Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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alle geordnet. Es wurd’ ja auch höchste Eisenbahn. War überhaupt ein Durchkommen mehr, in dem ganzen Chaos.«

      »Das ist sehr gut«, lobte Sebastian. »Wenn es dann wieder richtig losgeht, wirst’ jemanden brauchen, der dir dabei hilft, deine Buchhaltung so zu ordnen, daß immer alles auf dem Laufenden ist. Am besten wär’s natürlich, wenn du endlich heiraten würdest. Dann könnt’ deine Frau dich dabei unterstützen.«

      Christian machte große Augen.

      »Heiraten? Ich?«

      Er zog den rechten Mundwinkel schief.

      »Wer soll mich schon nehmen, einen Pleitier? Und überhaupt, was macht Sie so sicher, daß es weitergeh’n wird? Wenn ich an das Gespräch gleich denk’, dann brauch’ ich net viel Phantasie, um mir auszumalen, wie es enden wird. In spätestens sechs Wochen ist Versteigerung. Da brauch’ ich dann auch keine Frau mehr.«

      Pfarrer Trenker schmunzelte.

      »Warten wir’s ab.«

      Sein Gegenüber runzelte die Stirn. Christian wußte nicht, was er von dieser Äußerung halten sollte. Hatte Hochwürden womöglich noch einen Trumpf, von dem er nichts ahnte?

      Martin Lohfelder empfing die beiden Männer in seinem Büro. Sebastian bedankte sich bei dem Filialleiter, daß er diesen kurzfristigen Termin noch möglich gemacht hatte.

      »Ich bitt’ Sie, Hochwürden...«, sagte der Mittvierziger und deutete auf zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. »Nehmen S’ bitt’ schön Platz.«

      Er setzte sich selbst auch und bot Kaffee und Mineralwasser an. Die Besucher lehnten dankend ab. Martin Lohfelder drehte den Bildschirm seines Computers so zurecht, daß Sebastian und Christian gut sehen konnten, was darauf stand.

      »Nach Ihrem Anruf, Hochwürden, hab’ ich mich gleich an die Arbeit gemacht und diese Tabelle erstellt. Hier steh’n die Verbindlichkeiten, dort können S’ lesen, welche monatlichen Einkünfte in den vergangenen fünf Jahren erzielt worden sind.«

      Er faltete die Hände und sah die beiden Männer nachdenklich an.

      »Sie sehen selbst, es sieht net sehr rosig aus. Die Direktion dringt auf Kündigung der Hypothek und Rückzahlung innerhalb der gesetzten Frist. Aber lassen S’ erstmal seh’n, was Sie mitgebracht haben.«

      Stunden-, beinahe nächtelang hatte Christian sich den Kopf zerbrochen, was er tun könne, um an Geld zu kommen, die Kosten niedrig zu halten und somit der Bank etwas anbieten zu können. Der Verkauf oder die Verpachtung eines seiner Felder kam nicht in Betracht, die brauchte er selber. Aber der Bergwald, auf den konnte er verzichten. Der war ohnehin nur eine zusätzliche Belastung, weil er gepflegt werden mußte, was für Christian, der ja keine weitere Arbeitskraft hatte, nur schwer zu bewältigen war.

      Durch einen Verkauf würde vielleicht soviel Geld hereinkommen, daß damit der Wiederaufbau der Scheune finanziert werden konnte, und eventuell sogar etwas übrigblieb, um damit einen kleinen Teil der Hypothek abzuzahlen.

      Christian reichte dem Bankier seine Unterlagen. Martin Lohfelder schlug den Ordner auf und las. Stille herrschte in dem Büro, nur das Ticken der Uhr, an der Wand, war zu hören. Schließlich tippte der Filialleiter die Zahlen in seinen Computer und schickte dann alles, online, durch einen Druck auf eine Taste, zur Zentrale in die Kreisstadt.

      »So«, sagte er schließlich, »jetzt können wir nur noch abwarten. Die Entscheidung darüber liegt net bei mir.«

      »Was glauben S’, wie lang’

      wird’s dauern, bis darüber entschieden wird?« fragte Sebastian.

      »Ich denk’, mindestens ein, zwei Tag’.«

      Die drei Männer unterhielten sich eine gute Stunde über die ganze Angelegenheit. Dabei zeigte der Filialleiter durchaus Verständnis für Christian Buchners Lage und lobte dessen Arbeit, die er sich mit den Unterlagen gemacht hatte, und die Idee, den Bergwald zu verkaufen. Zeigte es ihm doch, daß der Bauer der ganzen Angelegenheit nicht gleichgültig gegen-überstand und versuchte, aus der Misere herauszukommen. Das Schlimmste abzuwenden – das war jetzt die Devise.

