Der Raum, in dem alles geschah. John Bolton
Читать онлайн книгу.und dass er faktisch von den Karrieristen gefangen genommen worden sei. Ich erklärte auch, warum das Außenministerium eine »Kulturrevolution« brauchte, aufgrund seines Bestrebens, die Außenpolitik allein zu betreiben, insbesondere unter republikanischen Präsidenten, wobei sowohl Trump als auch Kelly zustimmend nickten. Trump fragte Kelly, was Tillerson seiner Meinung nach falsch mache, und Kelly sagte, Tillerson versuche, die Entscheidungsfindung zu sehr in seinen eigenen Händen zu zentralisieren. Ich stimmte dem zu, sagte aber, dass das Delegieren von Befugnissen damit einhergehen müsse, die richtigen Leute einzusetzen, an die man delegieren könne. Kelly stimmte wiederum zu und sagte: »Delegieren unter Aufsicht.«
Trump sagte daraufhin zu Kelly: »John kennt dieses Ding [das Außenministerium] in- und auswendig.« Kelly nickte zustimmend. Ich fand es auffällig, dass Trump das Thema McMaster nicht ansprach. Als wir das Treffen beendeten, sagte Trump: »Sie sind immer noch bereit, für die richtige Position zu uns zu kommen, habe ich recht?« Ich lachte und sagte: »Für die richtige Position ja.« Als Kelly und ich zurück in die Lobby des West Wing gingen, bemerkte er: »Der Mann liebt Sie. Nachdem wir den ganzen Tag hier verbringen, ruft er mich abends um halb zehn zu Hause an und sagt: ›Haben Sie gerade Bolton im Fernsehen gesehen?‹« Ich sagte Kelly, er solle mich anrufen, wenn ich behilflich sein könne, und verließ das Gebäude.
Eine Woche vor Weihnachten traf ich mich noch einmal etwa vierzig Minuten lang mit Kushner zum Nahost-Friedensplan und hatte im Laufe des Monats noch einige andere Gespräche mit ihm. Ansonsten war es für den Rest des Monats ruhig. Frohes neues Jahr!
Am 6. Januar 2018 twitterte Trump inmitten eines Strudels aus Pressekommentaren zum neuen Buch über ihn, »Feuer und Zorn«, dass er ein »sehr stabiles Genie« sei. Als sich eine weitere gesetzlich vorgeschriebene Entscheidung des Präsidenten näherte, darüber, ob die Sanktionen aus der Zeit vor dem Iran-Deal wieder in Kraft treten sollten, beschloss ich, mich erst einmal zurückzulehnen. Sie wussten, wie sie mich erreichen konnten, wenn sie es wollten, und niemand nahm Kontakt zu mir auf. Trump wiederholte, was er im Oktober getan hatte, und verhinderte, dass die Sanktionen wieder in Kraft traten, aber bescheinigte nicht, dass der Iran sich an die Abmachung hielt. Keine Fortschritte.
Und dann kehrte Nordkorea ins Rampenlicht zurück, als Südkorea Gastgeber der Olympischen Winterspiele war. Pence und Ivanka Trump vertraten die USA, inmitten von Spekulationen über Gespräche mit der Nordkorea-Delegation. Ich gab Interviews, in denen ich Pence dafür lobte, nicht zuzulassen, dass der Norden einen Propagandavorteil erlangte oder einen Keil zwischen uns und Südkorea trieb. Pence twitterte daraufhin: »Gut gesagt @AmbJohnBolton«, was ein schönes Signal war. Natürlich setzte der südkoreanische Präsident Moon Jae-in aus innenpolitischen Gründen alles daran, seinen »Erfolg«, die Teilnahme hochrangiger Nordkoreaner, hervorzuheben, insbesondere der jüngeren Schwester von Kim Jong-un, Kim Yo-jong (von den USA als bekannte Menschenrechtsverletzerin sanktioniert). Tatsächlich hatte Kim Yo-jong eine Mission und lud Moon in den Norden ein, was er sofort annahm. Wie sich später herausstellte, hatte Seoul die Kosten für die Teilnahme Pjöngjangs an den Spielen bezahlt, nicht aus olympischem Geist, sondern einem traurigen, etablierten Muster folgend.31 Die südkoreanische Linke betete diese »Sonnenscheinpolitik« an, die im Grunde davon ausging, dass es der Halbinsel Frieden bringen würde, wenn man zu Nordkorea nett wäre. Stattdessen subventionierte man nur immer wieder die Diktatur des Nordens.
