Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.es dir weiterhilft.«
»Ja, wenn du meinst!«
Roland hielt wieder die Sprechmuschel zu und flüsterte Nicky zu.
»Dein Vater hat ein Problem!«
Dann lauschte Roland. Nicole sah, dass Roland große Augen bekam. Schließlich räusperte er sich.
»Im Prinzip kann ich das verstehen, Bertl. Allerdings will ich Nicoles Entscheidung darüber nicht vorgreifen. Du weißt, wie eigen sie ist. Sie war mir gestern nicht gerade wohlgesonnen, dass ich sie so überlistet habe. Aber jetzt sind wir uns wieder einig. Ich werde es ihr sagen.«
Nicky stand vom Stuhl auf und lief nervös auf dem Teppich auf und ab.
»Weißt, Bertl, ich verstehe dich. Aber so eine Feier wäre etwas einseitig, weil …«
Roland lauschte wieder, und Nicole musste sich zurückhalten, um Roland nicht den Hörer wegzunehmen. Sie vermutete schon, dass eine weitere große Komplikation drohte.
»Genau, Bertl! So ist es! Ich werde es mit Nicky bereden, sobald sie aufgestanden ist. Wir kommen dann bald! Grüße mir Martha.«
Roland legte auf.
»Nicky, ich brauche einen Cognac!«, stöhnte Roland.
Er holte sich einen Cognac und schenkte Nicole auch gleich einen ein. Dann reichte er Nicole den Cognacschwenker und ließ sich auf die Couch fallen.
»Was ist los? Rede schon, Roland!«
»Dein Vater will, dass wir heute an seinem Geburtstag unsere Verlobung bekanntgeben.«
»Nein! Das kann doch nicht sein Ernst sein?«
Nicoles Augen weiteten sich vor Schreck, als hätte sie den Teufel aus dem »Höllentor« steigen gesehen.
»Doch!«
»Nein! Nein! Und nochmals Nein!«, brüllte Nicky. »Da siehst du es, wie stur er ist. Alles muss immer nach seinem Kopf gehen.«
»Ja, ja, ja! Du hast mich überzeugt. Ich werde mit ihm reden. Er mag mich. Mir werden schon die richtigen Argumente einfallen. Es ist sein Geburtstag. Wir wollen unsere Verlobung separat feiern, zusammen mit meinen Freunden und Verwandten. Das werde ich ihm sagen.«
Roland prostete ihr zu, und sie tranken.
Danach saßen sie eine Weile stumm nebeneinander auf der Couch im großen Wohnzimmer der Suite. Jeder hing seinen Gedanken nach.
Irgendwann sagte Roland:
»Ich werde mich dann mal anziehen und mich auf den Weg machen, Nicky. Wenn ich mit deinem Vater geredet habe, rufe ich dich an. Du kommst nach.«
»Ich danke dir, Roland!«
»Gern geschehen, Nicky!«
Das sagte Roland, und insgeheim dachte er, es hätte gut gepasst. Den Verlobungsring habe ich dabei. Aber noch war nicht der richtige Augenblick gekommen. Er wusste, dass er Nicole nicht bedrängen durfte, um nicht diese erste zarte Annäherung zunichte zu machen.
Roland zog sich in seinem Schlafzimmer um.
»Ich gehe, Nicky.«
Nicole lächelte ihm zu. Sie saß immer noch auf der Couch und hielt das Glas mit dem Rest des Cognacs in den Händen.
Roland ging hinaus und zog leise die Tür der Suite zu. In der Hosentasche seines Anzugs steckte die kleine Schachtel mit dem Ring für Nicole. Seit dem Kauf trug er den Ring immer mit sich herum, in der Hoffnung auf den richtigen Augenblick.
Er wird schon kommen, der richtige Augenblick, tröstete er sich, während er im Aufzug nach unten ins
Foyer des Hotels fuhr. Der Augenblick kommt – der Augenblick kommt – der Augenblick kommt, wiederholte Roland in Gedanken, wie ein Mantra.
*
Roland hielt Wort und rief Nicole bald an.
