Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.bist schon, oder?«
Margit lächelte Toni an. Ihre Augen strahlten.
»Ich hatte nicht vor, mich wirklich zu verlieben!«
»Gegen die Liebe ist kein Kraut gewachsen, Margit! Du kannst dir nicht aussuchen, wann du dich verlieben willst und in wen du dich verliebst.
Die Liebe ist ein Himmelsgeschenk. Du kannst nur annehmen oder ablehnen. Aber wirklich ablehnen kannst du sie nicht. Wenn du und dieser Henk, also wenn die Liebe bestimmt hat, dass ihr zusammengehört, dann kannst nix machen. Dann ist des so, Maja. Dann musst dich damit abfinden!«
»Ich habe ja auch nichts dagegen, Toni! Ich war nur nicht darauf vorbereitet.«
»Auf die Liebe ist man nie vorbereitet. Man kann im Leben vieles selbst bestimmen und planen, aber die Liebe hat ihre eigenen Gesetze und Regeln. Also, jetzt mal Klartext! Wann will dein Henk kommen?«
»Er ist nach Kirchwalden gefahren und holt seine Sachen aus dem Hotel. Dann kommt er.«
»Anna, haben wir noch eine freie Kammer?«
Anna trat zum Plan, der in der Küche an der Wand hing. Anna schüttelte den Kopf.
»Nein, Toni! Heute Nacht sind alle Kammern belegt. Es bleibt nur ein Matratzenlager im Wirtsraum. Der Hüttenboden ist auch voll.«
Der alte Alois grinste.
»Also, wenn die beiden sich lieben, dann kann der Bursche gleich bei der Maja in der Kammer schlafen, denke ich! Dann spart er sich das Fensterln. Außerdem sind die Fenster der Kammer für einen Einstieg net geeignet. Sie sind zu klein. Und wenn Henk so ein stattlicher Bursch ist, dann bleibt er am Ende im kleinen Fensterrahmen stecken!«
Margit verfärbte sich. Sie wurde abwechselnd rot und blass und wieder rot.
»Alois«, rief Margit aus, »Alois, so weit sind wir noch nicht!«
Alois grinste.
»Des wollte ich damit net sagen. Ich meinte, er kann sich bei dir in der Kammer auch auf den Boden legen, wenn du ihn net in dein Bettchen lässt. Wenn du Angst hast, kannst ja die Tür auflassen. Und wenn du dann immer noch Angst hast und es dir net genügt mit der offenen Kammertür, dann kann Bello Wache halten. Ich meine ja nur!«
Alois drehte sich um und ging wieder zum Tresen, um weiter Bier zu zapfen.
Margit saß mit hochrotem Kopf am Tisch.
»Maja, ich sage dir jetzt etwas! Hier auf der Berghütte findest du keine Ruhe. Lauf rüber zum ›Erkerchen‹. Dort bist du alleine. Wenn dein Henk kommt, dann schicken wir ihn zu dir.«
Anna gab Toni ein Zeichen, dass er gehen sollte. Toni verstand den Wink sofort. Anna wollte mit Margit alleine reden, von Frau zu Frau. Er ging hinaus. Es war auch Zeit. Die Hüttengäste auf der Terrasse verlangten nach einem weiteren Bier.
Anna setzte sich zu Margit an den Tisch.
»Was sagt dir dein Herz?«, fragte Anna.
»Oh, frage mich nicht, Anna! Es schlägt Purzelbäume vor lauter Glück. Aber ich habe auch ein wenig Angst.«
»Das ist normal! Wenn die Liebe mit solcher Macht das Füllhorn über dir ausgeschüttet hat, dann ist es nur verständlich, dass du verwirrt bist. Jeder Frau, jedem Madl geht es so. Bei mir war das auch so, glaube mir, Maja! Ich wehrte mich auf der einen Seite sehr und auf der anderen Seite konnte ich es nicht erwarten, bis er mich endlich küsste.«
Anna lachte.
»Toni ließ sich Zeit! Er stellte meine Geduld auf eine harte Probe. Da hast du es leichter! Küsst er gut?«, fragte Anna leise.
Margit rollte verträumt die Augen.