      »Aber, bitt’ schön, sei’n S’ mir net bös’, wenn nix daraus wird«, bat Martin Lohfelder. »Ich hab’ letztendlich nix zu entscheiden. Ich muß nur die schlechten Nachrichten weitergeben.«

      »Natürlich net«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Wir danken Ihnen, daß’ sich soviel Zeit genommen haben.«

      Die Männer verabschiedeten sich, und als sie draußen vor der Sparkasse standen, strahlte der Himmel in seinem schönsten Blau.

      »Woll’n wir das als gutes Omen annehmen«, sagte der Geistliche und deutete nach oben. »Warten wir also ab, wie die Herren entscheiden. Bis dahin hoffen wir also weiter.«

      Christian reichte ihm die Hand.

      »Schon gut«, wehrte Sebastian ab, als der Bauer sich für seine Unterstützung bedanken wollte. »Dazu bin ich ja schließlich da. Denk’ jedenfalls daran – egal wie die Bank entscheidet, es gibt eine weitere Möglichkeit, aus dieser finanziellen Misere zu kommen. Auch wenn’s mir lieber wär’, wenn ich darauf net zurückgreifen müßt’. Auf jeden Fall mach’ so weiter, als wenn es mit der Bank keine Probleme mehr gäbe. Und schau’ dich schon mal nach einer Firma um, die dir die Scheune wieder aufbaut.«

      »Hochwürden, wollen S’ mir net sagen, was Sie mit Ihrer geheimnisvollen Andeutung meinen?« fragte Christian. »Immerzu reden S’ davon, daß es weitergeht, und es noch and’re Möglichkeiten gibt.«

      Er hob hilflos die Arme.

      »Ich weiß gar net, was ich davon halten soll...«

      Sebastian schmunzelte.

      »Ich versteh’ dich«, erwiderte er. »Aber ich hab’ versprochen, nix zu sagen. Mit meinen Andeutungen wollt’ ich dir nur Mut machen, daß du net ganz den Kopf hängen läßt.«

      Er schlug dem jungen Bauern auf die Schulter.

      »Also, an die Arbeit!«

      Christian Buchner fuhr langsam durch das Dorf. Sein Kopf schwirrte von der Besprechung mit dem Bankmenschen, und noch mehr von dem, was Pfarrer Trenker ihm mitgeteilt hatte. Woher bloß mochte das Geld kommen, das der Geistliche ihm da in Aussicht stellte?

      Vielleicht von... Katharina Hofer?

      So abwegig schien ihm der Gedanke nicht. Daß sie nicht arm war, sah man auf den ersten Blick.

      Im selben Moment erblickte er sie.

      In Begleitung eines Mannes überquerte sie vor ihm die Straße. Christian schaute zweimal hin und erkannte Adrian Krammler, der fast besitzergreifend seinen Arm um die Taille der jungen Maklerin gelegt hatte. Die beiden betraten das Geschäft des Bäckermeisters Terzing, zu dem ein Café gehörte.

      Der Bauer schluckte, als er weiterfuhr. Die beiden gehörten also zusammen. Und für einen Augenblick hatte er geglaubt, Kathie würde ihn so sympathisch finden, daß sie ihm das Geld zur Verfügung stellte, das er so dringend benötigte, und daß sie und er...

      Aber das war ja nur eine Idee gewesen, und angenommen hätte er das Geld sowieso nicht. Von jedem anderen schon, aber nicht von Kathie Hofer.

      Niemals!

      *

      Katharina war nach dem Mit-

      tagessen auf ihr Zimmer gegangen. Um vierzehn Uhr war der Termin für Christian bei der Bank. Etwas zu unternehmen, dazu hatte sie keine Lust. Viel zu aufgeregt war sie, als daß sie jetzt hätte irgendwo spazieren gehen können, oder sich ruhig in ein Buch vertiefen. Sie saß am Fenster und wartete darauf, vielleicht eine Nachricht von Pfarrer Trenker zu erhalten. Als sie wußte, daß die beiden Männer mit dem Filialleiter sprachen, war sie in Gedanken bei ihnen.

      Den ganzen Morgen hatte sie überlegt und weitergesponnen, was sie sich am Abend ausgemalt hatte. Noch ahnte der Bauer ja nicht, daß sie ihn liebte und welche Pläne sie schon schmiedete.


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