»Ich habe mit deinem Vater geredet. Er war einsichtig. Mache dir keine Sorgen, Nicky!«
»Danke, Roland!«
»Kommst du jetzt? Es sind schon eine Menge Gäste hier.«
»Ja, ich mache mich auf den Weg.«
Als Nicole auf dem Hof ankam, lief sie ihrem Vater in die Arme. Sie gratulierte ihm zum Geburtstag.
»Ist schon recht, Madl. Du hast mir das schönste Geschenk bereits gemacht.«
Nicky lächelte verlegen. Zum Glück kamen weitere Gäste, um ihm zu gratulieren. So ging das den ganzen Tag. Es gab Bier vom Fass, und es wurde auf dem Hof gegrillt. Nicole, ihre Mutter, ihr Bruder Gerd und seine Frau sorgten für das leibliche Wohl der Gratulanten. Bertram war nur am Reden und Plaudern. Dabei ließ er Roland nicht von seiner Seite. Jedem stellte er Nicoles Freund vor. Es war ihm anzusehen, wie stolz er auf diese gutaussehenden Burschen war. Nicole wurde zu ihrer guten Wahl beglückwünscht. Den ganzen Tag schwirrten ihr Sätze entgegen wie:
»Mei, Nicole, dein Roland ist ein fescher Bursche. Da kannst dich glücklich schätzen. Mei, vielleicht sollte ich auch nach Berlin umziehen, wenn es dort so fesche Mannsbilder gibt.«
Andere waren etwas aufdringlicher. Sie erkundigten sich nach dem Hochzeitstermin.
»Ihr werdet es schon hören, wenn es so weit ist!«, redete sich Nicole heraus.
Oder sie sagte:
»Das hat noch Zeit. Heutzutage heiratet man später.«
Nicole war das alles sehr peinlich. Aber es war noch besser, als ständig mit Roland zusammen zu sein. Sie hatte Angst, von ihm wieder geküsst zu werden. Sie hatte Angst, dabei ihren Gefühlen für ihn zu erliegen.
Der Tag nahm seinen Verlauf. Abends wurde auf dem Hof Musik gemacht und getanzt. Nicole und Roland tanzten auch.
»Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich dich so eng halte, Nicky? Sonst wirken wir nicht glaubhaft.«
Roland berührte mit seinen Lippen Nicoles blondes Haar.
»Du duftest so gut«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Dein Rasierwasser ist auch sehr angenehm«, gab Nicole zurück.
»So meinte ich das nicht!«
»Das habe ich mir fast gedacht. Aber wir wollen doch die Kirche im Dorf lassen. Es war nicht ausgemacht, dass du mir Komplimente machst.«
»Aber über etwas müssen wir reden. Alle beobachten uns, Nicky. Entweder du legst jetzt gleich deinen Kopf an meine Schulter und spielst das verliebte Madl, das mit seinem Liebsten tanzt, oder wir plaudern leise, damit es so aussieht, als würden wir uns Zärtlichkeiten zuflüstern.«
Roland schaute Nicole in die Augen.
»Ich möchte dir sagen … Ich meine, ich möchte meinen Text aufsagen. Hörst du mir zu, Nicky?«
Roland wartete nicht auf Nicoles Antwort.
»Du bist eine wunderbare Frau. Du bist schön. Ich bin glücklich, dass ich bei dir bin. Ich kann mir im Augenblick nichts Schöneres vorstellen. Du tanzt wunderbar. Ich möchte immer nur mit dir tanzen. Dein Haar duftet herrlich. Ich werde den Duft niemals wieder vergessen. Ich wünsche mir, dass dieser Augenblick niemals endet und ich dich ewig in meinen Armen halten kann.«
Roland nutzte es aus, dass Nicoles Eltern, die auch tanzten, zu ihnen herübersahen.
»Achtung, ich küsse dich jetzt, Nicky!«
Roland kam Nicole ganz nah. Er hauchte ihr zuerst zärtlich einen Kuss auf die Wange, dann küsste er sie auf die Lippen. Der Kuss war länger als der Kuss am Abend zuvor zur Begrüßung in der Küche. Roland glaubte zu spüren, wie Nicoles Widerstand schwand.
»Los, lege jetzt beide Arme um meinen Hals, Nicky. Das ist eine Regieanweisung.«
Nicky schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie lehnten ihre Stirn aneinander