Cyborg-Daddy wider Wissen. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.ich würde sie auch bekommen.
Nichts würde mich davon abhalten.
Zufrieden darüber, einfach im selben Raum mit ihr zu sein, genoss ich das Gefühl, wie sich die kalten kleinen Bonbonbären in meinem Mund erwärmten und an meinen Zähnen klebten. Auf Atlan gab es keine vergleichbare Nascherei und ich fand zunehmendes Gefallen an der schockierenden Kombination aus Frost und Süße, die auf meiner Zunge explodierte. Ich entspannte mich; ich war genau da, wo ich sein wollte.
Der menschliche Verbrecher prüfte nicht die Ecke, als er den Laden mit einer kleinen Waffe in der Hand betrat.
Es würde sein letzter Fehltritt werden.
Die Menschen nannten die primitive Projektilfeuerwaffe einen Revolver. Das Ding war einfach. Anfällig für Fehlzündungen. Laut und mit begrenzter Feuerkapazität.
Alles in allem war die kleine silberne Waffe in jeder Hinsicht minderwertig. Aber sie konnte meine Frau töten.
Gabriela sah ihn sofort und der Ausdruck auf ihrem süßen Gesicht, als sie hinter der Maschine mit dem Erdengeld stand, ließ noch ehe ich ihr Einhalt gebieten konnte meine Bestie hervorschnellen. Ihre sonst so rosigen Wangen wurden ganz blass. Sie riss verängstigt die Augen auf. Ihr Körper zitterte, allerdings nicht vor Freude.
Ich bemerkte es sofort. Die Tür war nicht weit von ihrem Posten entfernt. In weniger als einer Sekunde hatte der Typ sie an der Schulter gepackt. Mit der anderen hielt er ihr die Waffe an den Kopf. Beide standen hinter der niedrigen Theke, wo sie normalerweise das Geld der Kunden entgegennahm.
Er war recht groß für einen Erdenmann und unter seinem Baseballcap standen dunkle Haare hervor. Sein übergroßes T-Shirt betonte nur seine hagere Figur. Ich könnte ihn zerbrechen wie einen Zweig. Dieselben blauen Hosen, wie sie die meisten Menschen trugen, schlenkerten um seine Hüften herum. Beide Arme waren mit Zeichnungen bedeckt. Tattoos, wie ich gelernt hatte, mit verstörenden Abbildungen. Er war sehr viel größer als Gabriela, sein Griff war unnachgiebig, seine Absicht offensichtlich.
“Jorik!” schrie sie mit aufgerissenen Augen, als ich mich näherte. Sie zitterte und wollte ihren Kopf von der Waffe wegziehen. “Lauf.”
Lauf? Wie … verschwinden? Jetzt? Während sie in dieser Lage war? Bedroht wurde? Bei dem Gedanken ballte ich nur die Fäuste zusammen. Sie wollte mich beschützen. Mich! Ich trug zwar meine Koalitionsuniform, war aber unbewaffnet. Aber ich brauchte keine Waffe, um ihr zu helfen.
Seine Waffe war zwar nichts im Vergleich zu einer Ionenpistole, allerdings wusste ich, dass sie töten konnte, besonders wenn sie direkt an ihren Kopf gepresst wurde. Die Erde war ein primitiver Planet. Ohne ReGen-Technologie starben die Leute die ganze Zeit über an Schussverletzungen. Meine Gabriela würde eine solche Verletzung nicht überleben.
Meine Bestie brach hervor und ich fühlte mich größer und größer. Breiter. Dieses … Arschloch war dabei meine Frau zu bedrohen?
Als er mich erblickte, machte er große Augen.
Ich grinste. Er mochte zwar denken, dass er eine kleine Frau einschüchtern konnte, aber mir war er keinesfalls gewachsen. Er könnte gerne das gesamte Magazin seiner primitiven Waffe auf mich feuern und solange er mir nicht ein Loch in den Schädel ballerte, würde ich ihn trotzdem in Stücke reißen.
“Du wagst es meine Frau zu bedrohen?” brachte ich halb knurrend hervor. Die Bestie war aufgewacht.
“Es geht hier nicht um dich.” Sein Mundwinkel bog sich nach oben. “Ich will Geld und sie wird es mir geben.”
“Du willst gar nichts. Du bist so gut wie tot.”
“Nein.” Er schüttelte den Kopf, als ob es eine andere Option gäbe. “Ich will nur das Geld, Mann. Keine Verletzten.” Als ich näher kam, zitterte er noch heftiger als Gabriela. Dennoch war er kein totaler Vollidiot. Er hielt die Waffe gegen ihren Schädel gepresst, statt sie auf mich zu richten. Sobald sie außer Gefahr war, würde er sterben.
