Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.ich eine andere Wahl?«
»Im Augenblick nicht, denke ich! Was hat dich zum Umdenken bewogen?«
»Reiner Pragmatismus!«
»Aha, reiner Pragmatismus also – soso. Und was genau?«
»Nun, es ist einfach praktisch und außerdem habe ich etwas gutzumachen.«
»Deine Beschimpfungen von gestern verzeihe ich dir!«
»Danke!«
»Du musst mir nicht danken! Es war nicht fair, wie das gelaufen ist. Vielleicht hätte ich dich nicht einfach so küssen dürfen. Nicht, dass ich es bedauere, ganz im Gegenteil. Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm für dich!«
»Nein, es war in der Situation unvermeidbar. Das sehe ich ein.«
»Mir fällt ein Stein vom Herzen. Es kann sein, dass die Situation nach einer Wiederholung verlangt. Ich hoffe, dir ist das klar. Es wäre unglaubhaft, wenn wir nicht ein wenig turteln würden, das gehört nun mal dazu.«
»Wenn es denn sein muss, bitte! Aber es muss im Rahmen bleiben.«
»Du kannst dich auf mich verlassen. Du kennst mich. Wenn ich mein Wort gebe, dann halte ich es auch.«
»Das weiß ich!«
Sie lächelten sich zum ersten Mal an. Nicole errötete und senkte den Blick. Roland ließ Nicole Zeit. Sie fingen an zu essen.
»Können wir jetzt die anderen Punkte besprechen?«, fragte Roland nach einer Weile.
»Welche?«
»Gemeinsamer Aufenthalt in den Bergen und den Hund für Sabine. Du kannst mir den Wunsch, Sabine einen Hund zu schenken, nicht versagen.«
»Das will ich auch nicht. Aber Sabine ist den ganzen Tag in der Schule und nachmittags in der Tagesstätte. Der arme kleine Hund wäre dann den ganze Tag allein in unserer Wohnung eingesperrt.«
»Du nimmst ihn einfach mit ins Büro!«
»Du hast auf alles eine Antwort und eine Lösung, wie?«
»Sicher, ich bemühe mich darum. Bevor du weiterer, Argumente anführst, möchte ich dir etwas zeigen. Hund ist nicht gleich Hund! Ich habe mir bereits viele Gedanken gemacht und im Internet nach Hunderassen geforscht. Ich habe einige Rassen ausgesucht. Wir müssen nur noch gemeinsam entscheiden, wobei du, als Sabines Mutter, natürlich das letzte Wort hast.«
Roland legte Nicole einige Ausdrucke vor. Sie sah sich die Bilder an. Auf allen Ausdrucken waren Welpen abgebildet. Darunter stand eine ausführliche Beschreibung der jeweiligen Hunderassen.
»Die sind alle so süß. Da schmilzt mein Herz! Die möchte man ja alle gernhaben und knuddeln!«
»Oh, sage mir bei welcher Rasse dein Herz am meisten schmilzt und ich verwandele mich sofort in einen Hund wie im Märchen.«
»Roland!«, sagte Nicole.
»Was ist denn? Wie soll ich dir sonst sagen, dass ich dich mag. Du weigerst dich seit Jahren, mich überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Da musst du schon in Kauf nehmen, dass mir solche Bemerkungen herausrutschen.«
Nicole seufzte tief.
»Gut, dann sage ich dir, dass ich dich zur Kenntnis genommen habe. Ich sage dir auch, dass ich dir auch dankbar bin, dass du meiner Mutter eine Bemerkung über Sabine entlockt hast. Sie weiß zwar nicht, dass Bine ihre Enkelin ist, aber es hat mich sehr gefreut.«
»Gern geschehen! Welcher Hund soll es sein? Oder willst du ihn Sabine aussuchen lassen?«
»Geschenke kann man sich höchst selten aussuchen. Außerdem denke ich, dass es besser ist, wir entscheiden.«
»Wir! Diese Antwort gefällt mir. Es sind vier Rassen, von denen ich denke, dass sie in Frage kommen, Havaneser, Lhasa-Apso, Malteser und kleine Pudel. Die ersten drei Rassen müssen jeden Tag gekämmt werden. Pudel haben keinen Haarwechsel und sind deshalb auch pflegeleicht. Meine Großeltern hatten früher zwei Königspudel.«
»Sabine wird ihren Hund bestimmt mit Begeisterung bürsten, kämmen und baden. Ich denke, ich muss sie eher zur Zurückhaltung anhalten, als sie dazu aufzufordern, sonst hat der Hund bald kein Fell mehr.«
Sie lachten beide.
