H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells

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H. G. Wells – Gesammelte Werke - Herbert George Wells


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Man­nes. Kemp such­te in der Um­ge­bung des Hau­ses den Re­vol­ver zu ent­de­cken, aber er war ver­schwun­den. Sein Blick schweif­te zu Adye zu­rück. – – – Das Spiel hat­te schlecht be­gon­nen.

      Dann hör­te man ein hef­ti­ges Läu­ten und Klop­fen an der Haus­tür, aber den Wei­sun­gen Kemps fol­gend, hat­ten sich die Dienst­bo­ten in ihre Zim­mer ein­ge­schlos­sen. Tie­fe Stil­le folg­te. Kemp horch­te, dann späh­te er vor­sich­tig durch die drei Fens­ter; er ging von ei­nem zum an­de­ren. End­lich wand­te er sich lau­schend zur Trep­pe und fühl­te sich sehr un­be­hag­lich. Er nahm die Feu­er­zan­ge aus sei­nem Schlaf­zim­mer, un­ter­such­te noch­mals die Fens­ter im Erd­ge­schoss und stieg wie­der hin­auf. Jetzt nä­her­te sich sei­ne Haus­häl­te­rin in Beglei­tung zwei­er Po­li­zei­män­ner von der Stra­ße her der Vil­la. To­ten­stil­le über­all. Die drei Per­so­nen schie­nen eine Ewig­keit zu brau­chen. Er hät­te gern ge­wusst, wo sein Geg­ner war.

      Er­schreckt fuhr er auf. Von un­ten hör­te man wil­des Lär­men. Er zö­ger­te, dann ging er hin­ab. Plötz­lich wi­der­hall­te das Haus von schwe­ren Schlä­gen. Die ei­ser­nen Stä­be der Fens­ter­git­ter klirr­ten. Er öff­ne­te die Kü­chen­tür. Die Fens­ter­lä­den wa­ren zer­trüm­mert und die Holz­split­ter flo­gen weit ins Zim­mer hin­ein. Er stand be­trof­fen still. Eine Axt war durch die Fens­ter­lä­den ge­drun­gen und hieb jetzt mit fürch­ter­li­cher Ge­walt auf die Holz­ver­klei­dung und die Ei­sen­stä­be los. Dann flog sie bei­sei­te und ver­schwand.

      Er sah den Re­vol­ver auf dem Wege lie­gen und dann in die Luft sprin­gen. Er wich zu­rück. Im nächs­ten Au­gen­blick krach­te ein Schuss und ver­fehl­te sei­nen Kopf um ei­nes Haa­res Brei­te. Er schlug die Tür zu und ver­ram­mel­te sie. Drau­ßen hör­te er Grif­fin ru­fen und la­chen. Dann wur­den die Axtschlä­ge wie­der ver­nehm­bar.

      Kemp stand auf dem Gan­ge und ver­such­te ru­hig nach­zu­den­ken. Bin­nen kur­z­em muss­te der Un­sicht­ba­re in der Kü­che sein. Die Tür wür­de ihn kei­nen Au­gen­blick auf­hal­ten und dann …

      Wie­der wur­de die Glo­cke an der Haus­tür ge­zo­gen. Das muss­ten die Po­li­zis­ten sein. Er eil­te in die Hal­le, lös­te die Ket­te und schob erst, als er die Stim­me sei­ner Haus­häl­te­rin er­kann­te, die Rie­gel zu­rück. Die drei Leu­te stürz­ten zu­gleich ins Haus und dann schlug er die Tür hin­ter ih­nen zu.

      »Der Un­sicht­ba­re!«, rief ih­nen Kemp zu. »Er hat einen Re­vol­ver und es sind noch zwei Schüs­se drin. Er hat Adye er­schos­sen. Ha­ben Sie ihn nicht im Gar­ten lie­gen se­hen?«

      »Wen?«, frag­te der eine der Schutz­män­ner.

      »Adye!«, sag­te Kemp.

      »Wir ka­men von rück­wärts«, sag­te das Mäd­chen.

      »Was be­deu­tet der Lärm?«, frag­te der eine Po­li­zist.

      »Er ist in der Kü­che oder wird bald drin sein. Er hat ir­gend­wo eine Axt ge­fun­den.«

      Plötz­lich wi­der­hall­te das Haus von Schlä­gen ge­gen die Kü­chen­tür. Das Mäd­chen flüch­te­te sich ins Spei­se­zim­mer. Kemp ver­such­te in ab­ge­bro­che­nen Sät­zen die Sach­la­ge zu er­klä­ren. Sie hör­ten die Kü­chen­tür nach­ge­ben.

      »Hier­her!«, rief Kemp in neu­er­lich er­wach­ter Tat­kraft und schob die bei­den in die Tür des Spei­se­zim­mers.

      »Eine Feu­er­zan­ge!«, rief er und stürz­te zum Ka­min. Die Feu­er­zan­ge, die er ge­tra­gen hat­te, hän­dig­te er dem einen Schutz­mann ein und die aus dem Spei­se­zim­mer dem an­de­ren.

