Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Margit zündete vor einem der Seitenaltäre Kerzen an und verharrte einen Augenblick. Sie brachte ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. Sie war dankbar, dass sie die Liebe gefunden hatte und dankbar, dass sie und Henk zum Werkzeug geworden waren, ein schönes Stück Natur.

      Anschließend fuhren sie zu Tonis Eltern ins Wirtshaus mit der kleinen Pension. Dort übernachteten sie. Sie wollten am nächsten Tag Ella Waldner in ihrer Kate im Wald besuchen und ihr als Geschenk eine Tageszeitung mitbringen.

      *

      Es war neun Uhr, als Henks Handy die beiden Liebenden aus dem Schlaf riss. Wie Henk es vorausgesehen hatte, rief sein Büro an. Der Auftrag war storniert worden. Henk sollte zurückkommen.

      »Das wird schlecht zu machen sein, Chef«, sagte Henk. »Ich nehme Urlaub. Ich werde heiraten und meine Flitterwochen hier in Waldkogel verbringen.«

      »Ich wusste nicht, dass Sie eine Braut haben, Herr Gruber! Das ist eine wirkliche Überraschung. Nun dann, herzliche Glückwünsche!«

      »Danke!«

      »Wann wird die Hochzeit sein?«

      »Das behalten wir für uns, Chef! Aber wir feiern noch einmal nach meinen Urlaub! Grüßen Sie mir die Kollegen schön! Und ›Pfüat di‹, wie man hier in den Bergen sagt.«

      Henk legte auf und drehte sich im Bett zu Maja um.

      »Was hältst du davon, wenn wir hier heiraten?«

      »Du meinst, das geht so einfach?«

      »Sicherlich! Der Bürgermeister ist uns einen Gefallen schuldig. Wir haben die Feuchtwiesen gerettet.«

      »Wo du recht hast, hast du recht, Henk! Also heiraten wir!«

      Maja kuschelte sich in Henks Arm.

      Am Nachmittag besuchten sie Ella Waldner in ihrer Kate. Sie freute sich sehr.

      Sie kamen nicht alleine an. Unterwegs hatten sie Bürgermeister Fellbacher getroffen, der ebenfalls auf dem Weg zu Ella war und ihr eine Zeitung brachte.

      Ella setzte ihre Lesebrille auf und las den Zeitungsartikel. Sie ließ die Zeitung sinken.

      »Was ist, Ella? Du schaust net glücklich aus. Wir dachten, du freust dich wie eine Schneekönigin«, staunte Bürgermeister Fellbacher.

      »Mei, des nützt nix, Fellbacher! Aber danke für die gute Absicht!«

      »Mei, Ella, warum soll des nix nützen? Ja, hast denn net verstanden?«

      »Sicher, ich freue mich, dass die Feuchtwiesen jetzt geschützt werden und dass der Ruppert Schwarzer seinen Plan net umsetzen kann, was immer er auch vorhatte. So genau werden wir das nie erfahren, denke ich. Ist auch nicht so wichtig. Aber die Feuchtwiesen sind für mich trotzdem verloren.«

      »Wieso?«, fragte Bürgermeister Fellbacher nochmals erstaunt.

      Margit begriff sofort, was Ella Waldner bedrückte.

      »Herr Bürgermeister«, sagte Margit, »die Landschaftsschutzverordnung besagt, dass auf geschützten Wiesen keine Kräuter gesammelt werden dürfen.«

      Ella Waldner nickte Margit zu.

      Bürgermeister Fellbacher grinste. Natürlich war dieses Argument für ihn nicht neu.

      Er hatte es nur spannend machen wollen.

      »Mei, des weiß ich doch! Aber dafür haben wir vorgesorgt. Ich habe heute Morgen schnell eine Sondersitzung des Gemeinderats einberufen. Die Gemeinde Waldkogel hat beschlossen, dem Eigentümer die Wiesen abzukaufen, symbolisch für einen Euro. Die Besitzer haben auch schon zugestimmt. Des ist billiger für sie, so sparen sie die Grundsteuer, denn machen können sie nix damit.«

      »Sie sind mir ja ein ganz schlauer Fuchs«, sagte Henk.

      »Ja, der bin ich! Wenn es um das Wohl und Wehe von Waldkogel geht, dann kenne ich keine Grenzen. Da kann ich ziemlich trickreich sein. Deshalb bin ich wohl auch immer wieder gewählt worden mit großer Mehrheit, meistens einstimmig!«

      Mit einem verschmitzten Lächeln griff Bürgermeister Fellbacher in die Innentasche seines Lodenjankers. Er legte Ella Waldner ein Schreiben auf den Tisch.

