einfach einige Jahre jünger war.

      Er trug einen kobaltblauen Anzug. Die Krawatte saß locker und hing ihm wie ein Strick um den Hals. Berringer fielen die roten Nasenlöcher auf. Entweder, der hatte Heuschnupfen, oder er zog sich mit dem Riechzinken öfter mal 'ne Line rein, überlegte er. Und da es für Heuschnupfen einfach noch etwas zu früh im Jahr war, blieb eigentlich nur die zweite Möglichkeit.

      „Das ist mein Sohn Andreas. Wir haben uns ausgesprochen“, behauptete Gerath Senior, „und man kann sagen: auch ausgesöhnt“,

      Sein Sohn nickte nur dazu. Er schien kein Mann großer Worte zu sein.

      „Ich weiß nicht, ob der Fall wirklich gelöst ist“, sagte Berringer. „Wir wissen schließlich immer noch nicht, wer Frank Severin getötet hat.“

      „Es gibt Geheimnisse, die besser nie gelüftet werden“, meinte Gerath Senior allen Ernstes. „Ich bin sehr zufrieden, wie Sie Ihren Job gemacht haben, Berringer. Haben Sie Lust, mich zum nächsten Heimspiel der Krefeld Pinguine gegen die Kölner Haie zu begleiten? Oder interessieren Sie sich nicht für Eishockey?“

      „Doch.“

      „Hier in Krefeld ist das ja mehr oder weniger Pflicht - bei der Eishockey-Tradition, die wir hier haben. Allerdings muss ich gestehen, dass die ganz großen Zeiten schon weiter zurückliegen.“ Gerath machte eine Pause, dann trat er etwas näher. „Ich habe genug Freikarten. Sie können auch eine haben – oder auch mehrere, wenn Sie versprechen, sie wirklich an den Mann oder die Frau zu bringen. Alles andere wäre Verschwendung.“

      „Ich nehme drei Karten“, entschloss sich Berringer. „Dann kann ich meinen Mitarbeitern auch mal was Gutes tun.“

      „Es ist wichtig, dass man als Arbeitgeber auch mal spendabel ist und nicht immer nur am Wertvollsten spart: dem Humankapital, wie es so schön heißt.“

      „Ganz meine Meinung.“

      „Natürlich kriegen Sie das volle Honorar plus ein paar Extras. Schreiben Sie mir eine Rechnung und schlagen Sie zehn Prozent drauf. Einverstanden?“

      „Hört sich nicht so an, als müsste ich mich dagegen sträuben“, sagte Berringer. „Und auch die Freikarten nehme ich gern. Allerdings frage ich mich, was Sie mit Eishockey zu tun haben?“

      „Ich werde den Pinguinen in Zukunft die Trikots stiften und bin seit langem Mitsponsor.“ Er zuckte lächelnd mit den Schultern. „Da muss man sich auch hin und wieder mal im Eisstadion blicken lassen.“

      „Sicher.“

      „Ich freue mich darauf, Sie heute Abend zu sehen, Herr Berringer. Ihre Mitarbeiter natürlich auch. Beachten Sie bitte, es sind VIP-Karten.“

      „Lassen Sie sich von Leibwächtern begleiten?“

      „Ich weiß nicht, ob das wirklich noch nötig ist.“

      „An Ihrer Stelle würde ich es nicht darauf ankommen lassen.“

      „Aber dieser Commaneci sitzt doch in Untersuchungshaft. Und bei jemanden mit so intensiven Kontakten ins Ausland wird man doch wohl Verdunklungsgefahr annehmen, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass er gleich wieder frei kommt, wohl eher gering ist.“

      „Solche Leute geben auch noch aus dem Knast heraus ihre Befehle, Herr Gerath.“

      „Ich denke, es ist besser so“, stimmte auch Andreas zu. „Man muss ja nicht gleich leichtsinnig werden.“

      Gerath gab sich geschlagen. „Nun gut, wenn das hier der allgemeine Tenor ist ...“ Für Berringer war das Thema damit zunächst abgehakt – und unvermittelt kam er auf ein neues, indem er fragte: „Interessiert es Sie wirklich nicht, wer nun Frank Severin ermordet hat?“

      „Darum kümmert sich die Polizei, Herr Berringer.“

      „Er scheint ein besonders wertvoller Mitarbeiter gewesen zu sein.“ Gerath musterte ihn unwillig. „Wie kommen Sie jetzt darauf?“

      „Sein Einkommen war für Ihre Unternehmensgruppe extrem hoch.“ Gerath seufzte. „Ja, das stimmt, und wahrscheinlich haben Sie dazu von einigen Mitarbeitern auch böse Kommentare aufschnappen können. Aber Severin war nun mal kein einfacher Mitarbeiter oder nur irgendein austauschbarer Geschäftsführer, der ein bisschen mit Zahlen jonglieren konnte. Nun, insbesondere in diesem Punkt hat er mich ja wohl auch hintergangen, wenn wir von dem gegenwärtigen Erkenntnisstand ausgehen.“

      „Er konnte den Hals nicht voll bekommen.“

      „Scheint so. Aber ich habe nicht nur negativen Empfindungen, wenn ich an Severin denke.“

      „Das wundert mich. Ich persönlich mag Leute nicht, die mich betrügen.“

      „Die Firma verdankt Severin sehr viel. Es gibt ein paar Patente, die für uns vor allem in der Anfangszeit sehr wichtig waren und die auf seinen Namen laufen. Produkte, die uns in den ersten Jahren auf die Beine geholfen und gegenüber der Konkurrenz einen unbezahlbaren Marktvorteil


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