Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


Скачать книгу
benötigt oder die Handys aufgeladen werden müssen. Ansonsten gibt es Kerzen, Öllampen und Petroleumlampen. Die Wirtsstube wird abends größtenteils vom Kaminfeuer erhellt. Gekocht wird auf einem Herd, der mit Holz befeuert wird.«

      Henk schaute Margit überrascht an, als könnte er nicht glauben, was sie ihm erzählte.

      »Auf jeden Fall war ich auf diese Berghütte sehr neugierig. Ich habe für mich auch eine Erklärung gefunden. Toni und Anna, das ist seine Frau, die beiden Kinder Sebastian und Franziska leben nicht rückständig, im Gegenteil. Sie haben die Berghütte vom alten Alois übernommen und führen sie fast unverändert so weiter. Ich habe für mich herausgefunden, dass sie sehr fortschrittlich sind auf der Berghütte. Sie sind schon viel weiter, als es auf den ers­ten Blick aussieht. Sie sind viel weiter, was die Lebensqualität angeht. Wenn man auf der Berghütte ist, dann wird man von einer Ruhe erfasst, die einfach unbeschreiblich ist. Toni sagt, das machen die Berge. Aber ich sage, das kommt auch daher, dass alles einfach ist. Es ist wirklich edel in der Einfachheit.«

      »Deine Augen leuchten, wenn du darüber sprichst.«

      »Ja, es ist auch ein ganz besonderer Fleck, die Berghütte. Die Natur mit Tag und Nacht bestimmt den Rhythmus des Tages. Es ist einfach nur schön. Ich habe dabei entdeckt, dass es eine Qualität des Lebens gibt, die mir kein Fortschritt geben kann. Es wird niemals eine Straße hinauf zur Berghütte gebaut werden. Der einzige Hubschrauber, der regelmäßig landen darf, ist der Hubschrauber der Bergwacht aus Kirchwalden.«

      Henk schaute hinüber in Richtung des Dorfes.

      »Jetzt, wo du von einfachem Leben sprichst, sehe ich, was mir an diesem Dorf irgendwie seltsam vorkam. Es gibt hier keine großen mehrstöckigen Apartmenthäuser, es gibt keine Seilbahn, keinen Sessellift. Es ist ein wenig, als sei die Zeit hier stehengeblieben.«

      »Henk, nein! Die Zeit ist hier nicht stehengeblieben! Im Gegenteil, die Waldkogeler sind ihrer Zeit weit voraus. Sie haben die guten Dinge und Bräuche der alten Zeit als neue Tradition schon weit mit in die Zukunft genommen. Es ist schwer in Worte zu fassen. Es ist nicht so, dass sie sich keine Seilbahn leisten könnten oder einen Sessellift. Sie wollen es nicht. Sie gehen zu Fuß auf die Berge. Sie leben im Einklang mit der Natur, und das hat Auswirkungen. Sie bekommen so viel zurück.«

      »Was bekommen sie dafür?«

      »Henk, sie bekommen Zeit, Ruhe, Frieden, Freundlichkeit, Zusammengehörigkeit, einfach alles, was das Herz warm macht und mit Liebe erfüllt. Es ist einfach ein gutes Gefühl! Spürst du es nicht, Henk?«

      Margit machte mit dem Arm eine weite Bewegung.

      »Sieh dich um, Henk! Ist der Bergsee nicht wunderschön, wie er so unberührt hier liegt? Keine Bettenburgen verschandeln das Ufer, kein Rummel. Da sind keine Tretboote und Motorboote. Es gibt einige Ruderboote, die drüben auf der anderen Seite im Schilf liegen. Jeder kann sie nutzen.«

      Margit lächelte Henk an.

      »Ich stelle mir vor, dass es schon seit Jahrhunderten hier so aussieht, und das finde ich tröstlich. Es gibt Kraft und lässt mich den Hauch von Ewigkeit spüren.«

      Henk legte den Arm um Margits Schultern.

      »Du bist nicht nur eine schöne junge Frau, du bist auch klug, Margit. Du bist sehr naturverbunden.«

      »Henk, ich habe dir das alles gesagt, dass du nicht enttäuscht bist, wenn sich unsere Freundschaft vielleicht nicht so entwickelt, wie du es dir erhoffst.«

      »Das ist eine deutliche Warnung!«

      »Ja, das ist es, Henk. Ich habe in deinen Küssen bemerkt, dass du mir sehr zugetan bist.«

      »Du bist mir doch auch sehr zugetan, Maja!«

      Sie lächelten sich an.

