Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Ich bin wirklich nicht im Bilde, Maja. Das musst du mir glauben.«

      Sie sah ihn ernst an.

      »Henk, ich konnte deshalb heute Nacht kaum schlafen. Ich habe mein Herz an diese wunderbare Landschaft verloren. Deshalb war ich schon so früh am See. Ich wollte das alles auf mich wirken lassen, diese Schönheit und Unberührtheit der Natur, so lange es noch so ist, wie es ist.

      Dann sah ich dich, drüben auf den Wiesen hinter dem Bergsee. Ich dachte, du gehörst zu den Männern, die sich gelegentlich dort herumtreiben und jeden verjagen, der nur in die Nähe kommt.«

      »Verjagen? Darauf kann ich mir keinen Reim machen. Also, was soll ich dir darauf sagen, Maja? Ich bin bei der Firma, die ihre Hand darauf hat, nicht angestellt. Ich arbeite auftragsweise für ein Ingenieurbüro. Das Büro hat mich hergeschickt. Ich soll prüfen, wie die Feuchtwiesen sind und wie man sie verwerten kann.«

      »Verwerten nennt man das? So-so! Das klingt nicht gut! Dann will also jemand mit den Feuchtwiesen etwas tun, sie bebauen. Was gebaut wird, hängt von deinen Untersuchungen ab?«

      »Ja, so kann man es sagen! Wobei ich keinen Einfluss auf die Bebauung habe. Ich stelle nur fest, wie tragbar der Grund ist. Der Rest ist Sache der Architekten und Eigentümer. Ich dachte, ich erfahre heute etwas. Aber dazu kam es nicht.«

      Henk lächelte Margit glücklich an.

      »Und ich bin darüber sehr froh, dass es so ist. So habe ich dich getroffen. Vielmehr du hast mich aus dem Wasser gefischt! Alle Fragen beantwortet?«

      »Ja! Doch ich komme nicht mit dir nach Kirchwalden! Mein Kopf brummt. Es ist so viel geschehen, Henk. Ich wandere jetzt langsam über die Almen hinauf zur Oberländer Alm und von dort weiter auf die Berghütte. Wenn ich spazierengehe, kann ich gut denken.«

      »Schade, aber ich kann dich verstehen.«

      Henk schaute auf die Uhr.

      »Wir sehen uns dann am Nachmittag!«

      Er griff nach einem Plan von Waldkogel, der im Handschuhfach des Autos lag und schaute sich an, wie er später fahren musste. Margit erklärte es ihm noch einmal, wie er mit dem Auto zur Oberländer Alm kommen konnte.

      Sie küssten sich noch einmal lange und innig. Dann stieg Margit aus. Henk fuhr davon. Margit sah ihm nach, bis er hinter der Kurve verschwunden war.

      Dann ging sie zu Tonis Eltern ins Wirtshaus.

      *

      Zwei Stunden später war Margit wieder auf der Berghütte. Es war ein warmer Sommertag, und die Berghütte war am Nachmittag voller Hüttengäste. Alois stand hinter dem Tresen und zapfte Bier. Toni bediente die Gäste auf der Terrasse. Margit ging zu Anna in die Küche. Toni kam dazu.

      »Mei, lange bist net unten geblieben, Maja!«

      »Die nächsten Tage wird nix geschehen! Es gibt Probleme auf einer anderen Baustelle«, sagte Maja.

      »Woher weißt des?«, fragte Toni.

      »Das hat mir Henk Gruber gesagt.«

      Toni schaute Margit überrascht an. Er legte die Stirn in Falten.

      »Der ist aber net aus Waldkogel, dieser Henk. Einen Henk Gruber haben wir hier nicht. Wie hast du ihn kennengelernt, und was hat er mit den Feuchtwiesen zu tun?«

      Verlegen strich sich Margit ihr langes blondes Haar hinter die Ohren. Sie lächelte verlegen und errötete leicht.

      »Ich habe ihm vielleicht das Leben gerettet«, sagte Margit zaghaft.

      »Wie bitte?«, fragte Anna erstaunt. »Und wieso vielleicht?«

      Alois hatte im Wirtsraum zugehört. Er stellte das halbvolle Bierglas ab und kam auch die wenigen Schritte in die Küche.

      »Nun erzähle schon!«, forderte Toni Margit auf.