Am 6. März hatte ich ein weiteres Treffen mit Trump. Während ich in der Lobby des West Wing wartete, sah ich im Fernsehen, wie Reporter fragten, was für ihn der Grund sei zu glauben, dass der Norden jetzt bereit sei zu verhandeln, und Trump antwortete fröhlich: »Ich.« Ich hoffte, dass er sich über die Angst Nordkoreas im Klaren war, dass er im Gegensatz zu Obama bereit war, wenn nötig militärische Gewalt anzuwenden. Ich ging gegen 16.40 Uhr ins Oval und saß wieder einmal vor dem völlig sauberen Resolute Desk. Trump sagte gerade zu mir, als Kelly hereinkam: »Habe ich um dieses Treffen gebeten oder Sie?« Ich sagte, ich hätte es getan, und er antwortete: »Ich dachte, ich wäre es gewesen, aber ich bin froh, dass Sie gekommen sind, denn ich wollte Sie sehen.« Wir fingen an, über Nordkorea zu sprechen, und ich erklärte, dass ich glaubte, Kim Jong-un versuche Zeit zu gewinnen, um die relativ wenigen (wenn auch essenziellen) Aufgaben zu erledigen, die noch notwendig waren, um eine lieferbare Atomwaffenkapazität zu erreichen. Das bedeutete, dass Kim Jong-un militärische Gewalt nun besonders fürchtete; er wusste, dass Wirtschaftssanktionen allein ihn nicht daran hindern würden, dieses Ziel zu erreichen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob Trump das alles verstand, aber ich erwähnte auch Berichte über den Verkauf von Chemiewaffenausrüstung und Vorläuferchemikalien durch Nordkorea an Syrien, was wahrscheinlich vom Iran finanziert worden war.32 Wenn das stimmte, könnte diese Verbindung sowohl für Nordkorea als auch für den Iran von entscheidender Bedeutung sein und zeigen, wie gefährlich Pjöngjang war: Jetzt verkaufte man Chemiewaffen, bald schon würde man Atomwaffen verkaufen. Ich drängte ihn, sich auf dieses Argument zu stützen, um sowohl den Ausstieg aus dem Atomdeal mit dem Iran als auch eine härtere Linie gegenüber Nordkorea zu rechtfertigen. Kelly stimmte dem zu und forderte mich auf, in der Öffentlichkeit weiter Druck zu machen, was ich ihm auch versicherte.
Zum Atomdeal mit dem Iran sagte Trump: »Keine Sorge, da steige ich aus. Ich habe gesagt, sie könnten versuchen, die Sache in Ordnung zu bringen, aber das wird nicht geschehen.« Er fing an darüber zu reden, wie gern er Tillerson entlassen wollte, und sagte: »Sie wissen, was schiefläuft. Ich hätte Sie sehr gerne da drüben.« Aber er sagte, er glaube, dass sich eine Bestätigung mit einer republikanischen Mehrheit von nur 51 zu 49 schwierig gestalten würde. »Dieser Mistkerl Rand Paul wird gegen Sie stimmen, und McConnell befürchtet, dass er auch andere Republikaner überzeugen könnte, die seine Stimme bei den Richtern und anderen Dingen brauchen. Was hören Sie?« Ich sagte, dass ich Pauls Stimme nicht bekommen würde, aber dass ich überrascht wäre, wenn er andere Republikaner mit sich zöge. (Die wirkliche Auszählung im Senat schien jedoch zunehmend 50 zu 49 zu sein, da sich John McCains Gesundheitszustand weiter verschlechterte, so dass die Aussicht bestand, dass er vielleicht nie wieder nach Washington zurückkehren würde). Ich sagte, auch auf der Grundlage früherer Gespräche mit republikanischen Senatoren, dass wir eine Handvoll Demokraten aufstellen könnten, insbesondere in einem Wahljahr. Ich bezweifelte, dass ich Trump überzeugt hatte, und er fragte: »Was würde Sie sonst noch interessieren?« Ich antwortete: »Nationaler Sicherheitsberater.« Kelly brach sein Schweigen, um zu unterstreichen, dass dieser Job keine Bestätigung durch den Senat erforderte, und Trump fragte fröhlich: »Ich muss mir also keine Sorgen wegen dieser Clowns da oben machen?«, und sowohl Kelly als auch ich sagten: »Richtig.«
Dann begann ich mit einer Beschreibung dessen, was ich für die Kernaufgaben des Nationalen Sicherheitsberaters hielt, nämlich sicherzustellen, dass dem Präsidenten alle Optionen vorgelegt und seine Entscheidungen dann ausgeführt werden, woraufhin Kelly energisch nickte. Ich sagte, dass ich glaubte, durch meine Ausbildung als Prozessanwalt für diese Rolle gerüstet zu sein, weil ich die Optionen fair präsentieren könne, aber trotzdem meinen eigenen Standpunkt habe (wie man es auch mit Mandanten tut), und dass ich verstünde, dass er die endgültigen Entscheidungen treffe, worauf ich ihm wieder einmal die Geschichte von Dean Acheson / Harry Truman erzählte. Trump und Kelly lachten beide. Trump fragte mich, was McMaster meiner Meinung nach richtig gemacht hätte, und ich sagte, es sei eine echte Leistung, im ersten Amtsjahr eines Präsidenten eine gute nationale Sicherheitsstrategie zu schreiben, etwas, das es unter anderem in der Amtszeit von George W. Bush nicht gegeben habe. Trump fragte mich, was Mattis meiner Meinung nach gut gemacht hätte, und ich erwähnte die beträchtliche Aufstockung des Verteidigungshaushalts im Vergleich zu den Obama-Jahren, die die Regierung kürzlich erreicht hatte. Bevor ich zu Ende reden konnte, sagten Trump und Kelly gleichzeitig, der Haushaltserfolg sei Trumps Verdienst, nicht das von Mattis. Ich fand, das war eine echte Offenbarung über Trumps Haltung Mattis gegenüber.
Das Treffen endete nach etwa fünfunddreißig Minuten, und Trump sagte: »Okay, haben Sie weiterhin Geduld, ich werde Sie anrufen.« Kelly und ich verließen das Oval, und er fragte: »Haben Sie an die Reaktion der Medien gedacht, wenn Sie ernannt werden?« Das hatte ich, und ich sagte, dass ich das bereits durchgemacht hatte, als ich für das Amt des UN-Botschafters nominiert wurde. Kelly sagte: »Ja, das war empörend. Aber denken Sie trotzdem noch einmal darüber nach, denn er meint es ernst.« Ich hatte mir über die Jahre so viel