      »Es ist schwierig, Henk. Man kann seinem Herzen wohl nicht vorschreiben, wem es zugetan ist. Aber ich bin sehr anspruchsvoll. Ich kann nur jemanden ...«

      »Lieben? Wolltest du ›lieben‹ sagen?«, fragte Henk.

      »›Lieben‹ ist ein starkes Wort. Es ging alles so schnell. Ja, ich denke das Wort triff zu.«

      Henk nahm sie in die Arme. Er schaute ihr in die Augen.

      »Maja, ich habe mich sofort in dich verliebt!«

      Maja streichelte Henk die Wange.

      »Oh, Henk, was ist da mit uns geschehen? Wird das nicht zum Konflikt führen? Ich, die Biologin, die sich als Bewahrerin der Natur versteht und du, der kühl rechnende Ingenieur, der den Grund für Fundamente prüft. Ich will mir nicht vorstellen, dass dort, wo Gräser blühen, Beton ausgegossen wird.«

      Sie schauten sich in die Augen.

      »Müssen wir alle Fragen heute lösen, Maja?«

      Statt einer Antwort seufzte Maja tief.

      »Maja, ich liebe dich«, sagte Henk leise. »Und ich bitte dich, mir zu glauben, dass ich noch niemals zuvor jemals so empfunden habe. Die drei Wörter, der Satz, der mir die ganze Zeit schon auf der Zunge lag und den ich dir sagen wollte, diesen Satz habe ich niemals vorher zu jemandem gesagt. Das musst du mir glauben, Maja!«

      Maja schmiegte sich an ihn.

      »Ich habe mich auch in dich verliebt. Du, Henk, ich muss dir etwas gestehen. Ich habe dich durch das Fernglas gesehen, wie du hinten am See auf den Wiesen gewesen bist.«

      Sie schauten sich in die Augen. Dann fanden sich ihre Lippen zu einem langen innigen Kuss.

      »Maja, ich mache dir einen Vorschlag! Wir packen unsere Sachen zusammen. Dann gehen wir zu meinem Auto. Wir fahren ins Hotel nach Kirchwalden. Dort holen wir einen Teil meines Reisegepäcks. Ich telefoniere noch mit einigen Leuten. Das muss ich machen. Aber dann habe ich einige Tage frei und gehe mit dir auf die Berghütte. Du hast mich neugierig gemacht. Außerdem will ich jede mögliche freie Minute mit dir zusammen sein.«

      »Klingt gut«, sagte Margit leise.

      Sie packten zusammen und gingen Hand in Hand zum Waldrand. Dort, wo die Feuchtwiesen in den Wald übergingen, stand unter den Bäumen ein großer Kastenwagen. Er war innen wie ein Büro eingerichtet.

      Sie stiegen ein und fuhren zurück.

      Als sie auf die Hauptstraße einbogen, bat Margit Henk anzuhalten.

      »Henk, kann ich dich etwas fragen?«

      »Sicher! Was liegt dir auf der Seele? Ich sehe es dir an.«

      »Du machst hier keinen Urlaub. Du bist zum Arbeiten hier, stimmt es?«

      »Ja!«

      »Es hat etwas mit den Wiesen hinten am Bergsee zu tun, stimmt es?«

      »Ja! Ich bin beauftragt, ein Gutachten über die Bodenbeschaffenheit hinten am See zu erstellen.«

      »Dann soll da wohl etwas gebaut werden, wie?«

      »Ich bin nur für die Bodenbeurteilung zuständig, Maja. Ich bin kein Architekt. Was die Eigentümer vorhaben, weiß ich nicht. Einige der Herren wollten sich heute mit mir treffen, aber sie sagten ab. Sie haben irgendwelche Schwierigkeiten auf einer anderen Baustelle. Aber ich werde nach Tagen bezahlt und soll auf sie warten. Es ist also kein Verlust für mich. Wenn du es so sehen willst, dann ist es ein bezahlter Urlaub. Ich werde sicherlich erst nächste Woche gebraucht.«

      Henk schaute Margit an. Margits strahlende Augen hatten einen traurigen Schimmer.

      »Warum ist das so wichtig für dich? Weißt du etwas, was ich nicht weiß?«

      Margit seufzte.

      »Es wurde geredet auf der Berghütte und im Wirtshaus, in dem ich hier auch ein Quartier habe. Ich habe da Einiges gehört.«

      »Was hast du gehört?«

      »Es sind nur Spekulationen! Die einen sagen, da sollen Fischteiche hin, die anderen sprechen von Ferienhäusern und einer Freizeitanlage.«

      Henk zuckte


Скачать книгу