      »Des ist nur die juristische Absicherung, Ella! Die Gemeinde Waldkogel bestellt dich zur ehrenamtlichen Pflegerin der Feuchtwiesen am Bergsee. Du musst gut darauf aufpassen.«

      Bürgermeister Fellbacher grinste verschmitzt.

      »Dazu gehört vor allen Dingen, dass du aufpasst, dass die Pflanzen und seltenen Kräuter gedeihen. Die dürfen wie in einem Beet auch nicht zu dicht stehen, damit sie sich gegenseitig nicht die Nährstoffe, das Licht und so weiter fortnehmen. Deshalb musst du sie gelegentlich an einigen Stellen ein bissel ausdünnen. Du verstehst? Falls du net verstehen tust, dann sage ich des dir jetzt. Du musst einige entfernen, rausreißen. Die kannst du natürlich net auf der Wiese liegen lassen. Die musst wegbringen.«

      Margit und Henk brachen in lautes Lachen aus. Ella Waldner schmunzelte. Sie schaute Bürgermeister Fellbacher an und sagte:

      »Ja, ja! Ich habe verstanden! Ich bin zwar nimmer die Jüngste, aber verstehen tue ich noch alles. Bist ein gerissener Fuchs, Fellbacher! So viel Mühe hättest dir net machen müssen, um bei der nächsten Wahl meine Stimme zu bekommen. Die hätte ich dir auch so gegeben.«

      Sie lachten alle.

      Bürgermeister Fellbacher bedankte sich bei Margit und Henk für die Hilfe.

      »Schade, dass solche Leut’ wie ihr keine Bürger von Waldkogel sind.«

      »Damit können wir Ihnen im Augenblick keine Freude machen, Herr Fellbacher! Aber das Leben ist lang. Wenn wir mal alt sind und Rente beziehen, dann verbringen wir bestimmt unseren Lebensabend in Waldkogel. Damit Sie sehen, wie sehr wir Waldkogel und die schönen Berge lieben, haben wir uns entschlossen, hier zu heiraten.«

      Bürgermeister Fellbacher schlug sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel, dass das Leder seiner Kniebundhose krachte.

      »Des höre ich doch gerne. Wann soll es sein?«

      Die nächste Stunde besprachen Henk und Margit mit Fellbacher ihre Hochzeit. Das heißt, meistens redete Fellbacher. Er übertraf sich bei der Planung fast selbst. Die Gemeinde Waldkogel würde die Hochzeit der beiden zu einem besonderen Fest machen, da Henk und Margit so viel getan hatten.

      *

      Bernd und Sandra staunten nicht schlecht, als Henk sie anrief und sie kurzfristig zu seiner Hochzeit einlud. Sie setzten sich sofort ins Auto und fuhren die ganze Nacht durch nach Waldkogel. Sie wollten Henks Traumfrau sehen und von ihr und Henk noch einmal ganz ausführlich hören, wie sie sich gefunden hatten.

      »Die Liebe hat eben eingegriffen«, sagte Henk. »Die Liebe ließ sich einen großen Trick einfallen, damit wir uns endlich fanden. Denn die Liebe wusste, dass unsere Herzen zusammengehören!«

      Bernd und Sandra halfen Henk und Margit bei den Hochzeitsvorbereitungen.

      Zwei Wochen später traute Bürgermeister Fritz Fellbacher Henk und Margit im Rathaus. Die kirchliche Trauung in der schönen Barockkirche von Waldkogel nahm unmittelbar anschließend Pfarrer Zandler vor. In seiner Predigt ging Pfarrer Zandler ausführlich auf den Spruch ein, den das Brautpaar gewählt hatte.

      »Macht euch die Erde untertan.«

      Pfarrer Zandler sagte deutlich, dass dieser Satz ständig missinterpretiert würde. Inhaltlich wären die Menschen zum Hüter und Bewahrer der Natur und der ganzen Erde bestimmt. Und in diesem Sinne hätte das Brautpaar gehandelt. Beifall füllte die Kirche, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Die Waldkogeler wollten damit dem jungen Paar danksagen, dafür dass sie einen Zugriff Ruppert Schwarzers auf ihr schönes Waldkogel verhindert hatten.

      Nach der Trauung feierten alle bei Tonis Eltern im Wirtshaus.

      Henk und Margit verbrachten wunderbare vier Wochen in Waldkogel. Sie wohnten bei Toni auf der Berghütte, machten ausgedehnte Wanderungen durch die Berge,


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