Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Mei, Hans! Hatten die beide eine heiße Liebesnacht?«

      »Also daneben gestanden habe ich nicht! Wenn du das meinst? Aber von meiner Cousine Elfi weiß ich so manches. Die Gesa hat so allerlei erzählt. Dann muß es wohl stimmen, oder?«

      »Es kann stimmen! Es muß aber net!«

      Toni holte tief Luft. Er schaute Hans genau in die Augen.

      »Du bist mir vielleicht ein schöner Bergkamerad! Mit dir würde ich nie in einer Seilschaft gehen. Naa! Naa! Falls etwas passiert, dann ziehe ich dir das Fell über die Ohren. Jedenfalls, ich gebe dir den dringenden Rat mit dem Dieter zu reden. Wenn da nix gewesen ist, dann muß er des wissen. Du weißt, daß er sich an nix erinnern kann.«

      Toni stieg ins Auto und fuhr davon. Er war ärgerlich und wütend. Das Bild fügte sich wie ein Puzzle immer mehr zusammen. Für Toni war es klar. Das sah für ihn nach einem Komplott aus. Doch wie war das zu beweisen? Wenn Gesa und Hans darauf beharrten, daß Dieter und Gesa eine heiße Liebesnacht verbracht hatten und Gesa ihren Zustand als eine Folge daraus darstellte, dann hatte Dieter schlechte Karten. Darüber machte sich Toni keine Illusionen.

      *

      Ina saß eine Weile in ihrem Auto und dachte nach. Toni kennt Dieter nicht so gut wie ich, entschied sie. Sie kam zu dem Schluß, daß sie doch sofort hinauf auf die Berghütte wollte.

      Ina steuerte ihren Wagen hinauf auf die Oberländer Alm. Dort erkundigte sie sich bei Ella und Wenzel Oberländer nach dem Weg.

      Während Ina den Bergpfad hinaufhastete, der zur Berghütte führte, nahm sie die wunderbare Aussicht über das Tal nicht wahr. Sie warf keinen Blick in die Richtung der Berggipfel. Ina setzte wie in Trance Fuß vor Fuß. Sie dachte nur an Dieter und lauschte auf das ängstliche Klopfen ihres Herzens.

      Anna stand auf der Terrasse der Berghütte und sah Ina über das Geröllfeld kommen. Toni hatte Anna angerufen und ihr von seinem Zusammentreffen mit Ina berichtet. Für Anna war es verständlich, daß Ina gekommen war. Wäre Toni an der Stelle von Dieter und sie, Anna, an der Stelle von Ina, dann wäre sie auch gekommen.

      »Grüß Gott! Du mußt die Ina sein!«

      »Grüß Gott! Ja, die bin ich! Woher…?«

      »Dieter hat ein Bild von dir in seiner Geldbörse.«

      Ina lächelte.

      »Wo ist Dieter? Ich habe Toni getroffen. Er sagte, Dieter sei in den Bergen.«

      »Ja, er ist beim ›Erkerchen‹!«

      Anna legte den Arm um Ina.

      »Ina, nun komm mit mir. Ich denke, es ist besser, wenn wir beide erst mal zusammen reden.«

      »Du weißt etwas? Toni wohl auch. Er wollte es mir aber nicht sagen.«

      Anna schmunzelte.

      »Das mußt du dem Toni nachsehen. Es handelt sich um eine Frauenangelegenheit. Da fällt es ihm als Mann schwer, darüber zu reden. Außerdem ist die Angelegenheit in meinen, Tonis und in den Augen des alten Alois sehr zweifelhaft.«

      Der alte Alois kam hinzu.

      »Grüß dich, Madl! Ich bin der alte Alois! Ich kann der Anna nur zustimmen. Des ist alles ein bissel sehr sonderbar. Aber des wird dir die Anna erklären. Geh’ nur mit ihr!«

      Anna holte aus der Küche einen Korb. Sie hakte sich bei Ina unter.

      »Komm wir gehen hinter die Berghütte auf den Holzplatz. Da sind wir ungestört. Derweilen wird sich der alte Alois um die Hüttengäste kümmern.«

      Anna rief Sebastian und Franziska herbei. Sie bat die beiden Kinder, Alois zu helfen.

      Anna führte Ina hinter die Berghütte. Dort setzten sie sich auf die Stühle, die Anna schon vorher dorthin gebracht hatte. Der Hack-Klotz diente als Tisch. Anna packte Becher, Kuchen und Kaffee in einer Warmhaltekanne aus dem Korb aus.

      »Nun rede schon, Anna!« sagte Ina ungeduldig.

      Anna nickte und trank einen Schluck Kaffee.