»Was schlägst du vor, Roland? Du schenkst den Hund, also suchst du ihn aus.«
»Dann bist du damit einverstanden? Damit machst du mir eine große Freude. Also, ich würde einen Lhasa-Apso nehmen. Dieser Rasse, die ursprünglich von den Tibetern gezüchtet wurde, sagt man nach, dass sie Botschafter des Friedens und des Glücks sind. Vielleicht bringt er etwas Frieden zwischen uns für den Anfang und später auch Glück?«
Nicole räusperte sich. Sie verstand Rolands Anspielung, überging sie aber bewusst.
»Gut, einverstanden! Dann kannst du, darfst du Sabine einen Hund schenken.«
Rolands Augen leuchteten. Er nahm den Ausdruck und tippte die Nummer eines Züchters in sein Handy ein, der ganz in der Nähe von Kirchwalden war. Roland machte einen Termin aus.
»Wir fahren mit Sabine hin. Sie haben viele Welpen. Sie kann sich einen aussuchen.«
Nicole nickte.
»So, dieser Punkt auf meiner Liste wäre abgehakt. Nun kommen wir zu der Feier. Wir spielen ein Paar. Abends gehen wir wieder hierher und geben vor, am nächsten Morgen sehr früh nach Berlin fahren zu wollen, wie ich es dir gestern schon vorgeschlagen habe.«
Nicole wiegte den Kopf hin und her.
»Ich bin einverstanden, mit dir und auch mit Sabine einige Tage zu verbringen. Aber muss es die Berghütte sein? Nicht bei Toni und Anna, das will ich nicht! Es lässt sich nicht verhindern, dass mich Sabine anspricht. Meistens sagt sie Nicole oder Nicky zu mir, aber gelegentlich nennt sie mich Mama. Dann erfahren Toni und Anna, dass Sabine mein Kind ist.«
»Ich verstehe deine Bedenken, Nicky! Aber ich kann mit Toni und Anna reden. Franzi und Basti kennen dich nicht. Sie wissen nicht, dass du aus Waldkogel bist und dass deine Eltern hier leben. Der alte Alois hält bestimmt auch dicht, außerdem kommt er nur noch selten ins Dorf herunter. Du hast nichts zu befürchten. Auf Toni ist Verlass. Er kennt deinen Vater und kann dich bestimmt verstehen, dass du so ein Geheimnis aus Sabine gemacht hast. Bine war so glücklich mit Franziska und Sebastian. Gönne ihr doch noch einige Tage mit ihnen auf der Berghütte!«
Nicole überlegte.
»Gut, irgendwann muss ich über meinen Schatten springen. Dann gehen wir aber nicht zusammen zur Berghütte. Du gehst vor, ich komme nach. Du redest zuerst mit Toni.«
»Das mache ich! Du kannst dich auf mich verlassen! Ich weiß, wie groß dieser Schritt für dich ist. Dann gehe ich am Abend noch hinauf auf die Berghütte und du kommst am Morgen nach. Wir telefonieren vorher.«
»Du bist ein guter Planer!«
Roland grinste.
»Mein gestriger Plan hat mir Probleme bereitet. Manchmal will ich es etwas gewaltsam zu einer Entscheidung bringen. Das wäre beinahe schiefgegangen.«
Das Telefon klingelte.
Roland stand auf und nahm das Gespräch an. Er hielt die Hand über die Muschel und flüsterte:
»Es ist dein Vater, Nicky!«
Nicky wehrte mit beiden Händen ab. Sie legte den Kopf auf die Hände und zeigte eine Schlaflage.
»Bertl, die Nicky schläft noch! Ich will sie nicht wecken. Sicher wolltest du mich fragen, wann wir kommen. Du, das wird noch etwas dauern.«
»Mei, auf der einen Seite verstehe ich des. Aber ich wollte mit Nicole reden, bevor ihr herkommt. Ich habe da eine großartige Idee. Aber Nicole ist ein bissel stur, und ich kann des net einfach so machen, sonst reist sie am Ende sofort wieder ab.«
Bertram Anwander räusperte sich. Roland spürte, dass er etwas auf dem Herzen hatte.