»Anna, wenn er mich küsst, dann fließen Himmel und Erde zusammen, dann scheint nachts die Sonne und Mond und Sterne stehen tagsüber am blauen Himmel. Wenn er küsst, fließt Wasser den Berg hinauf, statt hinunter. Die Zeit steht still! Verstehst du?«
Anna berührte kurz Margits Hand.
»Maja, das ist Liebe«, sagte Anna lächelnd. »Das ist die Liebe, die einzige, die große, die wahre Liebe. Du musst es nur zulassen!«
Anna packte Maja etwas Proviant ein und schickte sie zum »Erkerchen«.
»Setz dich hin, denke an ihn und lausche auf dein Herz!«
Das war Annas Ratschlag für Margit.
Margit saß auf der Bank am »Erkerchen«. Sie gähnte. Es rächte sich, dass sie so früh aufgestanden war. Die Sonne schien warm. Margit zog ihre Jacke aus und knautschte sie zusammen. Sie benutzte sie als Kopfkissen. Margit streckte sich auf der Bank aus. Sie schloss die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen. Bald war sie eingeschlafen. Sie träumte von Henk.
*
Der Mann stand auf der Terrasse der Berghütte und sah sich um.
»Grüß Gott! Ich bin der Toni und bin hier der Hüttenwirt! Willst dich nicht setzen?«
Toni reichte dem Fremden die Hand. Dieser nahm die Sonnenbrille ab.
»Guten Tag oder Grüß Gott, wie man hier in den Bergen sagt. Danke, aber ich will mich noch nicht setzen. Erstens bin ich völlig gefesselt von der Aussicht. Himmel, was für ein Blick!«
Toni strahlte.
»Ja, schön haben wir es hier oben schon. Und heute ist ein besonders schöner Tag. Die Luft ist klar, und man kann sehr weit sehen.«
»Ja, das kann man! Ich habe es mir nicht so vorgestellt. Es ist einfach überwältigend. Die Berge sehen vom Tal aus schon sehr eindrucksvoll aus. Aber der Blick von hier oben ..., diese Weite … einfach … da fehlen mir die Worte. Man wird stumm vor Ehrfurcht. Man fühlt sich der Schöpfung näher.«
»Ah, dann bist zum ersten Mal in den Bergen?«
»Ja, das bin ich! Wenn ich aber gewusst …, auch nur geahnt hätte, dass einem so das Herz aufgeht … Es ist einfach wunderbar.«
Toni schmunzelte.
»Des freut mich! Aber die Berge laufen dir nicht weg. Jetzt setz dich hin, und ich bringe dir ein Bier. Mit einem schönen Glas Gerstensaft kannst die Aussicht noch besser genießen.«
»Danke, aber ich habe noch etwas vor!«
»Für eine Bergwanderung ist es schon zu spät. Falls du so etwas vorhattest, dann rate ich dir, damit bis morgen zu warten. Weißt, als Neuling unterschätzt man gern die Anforderungen der Berge. Die Luft ist dünner. Gönne dir heute einen ruhigen Tag, dann wirst du es morgen umso besser genießen können.«
Der Mann lächelte Toni an.
»Darum geht es aber nicht! Ich suche jemanden. Ich bin verabredet. Aber …«, er schaute sich um. »Das ist doch die einzige Berghütte in Waldkogel oder?«
Toni nickte. Er schaute dem Mann zu, wie er einige Schritte auf die offene Tür der Berghütte zuging und in den Wirtsraum sah.
»Da ist niemand drin! Bei dem schönen Wetter sind alle unterwegs oder sitzen hier auf der Terrasse«, sagte Toni.
Der Fremde rieb sich das Kinn.
»Mm, ich suche eine junge Frau, langes blondes Haar, blaue Augen. Sie trägt das Haar vielleicht auch zu einem Pferdeschwanz gebunden oder hochgesteckt.«
»Hier gibt es so ein Madl. Des ist die Margit Hackl.«
Ein Strahlen erfasste die Gesichtszüge des Mannes. Seine Augen leuchteten vor Glück.
»Genau, die suche ich, die Maja!«
»Dann musst du der Henk sein, wie?«
»Ja, der bin ich! Entschuldige, ich habe mich vorhin nicht vorgestellt. Ich war so überwältigt von dem Anblick. Wo ist Maja? Ich kann sie nicht sehen. Sie hatte mir zugesagt, dass sie hier auf mich warten würde. Aber vielleicht hat sie es sich anders überlegt.«
Ein