      »Es gibt hier in Waldkogel ein Madl. Das behauptet, eine Liebesnacht mit Dieter wäre nicht ohne Folgen geblieben.«

      Anna ließ die Worte auf Ina wirken. Diese schaute Anna mit großen Augen an. Es dauerte eine Weile, bis Ina die Tragweite ganz begriff. Sie legte die Hand auf ihre Brust, so als wollte sie ihr Herz festhalten. Sie schloß die Augen.

      »Ja, das könnte etwas sein, was Dieter mir nicht sagen wollte«, flüsterte Ina. »Was könnte ihm sonst Kummer machen? Kummer, wor­über er nicht mit mir sprechen wollte?«

      Anna sah, wie die Wimpern um Inas Augen feucht wurden.

      »Hat Dieter es zugegeben? Will er sie jetzt heiraten?« fragte Ina leise.

      Anna zuckte mit den Schultern.

      »Dieter ist völlig fassungslos. Er kann sich das nicht erklären.«

      Anna berichtete Ina, was Dieter ihr, Toni und dem alten Alois anvertraut hatte.

      »Ich verstehe! Es kann so sein – es kann aber auch nicht so gewesen sein. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß ein Madl einem fremden Burschen ein Kindl unterschieben will. Also, ich würde das nicht fertigbringen. Das ist Betrug! Betrug gegenüber dem Burschen und dem ungeborenen Kindl auch.«

      Ina war erschüttert.

      »Jetzt verstehe ich, warum Dieter nicht mit mir sprechen wollte.«

      Ina hielt den Becher mit Kaffee in beiden Händen und nippte daran.

      »Was wirst du jetzt machen, Ina?«

      Ina zuckte mit den Schultern.

      »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich bin ganz durcheinander. Vielen Dank, Anna. Daß du mich gewarnt hast, daß du mir alles erzählt hast. Es muß dir bestimmt nicht leicht gefallen sein.«

      »Ja, so war es. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob ich mit dir reden sollte. Ich wollte dich nicht so unvorbereitet zum ›Erkerchen‹ gehen lassen. Ich hatte Angst, es wäre ein zu großer Schock für dich!«

      Ina schaute Anna an.

      »Anna, ich liebe Dieter! Ich weiß, daß er mich liebt. Oder sollte ich sagen, ich dachte, daß er nur mich liebt? Sicher bin ich geschockt. Es tut weh. Es tut so schrecklich weh, Anna. Aber auf der anderen Seite kann ich es nicht glauben. Ich kann es nicht verstehen. Es ist unvorstellbar für mich. Ich kann mir Dieter nicht in den Armen einer anderen Frau vorstellen. Dieter ist eine ehrliche Haut. Es muß wirklich so sein, daß er sich an nichts erinnern kann. Das kann ja nicht gestern geschehen sein. Wenn da etwas gewesen wäre, dann hätte ich eine Veränderung an Dieter bemerkt. Er sprach in letzter Zeit nur von der gemeinsamen Zukunft. Das hätte Dieter nicht getan, wenn er es nicht ehrlich und aufrichtig meint. Er liebt mich. Ich denke nicht, daß er etwas mit einem anderen Madl hat. Nein, nein, nein! Das kann nicht sein. Auch wenn es nur ein einziges Mal hat sein sollen. Daß sich ein Mann überhaupt nicht an eine feurige Liebesnacht erinnern kann, das glaube ich nicht. Vielleicht kann sich sein Kopf nicht erinnern? Sein Herz wird sich erinnern, auch wenn es ihm nicht bewußt ist. Wäre da etwas, dann müßte ich es doch gespürt haben – gespürt in seinen Küssen – gesehen im Blick seiner Augen. Anna, ich kann mich doch in Dieter nicht so getäuscht haben! Oder habe ich mir selbst etwas vorgemacht? Anna, ich stelle mir plötzlich Frage über Frage. Aber ich habe keine Antwort. Nichts ist, wie es einmal war. Anna, oh, Anna! Es war alle so klar zwischen mir und Dieter. Jetzt verstehe ich nichts mehr. Ich begreife es nicht. Ich weiß nichts mehr.«

      Die Worte sprudelten nur so aus Ina hervor, teilweise verwirrend, auf jeden Fall ungeordnet. Es waren Gedanken. Sie wägte ab, versuchte sich selbst Klarheit zu verschaffen.

      »Wenn ich an Gesas Stelle wäre, würde ich auch kämpfen. Immerhin hat sie eingesehen, daß die Verbindung wohl nicht von Dauer ist – sein kann. Sie scheint eine kluge junge Frau zu sein. Warum sollte sie einer Dummheit eine weitere Dummheit folgen


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