Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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eine gute Frau zu sein. Sieh mal, ich habe mir am Marktplatz ein Dirndl gekauft.«

      »So, heute Nacht?«

      »Nein, schon gestern Abend! Wir sind im Hotel ›Zum Ochsen‹. Meine Eltern sind auch in Waldkogel. Aber wir sind mit verschiedenen Autos hier. Sie wollen morgen Abend wieder heimfahren. Ich wollte erst morgen zu dir kommen. Doch ich konnte nicht schlafen. Ich habe dich so vermisst! Hast du mich nicht vermisst?«

      »Nein! Ich habe dich nicht vermisst! Für mich bist du Schnee von gestern!«

      »Das ist jetzt sehr verletzend, Alban. Aber ich kann verstehen, dass du wütend bist.«

      »Himmelkreuzundwolkenbruch!

      Begreife es endlich, Alina! Ich habe es dir gesagt! Es ist aus zwischen uns! Ich will dich nicht mehr. Du bist nicht länger meine Verlobte.«

      Alina sah, dass sie so nicht weiterkam. Sie überlegte kurz.

      »Gut, nehmen wir an, unsere Verlobung ist gelöst, rein theoretisch. Das bedeutet doch nicht, dass wir nicht zusammen sein können. Wir fangen einfach noch einmal von vorne an. Was war, ist vergessen – aus – vorbei – Schlussstrich! Wir waren ja auch eine lange Zeit glücklich ohne Verlobungsring. Ich muss mit dir nicht verlobt sein.«

      Alban rieb sich das Kinn. Das ist ganz Alina, wie sie leibt und lebt, dachte er. Sie will immer ihren Kopf durchsetzen. Geht es nicht so, dann versucht sie es eben anders.

      »Ich will nicht, Alina. Nein! Nein! Nein! Du musst einsehen, dass es vorbei ist.«

      »Liebster Alban! Lass es doch nicht so enden. Es war doch immer so schön mit uns. Denke an die herrlichen Nächte.«

      Alban stöhnte auf. Er ging einige Schritte auf und ab.

      »Dann muss ich es dir sagen. Es fällt mir nicht leicht. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen. Aber du lässt mir keine andere Wahl.«

      Seine Tante und sein Onkel ahnten, was Albin Alina sagen wollte.

      »Mei, Bub, sage es ihr! Damit dieses unwürdige Affentheater ein Ende hat!«, rief sein Onkel. »Wir sind müde und wollen noch zwei Stunden schlafen, die Nacht ist schon fast um.«

      »Ich bin noch am Überlegen, ob es etwas bringt, Onkel Adam. Vielleicht denkt sie, es ist von mir nur erfunden.«

      »Gut, dann sage ich es ihr! Damit will ich dir net vorgreifen, Alban, Aber eine weitere Diskussion wird dadurch hoffentlich im Keim erstickt.«

      »Was immer es ist, ich will es von Alban hören!«, rief Alina laut, und ihre Stimme überschlug sich fast.

      Jetzt verlor Alban die Geduld.

      »So, jetzt reicht mir des scheinheilige Getue von dir. Hast deinen Auftritt gehabt! Jetzt kommt der letzte Akt, und danach gehst du. Dort ist die Tür.«

      Er atmete tief durch.

      »›Andere Mütter haben auch schöne Töchter‹, Alina. Während ich auf ein Lebenszeichen von dir gewartet habe, habe ich ein anderes Madl kennen gelernt. Jetzt bin ich mit ihr zusammen. So, jetzt weißt du es! Dort ist die Tür. Bis zum Hotel ist es net weit. Den Weg kennst du ja! Grüße mir deine Eltern!«

      Alina wurde zuerst blass wie eine frischgekalkte Wand, dann rot vor Zorn. Sie riss den Verlobungsring vom Finger und warf ihn wütend auf den Fußboden, wo er wie ein Ball einige Male auf und ab sprang, bevor er unter den Küchenschrank rollte und dort liegenblieb. Sie drehte sich um und rannte laut schluchzend hinaus.

      Alban ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er stützte das Gesicht in die Hände. Draußen auf dem Hof heulte der Motor auf. Alina schoss mit einer viel zu hohen Motordrehzahl vom Hof.

      »Es ist vorbei, Bub!«, sagte Adam Grummer und legte Alban tröstend die Hand auf die Schulter.

      Alban hob den Kopf.