      Plötz­lich wich er zu­rück. »Ach­tung!«, rief jetzt ei­ner sei­ner bei­den Beglei­ter, duck­te sich und fing einen Axt­hieb mit der Feu­er­zan­ge auf. Der Re­vol­ver gab sei­nen vor­letz­ten Schuss ab und durch­lö­cher­te einen wert­vol­len Sid­ney Cooper. Der zwei­te Schutz­mann schlug mit sei­ner Feu­er­zan­ge auf die klei­ne Waf­fe, die zu Bo­den fiel.

      Voll To­des­angst schrie das Mäd­chen auf und öff­ne­te schnell ein Fens­ter – of­fen­bar in der Ab­sicht, auf die­sem Wege zu ent­flie­hen.

      Man hör­te den schwe­ren Atem des Un­sicht­ba­ren. »Geht weg da, ihr bei­den«, rief er, »ich brau­che nur Kemp!«

      »Wir aber brau­chen dich!«, sag­te der ers­te Po­li­zist und schwang sei­ne Feu­er­zan­ge nach der Rich­tung, aus wel­cher die Stim­me ge­kom­men war. Der Un­sicht­ba­re muss­te einen Schritt zu­rück­ge­wi­chen sein, denn der Schutz­mann stol­per­te in den Schirm­stän­der. Dann zer­schmet­ter­te ihm der Un­sicht­ba­re den Helm, als ob er aus Pa­pier ge­we­sen wäre, und der Mann stürz­te äch­zend zu Bo­den.

      Der zwei­te Schutz­mann je­doch ziel­te mit der Feu­er­zan­ge hin­ter die Axt und traf auf et­was Wei­ches. Man ver­nahm einen Schmer­zens­schrei und die Axt fiel zu Bo­den. Noch ein­mal ziel­te der Schutz­mann, traf aber ins Lee­re. Dann stand er still und horch­te auf die lei­ses­te Be­we­gung.

      Er hör­te das Fens­ter öff­nen und schnel­le Trit­te im Zim­mer. Sein Ge­fähr­te rich­te­te sich, aus ei­ner Stirn­wun­de blu­tend, auf. »Wo ist er?«, frag­te er.

      »Ich weiß es nicht, ich habe ihn ver­wun­det. Er steht ir­gend­wo in der Hal­le, wenn er nicht an Ih­nen vor­bei­ge­schlüpft ist. Dr. Kemp – Herr Dok­tor!«

      »Dok­tor Kemp!«, rief er noch­mals.

      Der zwei­te Schutz­mann stand auf. Plötz­lich hör­te man die Schrit­te un­be­klei­de­ter Füße auf der Kü­chen-Trep­pe. »Halt!«, rief der ers­te Schutz­mann und warf die Feu­er­zan­ge nach je­ner Rich­tung. Sie zer­schmet­ter­te eine Gas­kro­ne.

      Er mach­te Mie­ne, den Un­sicht­ba­ren bis hin­un­ter zu ver­fol­gen, dann be­sann er sich ei­nes Bes­se­ren und trat ins Spei­se­zim­mer.

      »Dr. Kemp – –« be­gann er und hielt plötz­lich ein.

      »Dr. Kemp ist ein Held!«, sag­te er, wäh­rend ihm sein Ge­fähr­te über die Schul­ter blick­te.

      Das Spei­se­zim­mer­fens­ter stand weit of­fen und we­der das Haus­mäd­chen noch Kemp wa­ren zu se­hen.

      Auch der zwei­te Po­li­zist hielt mit sei­ner schmei­chel­haf­ten Mei­nung über Kemps Hel­den­mut nicht zu­rück.

      28. Kapitel – Der Jäger wird gejagt

      Mr. Hee­las, Kemps nächs­ter Nach­bar in dem Vil­len­vier­tel, schlief in sei­ner Lau­be, als die Be­la­ge­rung von Kemps Haus be­gann. Mr. Hee­las ge­hör­te der starr­köp­fi­gen Ma­jo­ri­tät an, die sich wei­ger­te, an all den Un­sinn über die Exis­tenz ei­nes un­sicht­ba­ren Men­schen zu glau­ben. Er be­stand dar­auf, im Gar­ten spa­zie­ren­zu­ge­hen, als ob nichts ge­sche­hen wäre, und nach­mit­tags leg­te er sich, ei­ner viel­jäh­ri­gen Ge­wohn­heit ge­treu, dort zu ei­nem Schläf­chen nie­der. Er schlief, wäh­rend die Fens­ter ein­ge­schla­gen wur­den, dann er­wach­te er plötz­lich mit dem selt­sa­men Ge­fühl, dass et­was nicht in Ord­nung sei. Er blick­te zu Kemps Haus hin­über; dann rieb er sich die Au­gen und blick­te noch­mals hin. Jetzt rich­te­te er sich auf und horch­te. Das Haus drü­ben sah aus, als ob es seit Wo­chen ver­las­sen wäre. Alle Fens­ter wa­ren zer­bro­chen und, mit Aus­nah­me der­je­ni­gen des Stu­dier­zim­mers im obe­ren Stock­werk, von in­nen durch Holz­la­den ver­schlos­sen.

      »Ich hät­te


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