Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн книгу.weiß gar net, ob ich dann noch da bin«, sagte sie.
Bestürzung machte sich auf seinem Gesicht breit.
»Was, willst’ schon wieder fort? Aber wir müssen uns doch noch mal richtig unterhalten. Ich möcht’ gern wissen, was du jetzt machst. Wo du lebst, und überhaupt, wie’s dir in all den Jahren ergangen ist.«
Die Maklerin war in ihren Wagen gestiegen und hatte den Motor gestartet.
»Prima, jetzt läuft er wieder«, rief sie durch das offene Seitenfenster. »Vielleicht ergibt sich ja noch mal die Gelegenheit. Erst’ mal tausend Dank, für deine Hilfe.«
Sie fuhr an und winkte. Adrian Krammler sah ihr mit offenem Mund hinterher.
Himmelkruzifix, hatte sich das Madel verändert! Net nur, daß die Kathie noch schöner geworden war, sie schien auch net grad’ am Hungertuch zu nagen.
Nachdenklich rieb der Knecht sich die Nase. Ob sich da net was drehen ließ? Immerhin war er mal ihre große Liebe gewesen, und solche alten Gefühle konnte man doch wieder wecken...
Klar, er hatte sich ihr gegenüber nicht gerade fair verhalten, damals. Aber bös’ schien sie ihm deswegen net mehr zu sein.
Langsam ging er zum Traktor zurück.
Wohin sie jetzt wohl wollte?
Eigentlich kam nur der Sonnenhof in Betracht, weiter ging’s ja nicht. Ob ihm da von Christians Seite Gefahr drohte? Adrian schüttelte den Kopf. Eher nicht, was sollte die Kathie schon mit dem Pleitegeier anfangen?
Aber wir beide, wir wären doch ein tolles Paar! Wenn ich nur wüßt’, woher das viele Geld stammt. Das Auto kostet gut und gern’ vierzigtausend Euro, so wie es ausgestattet ist.
Adrian Krammler klatschte in die Hände. Dich krieg’ ich noch, Spatzl. So eine laß ich mir net entgeh’n! Bei den Madeln hab’ ich noch nie Schwierigkeiten gehabt, und du warst doch schon immer in mich verliebt!
Fröhlich pfeifend ließ er den Motor an. Ihm würde schon noch was einfallen, um Kathie wiederzusehen, und dann sollte es ihm nicht schwerfallen, seinen Charme spielen zu lassen.
*
Burgl Vahlinger hatte den Kuchen aus dem Rohr genommen und auskühlen lassen. Jetzt löste sie ihn vorsichtig aus der Form und ließ ihn auf einen großen Teller gleiten. In einem Topf stand der dickflüssige Zitronenzuckerguß bereit. Mit einem Löffel verteilte die Magd ihn über den Kuchen und betrachtete zufrieden ihr Werk.
Christian saß am Küchentisch und schaute ihr zu. Der junge Bauer sah müde und abgespannt aus, obwohl er gar nicht arbeitete. Burgl wollte ihn ein bissel aufmuntern, deshalb hatte sie seinen Lieblingskuchen gebacken.
»Glaubst’ denn, daß da was bei herauskommt, wenn du zusammen mit Pfarrer Trenker zur Bank gehst?« fragte sie.
Er holte tief Luft und seufzte.
»Wenn ich das nur wüßt’«, antwortete er. »Dann wär’ mit schon wohler. Große Hoffnung mach’ ich mir allerdings net.«
Die Magd räumte den Topf, in dem sie den Guß angerührt hatte, und die Kuchenform in den Abwasch. Dann wandte sie sich um und sah den Bauern kritisch an.
»Deshalb fährst wohl net mehr aufs Feld und läßt alles verkommen, was? Seit dem Feuer kümmerst dich kaum noch um deine Arbeit.«
Sie wußte, daß es eine ziemliche harsche Kritik war, die sie da äußerte. Aber gerade weil sie an ihm und dem Hof hing, ließ sie sich dazu hinreißen.
Christian hatte Verständnis für den Vorwurf, den sie ihm machte. Allerdings – seit es feststand, daß er von der Versicherung kein Geld erhalten würde, hatte er jegliche Lust, etwas auf dem Hof zu machen, verloren.
Wozu noch?