      »Ja, es ist vorbei. Das war Alina, wie sie leibt und lebt! Was muss ich für ein Idiot gewesen sein! Wie habe ich es so lange Jahre mit ihr ausgehalten?«

      »Mei, Bub, du hast eben Erfahrung gesammelt. Vorbei ist vorbei! Jetzt gehen wir alle schlafen.«

      »Ja, ich bin auch etwas mitgenommen! Möchte mich nur noch hinlegen und alle Viere von mir strecken. Ich bin völlig fertig!«

      »Komm, Bub! Ich verstehe dich ja! Jetzt denkst nimmer daran. Denk an deine Judith. Jetzt kannst du sie morgen schon wiedersehen, und du kannst sie schon einen Tag früher auf den Hof bringen. Mei, deine Tante und ich sind sehr neugierig und gespannt auf des Madl. Sie muss wirklich etwas Besonderes sein.«

      Adam Grummer schenkte seinem Neffen und sich noch einen Obstler ein. Sie tranken.

      »Wenn du auf der Berghütte bist, dann bitte den alten Alois um eine Flasche. Ich zahle sie ihm. Diese hier ist bald leer!«

      Adam Grummer verteilte den Rest des guten selbstgebrannten Obstlers auf Albans und sein Glas. Jetzt war die Flasche ganz leer. Sie prosteten sich zu und tranken aus.

      »Himmel, war des eine Nacht! Draußen wird es schon langsam hell. Sonst muss man um diese Zeit schon daran denken, dass wir bald aufstehen müssen«, seufzte Lore Grummer und gähnte.

      »Lore, du schläfst dich aus! Ich sehe doch, wie dich das mitgenommen hat. Ich stelle mir den Wecker, versorge das Vieh, dann komme ich nochmal zu dir ins Bett. Du kannst dich ausschlafen. Musst dich um nix sorgen. Komm, wir gehen nach oben!«

      Zuerst gingen Adam und Lore hinauf. Alban trat noch einen Augenblick vors Haus. Dann stieg er auch die Treppe hinauf und legte sich schlafen. Sein Kopf brummte. Die Ursache war nicht Alois’ starker Obstler, sondern Alinas unwürdiges Schauspiel, das bei ihm einen sehr bitteren Nachgeschmack hinterlassen hatte.

      Er versuchte die Bilder zu verdrängen, indem er nur an Judith dachte. Und mit ihrem Bild im Herzen schlief er ein.

      *

      Toni und Anna waren schon schlafen gegangen, als Judith hereinkam. Auf einem der Tische des Wirtsraums stand eine herzhafte Brotzeit. Daneben lag ein Zettel, darauf stand:

      Liebe Judith!

      Wir haben dir hier eine Brotzeit gerichtet. Wenn dir zu kühl ist, lege Holz in die Glut im Kamin. Dann wird es schnell warm. Bello liegt davor und schläft. Wir haben die Tür zu deiner Kammer offen gelassen und deine Sachen dort aufs Bett gelegt. Wenn du schlafen gehst, mache die Eingangstür zu. Bello wird dann zu uns reinkommen.

      Vergiss bitte nicht, die Lampen zu löschen.

      Wir hoffen, Du hattest einen schönen Tag und einen romantischen Abend. Bis Morgen! Schlafe gut und träume schön.

      Toni und Anna

      PS. Die Kinder haben den ganzen Tag gelesen.

      Judith lächelte.

      Sie setzte sich und aß. Toni hatte ihr eine Flasche Bier hingestellt. Es war eine Flasche mit einem Bügelverschluss. Judith vermutete, Toni hatte das Bier für sie extra abgefüllt. Der Verschluss gab das vertraute Geräusch von sich, als Judith die Flasche öffnete. Bello schaute auf. Er erhob sich langsam und trottete zu ihr herüber. Er setzte sich neben sie und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Judith gab ihm ein Stück Wurst. Dann schob sie ihn zur Seite, stand auf und schloss die Tür. Der Neufundländerrüde verstand das Signal und ging langsam davon. Er drückte die nur angelehnte Tür zum Wohnzimmer auf und verschwand. Judith schloss die Tür. Sie setzte sich und aß. Erst jetzt spürte sie, wie hungrig sie war.

      Während sie aß, war sie mit ihren Gedanken bei Alban. Sie war ja so verliebt. So setzte sie sich nach dem Essen noch eine Weile an den Kamin und träumte. Es dauerte noch eine gute Stunde, bis sie die Müdigkeit spürte und in ihre Kammer ging.

      Bald lag Judith im Bett und hüllte sich fest in die dicke Federdecke. Mit dem Gedanken an Alban und wie schön es wäre, wenn er sie jetzt in seinen Armen halten würde, schlief sie bald ein.

      Es war schon später Vormittag, als Judith erwachte. Sie blinzelte verwundert um sich. Dann erinnerte sie sich und lächelte glücklich. Sie stand


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