Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Gott!« grüßte Julian freundlich, als er in die Küche kam.

      Alle wechselten ein paar freundliche Worte.

      »Julian, wie lange brauchst du noch? Bist net bald fertig?« fragte die Bäuerin.

      »Des wird schon. Ich bin schon bei den Feinheiten. Des wird eben alles im alten Stil gemacht. Diese Farben, die brauchen eben lange, bis sie ganz trocken sind und ich weitermalen kann. Aber ich denke, daß ich in zwei Tagen fertig werde.«

      Die Unterholzerbäuerin seufzte glücklich.

      »Das ist gut, Julian! Der Vater möchte, daß du dir danach unsere Almhütte anschauen tust. Die Giebelwand ist aus Stein und hat ebenfalls Malereien auf weißem Grund. Die müssen auch erneuert werden. Es trifft sich gut, daß wir im Augenblick keine Gäste haben. Wenn du fertig bist, dann sollst du dir das ansehen. Vielleicht kannst du dann gleich droben weitermachen.«

      »Mei, so schnell geht des net, Gundi! Ich muß da schon ein bisserl planen.«

      »Hast du noch andere Baustellen?«

      »Darum geht es net. Aber ich muß prüfen, was des für Farben sind und ob der Untergrund noch tragfähig ist. Vielleicht sind Vorarbeiten zu machen oder ich muß mich um die besonderen Farben kümmern. Des muß alles geplant werden, verstehst, Gundi?«

      »Des ist zu verstehen«, warf der Bauer ein.

      Gundi tat, als würde sie überlegen. Dann schaute sie Julian an.

      »Ich gehe heute mittag ohnehin rauf. Da muß mal gelüftet und staubgewischt werden. Ich weiß nicht, ob du gegen Abend Zeit und Lust hast, mich zu besuchen. Dann könntest du dir alles anschauen.«

      Gundi sah, daß Julians Augen vor Freude kurz aufblitzten.

      »Des könnte ich einrichten!«

      »Gut, dann sind wir uns einig!« sagte Gundi knapp und sah Julian dabei nicht an.

      Ihr Herz klopfte. Sie war bemüht, sich aber nichts anmerken zu las-sen.

      »Ist dir des so recht, Vater?«

      »Ja, ja! Je schneller die Hütte restauriert wird, desto schneller kann ich des mit der Behörde in Kirchwalden abwickeln.«

      Der Bauer nahm seinen Hut und ging hinaus. Gundi wandte sich ab und ging zum Spülstein. Julian stand noch für einen Augenblick im Raum. Die Aussicht, noch heute mit Gundi auf der Hütte zu sein, ließ sein Herz auch schneller klopfen. Er räusperte sich.

      »Dann werde ich mal weitermachen!« sagte er leise und ging in die gute Stube.

      Gundi und ihre Mutter warfen ihm Blicke hinterher.

      »Madl, du gefällst ihm! Der ist ganz aus dem Häuschen vor Erwartung!«

      Gundi wurde tiefrot.

      »Ich mag ihn gut leiden«, sagte Gundi leise.

      Sie hielt es auf dem Hof nicht mehr aus. Daß Julian im Wohnzimmer des Unterholzer Hofes so vor sich hinarbeitete, machte sie ganz nervös. Es knistert irgendwie zwischen uns, dachte Gundi. Aber er soll nicht denken, daß ich ihm nachlaufe. Das will ich net. Ich will ihn erst mal noch näher kennenlernen.

      Die nächsten Stunden wurden für Gundi fast unerträglich. Am liebsten wäre sie jede Viertelstunde in die Stube gegangen und hätte nach dem Fortschritt der Malerarbeiten geschaut. Daß dies nicht ihr einziges Interesse war, wurde Gundi immer klarer.

      So entschloß sie sich, noch vor dem Mittagessen hinauf auf die Almhütte zu wandern. So eine schöne Wanderung tut mir gut. Da wird mein Kopf frei, überlegte Gundi. Sie ging auf ihr Zimmer und zog sich um. Als sie wieder herunterkam, hatte sie ihr Sommerdirndl gegen enganliegende Kniebundhosen aus feinem hellen Rehleder getauscht. Dazu trug sie rote Socken, die sie über den braunen Wanderschuhen so aufgekrempelt hatte, daß ihre Waden sichtbar waren. Mit der roten Blümchenbluse und der kurzen Lederweste sah Gundi allerliebst aus.

      »Fesch schaust aus, Madl! Richtig fesch! Da werden die Burschen Augen machen, wenn du die Straße entlanggehst, Gundi!« neckte sie ihr Vater. Er war aber auch stolz auf seine schöne Tochter.

      Irene Unterholzer packte ihrer Tochter eine große Brotzeit ein.