“Du hast sie angerührt und hältst ihr eine Knarre an den Kopf,” sprach ich. Dafür würde er sterben.
“Du bist einer von diesen scheiß-Aliens,” erwiderte er und zückte endlich seine Waffe in meine Richtung. Doch nicht so clever.
Meine Bestie wurde immer aufgebrachter, sie wollte das hier schleunigst beenden. Meine Haut dehnte sich, mein Fokus wurde messerscharf.
Töten. Verstümmeln. Vernichten.
“Das bin ich.” Meine Bestie übernahm und meine Stimme wurde immer tiefer.
“Du … wächst?” Seine Augen wanderten auf und ab, seine Hand zitterte.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu. “Ich bin Atlane. Weißt du, was das bedeutet?”
Er schüttelte ruckartig den Kopf, dann zog er Gabriela vor seinen Körper. Ein menschlicher Schutzschild. Sie schrie und kniff die Augen zusammen, als ein leises, schmerzverzerrtes Wimmern ihren Lippen entwich. Ich wusste, dass er ihr wehgetan hatte und knurrte.
“Das bedeutet, dass in mir eine Bestie lebt. Eine Bestie, der es überhaupt nicht gefällt, wenn meine Frau bedroht wird.”
“Bestie?” sprach er. Sein Hirn verarbeitete meine Worte und ein paar Sekunden lang blickte er auf Gabriela, ehe er sie beiseitestieß. Feste.
Sie fiel zu Boden und landete mit einem lauten Schlag hinter der Theke, wo ich sie nicht länger sehen konnte. Sie stöhnte und ihre Atmung war flach und aufgeregt.
Das ging gar nicht.
“Bestie,” wiederholte ich zähnefletschend. Ich hatte mich nicht länger unter Kontrolle. Meine innere Kreatur hatte die Kontrolle übernommen. Ich war vollständig transformiert. Ich konnte nur noch ein einziges Wort hervorbringen.
Der dumme Mensch feuerte seine Waffe, die Kugel war schnell, allerdings nicht schnell genug. Meine Bestie wich aus und streckte den Arm aus, sie riss ihm die Waffe aus der Hand und riss seinen schreienden Kopf von den Schultern.
Gabriela Olivas Silva, Miami, Florida
Meine Ohren rauschten und vor der Theke konnte ich Joriks Stimme hören. Dann die des Gangsters.
Es fiel ein Schuss.
Dann hörte ich einen Schrei—einen grässlichen Schrei—, unterbrochen von einem … ich wollte mir gar nicht vorstellen, was für ein Geräusch das war. Mein Kopf schmerzte an der Stelle, wo ich auf dem Weg nach unten gegen die Theke geschlagen war. Ich würde eine Beule davontragen, aber das schien zum Glück meine einzige Verletzung zu sein. Solange mein Herz nicht in meiner Brust explodierte, würde ich es überstehen.
Eine Knarre. Dieser Mistkerl hatte mir eine Knarre an den Kopf gehalten. Er hätte mich …
“Gabriela?”
Joriks Stimme stoppte meine Panikattacke und ich versuchte mich aufzusetzen, ohne dabei wie eine Idiotin auszusehen, denn genauso fühlte ich mich. Dieser Gangster hatte sich die letzten beiden Tage hier herumgedrückt und die Lage ausgecheckt. Gestern früh war er hereingekommen und hatte gefragt, ob er die Toilette benutzen konnte. Ich hätte nein sagen sollen. Aber er sah aus, als ob er eine kleine Pause gebrauchen konnte. Verschlissenes T-Shirt. Rissige Jeans. Schuhe mit Loch an den Zehen und zwei Sorten Schnürsenkeln. Sein Haar war schmutzig und ungekämmt gewesen. Er sah aus wie ein Obdachloser, was er wahrscheinlich auch war, und ich hatte schon immer eine Schwäche für Notleidende gehabt.
Hauptsächlich Tiere. Aber gestern hatte ich eine Ausnahme gemacht—und es hinterher bereut. Tiere logen und betrogen nicht, sagten auch keine fiesen Sachen. Sie gaben einfach ihr Bestes. Menschen auf der anderen Seite? Menschen waren gefährlich.
Und Aliens scheinbar auch.
“Gabriela?” Noch ehe ich mich aufrappeln konnte, waren seine Hände auf mir und hoben mich wie ein Federgewicht von den dreckigen Fußmatten.
Noch