      »Zuerst habe ich ihn auf den Feuchtwiesen gesehen, durch das Fernglas. Dann ist er im Bergsee Schwimmen gegangen. Dabei hat er einen Krampf in die Beine bekommen und ziemlich gezappelt. Also, es sah aus, als würde er ertrinken. Da musste ich ihn retten, oder?«

      Anna, Toni und der alte Alois schauten sich an. Alois holte die Schnapsflasche mit seinem selbstgebrannten Obstler. Er schenkte vier Gläser voll.

      »Also, darauf müssen wir erst mal trinken! Auf Maja, die Lebensretterin!«

      Sie hoben die Gläser, prosteten sich wortlos zu und tranken. Maja verzog das Gesicht.

      »Himmel, der ist wirklich hochprozentig!«, stöhnte sie. »Tut aber wirklich gut!«

      »Bist ein bissel arg mitgenommen, Madl, wie?«, fragte der alte Alois.

      »›Ein bissel‹, wie du das sagst, Alois, das ist die absolute Untertreibung des Jahrtausends! Ich bin da in etwas hineingeschlittert. Der Himmel stehe mir bei!«

      »Des klingt net gut«, sagte Toni mit besorgtem Unterton in der Stimme.

      Margit stützte für einen Augenblick die Arme auf den Tisch und barg das Gesicht in den Händen.

      »Also, es ist wohl das Beste, wenn ich es euch geradeheraus sage. Geplant war, dass ich spioniere und es mir vielleicht gelingt, einem der Männer etwas zu entlocken, sozusagen mit weiblicher List.«

      »Genau, mit List gegen Tücke!«, warf Alois ein.

      »Das ist gründlich danebengegangen, denke ich. Aber wie man es auch sieht. Ich kann wirklich nichts dafür. Es ist einfach geschehen. Er ist auch so süß!«

      Anna, Toni und Alois sahen sich an. Nur mühsam unterdrückten sie ein Schmunzeln.

      »Wer ist süß?«

      »Henk! Henk Gruber! Es hat einfach gefunkt. Der Blitz ist eingeschlagen. Schon als ich ihn durch das Fernglas betrachtete, dachte ich, was für ein Mann. Da muss er mir schon sehr gefallen haben. Ich hatte Herzklopfen. Dann war er am Ertrinken. Ich dachte nicht nach und stürzte mich ins Wasser.«

      »Himmel, wie leichtsinnig! Du hättest selbst ertrinken können!«, stöhnte der alte Alois.

      »Nein! ›Fisch‹, war mein Spitzname in der Schule. Ich gewann jährlich beim Schulwettkampf und holte für meine Schule alle Preise über fünfzig, einhundert und zweihundert Meter Freistil. Jede Staffel gewann, in der ich mitschwamm. Ich habe außerdem das Rettungsschwimmerabzeichen.«

      »Mei, was d’ net sagst! Dann hatte dieser Bursche, dieser Henk, wirklich Glück, dass du in der Nähe warst. Ist ja noch einmal gut gegangen!«, warf Toni ein.

      »Ja, das ist es! Jedenfalls, was seine Rettung anbelangt, war es ein Erfolg. Aber was danach kam, hat mich sehr überrollt. Leute, ich kann nichts dagegen machen. Es kam einfach

      so. Er sah mich an. Wir redeten und dann …«

      »Ja, was dann?«, fragte Toni.

      »Wir haben uns geküsst und ja …, ja, ich gebe es zu, wir sind ineinander verliebt. Er hat große braune Augen und dunkle Haare. Er sieht einfach umwerfend gut aus. Er ist ein richtiger Adonis. Er ist ein Mann, von dem man denkt, dass ihm die Frauen reihenweise zu Füßen liegen.«

      »Dann hast dir ja einen richtigen Burschen geangelt, Maja!«, grinste Alois. »Da kann man dir nur gratulieren.«

      »So einfach ist des nicht, Alois! Er sagt, er sei bei der Firma nicht angestellt, sondern arbeite als Freier für ein Ingenieurbüro. Aber er soll den Boden dort untersuchen. Er sagt, er wisse nicht, was der Eigentümer vorhat. Er war kurz vor sechs Uhr heute Morgen mit irgendwelchen Leuten verabredet, die etwas zu sagen haben. Doch sie kamen nicht. Sie kommen erst nächste Woche.«

      »Und wie geht es jetzt weiter, Maja?«, fragte der alte Alois. »Mei, was machst du hier auf der Berghütte, wenn dieser Henk drunten in Waldkogel ist?«

      »Er kommt rauf! Er will die Tage mit mir auf der Berghütte verbringen«, sagte Margit leise und errötete tief.

      »Mei, Madl, des ist doch wunderbar!«, warf Toni


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