      »Mutter, des ist viel zuviel! Wer soll das alles essen?«

      »Vielleicht willst du über Nacht bleiben?«

      »Warum sollte ich das machen? Mutter, was denkst du? Ich bin vor Einbruch der Dunkelheit zurück!«

      Gundi schaute ihre Mutter ärgerlich an. Doch die Unterholzerbäuerin erkannte, daß die Empörung nur gespielt war. Sie sagte nichts, legte den Arm um ihr Madl und ging mit bis zur Haustür.

      »Irgendwann, Gundi! Irgendwann kommt für ein Madl einmal der Augenblick der Entscheidung. Wann? Des weiß niemand vorher, weder du noch ich! Des wirst du aber in deinem Herzen spüren. Dann wirst du schon wissen, was zu tun ist. Ich habe es damals auch gewußt. Dein Vater und ich, wir wollen nur, daß du glücklich wirst. Nun geh! Ich wünsche dir einen schönen Tag und wenn’s so sein soll, dann auch eine schöne Nacht unter dem Sternenhimmel!«

      »Mutter!« sagte Gundi streng und ging davon.

      *

      Gundi wanderte die Hauptstraße entlang. Beim Marktplatz hielt der Bus. Viele Leute stiegen aus. Alle trugen Rucksäcke und hatten rote Hals-tücher daran gebunden.

      Das wird wieder ein Verein sein, der die Berge unsicher macht. Gundi besah sich die Leute näher. Außer den neuen Rucksäcken war die Gruppe für die Berge schlecht ausgerüstet. Sie trugen die falschen Schuhe und sahen aus, als wollten sie zum Strand und nicht in die Berge. Gundi mußte schmunzeln. Als sie den gleichen Weg in die Berge einschlugen, den Gundi nehmen wollte, hielt sie Abstand. Die Gruppe war sehr laut. Gundi störte normalerweise Lärm nicht, aber an diesem Tag war es ihr zu viel. Ihr gingen so viele Gedanken durch den Kopf. Sie sehnte sich nach der Ruhe und der Stille der Berge.

      Die junge Unterholzerin folgte der Gruppe durch den Wald. Als sie die Wiesen erreichten, blieb Gundi stehen. Sie ließ ihren Rucksack von den Schultern gleiten und legte sich ins Gras. Über ihr war nur der blaue Himmel mit einzelnen kleinen weißen Wolken. Sie schloß die Augen und träumte vor sich hin. Der Lärm der ausgelassenen Wandergruppe entfernte sich langsam, bis er nicht mehr zu hören war.

      Gundi dachte an Julian. Sie gestand sich ein, daß sie großes Interesse an ihm hatte. Jedenfalls zog sie sein Äußeres an. Julian war groß und breitschultrig. Er hatte tiefschwarzes glänzendes Haar und grüne Augen. Er sieht sehr gut aus, wirklich sehr gut. entschied sie. Er war mehr, viel mehr als nur ein fescher Bursche.

      Er scheint kein Madl zu haben, überlegte Gundi. Auf der einen Seite wunderte sie dies ein wenig. Auf der anderen Seite dachte sie sich, daß ein Mann, der so aussah, sich seines Wertes auch bewußt war und sicherlich auch besondere Ansprüche an ein Madl stellte.

      Ich gefalle ihm, dachte Gundi. Ja, er mag mich. Er konnte kaum die Augen von mir lassen. Wie er mich immer angesehen hat! Er betrachtete mich von oben bis unten und von vorne und hinten. Jedesmal habe ich seinen Blick in meinem Rücken gespürt. Ob er bemerkt hat, wie sehr er mir auch gefällt? Das fragte sich die junge Gundi Unterholzer. Dabei spürte sie, wie ihr Herz klopfte und ihr das Blut in die Wangen schoß.

      So lag Gundi eine ganze Weile im Gras. Das Mittagsläuten der Glocken der schönen Barockkirche hallten als Echo zwischen den Bergen wider. Gundi konnte sich nicht von dem Gedanken losreißen. Sie malte sich aus, wie es wäre, mit Julian Perner vor den Altar zu treten. Er im schönen feinen grünen Lodenanzug, ich werde ein wunderschönes Hochzeitsdirndl tragen mit einem Blumenkranz im Haar. Anschließend fahren wir in einer mit Blumen und Tannengrün geschmückten offenen Kutsche durch Waldkogel, dachte Gundi.

      Sie seufzte mit geschlossenen Augen.

      Wie gut, daß niemand Gedanken hören oder sehen kann, sagte sie sich. Denn Gundi schämte sich auch ein wenig ihrer Tagträume. Obwohl sie dabei ein warmes Gefühl in ihrem Herzen hatte, war ihr dabei sonderbar zumute, so als würde sie etwas Verbotenes


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