Diese Frage stellte er sich jeden Morgen, wenn er aufwachte.
»Wenn du net daran glauben magst, daß doch noch alles gut werden kann, dann solltest besser heut’ als morgen aufhören«, fuhr Burgl fort.
»Schimpf’ net«, bat er. »Ich weiß ja, daß es richtig ist, was du sagst. Aber wie soll ich denn weitermachen, wenn mir jegliche Mittel fehlen, und keine Aussicht besteht, jemals welche zu bekommen. Da kann man doch net mit Freude an seine Arbeit geh’n.«
Burgl nahm den Kuchen und stellte ihn in das geöffnete Küchenfenster, damit er ausküh-len konnte. Sie konnte dem Bauern nicht böse sein, sie verstand ihn ja nur zu gut. Jeden Morgen, wenn sie sich an die tägliche Arbeit machte, fragte sie sich ebenfalls, welchen Sinn es noch hatte. Zwar hatte sie sich bisher hartnäckig geweigert, sich schon einmal nach etwas anderem umzusehen. Aber sie wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis sie sich ernsthaft damit beschäftigen mußte, wollte sie nicht plötzlich auf der Straße stehen.
Draußen fuhr ein Wagen auf den Hof.
»Da kommt Besuch«, sagte sie.
Christian sah auf.
»Wer ist es denn?«
»Ich weiß net. Ein dunkles Auto. Eine Frau steigt aus.«
Der Bauer stand auf.
»Eine Frau? Doch net etwa...?«
»Kennst du sie?«
Christian antwortete nicht. Er verließ die Küche und ging nach draußen.
Ein Strahlen glitt über sein Gesicht, als er seine Vermutung bestätigt sah.
Katharina Hofer stand vor ihm.
»Grüß Gott«, rief er sichtlich erfreut. »Schau’n S’ doch noch mal vorbei?«
Die Maklerin lächelte. Sie freute sich über den herzlichen Empfang.
»Ja, Ihre nette Einladung machte es mir leicht, noch einmal herzukommen«, sagte sie und reichte ihm die Hand.
»Das ist schön. Die Burgl hat einen Kuchen gebacken. Irgendwie muß sie einen Riecher dafür haben, wenn Besuch kommt. Aber vorher wollen S’ sich gewiß ein bissel umschau’n, vermut’ ich.«
»Wenn ich darf?«
»Freilich. Fühlen S’ sich ganz wie zu Haus’.«
Christian schlug sich auf den Mund, als er merkte, was er da eben gesagt hatte.
»Entschuldigen S’, das war dumm von mir.«
Katharina schüttelte den Kopf.
»Sie müssen sich net entschuldigen«, erwiderte sie. »Ich weiß ja, wie Sie’s gemeint haben. Außerdem – mein Zuhause ist inzwischen woanders, aber hier wird immer meine Heimat sein.«
Der Bauer atmete erleichtert auf. Er hatte schon befürchtet, sie durch seine unüberlegte Äußerung verletzt zu haben.
»Wollen S’ mich auf meinem Rundgang begleiten?« fragte die Besucherin.
»Sehr gern«, nickte er. »Allerdings hoff’ ich, daß er keine allzu große Enttäuschung wird. Was sich hier in den letzten zehn Jahren verändert hat, geschah net immer zum Positiven.«
»Ich hab’s bei meinem ersten Besuch schon bemerkt«, nickte Katharina. »Auch wenn’s nur ein flüchtiger Blick war, so ist mir doch aufgefallen, daß es net zum Besten zu steh’n scheint.«
Sie waren zuerst hinter das Haus gegangen. Dort war der Obst- und Gemüsegarten.
»Hier schaut’s aber immer noch so aus wie früher«, stellte die Maklerin erstaunt fest. »Eher noch ordentlicher. Da kann man ja richtig die Arbeit seh’n, die darin steckt.«
»Ja, der Garten ist auch Burgls ganzer Stolz«, sagte Christian lächelnd. »Den hält sie in Schuß.«
Zu Hause, in Heusenstamm, hatte sie zwar einen Gärtner, aber um den Gemüsegarten kümmerten Anna und sie sich selbst. Am Wochenende war es ein schöner Ausgleich zum täglichen Streß im Beruf.
Langsam gingen